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Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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pessac-léognan

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragMi 1. Jan 2020, 21:12

Eine einzige Notiz auf CT ist in der Tat weder preis- noch qualitätsrelevant. Und Zwanzigjahresprognosen sind natürlich Unsinn.
In der Breite und über die Jahre sind die Notizen auf CT aber durchaus wertvoll, wenn man sie einzuordnen weiß. Das gilt zumindest für ältere Weine mit zahlreichen Notizen. Bei jungen Weinen mit vielen Notizen kann man immerhin ersehen, dass und wann sich ein Wein (offenbar) verschlossen hat. Mit einiger Erfahrung kann man vielleicht vorsichtige Prognosen wagen, wie lang die Verschlussphase ungefähr dauern könnte - mehr gewiss nicht. Auf den Poyferré 2014 heruntergebrochen hieße das für mich als Leser der letzten CT-Notizen, falls ich davon nicht sehr viel liegen habe und über genussreife Alternativen verfüge: für die nächsten 5 Jahre keine Flasche mehr öffnen. Für die Zeit danach kann man höchstens mit den Franzosen sagen: on verra ! Alles Weitere wäre Kaffeesatzlesen.
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pitts

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragMi 19. Feb 2020, 19:56

Guten Abend,
nach meinem Experiment mit dem Langoa Barton 2014 vor einigen Wochen, habe ich mir nun eine Flasche des Zweitweins von Leoville Barton aus dem Jahr 2015 besorgt.
Kennt jemand von Euch den Wein und kann etwas dazu sagen? Wie groß ist wohl das Risiko, ihn aktuell in der Verschlussphase zu erwischen? Hat ein Zweitwein wie der Reserve de Leoville Barton sowas überhaupt?

Schöne Grüße
Jonas
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Olaf Nikolai

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragMi 19. Feb 2020, 23:14

Ja hat er. Habe im Grunde bei Degus nur negative Eindrücke zum Zweitwein von LB sammeln können.
Bei mir daher im Keller inexistent. Hat da wer tatsächlich positive Erfahrungen mit dem Produkt?
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Lars Dragl

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragDo 20. Feb 2020, 18:36

Hallo!

Ich hatte den 04er la Rèserve de LB und damit auch durchaus Freude. Soweit ich mich erinnern kann, war das ein eher handwerklich erzeugter, recht burschikoser Tropfen, der mir als sehr authentisch und trinkanimierend in Erinnerung geblieben ist. Für die aufgerufenen Preise kaufe ich den jedoch nicht mehr.

Grüße

Lars
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graves

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragDo 20. Feb 2020, 22:22

Da kann ich mich den vorherigen Beiträgen leider nur anschließen. Ich schätze LB sehr, aber den Zweitwein finde ich uncharmant und das PLV uninteressant. Wobei sich meine Erfahrung auf nur zwei Gelgenheiten stützt, danach war meine Neugier gestillt. Sehr raten kann ich dazu, ältere Jahrgänge des Langoa Bartons zu versuchen, teilweise findet man die sehr günstig. Das ist ein sehr schöne, charmantere und früher zugänglichere Alternative zum LB. Dennoch weist der Wein erkennbare Eigenschaften von LB auf. Innerhalb des letzten Jahres hatte ich 2003 und 2008 - beide waren wunderbar...
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Winedom

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragDo 20. Feb 2020, 22:49

Den Langoa Barton von 2008 hatte ich kürzlich auch. Sehr zu empfehlen und auch jetzt gut trinkbar.
Schon ein gehobener Tropfen!

Gruss Rainer
Viele Grüße
Rainer
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pessac-léognan

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragSo 29. Mär 2020, 17:49

Château Léoville-Barton GCC de Saint-Julien 2000 12.5%
Zunächst P&P bei 13°, dann offen in der Flasche stehen gelassen
Auge: dunkles Purpur, aber nicht schwarz, keine Alterstöne im 20. Jahr
Nase: Typische Cabernetwürze, etwas réglisse (Lakritze) und Cassis, eine Spur in hochfeinem Grappa eingelegte Traube, ein Hauch Veilchen
Gaumen: Wenn man jemandem erklären wollte, was 'Zigarrenkiste' bei einem Wein meint, müsste man ihm nur einen Schluck dieses Weines kredenzen. Wenn ein Wein unmittelbar und mundfüllend diese Zigarrenkistenaromen entfaltet, dann dieser Saint-Julien. Dabei werden sogleich Kindheitserinnerungen wach: Früher gab es diese grossen Zigarrensortimentskisten aus Zedernholz, mit Abteilungen im Innern, in denen Zigarren und Zigarillos derselben Marke untergebracht waren. Ich erinnere mich an genau diese Kisten einer bestimmten Marke, ich glaube, es war Partagas. Dabei verhielt es sich so: Der Abt eines Klosters ennet der Grenze erstand - neben einfacheren 'Stumpen' für die Mönche, jedes Mal eine solche Zigarrenkiste, wohl für sich und die anderen 'Obrigkeiten' im Kloster. Da der Grenzübertritt mit einer solchen Kiste wohl ein Risiko darstellte und dieses Riesending nicht unter der Soutane zu verbergen war, wurde sie geleert und der Inhalt in kleinere Behältnisse verteilt. Die leere Kiste bekam der Junge, der dieses Prozedere, das sich unter Flüstern abspielte, in begieriger Erwartung mit verfolgte, und sobald er in ihrem Besitz war, war sogleich jegliches Interesse am Soutanenträger verflogen und nur noch auf die leere Zigarrenkiste gerichtet. Genauer: auf deren Gerüche. Jedes Fach hatte eine etwas andere Nuance, mit der Zeit vermählten sich jedoch diese Gerüche und bildeten auf eine merkwürdige Art eine Einheit. (Die Kiste blieb übrigens lange leer, ehe das eine oder andere Fach mit Kleinjungenkram gefüllt wurde, womit die Kiste mit der Zeit funktionalisiert wurde und ihre Geruchsfokussierung teilweise verlor.)
Gerade eben beim Trinken des Léoville-Barton war also nun mundfüllend genau diese Zigarrenkistenerinnerung, ohne das geringste Zögern, geweckt, nach wohl mehr als 50 Jahren. Interessanterweise also zeigte sich die so überaus deutliche Geruchserinnerung im Mund beim Kauen des Weins als Geschmack - als ob der kleine Junge damals Kautabak gegessen hätte (was garantiert nicht der Fall war). Und erst dann stieg dieser Zigarrenkistengeschmack quasi zurück in die Nase, und beim erneuten Riechen waren die ursprünglichen Noten in der Nase gänzlich überlagert von dieser Zigarrenkiste.
Neben dieser extrem deutlichen Zigarrenkiste haben es alle anderen Geschmacksnuancen schwer: Leder, das Leder eines ziemlich neuen Militärgurtes (hat nichts zu tun mit parfumierten und konfektionierten Edelledergerüchen), mit Temperaturanstieg auch schwarzer Pfeffer, ziemlich scharf, dann übergehend in edle Noten weisser Pfefferarten. Keine Tertiäraromen von Waldboden und Pilzen, aber auch so gut wie keine Fruchtaromen.
Im langen Abgang neben schwächer werdendem Pfeffer ganz wenig Nelke.
Für mich bekommt dieser wuchtig-solide Wein 93/94 Punkte, wobei ich denke, dass viele eingefleischte Liebhaber traditioneller Saint-Juliens höher bewerten würden. Ich persönlich mag den 2002er mit seiner leisen Fruchtigkeit etwas lieber... Geschmackssache.
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Léoville Barton 2000.jpg
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Olaf Nikolai

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragSo 29. Mär 2020, 21:16

3 Fragen.
Warum der Korkuntersetzer? Warum die Ausfüllhilfe? Warum auf dem Bürotisch? Warum dieses Glas?
Sorry, waren 4 Fragen.
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duhart09

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragSo 29. Mär 2020, 21:32

Olaf Nikolai hat geschrieben:3 Fragen.
Warum der Korkuntersetzer? Warum die Ausfüllhilfe? Warum auf dem Bürotisch? Warum dieses Glas?
Sorry, waren 4 Fragen.


Olaf, ist das Dein Ernst? Als Antwort auf eine so persönliche und wie ich finde schöne Schilderung der Eindrücke???
Uli
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Olaf Nikolai

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Re: Dreimal Léoville: Barton, Las Cases, Poyferré

BeitragSo 29. Mär 2020, 21:47

Sorry. Die Degunotitz ist perfekt und vollumfänglich informativ. Vielen Dank dafür. Tatsächlich hattest du da einen der grossen Weine aus 2000 im Glas. Möglicherweise einige Jahre zu früh. Die o.g. Fragen treiben mich um. Was kann ich sagen?!
Zuletzt geändert von Olaf Nikolai am So 29. Mär 2020, 22:04, insgesamt 1-mal geändert.
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