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Bordeaux 2020

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragFr 21. Apr 2023, 10:21

[quote="Zaccetti"]Nach Jean's negativ Erfahrung mit dem Ferriere, war ich gestern extrem gespannt auf diesen und ich kann seine Meinung diesesmal nicht teilen. Bei der 2019er Degu empfand ich den Ferriere viel zu holzig, dieses Jahr jedoch nicht, der Holzeinsatz ist im 2020er perfekt abgestimmt. Der Durfort-Vivens der direkt danach verkostet wurde war dagegen gleich richtig langweilig, sehr füllig und träge. Das Duell ging 2019 klar an DV, 2020 gewinnt jedoch Ferriere. Giscours lies mich bisschen ratlos zurück, der Abgang war sehr bescheiden.

Troplong Mondot, Haut-Bailly und Lynch-Bages sind einfach "next Level" unglaublich gut, wobei der TM der frischeste von den dreien ist. Für mich auch alle drei klar besser wie Montrose, nur die Comtesse überragt dies noch aber für den Preis wird nie eine Flasche bei mir landen.
Was P/L angeht führt 2020 nichts an Haut-Bages Libéral vorbei, für mich ein grosser Pauillac zu einem vernünftigen Preis. Da werde ich mir definitiv noch mehr Kisten nachbestellen.
Jm2c[quote]

Mit HBL als QPR-Winner in Pauillac 2019 bin ich sehr einverstanden. Da habe ich bei Pierre Wyss noch zum alten Preis von 35CHF exkl. MwSt nachbestellt. Aber auch die jetzt verlangten 38 sind angesichts der Klasse günstig. HBL 2019 ist m.E. nicht so weit hinter DV 2019, etwas rustikaler halt und Pauillac, nicht Margaux, mehr in Richtung Power.
Zu Ferrière 2020: die (verholzte) Flasche liegt noch fast voll im WKS (sie war frisch geöffnet wirklich für alle Beteiligten ungenießbar, ein Holzklotz, wie ich sagte, nicht etwa Kork! Zwei Tage später hatte ich bei einem kleinen Schluck den Eindruck leichter Besserung. Vielleicht tut hier einfach Sauerstoff gut, um das Holz zu verdauen. Kann aber halt auch sein, dass Claire Villars-Lurton bei aller Biodynamie es einfach nicht schafft, auch beim Holz der Fässer über die gesamte Ernte und erst recht über die Jahrgänge hinweg eine stabile Qualität zu garantieren.)
Nächstens werde ich mit Rauzan Ségla 2020 prüfen, was da in Margaux auf höherem Level möglich war. Nach Kelley's 98 Punkten (auf CT fast Standard seit meiner VKN von April 2021) wird der CH-Tiefpreis von 99 inkl. nicht mehr lange Bestand haben...
Gruß
Jean
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragFr 21. Apr 2023, 18:11

Lagrange (St. J) 2020:
Tief dunkler Kern, fast schwarz mit violetten Refexen, Aufhellungen am
Rand. Geniale, mittelkräftige bis intensive, Nase: ein Korb mit viel Cassis
und Kirschen, florale Noten und Kräuter, Tabak, Leder, dazu etwas Heidel-
beerjoghurt, mit wenig Luft Bittermandeln, im Hintergrund ein Hauch
frische Minze. Ständig wechselnde Eindrücke.
Gerade so mittelgewichtig, kräutrig/würziger Cabernet mit frischer Säure,
Trinkfluss, kräftige Tanninstruktur, sehr langer Abgang.

Ganz hervorragender Lagrange mit Potential! 93(-94)+ P.

Viele Grüße,
Jochen
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 22. Apr 2023, 19:08

pessac-léognan hat geschrieben:...
Zu Ferrière 2020: die (verholzte) Flasche liegt noch fast voll im WKS (sie war frisch geöffnet wirklich für alle Beteiligten ungenießbar, ein Holzklotz, wie ich sagte, nicht etwa Kork! Zwei Tage später hatte ich bei einem kleinen Schluck den Eindruck leichter Besserung. Vielleicht tut hier einfach Sauerstoff gut, um das Holz zu verdauen. Kann aber halt auch sein, dass Claire Villars-Lurton bei aller Biodynamie es einfach nicht schafft, auch beim Holz der Fässer über die gesamte Ernte und erst recht über die Jahrgänge hinweg eine stabile Qualität zu garantieren.)
...

Hallo Jean,
darf ich fragen, wie sich der 75 P. "Holzklotz" präsentierte? Kokos, Karamell,
Kaffee, sehr würzig ... ??
Kann es sein, dass sich der 2020er einfach wieder etwas "klassischer" (wie
Ollie das kürzlich formulierte) und wie früher gerne jung halt karg/rustikal
präsentiert und ohne fette Frucht- und Alkmaskierung (2018) nicht deinen
persönlichen Geschmack trifft?

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 22. Apr 2023, 20:30

Jochen R. hat geschrieben:
pessac-léognan hat geschrieben:...
Zu Ferrière 2020:

Hallo Jean,
darf ich fragen, wie sich der 75 P. "Holzklotz" präsentierte? Kokos, Karamell,
Kaffee, sehr würzig ... ??

Hallo Jochen
Nichts von deinen drei K, auch nicht würzig! Schwer zu beschreiben: etwa wie wenn man in trockenes Eichenholz beißen würde (ich hab' das zwar noch nie getan, stelle mir das aber so ähnlich vor). So gar nichts von der Tabakkiste (Zedernholz), die einem feinen Pauillac so gut steht, aber eben dann (eher im Hintergrund) Teil einer Gesamtkomposition für den Gaumen bildet, auch nichts vom vanillegeprägten Neuholz, das vielen sehr behagt, einfach nur brachiales Eichenholz, das eigentlich so gar nicht zum filigranen Ferrière passt. Für alle am Tisch war das ungenießbar, für mich selber vielleicht noch am wenigsten. Zum Glück hatte ich als Alternative einen Caiarossa (toskanisches "Partnergut" von Giscours und du Tertre) 2013 bereit, der allerdings auch nicht ganz wie die bisherigen Flaschen zu überzeugen vermochte.
Aber wie gesagt: nach meinem Eindruck zwei Tage später kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Ferrière diese brachiale Holzwucht mit gütiger Mithilfe von Sauerstoff einmal verdaut. Ich werde berichten... 8-)
Gruß
Jean
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDi 25. Apr 2023, 20:09

pessac-léognan hat geschrieben: Château Ferrière Margaux GCC 13.5% ALC
68% CS / 27% M / 3% PV / 2% CF
Farbe: dunkles Purpurgranat
Nase: Blumen, etwas Veilchen
Gaumen: Holz, Holz, Holz, sonst nichts - einfach nur ein Holzklotz, eigentlich untrinkbar
Noch deutlich schlechter als die erste Flasche 19er vor einem Jahr, die von etwas Kork "gezeichnet"war.
Vielleicht 75 Punkte wegen der schönen Farbe und etwas Blumen für die Nase...
Kaum zu glauben, dass der 18er vor zwei Jahren mit 95 Punkten derart zu brillieren vermochte!


Am Tag 9 nach dem Öffnen der Flasche und nach sehr ausgiebigem Dekantieren zeigt der Ferrière 2020 immerhin Ansätze dessen, was in ihm steckt. Immer noch ein harter Brocken (obwohl sich das Holz ein wenig integriert hat), schälen sich Noten von Schwarzbrot, Anis und Fenchel heraus und schüchtern ganz im Hintergrund doch auch, gepaart mit Wacholder, etwas getrocknete Cassisbeeren. Und so etwas im Nachhall, als bisse man in Rosenblätter. Gleichsam ein Hauch von Parfum im Abgang...
Man kann sagen, der Ferrière 2020 deutet ein Versprechen für seine Zukunft an. Hinter der Bretterwand, die ihn zur Zeit massiv umgibt.
Wenn man das in Punkte fassen soll: 87(+++?)
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragDo 27. Apr 2023, 16:17

16826053839011561525211308977374.jpg
Château Rauzan Ségla Margaux GCC 2020 13.5% alc
60% CS / 36% M / 3% PV / 1% CF
P&P bei zunächst 15°
Morgen sind es genau 2 Jahre her, dass ich den Wein en primeur mit Adrian vV verkostete, damals von gut 20 Weinen der mit Abstand beste. Und jetzt, ein knappes Jahr nach der Flaschenabfüllung?
Farbe: sehr dunkles, fast opaques Purpurrot
Nase: Cassis, etwas Himbeere, die Düfte nach Veilchen und Frühlingsblumen nicht ganz verblasst, aber deutlich mehr im Hintergrund, weniger "atemberaubend".
Gaumen: Es ist nun das Palais, das den Ton angibt, mit Noten nach Cassis, immer mehr auch hier Himbeere, unterlegt mit Maulbeere und gegen den mittleren Gaumen auch rote und schwarze Kirsche, Rosenblätter, im sehr langen Abgang wieder Himbeere. Holz nur angedeutet, Zedernholz, Wacholderholz, sehr feinkörnige Tannine und eine spürbare, aber nicht störende Säure sind quasi nur als Garanten für ein langes Leben (was ich ja damals in der Notiz en primeur dem "ätherischen Wunderwerk", wie ich es nannte, fast nicht zuzutrauen vermochte) präsent. Im Unterschied zum kürzlich getesteten Ferrière, dem "Holzklotz", ist hier das Holz derart dosiert, dass es nun einfach dem Wein gleichsam als Stütze dient, um den Unbilden der Zeit standzuhalten.
Direkt aus der Flasche ein Wein ganz anderen Kalibers, dem man höchstens in der Erinnerung "vorwerfen" kann, dass das fantastisch blumige Nasenbild doch weitgehend abhanden gekommen ist - ein Memento Mori der Flüchtigkeit des Duftes, das im Wein als Getränk für den Gaumen quasi transformiert und solchergestalt wenigstens für ein paar Jahrzehnte konserviert ist...
Ein großer Margaux!
97 P
Angesichts der aktuellen Preisdiskussion über die 22er Bdx vielleicht doch der Hinweis: Bei Vinum.swiss ist der RS 2020 immer noch für 99.80CHF/€ erhältlich, m.E. angesichts der Qualität, zukünftiger Preissteigerungen (bei Millésima kostet er bereits 150) und der zu erwartenden Preise für die 22er (was dann wohl auch "ältere" Jahrgänge nachziehen lässt) ein vernünftiger, fast schon "günstiger" Preis.
https://www.vinum.swiss/vin/084.071/2020.ca6bt
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 29. Apr 2023, 20:27

Am dritten Tag, bei sinkendem "Pegel" und dadurch steigendem Kontakt mit Sauerstoff hat sich der RS 2020 nun doch, trotz WKS, deutlich zurückgezogen. Schon interessant im Vergleich zum Ferrière, der erst nach mehr als einer Woche und nach sehr ausgiebigem Dekantieren überhaupt trinkbar wurde!
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 13. Mai 2023, 17:26

Château Lafon-Rochet Saint-Estèphe GCC 2020 13.5% alc.
61% CS / 33% M / 3% CF / 3% PV
P&P bei zunächst 15°
Farbe: tief dunkelviolett
Nase: zunächst intensiv rote Kirsche, zusammen mit Veilchen und diversen Frühlingsblumen, ebenso exotische Gewürze, dann doch auch etwas Cassis
Gaumen: zunächst wieder rote Kirsche, dann mehr Richtung Erdbeere, auch hier mit der Zeit, am mittleren Gaumen, als ob man die o.e. Frühlingsblumen kauen würde. Gegen den Abgang hin ein Hauch Caramel au beurre salé auf Schwarzbrot, allerdings auch mit einem krautigen Beigeschmack.
Bei leicht steigender Temperatur stellt sich ein ziemlich starkes Bitterl ein, das allerdings die erwähnten Noten nicht zerstört, sondern eher noch mehr zum Vorschein bringt.
Fazit: der Wein lässt mich etwas ratlos. Zwar deutet er eine gewisse Komplexität an, wenn auch nicht gerade Saint-Estèphe-typisch, aber auf eine (zur Zeit) etwas disruptiv-unharmonische Weise. Wie das wird? Ich weiß es nicht recht.
89/90 Punkte
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Winedom

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 13. Mai 2023, 17:55

Oh, schade.
Den hatte ich en Primeur probiert. Da war er sehr gut. Wenn das was da ausgeschenkt wurde auch in der Flasche ist, denke ich wird das noch. Auf der anderen Seite wäre es doch recht schön wenn er vor der Verschluß abliefern würde.
Denke das Weingut ist im Moment sehr ambitioniert, hoffentlich nicht zu sehr!
Gab es da nicht einen Besitzerwechsel kürzlich?

https://www.meininger.de/wein/erzeuger/ ... t-besitzer

Hoffentlich ist der 2020er da nicht unter die Räder gekommen.
Viele Grüße
Rainer
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 13. Mai 2023, 18:01

En primeur vor 2 Jahren bei der Verkostung mit Adrian vV bekam der Wein von mir 94, von Adrian 95 Punkte. Ich glaube schon, dass da noch (wieder) was kommt.
Gruß
Jean
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