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Annäherung an Bordeaux, aber wie?

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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pessac-léognan

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragSa 22. Feb 2020, 16:40

Auch mir sind aus 2012 schon sehr gute Weine begegnet, geradezu grandios (wie übrigens von Parker vorhergesagt) der DdC 2012, der eigentlich nie eine richtige Verschlussphase hatte. Mit 1997 würde ich 2012 aber nicht vergleichen. 2012 ist insgesamt ein mittelmäßiger Jahrgang, 1997 dagegen ein wirklich schwacher (ich hatte davon jedenfalls keinen einzigen erfreulichen Wein).
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Olaf Nikolai

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragSa 22. Feb 2020, 18:53

Da ich recht viele 97er über den Verlauf von rund 20 Jahren kenne, bin ich mir in der Einschätzung recht sicher. Und ja, es gab eine doch erfreulich grosse Anzahl respektabler Weine aus 97. Meiner Ansicht nach mehr als aus dem 99er Jahr.
Zuletzt geändert von Olaf Nikolai am Mo 24. Feb 2020, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.
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small talk

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragSo 23. Feb 2020, 08:49

Qualitativ liegen zwischen 1997 und 2012 Welten auch aus 1999 gibt es einige gute Weine. Hingegen habe ich einen guten 1997er aus dem Bordelais noch nicht gefunden – was nicht heißen soll, dass es keinen gibt.
Mit dem 1997 Jahrgang gingen die Preise durch die Decke um danach, für alle die sich nicht durch Qualität absetzen konnten, kontinuierlich zu fallen. Vielleicht führten die Preise, die ohne Bezug zur Qualität gestiegen sind, zur Fehleinschätzung so vieler Winzer, dass sich auch die schlechteste Qualität gut verkaufen lässt. Ein Winzerkollege meine mal zu mir, dass 1997 noch während der Lese als ‚schlechtes Zeugs‘ reinkam die Aufkäufer aufs Chateau kamen und nur sagten „ich kaufe alles zu Höchstpreisen“ – Wozu sich da noch anstrengen? Leider haben es so viele immer noch nicht verstanden.
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harti

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragSo 23. Feb 2020, 12:42

Wir haben in 2000 in unserem Weinkreis eine einzige 97er Probe veranstaltet und beschlossen: Das Zeug braucht zu diesen Preisen kein Mensch. Wir haben keine weitere Flasche gekauft und jedes Mal, wenn mir ein 97er ins Glas kam, war ich froh drum. Nicht weil die Weine nicht geschmeckt hätten, sondern weil sie einfach krass überteuert waren.

Grüße

Hartmut
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Olaf Nikolai

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragSo 23. Feb 2020, 13:48

Der Preisdission Rechnung tragend:
Ich kenne tatsächlich niemanden bei klarem Verstand der seinerzeit 97er Bordeaux zu "regulärem" Tarif erstanden hat. Abschläge von bis zu 50% der primären Preise waren durchaus nicht unüblich. Erstaunlich war für mich dass sich die qualitativen Unterschiede zwischen kleinen und großen Lagen nicht zeigten. Einige kleine Weine vom rechten Ufer waren überraschend gut und auch Medocweine konnten durchaus überzeugen. Ich habe Sociando Mallet, Poujeaux, MHL, Barde Haut, Villars, Bel la Royere, Lynch Bages, Pichon Baron, Grand Corbin Despagne, Haut Tropchaud, Moulin Pey Labrie, Domaine de Eglise, Beauregard, Lagrange (SJ), Mission Haut Brion, Batailley, Haut Batailley, Duru Beaucaillou, u.a.m immer sehr genossen weil die absolut keine Verschussphase hatten und auch nach der Fruchtphase durchaus recht interessant waren. Mit Leoville Barton und auch Leoville Poyferre und Rauzan Segla konnte ich mich allerdings nach der Fruchphase nicht mehr anfreunden. Leider sehr freudlos. Figeac und Vieux Chateau Certan waren schon auf der Arrivageprobe grausig und das ist wohl auch so geblieben. Seit etwa 2015 werden die meisten Weine nun recht müde...aber das nach rund 20 Jahren sehr tinkigem Genuss...was will man mehr von einem kleinen Jahr den man zum Spottpreis erwerben konnte?
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Jochen R.

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragSo 23. Feb 2020, 16:44

pessac-léognan hat geschrieben:.., 1997 dagegen ein wirklich schwacher (ich hatte davon jedenfalls keinen einzigen erfreulichen Wein).

Jetzt bin ich neugierig (zumals du das ja zu jeder bietenden Gelegenheit
wiederholst) - um wen geht es denn da konkret und wann wurden diese
Weine getrunken?

Ich finde in meinen Notizen tatsächlich keinen einzigen großen 1997er, aber
doch eine Reihe sehr guter und hervorragender und damit erfeulicherlicher
Weine (z. B. Pichon Comtesse, Reserve de la Comtesse, Las Cases, Clos du
Marquis, Haut Brion, La Fleur-Petrus, DdC, ..., die auf dem Sekundärmarkt
eigentlich gar nicht teuer waren.
Wie die zur Arrivage geschmeckt haben weiß ich nicht - vermutlich keine
vordergründigen Fruchtbomben - so um/ab 2010 aufwärts waren das für meinen
Geschmack sehr solide Essensbegleiter.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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pessac-léognan

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragDi 25. Feb 2020, 13:07

Bei gar so vielen Gelegenheiten habe ich mich über Bdx 1997 nicht geäußert, lieber Jochen, dafür ist mir der Jahrgang zu wenig wert. Und gar so viele Weine waren das auch nicht, selber habe ich keine gekauft und die damaligen Gastgeber habe ich mit meinen Urteilen über 97er, wenn sie welche auftischten, wohl nicht erbaut. Vage erinnere ich mich an scheußliche 97er Rauzan-Ségla, du Tertre, Gruaud Larose, Talbot, Comtesse und den einen oder anderen Saint-Émilion. Schlechte Erinnerungen notiere ich aber nicht schriftlich, sie sind eher zum Abhaken... Schließlich gibt's genug Highlights aus Bdx!
Gruß
Jean
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Bernd Schulz

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragDi 25. Feb 2020, 23:19

Bekanntlich bin in puncto Bordeaux vergleichsweise ahnungslos :oops: , aber seit mittlerweile einigen Jahrzehnten flattern mir doch immer wieder diverse Bordelaiser Gewächse ins Glas.

Darunter waren auch verschiedene 97er; dieselbigen waren samt und sonders nicht unbedingt für eine ewige Lagerung gebaut, aber von "scheußlich" befanden sie sich meistensteils weit entfernt. Vielmehr habe ich sie im jugendlichen Zustand als besonders zugänglich (und damit eben eher als nicht extrem lagerfähig) wahrgenommen - alles in allem scheint mir 1997 heutzutage immer noch unverdientermaßen mit dem Nimbus eines besonders schlechten Jahrgangs behaftet zu sein... :oops: :?: :? :? :?:

Eine weitere Diskussion zum Thema BDX 1997 wäre übrigens dann wohl besser in diesem Forumsfaden aufgehoben:

viewtopic.php?f=21&t=108

Herzliche Grüße

Bernd
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small talk

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragMi 26. Feb 2020, 12:09

Für jemanden der sich einer Thematik nähert scheinen diese teilweise grundverschiedenen Auffassungen über Weine und Jahrgänge im ersten Moment verwirrend. Dennoch denke ich ist dieser ‚Ausschweif‘ hilfreich. Bei allen Fallstricken und nicht nach vollziehbaren Wein-Beurteilungen wird klar, dass es nun mal kein Schwarz-Weiß gibt. Und schließlich ist nun mal das gut, was einem selbst gefällt und was man selbst genießen möchte.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken.
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pessac-léognan

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Re: Annäherung an Bordeaux, aber wie?

BeitragMi 26. Feb 2020, 15:15

small talk hat geschrieben:Für jemanden der sich einer Thematik nähert scheinen diese teilweise grundverschiedenen Auffassungen über Weine und Jahrgänge im ersten Moment verwirrend. Dennoch denke ich ist dieser ‚Ausschweif‘ hilfreich. Bei allen Fallstricken und nicht nach vollziehbaren Wein-Beurteilungen wird klar, dass es nun mal kein Schwarz-Weiß gibt. Und schließlich ist nun mal das gut, was einem selbst gefällt und was man selbst genießen möchte.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan


Da hast du wohl recht, lieber Stefan! Ich schätze übrigens deine ausgewogenen Worte sehr, empfinde sie äußerst wohltuend angesichts der bisweilen etwas aggressiven Untertöne. Gerade in einer Zeit, wo durch den geradezu rasanten Klimawandel und die fast rasend schnelle Veränderung gewisser Weine Geschmacksroutinen über den Haufen geworfen werden können, scheint mir eine solch differenzierte Position angemessen. Ich stelle selber bei mir fest, dass ich viele Bdx, die ich früher nicht mochte, weil sie mir zu grün und zu unreif waren, nun mit den wärmeren Jahrgängen sehr mag, während mir ab und an Weine aus dem Süden (auch Saint-Émilion) geradezu gekocht vorkommen, sodass ich sie mehr und mehr verschmähe. Ich war früher z.B. den meisten Weinen aus Saint-Estèphe ziemlich abgeneigt, während sie mich nun immer mehr ansprechen, weil sie heute bisweilen so sind wie vor 20/25 Jahren Weine aus dem südlichen Médoc.
Viele Grüße
Jean
Zuletzt geändert von pessac-léognan am Mi 26. Feb 2020, 21:58, insgesamt 1-mal geändert.
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