Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
small talk
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Mo 4. Apr 2022, 20:41
Da hast Du völlig Recht Olaf, wenn die Frucht weg ist, ist was schief gelaufen. Das kann nur eine vorübergehende Phase sein oder ein Fehler. Das wird sich zeigen. Im Barrique-Ausbau ist eigentlich nur die Phase des 'prise du bois' schwierig einzuschätzen. Da ist gerade der 2021er. Das ist dann im Mai überstanden. Danach sollte immer Frucht da sein - bis zum Glas. Jetzt nach der Abfüllung werde ich den Le Reysse auch nicht so bald probieren - das macht es nochmal richtig spannend. Vielleicht in zwei Wochen - wenn ich es so lange aushalte. Beste Grüße aus Médoc Stefan
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Olaf Nikolai
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Mo 4. Apr 2022, 22:26
Gerade auch, aber nicht nur vor dem Hintergrund der aktuell steigenden Produktionskosten.....mich würde ein Le Reysse interessieren der lediglich 1,5 bis 2 Jahre im grossen Holzfass oder Beton ausgebaut wurde. Das könnte ich mir sehr gut vorstellen. Vielleicht zeigt uns Pierre Boyer letztendlich doch wie es geht.
small talk
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Di 5. Apr 2022, 07:22
Tja, so ist das nun mal – den Wein mache ich – so wie ich das will… das mag eigensinnig oder egoistisch vielleicht auch noch egozentrisch klingen (ist es ja vielleicht auch). Zugleich kann ich mich auch nicht ganz von dem lösen, was die Wein-Genießer wünschen - schließlich kann ich die Pullen nicht alle selbst leer trinken, sondern sollte auch was verkaufen (auch wenn es schwerfällt sich davon zu trennen). Es ist meine Entscheidung – die ich mir ganz und gar nicht leicht mache. Auf dem Weg zum Perfektionismus gibt es viel Unsicherheit und Zweifel. Draußen in den Reben wurde/werde ich auch ausgelacht. Die Mykorrhiza sieht keiner, ihren Einfluss erkenne ich nicht nur in den Pflanzengesellschaften (Orchideen sind dafür die perfekten Zeigerpflanzen) sondern auch in den verschiedenen Weinchargen wieder und viele können nicht verstehen warum die so gut sind - selbst die Assemblage richte ich danach aus. Extraktion ohne Luft über sehr lange Zeit und im Barrique-Ausbau die Wald-/Holzwahl, Dauer, Battonage, Soutirage, … da gibt es so vieles. Kann und muss auch nicht jeder verstehen wollen und darf auch jeder anders machen – so ist es ja auch. Viele verschiedene und auch großartige Weine. Beste Grüße aus Médoc Stefan
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EThC
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Di 5. Apr 2022, 07:53
small talk hat geschrieben:Tja, so ist das nun mal – den Wein mache ich – so wie ich das will… das mag eigensinnig oder egoistisch vielleicht auch noch egozentrisch klingen (ist es ja vielleicht auch).
...so muß es sein! Und zwar in der ganzen Weinwelt, nicht nur im Bordelais, das ja nicht so ganz meine Baustelle ist, aber immerhin hat Le Reysse auch schon zweimal in meine Gläser gefunden... Die Sachen, die bei einer solchen Herangehensweise herauskommen, gefallen naturgemäß nicht jedem, aber solange die eigene Crowd groß genug ist, so what! Oder bleiben jedes Jahr Unmengen an Flaschen übrig, die keiner haben will? Überhaupt habe ich den Eindruck, daß Bordeaux viel mehr auf den Crowd-Geschmack schaut als andere Regionen und daher die Zahl der polarisierenden Querschläger (welche aus meiner Sicht das Weinleben erst interessant machen) erheblich geringer ist. Vielleicht auch ein Grund, warum die Region kaum bis gar nicht in meinem Keller vertreten ist? Oder liege ich mit meiner Einschätzung, die natürlich nur aus einem recht groben Gefühl heraus entspringt, komplett falsch?
Viele Grüße Erich Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGEwas immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten. https://ec1962.wordpress.com/
Olaf Nikolai
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Di 5. Apr 2022, 12:23
Der Eindruck trügt leider nicht. Das Bordelaise ist schon lange kein Trendsetter mehr, verwaltet vielmehr seine Historie, schielt auf den mainstream und ist nur selten überraschend progressiv. Möglicherweise ist das einerseits der Grund für den bisherigen Erfolg....von dem aber andererseits scheinbar zunehmend die kleineren Gewächse nicht mehr profitieren können. Möglicherweise tut mehr Mut zu "Profil" not.
small talk
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Di 5. Apr 2022, 17:47
Das Bordelais ist SEHR groß. Da ist viel Platz. Genug für viele sehr gute und auch ausgefallene Weine. Es mag sein, dass durch technischen Fortschritt und Optimierung sowie AOC – Regeln eine gewisse Uniformierung einsetzt. Schick gemachte Weine mit Mittelchen auf Linie gebracht haben den Vorteil ‚Marktkonform‘ im ‚Mainstream‘ ohne großen Aufwand zu laufen. Das kann auch mal ganz nett sein für so zwischendurch. Mehr aber auch nicht. Die großen Händler mögen dass, weil diese Weine relativ einfach austauschbar sind. Bei Preisverhandlungen im Einkauf ist die Verhandlungsposition umso komfortabler je mehr Anbieter mit der gleichen Ware (Commodity) unterwegs sind. Wohin das führt sieht man in einigen Segmenten. Da bedingt der Preisdruck nichts Gutes – letztlich für Niemanden. Wer sich hier umschaut wird aus der Masse heraus einige sehr interessante Weine finden. Es gibt fantastische Weine im Bordelais. Beste Grüße aus Médoc Stefan
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small talk
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Mi 6. Apr 2022, 16:24
Kontrast Der Frost hat auf einigen Parzellen seine Spuren hinterlassen. Es stand wohl auf Messers-Schneide. Lagen direkt an der Gironde blieben vollständig verschont.
- Merlot
Die sehen sehr gut aus. Nur etwas weiter weg von der Gironde sind Merlot-Reben geschädigt sofern sie relativ weit fortgeschrittenen waren.
- Merlot
Kaum eine Rebe ist vollständig betroffen. Was spät geschnitten wurde ist noch nicht so weit ausgetrieben, dass es es zu Frostschäden kommen konnte. Ein sehr heterogenes Bild. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich das nun auswächst. Beste Grüße aus Médoc Stefan
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Zweifel
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Fr 8. Apr 2022, 06:35
small talk hat geschrieben:Kontrast Der Frost hat auf einigen Parzellen seine Spuren hinterlassen. Es stand wohl auf Messers-Schneide. Lagen direkt an der Gironde blieben vollständig verschont...
Nur etwas weiter weg von der Gironde sind Merlot-Reben geschädigt sofern sie relativ weit fortgeschrittenen waren. Kaum eine Rebe ist vollständig betroffen. Was spät geschnitten wurde ist noch nicht so weit ausgetrieben, dass es es zu Frostschäden kommen konnte. Ein sehr heterogenes Bild. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich das nun auswächst.
Beste Grüße aus Médoc Stefan
Hallo Stefan Besten Dank für Deine spannenden Beiträge aus der Sicht des Winzers! Bei uns in der Schweiz hat man früher sogenannte Frostreserven stehen lassen. Das waren einzelne lange Ruten, die wegen ihrer Länge später austrieben und im Falle von Frösten eben eine Reserve bildeten. Gibt es diese Praxis im Bordeauxgebiet auch? Was wären allenfalls die Nachteile solcher Frostreserven? Mit freundlichen Grüssen Hans-Rudolf
small talk
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Sa 9. Apr 2022, 08:06
Es ist ganz klar das diese Häufung von Wetterextremen bedingt durch den Klimawandel eine Anpassung der Kultur-Maßnahmen erfordert. Schon dieses Jahr haben wir den Rebschnitt in der Reihenfolge der Lagen ganz klar an der Spätfrostgefahr ausgerichtet. Zugleich haben wir den Schnitt selbst angepasst. Beides hat sich bewährt, denn es ist keine Rebe ganz vom Frost betroffen. Die Knospen auf den Ruten sind kaum oder gar nicht geschädigt. Die Knospen zum verkürzen der Reben hat es hingegen heftig erwischt. Die beigepflanzten Jungpflanzen aus dem letzten Jahr sind komplett erfroren und werden es hoffentlich schaffen noch einmal auszutreiben – dann wäre nur eine Vegetationsperiode in der Entwicklung verloren. Die Ruten nicht zu kürzen oder die Knospenzahl später zu begrenzen, kann durchaus eine Möglichkeit sein. Gestern hatten wir Sturm und können uns nun um diverse Schäden an den Dächern der Gebäude kümmern…
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Zweifel
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So 10. Apr 2022, 10:11
small talk hat geschrieben:Es ist ganz klar das diese Häufung von Wetterextremen bedingt durch den Klimawandel eine Anpassung der Kultur-Maßnahmen erfordert. Schon dieses Jahr haben wir den Rebschnitt in der Reihenfolge der Lagen ganz klar an der Spätfrostgefahr ausgerichtet. Zugleich haben wir den Schnitt selbst angepasst. Beides hat sich bewährt, denn es ist keine Rebe ganz vom Frost betroffen. Die Knospen auf den Ruten sind kaum oder gar nicht geschädigt. Die Knospen zum verkürzen der Reben hat es hingegen heftig erwischt. Die beigepflanzten Jungpflanzen aus dem letzten Jahr sind komplett erfroren und werden es hoffentlich schaffen noch einmal auszutreiben – dann wäre nur eine Vegetationsperiode in der Entwicklung verloren. Die Ruten nicht zu kürzen oder die Knospenzahl später zu begrenzen, kann durchaus eine Möglichkeit sein. Gestern hatten wir Sturm und können uns nun um diverse Schäden an den Dächern der Gebäude kümmern…
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Hallo Stefan Danke für Deine Ausführungen. In der CH -zumindest im Kanton Zürich - sind wir bis jetzt am Spätfrost vorbeigeschrammt. Beste Grüsse Hans-Rudolf
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