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Bordeaux 2021

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux 2021

BeitragFr 24. Jun 2022, 13:40

Als eine Art Nachwort möchte ich meinen persönlichen Eindruck vom Carmes Haut Brion hier zurücklassen; momentan ist der Wein überwiegend ein Objekt der Spekulation.

"Den Mistral hat Guillaume Pouthier zwar nicht mit von der Nordrhône gebracht, dafür aber die Ganztraubenpressung, die bei Les Carmes Haut Brion, jener in der Entstehung befindlichen Inkunablen, die einstmals vom „Orden der Brüder der allerseligsten Jungfrau vom Berge Karmel“ vom Stapel gelassen wurde, den feinen Unterschied macht. Auch ohne den bekannten trockenen Fallwind fegt Guillaume durch die Gepflogenheiten der bordelaiser Aristokratie und hat ex minimo und in nicht einmal einer Dekade einen Wein(stil) geschaffen, der sich im Jahrgang 2021 zum „most wanted“ gemausert hat.

Man liest oft, der Carmes Haut Brion sei dem Figeac ähnlich – aufgrund seiner Rebzusammensetzung. Hier wird aber das Falsche im Richtigen thematisiert. Während der Pessac von Les Carmes Haut Brion auf maximale Eigenständigkeit setzt – und dabei natürlich das Ass der geringen Verfügbarkeit im Ärmel hat – ist es den Machern von Figeac in den letzten Jahren eher um den cw- Wert gegangen.

Der überragende Carmes Haut Brion 2021 ist eine Orgie der Synthese, indem er Eigenschaften, die gemeinhin kaum zusammen eine Bühne finden, in einem großen Wurf präsentiert. Schon mit der Nase nimmt die Verblüffung über diesen Wein seinen Lauf, denn ein solches Konzert an floralen Düften und Fruchtaromen prägt sonst kein Bordeaux aus. Mit Aplomb nimmt dieser von einer feinen Mineralienbrise durchzogene, dominant blaubeerige, sehr würzreiche, dann wieder glasklare und ungemein präsente Pessac den Gaumen in Attacke und signalisiert seinen Willen zur Auseinanderetzung mit ihm. Die perfekt reife, an den Ausläufern der Opulenz angesiedelte und von einer stilprägenden Säure in Widerhall genommene Frucht hat ein Momentum, das den Carmes Haut Brion in entschlossenem und druckvollem Fluss zu einem Finale von frappanter Immanenz führt.
"
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2021

BeitragFr 24. Jun 2022, 14:52

ledexter hat geschrieben:
vanvelsen hat geschrieben:
Hier meine kurze, mit Augenzwinkern gemeinte Theatervorstellung in 10 Akten... ;)

1. Über die Jahrgangsqualität diskutieren und verhaltene Euphorie äussern
2. Annahmen zur Preisgestaltung äussern
3. Jahrgangsqualität anzweifeln
4. Erste Vorjahrgangs-Nachkauf-Bekundungen aussprechen
5. Sich an den ersten zu hohen Preisen echauffieren
6. Jahrgangs-Boykott aussprechen
7. Rudelverhalten beobachten
8. Vorjahres-Nachkauf-Bekundungen intensivieren
9. Die Weingüter ächten, welche den preislichen Bogen total überspannen
10. Dennoch ein klein wenig oder auch ganz viel kaufen (vielleicht auch heimlich)

Im nächsten Jahr geht's dann bei Punkt 1 wieder los... das wäre dann der 2022er.

Nochmals, das hier ist mit Augenzwinkern gemeint und kein Angriff auf Einzelpersonen.


Hat sich ja dann, zumindest für mich, mal überhaupt nicht bewahrheitet... ;)


Nicht? Ich meine schon. Wir sind aktuell bei den Punkten 8 (gewisse, die noch nicht 2019 gekauft haben, kaufen nun 19er nach...) und 9 (man ächtet schon fast alle Weingüter, da sie die Preise in der Breite nicht gesenkt haben).

Kommt Zeit, kommt 21 in die Gläser - auf welchem Weg auch immer. Ich freue mich drauf.

Cheers,

Adrian
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2021

BeitragFr 24. Jun 2022, 20:52

Na klar. Im Lmeh Abverkauf....lol.
Früh genug. Freu mich auch auch schon drauf.
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2021

BeitragMi 29. Jun 2022, 05:32

Hier die Meinung von Philipp Schwander zum 2021er. https://media.selection-schwander.ch/me ... s_2021.pdf
Gruss,
Adrian
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vonKorf

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Re: Bordeaux 2021

BeitragMi 29. Jun 2022, 08:31

vanvelsen hat geschrieben:Hier die Meinung von Philipp Schwander zum 2021er. https://media.selection-schwander.ch/me ... s_2021.pdf
Gruss,
Adrian


... mit einer klaren Stellungnahme zur Frage Subskription ja oder nein:

"...Die bis jetzt kommunizierten Preise des 2021ers liegen ähnlich hoch wie beim besseren 2020er und sind klar überteuert. Eine Subskription – obwohl gewisse Weine qualitativ sehr interessant sind – drängt sich kaum auf, zumal nach drei ausgezeichneten Jahrgängen die Nachfrage nach einem schwierigen Bordeauxjahrgang verhalten sein dürfte. Erfahrungsgemäß steigen die Preise weniger hoch bewerteter Jahrgänge zudem nur sehr zögerlich."

Gruß
Wolfgang
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diogenes

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Re: Bordeaux 2021

BeitragDo 7. Jul 2022, 09:17

Matthias Hilse hat geschrieben:Als eine Art Nachwort möchte ich meinen persönlichen Eindruck vom Carmes Haut Brion hier zurücklassen; momentan ist der Wein überwiegend ein Objekt der Spekulation.

"Den Mistral hat Guillaume Pouthier zwar nicht mit von der Nordrhône gebracht, dafür aber die Ganztraubenpressung, die bei Les Carmes Haut Brion, jener in der Entstehung befindlichen Inkunablen, die einstmals vom „Orden der Brüder der allerseligsten Jungfrau vom Berge Karmel“ vom Stapel gelassen wurde, den feinen Unterschied macht. Auch ohne den bekannten trockenen Fallwind fegt Guillaume durch die Gepflogenheiten der bordelaiser Aristokratie und hat ex minimo und in nicht einmal einer Dekade einen Wein(stil) geschaffen, der sich im Jahrgang 2021 zum „most wanted“ gemausert hat.

Man liest oft, der Carmes Haut Brion sei dem Figeac ähnlich – aufgrund seiner Rebzusammensetzung. Hier wird aber das Falsche im Richtigen thematisiert. Während der Pessac von Les Carmes Haut Brion auf maximale Eigenständigkeit setzt – und dabei natürlich das Ass der geringen Verfügbarkeit im Ärmel hat – ist es den Machern von Figeac in den letzten Jahren eher um den cw- Wert gegangen.

Der überragende Carmes Haut Brion 2021 ist eine Orgie der Synthese, indem er Eigenschaften, die gemeinhin kaum zusammen eine Bühne finden, in einem großen Wurf präsentiert. Schon mit der Nase nimmt die Verblüffung über diesen Wein seinen Lauf, denn ein solches Konzert an floralen Düften und Fruchtaromen prägt sonst kein Bordeaux aus. Mit Aplomb nimmt dieser von einer feinen Mineralienbrise durchzogene, dominant blaubeerige, sehr würzreiche, dann wieder glasklare und ungemein präsente Pessac den Gaumen in Attacke und signalisiert seinen Willen zur Auseinanderetzung mit ihm. Die perfekt reife, an den Ausläufern der Opulenz angesiedelte und von einer stilprägenden Säure in Widerhall genommene Frucht hat ein Momentum, das den Carmes Haut Brion in entschlossenem und druckvollem Fluss zu einem Finale von frappanter Immanenz führt.
"
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Lieber Matthias, vielen Dank für deine Einschätzung.
Carpe LCHB.
carpe vinum!
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux 2021

BeitragFr 8. Jul 2022, 20:02

diogenes hat geschrieben:

Lieber Matthias, vielen Dank für deine Einschätzung.
Carpe LCHB.
[quote="diogenes"]

Lieber Diogenes,

wie man andernorts sagen würde: "My pleasure".

Herzliche Grüße,
Matthias
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2021

BeitragMi 27. Jul 2022, 15:22

https://www.falstaff.de/nd/liv-ex-borde ... ahrzehnts/

Soweit abschließend zum Thema.
Die die es tatsächlich noch interssieren sollte, können sich demnächst an der Restrampe unter EP Preis bedienen.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2021

BeitragMi 27. Jul 2022, 21:09

Olaf Nikolai hat geschrieben:https://www.falstaff.de/nd/liv-ex-bordeaux-2021-en-primeur-schlechteste-kampagne-des-letzten-jahrzehnts/

Soweit abschließend zum Thema.
Die die es tatsächlich noch interssieren sollte, können sich demnächst an der Restrampe unter EP Preis bedienen.

Manchmal fragt man sich bei solchen Artikeln, ob da in der Redaktion noch irgendjemand Korrektur liest. Nicht, dass ich die Schlussfolgerung für falsch halte, aber Sätze wie dieser:

"Laut Liv-ex ist der Jahrgang 2021 im Vergleich zum 2014er besser als der 2020er."

fallen einfach in die Kategorie "konfuser Sprachmüll". Gemeint ist vermutlich, dass der 2021 besser mit dem 2014er als mit dem 2020er zu vergleichen ist, sonst macht der darauf folgende Preisvergleich keinen Sinn - nur steht das da so gerade eben nicht.

Bei dem Preisvergleich lässt man dann mal offen, auf welche Weine er sich denn eigentlich bezieht. Bei einem Durchschnittspreis (!) von 2425 € für die 12er Kiste (202,08 € pro Flasche) dürften da 98% der en primeur angebotenen Weine wohl nicht in diesen Durchschnitt einbezogen sein.

Der Knaller kommt dann im Absatz danach. Nachdem man sich zu Anfang darüber ausgelassen hat, wie schlecht die Kampagne gelaufen ist, steht da plötzlich unvermittelt am Anfang eines Absatzes:

"Die Kampagne verlief laut Liv-ex erfolgreich."

Ja, was denn nun? Hier kann man auch nur vermuten...

Dass der Hinweis auf die reduzierten Releases keinen Sinn macht, wenn die Weine sowieso kaum verkauft worden sind, ist offensichtlich auch niemandem aufgefallen.

Irgendwie macht das Ganze den Eindruck, als wenn man eine englische Pressemitteilung von Liv-Ex durch ein Übersetzungsprogramm gejagt hat (und zwar ein sehr schlechtes) und das Ergebnis nicht mehr gegengelesen hat, sondern einfach so raugerotzt hat.

Gruß
Ulli
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2021

BeitragMi 27. Jul 2022, 22:16

Entscheidend ist eh der letzte Abschnitt....und der passt dann wohl soweit....
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