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Médoc 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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brownelephant204

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Re: Médoc 2022

BeitragSo 10. Apr 2022, 10:22

Vielen Dank auch von meiner Seite als stiller Leser deiner Posts, Stefan! Das ist wirklich toll hier solche Insights zu erhalten und auch zu sehen, wie sich die Natur aktuell zeigt und welche Herausforderungen das mit sich bringt.

Nun habe ich Lust auf einen Le Reysse bekommen ;-)
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small talk

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Re: Médoc 2022

BeitragMi 4. Mai 2022, 08:37

Mal was nebenher…
Es ist schwer zu vermitteln wie es mir ergeht, wenn ich morgens mal auf den Wiesen bin. Zwischen den weidenden Kühen spazierte ein Storch. Nachdem ich Heu gegeben habe schaute ich mir die Sommerwiese an.
220504-1186_Sommerwiesen-8.JPG
Sommerwiesen

Auf den Sommerwiesen blühen gerade viele Orchideen, besonders zahlreich und auffällig ist das Lockerblütige Knabenkraut.
220504-1186_Sommerwiesen-20.JPG
Lockerblütiges Knabenkraut

Wegen der Wintertrockenheit sind viele Pflanzen kleinwüchsiger. Es ist einfach nur schön und lässt einem das Tagesgeschehen vergessen. Der Garten Eden kann kaum schöner sein.
Auf diese Sommerwiesen kommt die Mutterkuhherde ab Mitte Juni hin um kurz vor der Lese wieder auf die größere Weide hinter dem Château den zweiten Aufwuchs zu beweiden.

Der Wein
der trockene Winter hat weiterhin Auswirkungen. Der Unterboden ist keinesfalls mit Feuchtigkeit gesättigt. Von den heftigen Niederschlägen (immerhin 35 mm) ist im Boden nicht mehr viel da. Die Vegetation zieht nun viel weg. Bisher zeichnet sich ein trockenes Jahr ab.
Das macht die mechanische Unkrautbekämpfung effektiv; allerdings ist der Verschleiß der Schare sehr hoch (trockener Kies sorgt für Abrieb).
Das günstige Wachstumswetter gleicht den Froststress wieder aus. Die Jungpflanzen treiben jedes Jahr sehr früh aus und diese Triebe sind fast vollständig erfroren. Hier kommen nun die Reserveknospen gut raus. Bei den älteren Pflanzen (alles über 3 Jahre) kam es zu einem stocken des Austriebes und ungleicher Knospenentwicklung. Hiervon ist nun nach zwei Wochen günstigem Wetter kaum etwas zu sehen. Sollten die Prognosen für die nächsten 10 Tage stimmen, hat sich dieses Thema auch erledigt.
Unsere Reben sehen gut aus.
220504-1187_Merlot-4.JPG
Merlot

Von Krankheitsdruck kann kaum die Rede sein. Der Echte Mehltau wird jedoch präsent sein, sobald die Blätter der Reben genug Schatten bieten. Zum Glück sind dafür die Vorsichtsmassnahmen relativ einfach.
Falscher Mehltau und Schwarzfäule sind im Moment kein Thema. Wir haben wieder Kontrollparzellen ganz ohne Pflanzenschutz vorgesehen. Dabei ist die erste Pflanzenschutzbehandlung ist sowieso noch nicht gemacht…

Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Re: Médoc 2022

BeitragMi 4. Mai 2022, 09:59

small talk hat geschrieben:der trockene Winter hat weiterhin Auswirkungen. Der Unterboden ist keinesfalls mit Feuchtigkeit gesättigt. Von den heftigen Niederschlägen (immerhin 35 mm) ist im Boden nicht mehr viel da.
...diesbezüglich wird ja gerne und aktuell auch öfters die "Alte Rebe" beschworen, der es mit ihrem 10 m und mehr nach unten reichenden Wurzelwerk "Wurscht" ist, wie trocken es oben ist. In diesem Zug wird auch mehr und mehr die Umveredelung angepriesen, welche die Vorteile der tief wurzelnden Unterlage weiterhin nutzt.

Dichtung oder Wahrheit? Oder irgendwie beides?
Viele Grüße
Erich

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small talk

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Re: Médoc 2022

BeitragMi 4. Mai 2022, 11:00

Die Tiefe der Durchwurzelung wird durch das Grundwasser bzw. Sauerstoffgehalt des Bodens bestimmt.
Eine Rebe wurzelt nicht durch eine Grundwasserführende Schicht da die Wurzel ‚ertrinkt‘ also erstickt. Deshalb ist für die Rebenkultur die Drainage eines Bodens sehr wichtig. Gibt es nach längeren oder heftigen Regenfällen periodische Staunässe, verdirbt das Wurzelwerk innerhalb von Tagen. Dann wird das nix, weil dieses so schnell nicht wieder aufgebaut werden kann.
Unsere alten Reben zeigen auch bei extremer Trockenheit kaum Trockenstress. Viele Unserer Flächen sind von alten Bäumen umsäumt. Die werfen in trockenen Sommern schon das Laub ab um Wasser zu sparen, da ist bei unseren Reben noch keinerlei Anzeichen von Trockenstress.
Junge Reben rollen längst die Blätter oder verlieren sie komplett, was für die Reife fatal ist. Das kann dann unreife Noten trotz hoher Zuckergehalte geben. Der Traubensaft ist nur ‚eingedickt‘ statt echter Traubenreife.
Bei den Unterlagen bieten sich tief wurzelnde Varianten an um mit zunehmenden Phasen von Trockenstress zu überstehen. Wegen unserer Böden (Kies / Drainage), sind die bei uns sowieso Standard (z.B. Gravesac).
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Re: Médoc 2022

BeitragDo 5. Mai 2022, 15:14

Noch ein kleiner Nachtrag zur aktuellen Situation.
Diese Orchideen Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) blühen gerade zwischen unseren Reben.
220505-1188_Ophris apifera-8.JPG

Einige wurden zwar vom Mähwerk erwischt, ein paar haben es aben doch geschafft.
Gemäht wurde um Bodenfeuchte zu sparen (Wasserkonkurrenz) und Schnecken zurück zu drängen.
Die nächsten Tage wird es beständig wärmer - bis an die 30°C. Das wird dem Wein gut tun.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Re: Médoc 2022

BeitragDo 5. Mai 2022, 16:05

small talk hat geschrieben:Die Tiefe der Durchwurzelung wird durch das Grundwasser bzw. Sauerstoffgehalt des Bodens bestimmt.
Eine Rebe wurzelt nicht durch eine Grundwasserführende Schicht da die Wurzel ‚ertrinkt‘ also erstickt. Deshalb ist für die Rebenkultur die Drainage eines Bodens sehr wichtig. Gibt es nach längeren oder heftigen Regenfällen periodische Staunässe, verdirbt das Wurzelwerk innerhalb von Tagen. Dann wird das nix, weil dieses so schnell nicht wieder aufgebaut werden kann.
Unsere alten Reben zeigen auch bei extremer Trockenheit kaum Trockenstress. Viele Unserer Flächen sind von alten Bäumen umsäumt. Die werfen in trockenen Sommern schon das Laub ab um Wasser zu sparen, da ist bei unseren Reben noch keinerlei Anzeichen von Trockenstress.
Junge Reben rollen längst die Blätter oder verlieren sie komplett, was für die Reife fatal ist. Das kann dann unreife Noten trotz hoher Zuckergehalte geben. Der Traubensaft ist nur ‚eingedickt‘ statt echter Traubenreife.
Bei den Unterlagen bieten sich tief wurzelnde Varianten an um mit zunehmenden Phasen von Trockenstress zu überstehen. Wegen unserer Böden (Kies / Drainage), sind die bei uns sowieso Standard (z.B. Gravesac).
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...vielen Dank für die Ausführungen aus erster Hand! :D

Ich wünschte, wir hätten mehr (regelmäßig) schreibende Winzer hier!
Viele Grüße
Erich

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Re: Médoc 2022

BeitragDo 19. Mai 2022, 08:03

Während der letzten drei Tage ging die Blüte los.
220519 Blüte.JPG
Blüte

Mittlerweile an vielen Stellen unserer verschiedenen Lagen. Die Bedingungen für einen guten Blühverlauf könnten kaum besser sein. Das sehr warme trockene Wetter beschleunigt das Wachstum vom Wein und gleicht die frühen Frostdifferenzen nun vollends aus. So wie es aussieht wird es sehr homogen, was auf eine durchgängige Lese mit Beginn Mitte September hindeutet. Das sollte sich mit der Traubenfärbung Mitte-Ende Juli bestätigen.
Es ist weiterhin sehr trocken, mitunter gewittrig aber da bekommen wir kaum erwähnenswerte Tropfen von ab. Schon die trockene Vollmondphase Anfang der Woche zeichnete eine weitere Trockenphase auf. Die hohen Temperaturen verstärken den Wasserbedarf und viel Gräben fallen gerade sehr schnell trocken. Zugleich drängt die Hitze den Falschen Mehltau und die Schwarzfäule weiter zurück. Die Erhaltung der Pflanzengesundheit ist geradezu komfortabel.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Re: Médoc 2022

BeitragSa 21. Mai 2022, 08:11

Fledermäuse im Chai
Draußen ist es tagsüber sehr warm. Die Fledermäuse ziehen sich dann im kühlsten Raum zurück. Das ist der Chai Barrique. Dort hinterlassen sie ihre verräterische Losung… auf meinen Barriques!
220521-1196_Fledermäuse im Chai-4.JPG

Eine Fledermaus vertilgt täglich mehr als ihr eigenes Körpergewicht. Das muss nun mal irgendwo hin. Die Insekten werden so ganz ordentlich dezimiert.
220521-1196_Fledermäuse im Chai-3.JPG

Da muss ich nicht lange suchen, denn darüber hängen sie eng aneinander gekuschelt und verpennen den Tag.
Es ist das 'Grauses Mausohr'. Die Gruppe wird in den nächsten Tagen noch weiter anwachsen. Ihre Hinterlassenschaften auch…
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Zuletzt geändert von small talk am So 22. Mai 2022, 15:59, insgesamt 1-mal geändert.
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innauen

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Re: Médoc 2022

BeitragSa 21. Mai 2022, 20:29

süße Missetäter :)

Danke für die schnönen Eindrücke.

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Re: Médoc 2022

BeitragSo 22. Mai 2022, 15:55

Sonntagnachmittag und bleierne Hitze.
Den beiden Couleuvre (Zornnatter) scheint das nichts auszumachen. Die führe ihren Hochzeitstanz auf unserer Treppe und lassen sich dabei nicht stören.
220522-1197_Couleuvre danse-51.JPG
Couleuvre/Zornnatter Hochzeitstanz

Yves Beck ist gerade hier, erholt sich vom Primeur-Marathon und probiert ein paar mitgebrachte Weine. Zwischendurch auch Le Reysse, Clos du Moulin und Lassus.
Da war der Hochzeitstanz eine willkommene Abwechslung. Sowas hatte er auch noch nicht gesehen und hat es auch gleich mit seinem Telefon fotografiert.
220522-1197_Couleuvre danse-60.JPG

Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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