Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
port_ellen
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So 20. Feb 2022, 23:09
Es gibt ja bei den Bordeaux-Jahrgängen einige Paare, die immer wieder zu Vergleichen reizen und durchaus Klassiker-Status haben, so etwa 1989 und 1990, 1995 und 1996, vielleicht auch 2000 und 2001, aber sicher auch 2009 und 2010.
Ich habe mir für die nächste Zeit einige Paare zurechtgelegt, und vielleicht bekommt das Thema ja eine gewisse Dynamik, weil man durchaus mal 2 Flaschen eines Chateaus öffnet und über einige Tage vergleicht, aber nicht gleich eine ganze Vertikale (wenn man überhaupt so etwas im Keller hat).
Ich selbst habe sehr viele Cru Bourgeois aus 2009/2010, sehr vereinzelt 1989/1990, nichts aus 1995/96 und einiges aus 2015/2016, und bald auch 2018/2019.
Den Anfang macht heute:
Chateau Paloumey (CB) 2009 / 2010
Farbe 2009: dunkles Rostrot, bräunliche Aufhellung am Rand 2010: nahezu blickdichtes dunkelrot, minimal braun am Rand
09 Duft: gekochte Früchte (v.a Brombeere), Gewürze (Nelke), Merlot-Nase, etwas süßlich-gekocht. G: gekochte Früchte (minimal Rumtopf), schaliges-mürbes Tannin, etwas grob/stumpf. Merlot-Typ (Sauerkirsch-Säure/Saft), wenig komplex, offen + reif, kaum Schmelz, trocknet etwas aus, kurz - mittellang.
10 D: frischere Frucht, etwas mehr Gewürze. G: mehr Frucht (Himbeer, Brombeer, Schlehe) und Aroma, etwas tiefer (14% bei beiden). etwas mehr Saft und Kraft, dichter aber auch etwas anstrengender, mittellang, Frucht und Tannin halten sich die Waage.
Fazit: der 09er ist reif und wird wohl nicht mehr besser, da die Frucht langsam verschwindet. der 10er ist der komplexere, tiefere, kühlere und dann eben auch bessere Wein. wenn Punkte, dann 09/88 und 10/89 mit Tendenz zu 90, aber beide bleiben "bäuerlich".
weitere geplante Päärchen von 2009/2010 : Senejac, Belle-Vue Le Reysse Capbern (hier wäre auch 2014/2016 interessant) Caronne St. Gemme
Ich bin gespannt auf weitere Jahrgangs-Paare !
Matthias
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Winedom
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Mo 21. Feb 2022, 00:02
Gute Idee mit dem direkten Vergleich! Gerade um Jahrgangsunterschiede deutlich zu machen! Da schließe ich mich bei Gelegenheit gerne an mit einer Paralellverkostung. Es gibt es auch die Möglichkeit mit Coravin aber es über ein paar Tage zu beobachten ist gerade bei der Preisklasse die anwendbarere Art und Weise.
2010 -komplexere, tiefere, kühlere- habe ich auch schon festgestellt gegenüber 2009 2009 wohl eine etwas schnellere Reife aber auch mehr Fruchtopulenz und feudale Großzügigkeit
Denke da an Chateau Seguin 2009 +2010 wobei ich auch den 2010er etwas vorne sah für mein Gusto.
Viele Grüße Rainer
Kle
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Mo 21. Feb 2022, 00:38
Hallo Matthias,
vielen Dank für Deine Beobachtungen zu Paloumey! Ich habe deren Weine mal ganz gerne getrunken und, nachdem das Band gerissen war, mich etwas wehmütig gefragt, ob ich das bereuen soll. Weder noch, würde ich nun aufgrund Deines Vergleichs sagen. Paloumey ist, was es ist, nur die Jahrgänge sind es nicht!
Gruß, Kle
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port_ellen
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Mo 21. Feb 2022, 00:47
moin kle,
so kann man es sagen; kann man haben, braucht man aber nicht. als essensbegleiter aber durchaus charmant.
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mixalhs
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Mo 21. Feb 2022, 23:28
1928/29 würde mich interessieren. Hat jemand davon noch was und könnte mich vielleicht zur Probe einladen?
Gruß, Michael
Rotundweiss
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Di 22. Feb 2022, 02:37
mixalhs hat geschrieben:1928/29 würde mich interessieren. Hat jemand davon noch was und könnte mich vielleicht zur Probe einladen? ...dafür würde ich beim Wineterminator anklopfen und gleich noch wegen Sauternes aus 18Hundertirgendwas nachfragen - könnte klappen
Jochen R.
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Do 3. Mär 2022, 20:25
Ja gute Idee, deshalb auch von mir ein Beitrag (wenn auch vermutlich für die meisten wenig bis nicht interessant ). Belgrave 2004 (getrunken 1/22) vs. 2006 (2/22) vs. 2007 (3/22): 2004: Nase gleich nach dem Öffnen mittelkräftig bis intensiv: würzig/animalisch, nasses Laub, Eucalyptus, Zedern und Tabak. Mit etwas Luftzufuhr auch Kirschen, später Kaffee. Komplex! Mittlerer Körper, auch hier herb/würzig/nasses Laub, wunderbare (fast schon knackige) (Sauer)kirschfrucht, frische Säure, schöne Adstringenz, mittellanger (bis anfangs eher langer) Abgang. 91-92 P. 2006: Nase anfangs verhalten bis mittelkräftig: v. a. florale Noten und Gewürze (Pfeffer), dazu Kaffee und Minze. Nach 1 Std. gesellt sich feiner Tabak, Leder, sowie eine laktische Note dazu. Dann Nase mittelkräftig. Gerade so mittelgewichtig mit wunderbarer Frucht (Heidel- beeren, Kirsche), frisch/trinkig, kräutrig/würzig/nasses Laub, mittellang. 90 P. 2007: Geniale Nase: Tabak, Zedernholz, nasser Waldboden, florale Noten. Später Heidelbeer(joghurt), Minze und eine animalische Note. Mittlerer Körper, wunderbare Frucht (Brombeeren, Kirschen), frische Säure, Trinkfluss, würzig/adstringierend, nasses Laub, sehr lang. 91 P. Trotz der nicht hoch angesehenen Jahrgänge für meinen Geschmack einwandfreie Essenbegleiter, solo bekömmlich (12,5 %-Vol.) mit Trinkfluss, sicher leicht rustikal (v. a. der 2006er), dabei unter bzw. gerade so 20 EUR die Flasche. Der 2004er ist einer meiner persönlichen Lieblinge. Viele Grüße, Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
Kle
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So 6. Mär 2022, 20:00
Jochen R. hat geschrieben:vermutlich für die meisten wenig bis nicht interessant ).
für mich schon, Jochen, denn ich war einmal ein Freund von Belgrave, doch zu den Jahrgängen nach 2005 fand ich keinen rechten Zugang mehr. Aufgrund deines Beitrages rührte ich nun mal wieder den 15 er an, den einzigen Jahrgang, den ich noch besitze. Großartiges Geruchserlebnis und geschmacklich ein tolles Deja vu mit Aromen, die mich daran erinnern, dass bestimmte, einfache Eindrücke einst die Liebe zu BDX entfacht haben. Leider übertreibt es der Wein dann mit Einfachheit (und Langeweile) und ich stelle ihn weg. Faszination kommt erst im Laufe des zweiten Tages auf: Wieder nicht durch grandioses Aromenspiel, sondern weil er einen Sog und sanfte, aber festhaltende Spannung entfaltet. Schwer zu beschreiben, es ist eine Vereinnahmung, bei der die einzelnen Bestandteile fast überhaupt nicht mehr wichtig sind. Dieses Mal habe ich mich von ihm getrennt, um das Erlebnis nicht sofort zu verpulvern. Fehler, denn am dritten Tag hat er wie überreife, verbrauchte Noten, dazwischen kommen besser Aromen zum Vorschein, wie Du sie oben beschreibst... Gruß, Kle
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Jochen R.
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Mo 7. Mär 2022, 08:57
Hallo Kle, danke für´s Feedback!
Den 2015er hatte ich 2 Mal 2018 im Glas. Jahrgangsbedingt damals eine regelrechte Fruchtbombe und deutlich üppiger als die oben von mir beschriebenen Jahrgänge. Hatte erst kürzlich davon eine Flasche in der Hand, dann aber doch wieder zur Seite gelegt - danke also für die Wasserstands- meldung.
Der 2019er geht übrigens in eine ähnliche Richtung - nachdem was du schreibst, würde ich dir den 2017er ans Herz legen.
Viele Grüße, Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
port_ellen
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Mo 7. Mär 2022, 11:43
moin jochen,
auch von mir danke für die schönen notizen zu den 3 nicht im vordergrund stehenden jahrgängen.
ich selbst habe wenige einzelkäufe aus 2004 (pontet canet, la tour carnet, veyry), ein paar 2006er aus der subs (arrosee, rol valentin, phelan) und nichts aus 2007. belgrave ist mir noch nicht ins glas gekommen...
deine notizen klingen so, wie kürzlich der 2006er rol valentin schmeckte: offene frucht, keine besondere tiefe oder komplexität, aber elegant, 12.5%, sehr trinkfreudig (das ist oft besser als 14.5% mit frucht-extrakt und kratzigen tanninen...) und JLF-gewinnner des abends ...
gruss, m
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