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Bordeaux 2020

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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small talk

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSo 16. Okt 2022, 19:05

Die Inflation ist real da und zwar schon seit Jahresanfang deutlich. In der Beschaffung sind das harte Fakten und die lassen sich nicht wegbeschönigen.
Die Inflation macht sich bei den Produktionskosten definitiv bemerkbar dazu gehört auch Energie und vor allem energielastige Produktionsmittel (z.B. Glasflaschen) andere Produktionsmittel werden früher oder später nachziehen. Das spielt natürlich eine Rolle. De facto sollte man jedoch bedenken:
- der 2020er ist schon lange gemacht und viele sind auch schon abgefüllt – die Produktionskosten sind dann fix. Distribution mag noch steigen.
- der absolute Inflationseffekt in der Produktion macht an der Flasche Wein nicht mehr als 2 – 4 € aus. Das geht bei Weinen von über 50 € im ‚Grundrauschen‘ unter. Weine im unteren Preissegment stehen da ganz anders in der Relation
Ich denke, dass die Inflation auch genutzt wird um die Margen in die Höhe zu treiben. Einigen wird das gelingen.
Mit frivolen Preiskapriolen hat die Inflation nicht direkt etwas zu tun.

Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken.
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragFr 21. Okt 2022, 17:44

Château de la Rivière Fronsac 14% alc
P&P bei zunächst 15°
Es ist nun schon fast Tradition, dass la Rivière nach der Abfüllung der erste Bdx ist, den ich im Glas habe.
Nach der Wuchtbrumme des 18ers vor 2 Jahren und dem Tanninmonster des 19ers vor einem Jahr, der mir trotz der hohen Bewertungen auf CT nicht so recht zusagen wollte, ist nun diese 20er Ausgabe, die gemäß Etikett etwas weniger alkoholisch daherkommt, ein durchaus gelungener Einstieg in den 2020er Jahrgang.
Der Wein zeigt eine schöne dunkle Purpurfarbe mit fein parfümierter Nase (ohne betörend und überwältigend zu sein) nach Zwetschge, Schwarzkirsche und etwas zarter Rose.
Die Zwetschge setzt sich auch am Gaumen fort, ebenfalls mit Schwarzkirsche, am mittleren Gaumen und gegen den mittellangen Abgang hin mit etwas mildem Tabak, leicht Kakao und dann auch Lehm. Die Tannine sind gleich nach dem Öffnen ziemlich rauh und versprechen zusammen mit der gut stützenden Säure ein ordentliches Potenzial, ohne wie beim 19er zu erschlagen, binden sich nach etwa 2 Stunden bereits ganz gut ein, ohne das starke Bitterl, das mich beim 19er ziemlich befremdete.
Ein ehrlicher, gut gebauter merlotbetonter (genaue Rebsortenzusammensetzung ist mir unbekannt, in den letzten Jahren dominierte jeweils Merlot mit ca. 85%) Fronsac, in wohltuender Äquidistanz zu den m.E. etwas überambitionierten Vorgängern aus 18 und 19. Für 12€ (Foire aux Vins bei Leclerc) ein im besten Sinne klassisch geratener Wein, sowohl solo als auch als Speisenbegleiter. Davon kann man für die nächsten 8 bis 10 Jahre schon ein paar Flaschen in den Keller legen, ohne viel falsch zu machen. (89-)90 Punkte
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragMo 7. Nov 2022, 21:06

Eine erste Kiste 2020er liegt im Keller: Rauzan Ségla .
Viel Platz ist da nicht mehr. Weniges ist gesubst, doch im Wesentlichen hat sich's mit 2019. Aber Rauzan Ségla musste sein, nach dem Tasting en primeur vor 1 1/2 Jahren, wo der Wein mit Abstand obenauf schwang: https://www.cellartracker.com/m/wines/3970319
Der RS ist einer der ersten größeren 20er im Verkauf. Gemäß Pierre Wyss war er denn auch 1 bis 2 Monate weniger als üblich im Fass, was ihm zusammen mit dem gegenüber den Vorjahren geringeren Alkoholgehalt (ca. 13.5) zugute kommen sollte. Bin jedenfalls gespannt.
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragFr 11. Nov 2022, 18:41

Château de Pressac Saint-Emilion GCC 2020
71% M / 16% CF / 9% CS / 2% Carmenère / 2% Noir de Pressac (Malbec)
14.5% alc
P&P bei zunächst 15°, langsam sich erwärmend
Nase: zunächst fast nichts, dann ab ca. 16° leise Schwarzkirsche, Weihnachtsgewürze, Lebkuchen, frisches Schwarzbrot, ein Hauch sonnenbeschienener, sehr trockener Lärchenwald im Spätherbst
Gaumen: satt Birnbrot, Dörrbirnen (braun gedörrt), schwarzer reifer Holunder, dann doch (endlich) ganz stark Cassis (fast Cassis-Drops!), auch hier wieder Lebkuchen, frischer, harziger Zedernzapfen, Wacholder und nochmals schwarzer Holunder im Abgang.
Nicht zu warm werden lassen, ab 17° tritt der Alkohol am hinteren Gaumen stark in den Vordergrund.
Säure und Tannine lassen Alterungspotenzial erahnen.
Fazit: ein Powerwein zu Weihnachten! Sehr trinkig, wenn man das mag. Mir sind die Glühwein-Assoziationen fast zu stark. Der Wein hat nicht die Komplexität und Eleganz von Feytit-Clinet (2019), mit dem ich ihn, wenn überhaupt, am ehesten noch vergleichen würde.
(91-)92 Punkte (für den bei Leclerc an der Foire aux Vins bezahlten Preis von ca. 26€, für mich, ein guter Wein. Ich weiß allerdings nicht, ob er je die klassische Statur des 15ers erreicht).
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSo 13. Nov 2022, 21:16

pessac-léognan hat geschrieben: Château de Pressac Saint-Emilion GCC 2020
71% M / 16% CF / 9% CS / 2% Carmenère / 2% Noir de Pressac (Malbec)
14.5% alc
P&P bei zunächst 15°, langsam sich erwärmend
Nase: zunächst fast nichts, dann ab ca. 16° leise Schwarzkirsche, Weihnachtsgewürze, Lebkuchen, frisches Schwarzbrot, ein Hauch sonnenbeschienener, sehr trockener Lärchenwald im Spätherbst
Gaumen: satt Birnbrot, Dörrbirnen (braun gedörrt), schwarzer reifer Holunder, dann doch (endlich) ganz stark Cassis (fast Cassis-Drops!), auch hier wieder Lebkuchen, frischer, harziger Zedernzapfen, Wacholder und nochmals schwarzer Holunder im Abgang.
Nicht zu warm werden lassen, ab 17° tritt der Alkohol am hinteren Gaumen stark in den Vordergrund.
Säure und Tannine lassen Alterungspotenzial erahnen.
Fazit: ein Powerwein zu Weihnachten! Sehr trinkig, wenn man das mag. Mir sind die Glühwein-Assoziationen fast zu stark. Der Wein hat nicht die Komplexität und Eleganz von Feytit-Clinet (2019), mit dem ich ihn, wenn überhaupt, am ehesten noch vergleichen würde.
(91-)92 Punkte (für den bei Leclerc an der Foire aux Vins bezahlten Preis von ca. 26€, für mich, ein guter Wein. Ich weiß allerdings nicht, ob er je die klassische Statur des 15ers erreicht).

48 h später hat der Wein sein Vorweihnachtsgepräge fast vollständig verloren und dagegen viel Blässe und ein ziemlich ausgeprägtes Bitterl eingetauscht. Das sind nun kaum noch mehr als 88/89 Punkte...
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UlliB

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 26. Nov 2022, 11:57

Auf Chateau Durfort-Vivens stellt man neben dem grand vin noch einen Blanc de Noir sowie gleich drei weitere Rotweine her - Relais de Durfort-Vivens, Reserve du Vicomte, und La Nature de Durfort Vivens. So ganz klar ist mir nicht, was hier nun der Zweit- oder Drittwein ist; der hier scheint aber eher in die Ecke "Experiment" zu gehören:

La Nature de Durfort-Vivens 2020 (Margaux) 13,5%Vol. Ohne Schwefelzusatz vinifiziert, 100% Cabernet Sauvignon. Pop & pour. Ein echter Brocken von Wein, geballt, zunächst undurchdringlich, Massen von sandigem Tannin. Fächert aber an der Luft sehr schön auf, wird transparenter und dann auch klar als Bordeaux erkennbar, und ganz zum Schluss erscheinen ein paar hübsche florale Noten, die einen an Margaux denken lassen könnten - wobei ich bei solchen Geschossen eher nicht an diese AOC denken würde. Hier wäre Dekantieren besser gewesen, ansonsten wird der Wein einige Zeit im Keller benötigen.

Da bin ich schon mal auf den grand vin gespannt, aber da wird es noch etwas dauern, bis ich den im Haus habe.

Gruß
Ulli
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 26. Nov 2022, 12:35

Dito
Guter Kauf in 2020.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 17. Dez 2022, 20:07

D´Armailhac 2020:
Tief dunkel, violette Reflexe. Gleich nach dem Öffnen ein Früchtekorb
mit v. a. Kirschen und Cassis, sowie etwas Kirschjoghurt, dazu florale
Noten und ein Hauch Karamell, später auch Tabak. Voll St. Julien (und
weniger Pauillac) in der mittekräftigen Nase.
Mittlerer Körper, hier etwas mehr pauillacic mit herb/würzigem Cabernet
mit trinkanimierender – cremiger - Primärfrucht und frischer Säure, toller
Tanninstruktur, roter Paprika, langer Abgang.

Bockstarker erster 2020er mit geiler Primärfrucht - ganz nach meinem
Geschmack: so darf es gerne weitergehen! 91-92 P.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2020

BeitragMi 21. Dez 2022, 09:56

Dauzac 2020:
Tief dunkel. In der Nase ein Korb aus Heidelbeeren, Kirschen und Cassis,
dazu florale Noten, Kräuter. Mit wenig Luftzufuhr nasses Leder, Paprika
und Eucalyptus.
Druckvoll am Gaumen mit einer Ladung Cassis und Brombeeren, leicht
cremig, frischer Säure, kräutriger Cabernet mit Paprika und Eucalyptus,
schöne Adstringenz, Trinkfluss. Langer Abgang mit fruchtig/kräutrigem
Nachhall.

Auch wenn das m. E. mit der App. Margaux wenig zu tun hat - mir kam
immer wieder chilenischer Cabernet in den Sinn - ist das hervorragend.
91 P. Dennoch: gesteigertes Interesse, das Weingut nach diesem Erstkontakt
weiter zu verfolgen, konnte irgendwie nicht geweckt werden.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Ollie

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Re: Bordeaux 2020

BeitragSa 31. Dez 2022, 02:09

Jetzt endlich auch in Casa Ollie der erste 2020er:

Lilian Ladouys St-Estèphe Cru Bourgeois Exceptionnel

Wie weiland den 2019er für EUR 16.90 im frz. Supermarkt (Cora) geschossen. Anfangs etwas arg schlank für die geballte Fruchtigkeit; recht ausgeprägte Säure, die das Tannin völlig verdrängt. Mit Luft (offene Flasche bzw. im Glas) nach einer halben Stunde oder so mit mehr Körper, viel Saftigkeit, die Tannine durchaus da, aber fein und mit angedeuteter Seidigkeit, insgesamt aber (falls man das als Widerspruch auffassen möchte) recht "transparent" oder "durchhörbar", mit sozusagen, ähm, sehr burgundischer Eleganz für einen (immerhin!) St-Estèphe. Hör auf zu labern: Der Wein einfach ziemlich süffig. Aromatisch das Übliche für jungen Bordeaux, jedoch ohne ausgeprägte Würze oder Exotik, die man in diesem Dorf erwarten könnte, dafür aber auch blitzsauber und mit strahlender Frucht ganz ohne hohe oder gar Überreife und schon gar ohne Gekochtes.

Hmmm. Der 2019er hatte mir mit drei Monaten Flaschenalter mehr deutlich besser gefallen. Momentan mit Hang zu 88 Punkten, weil die Komplexität noch nicht da ist, mit Flaschenreife (fünf Jahre?) könnten 90 drin sein.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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