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Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Ollie

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 13:18

Eines muss man den Bordeaux-Trinkern lassen, wenn man so diesen Strang durchliest: Sie haben Humor. Okay, den brauchen sie auch. Aber es ist schon erfrischend, wie sich hier nicht bierernst über einen Kabinett zu 13.50 aufgeregt wird, der letztes Jahr aber noch 12.50 gekostet hat. Dabei macht sauer doch angeblich lustig.

Cheers,
Ollie
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 13:26

Ich wage bereits ein erstes Zwischenfazit zur Bdx-Sub 2022:
(1) Bei gesuchteren Weinen sind Preisanstiege von mindestens 20, eher aber 30% gegenüber 2020 normal. (2021 ist hier vernachlässigbar und wandert wohl z.T., wie UlliB hier einmal anmerkte, in den 22er). Die Aufschläge zum (letztmals günstigen) 2019er sind eklatant.
(2) Weine wie Pichon Longueville Comtesse (vielleicht auch Baron), Ducru B, Montrose, Cos d'Estournel werden allesamt die 200er Grenze (z.T. klar) überschreiten und damit der Sphäre der Normalsterblichen weitgehend entzogen sein. LLC wird gegen 300 tendieren, Palmer ist bereits bei 400+.
(3) Es stellt sich (damit) die Frage, ob die Bereitschaft der Kunden in der Breite, diese Preise auch langfristig zu zahlen, wirklich besteht oder bestehen bleibt (Näheres hierzu wird anlässlich der Arrivage der Weine im Herbst 2024 zu erwarten sein). Pontet-Canet ist vielleicht ein Beispiel dafür, dass preislicher Hyper-Ehrgeiz (da wollte man wohl um 2009/10 herum langfristig mit Palmer gleichziehen) auch ein Risiko darstellt, erst recht, wenn man es mit gewissen Notablen der Weinverkosterszene verscherzt.
(4) Es ist durchaus möglich, dass sich die Sub 2022 lediglich für einige (relativ hoch bewertete) Weine (entsprechender Qualität, die sich noch herausstellen muss) lohnt, die (noch) unter dem Radar fliegen und gleichzeitig in relativ geringer Menge erzeugt werden, oder (für Leute, die Weine nicht trinken (werden), sondern als Spekulationsobjekte betrachten): für ganz wenige gehypte Weine mit wenigen Hektaren Rebfläche, in der Annahme, dass die Qualität des Produkts auch langfristig die Preise stützt und aus dem frenetischen Beifallsgekreisch ähnlich demjenigen pubertierender Mädchen für eine Boy-Group nachhaltige und treue Anhängerschaft (eines quasi mitwachsenden Publikums) wird.
(5) Wenn man nicht unbedingt die Vertikale sucht, muss man ansonsten nicht 2022 subskribieren, sondern kauft besser noch einiges aus 2019 oder 2020 nach und wartet auf die Arrivage der 22er (falls man diese auch auszulassen bereit ist).
(6) Die Premier GCC folgen ähnlich wie Ausone, Cheval Blanc und erst recht Pétrus eigenen Gesetzen und haben mit dem "Normalmarkt" kaum etwas bis gar nichts zu tun.

Gruss
Jean
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UlliB

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 13:46

Hallo Jean,

weitgehende Zustimmung. Ein paar Kommentare:
Die Aufschläge zum (letztmals günstigen) 2019er sind eklatant.
Aus Sicht der Chateau-Besitzer war die Preisstellung für den 19er ein Betriebsunfall, der sich nicht wiederholen sollte. Und vielleicht auch nicht wiederholen wird.
LLC wird gegen 300 tendieren,
Nö. Überschreiten.
Es stellt sich (damit) die Frage, ob die Bereitschaft der Kunden in der Breite, diese Preise auch langfristig zu zahlen, wirklich besteht oder bestehen bleibt
Da mache ich mir gar keine Sorgen. Oder doch, ich sollte genau das, wenn ich jünger wäre. Es sei denn, es kommt ein disruptives Ereignis, aber die sind so schlecht planbar ;)
[...] aus dem frenetischen Beifallsgekreisch ähnlich demjenigen pubertierender Mädchen für eine Boy-Group [...]
Nicht nett. Aber zutreffend.
[...] kauft besser noch einiges aus 2019 oder 2020 nach [...]
Jetzt schauen wir mal, was die Händler mit den Preisen der noch verfügbaren 19ern und 20ern machen. Und wann die vom Markt verschwunden sind.
Die Premier GCC folgen ähnlich wie Ausone, Cheval Blanc und erst recht Pétrus eigenen Gesetzen und haben mit dem "Normalmarkt" kaum etwas bis gar nichts zu tun.
Das wird in sehr naher Zukunft auch für die Comtesse, Ducru B., Montrose und deren Konsorten gelten.

Gruß
Ulli
Zuletzt geändert von UlliB am Do 8. Jun 2023, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Weinschlürfer

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 13:51

Man muss die Händler verstehen.

Auch die Jahrgänge 17 bis 19 liegen schon ne Weile und waren evtl. schon vorfinanziert..
Kapitalrendite und so... Wo Preise angepasst werden können wirds passieren.

Wenn Kopplungsgeschäfte erzwungen werden müssen die raren Flaschen
viel nominal verdienen damit sich das ausgeht...

Intressant finde ich auch immer wieder den Vergleich wie oben angemerkt...
Für die Preissteigerung einzelner Weine bekommt man nominal vielleicht sogar ein paar Flaschen Kabis :-P
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UlliB

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 14:25

Mindestens einer geht heute noch: Cantenac Brown zu 56 € EVP.

Gruß
Ulli

Edit: 40,20 € ex nego, 18% plus auf 2020 / 2021.
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Ollie

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 15:01

pessac-léognan hat geschrieben:kauft besser noch einiges aus 2019 oder 2020 nach


Das Argument mit dem Nachkaufen etwa des 2019er oder 2020ers verstehe ich zwar rein numerisch "vom Preis her", aber inhaltlich finde ich es etwas "unanwendbar".

Fall 1: Ich habe schon alle 2019er und 2020er gekauft, die ich haben wollte, und zwar genau deshalb, weil ich sie haben wollte. Es gibt nichts nachzukaufen, um dem 2022er zu entgehen. Im Gegenteil: Ich habe auch 2022 gekauft. Oder aber ich habe so viel 2019er und 2020er, daß ich den 2022er nicht mehr "brauche". Aber diesen Altbestand habe ich wohl kaum eben erst angelegt, als Reaktion auf die 2022er Preise. Es gibt immer noch nichts nachzukaufen.

Fall 2: Ich habe den Wein in einer früheren Version gewollt, aber nicht (oder "nicht genug") gekauft. Dann kann ich - so verfügbar und günstiger bzw. mit die Jahrgangscharakteristik besser zusagt oder ich nicht warten will usw. - die alten Jahrgänge kaufen, statt 2022 zu subsen, aber das ist eine ganz andere Diskussion: Ich stopfe eine Lücke im Altbestand, etwa mittles einer dritten Kiste Rauzan Ségla 2019. Aber wer subst jedes Jahr andere Weine und generiert solche Lücken? Man hat doch seine Stammerzeuger, die man immer kauft (etwa Schäfer-Fröhlich - die Diskussion ist übertragbar). Es gibt nichts nachzukaufen, um dem 2022er zu entgehen.

Fall 3: Weine, die man ganz opportunistisch abgreift, weil die Kritik ausgeflippt ist. Wer also kauft zum Beispiel 2019er Branaire Ducru nach anstelle des 2022ers? Ich habe den 2019er damals nicht gewollt, ich will ihn auch heute nicht, nur weil der 2022er teurer ist. Der Preis ist ja höher, weil der Wein besser ist; wenn ich also einen "schlechteren Jahrgang billiger" kaufe, mache ich doch kein Geschäft? Wenn der alte Jahrgang besser oder genausogut ist, ist der Preis doch schon angepasstspätestens, seit die Bewertungen zum 2022er raus sind. Es gibt nichts nachzukaufen, um dem 2022er zu entgehen.

Fall 4 (ich räche mich an den Erzeugern, indem ich nicht ihre unverschämt hohen 2022er Preise bezahle, sondern ihre unverschämt hohen 2020er Preise, und zwar jetzt - damit rechnen die nie!!1!) klammere ich mal aus.

Also: Was wollt ihr nachkaufen? Oder verstehe ich gerade etwas falsch?

Cheers,
Ollie
(der vor der 2022er Kampagne noch 2018er nachgekauft hat, um dem 2022er zu entgehen. :lol:)
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harti

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 15:26

UlliB hat geschrieben:Mindestens einer geht heute noch: Cantenac Brown zu 56 € EVP.

Gruß
Ulli

Edit: 40,20 € ex nego, 18% plus auf 2020 / 2021.

Bei diesem Preis freue ich mich doch umso mehr, beizeiten den saugeilen 2015er gebunkert zu haben 8-) .

Gleichwohl, der 22er scheint richtig gut zu sein und wäre eine Überlegung wert (wenn ich mein Budget nicht schon überrissen hätte :oops: ).

Grüße

Hartmut
Zuletzt geändert von harti am Do 8. Jun 2023, 15:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Xilk

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 15:31

maxilian7 hat geschrieben:Nur der Vollständigkeit halber: LCHB ist jetzt bei Lobenberg online und direkt „Nicht auf Lager“:
https://www.gute-weine.de/produkt/chate ... 22-55756h/


Bei Lobenberg jetzt (wieder) verfügbar für 169 € (https://www.gute-weine.de/produkt/chate ... 22-55756h/)

Eine Flasche für Normalsterbliche, 3 für Weinclub-Mitglieder und 6 für Grand Cru Kunden.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 15:33

harti hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Mindestens einer geht heute noch: Cantenac Brown zu 56 € EVP.

Bei diesem Preis freue ich mich doch umso mehr, beizeiten den saugeilen 2015er gebunkert zu haben 8-) .

Oha, gerade nachgesehen: den habe ich ja auch im Keller. Und total vergessen :oops:

Kann man den jetzt schon aufziehen?

Gruß
Ulli
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harti

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 8. Jun 2023, 15:38

UlliB hat geschrieben:
harti hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Mindestens einer geht heute noch: Cantenac Brown zu 56 € EVP.

Bei diesem Preis freue ich mich doch umso mehr, beizeiten den saugeilen 2015er gebunkert zu haben 8-) .

Oha, gerade nachgesehen: den habe ich ja auch im Keller. Und total vergessen :oops:

Kann man den jetzt schon aufziehen?

Gruß
Ulli

Hallo Ulli,

im letzten Jahr habe ich eine Flasche zusammen mit 15er d'Issan und Labegorce geköpft. Alle drei haben schon Spaß gemacht, d'Issan bekam allerdings den Coup de Coeur zugesprochen.

Grüße

Hartmut

PS: Aber wie es aussieht, habe ich da wohl Glück gehabt, denn auf CT wird eher zur Geduld geraten:

https://www.cellartracker.com/wine.asp? ... ccff83c5d1
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