pessac-léognan hat geschrieben:@Patrickr1985:
Deine >50€-Hemmung, wie ich sie mal salopp nennen möchte, kann ich aus deiner Sicht sehr gut nachvollziehen. Sich solche Limiten zu setzen, ist rational gut begründbar.
Allerdings bot gerade der (potenziell große) Jahrgang 2019 in der Sub eine ziemlich einmalige Chance, Weine, deren große Jahrgänge seit 2009 üblicherweise über 100€ kosten, je nach Händler bisweilen gar deutlich, für nicht sehr weit über 50€ (jedenfalls zumeist näher als bei 100) zu kaufen, bspw. die beiden ('kleinen') Léoville aus Saint-Julien (Barton und Poyferré) oder Rauzan Ségla oder Smith HL oder auch Clinet. Für LP waren knapp 60€, für RS und Clinet knapp 70 und für SHL gut 80€ wahrlich ein zumindest kompetitiver Preis, vom sehr schnell ausverkauften Pontet-Canet zum Ausgangspreis (habe ich leider verpasst...) ganz zu schweigen.
Gruß
Jean
@Jean
Danke für die Ratschläge. Einerseits zutreffend. Andererseits eine Frage der Prioritätensetzung. Für mich war es der Beginn der Erweiterung meiner - bis zum Beginn der Coronawelle noch relativ kleinen - Weinsammlung auf Bordeaux (hatte ich vorher fast garnicht).
Für mich ging es erstmal daraum, eine solide Alltagskompatible (für mich heißt "Alltagskompatibel", dass ich mir den an einem normalen WE gönne; in der Woche trinke ich fast nie) Basis zu sammeln. Auf fast alle von den Bdx Weinen werde ich überwiegend (bis auf eine Probeflasche) mit dem Trinken 5 Jahre warten sollen, eher mehr (5 würde ich da als untere Grenze für die kleineren der Weine ansetzen - z.B. Siran. Grade vieles aus dem nördlichen Medoc wird eher länger brauchen, wenn ich da auf VKN auf Cellar-Tracker schaue).
Für viele davon dürfte >10 Jahre ideal sein. Mir persönlich ist wichtiger, regelmäßig guten bis sehr guten Wein zu trinken, als ab und zu mal das absolute Highlight. Dann habe ich halt meinen normalen Jahresverbrauch herangezogen (ca 50-70 Flaschen inclusive Feiern und Mitbringsel) und ausgerechnet, was ich an Lagerbestand haben muss, um meinen Wein mit Durchschnittsalter Auslieferungszeitpunkt plus 10 Jahre Trinken zu können.
Da waren die Gesamtausgaben zum Aufbau einer hinreichend großen Sammlung dann schon derart, dass ich mehr nicht hätte vertreten wollen. Wenn die Sammlung dann erstmal läuft, dann ist es auch kein Problem, da mal ein paar Highlights einzustreuen. Da wird die 50€ Schwelle dann auch sicher nicht ewig beinhart aufrechterhalten - tendenziell geht es mit der Karriere ja eh nach und nach nach oben, nicht nach unten, und ich bin in einem Bereich wo das ziemlich gut Planbar und gesichert ist.
Aber wenn man eine Sammlung grade erst beginnt, und möglichst schnell eine solide Basis an trinkreifen Bordeaux (Plus Barolo, Sfursat, Amarone, Brunello und auch etwas Riesling sowie einiges an - etwas kürzer - gereiften Monastrells) erzielen möchte, wird es finanziell dann doch etwas krass, da noch 2nd Growth oder ähnliches reinzustreuen (wobei ich über Léoville Barton schon nachgedacht habe, ebenso über Dufort vivens oder auch über ddc).
Der Gesamtaufbau der Sammlung war für mich schon finanziell relativ teuer - die Situation ist ja völlig anders, wenn man schon eine laufende Sammlung hat, bei der man nur den Verbrauch ersetzt von der Menge her. Aber wenn ich am Anfang vom Sammlungsaufbau nur soviel Kaufe, wie ich verbruache, dann wird nix hinreichend alt. Die 10 Jahre Lagerdauer muss ich somit vorfinanzieren. Und bei 10 mal dem Jahresverbrauch auf einen Schlag kommt halt bisle was zusammen.
Und wenn man Mengenmäßig zu Beginn weniger kauft, und es dann dazu führt, dass man die Highlights schlachtet, weil man grade Bock auf gereiften Bordeaux hat, obwohl sie noch nicht lange genug liegen, wäre es schade. Und bei der mir nicht unbedingt innewohnenden Geduld bin ich mir ziemlich sicher, dass genau das passieren würde, wenn ich nur 100 Flaschen aber dafür hochwertigere gehohlt hätte (Um meinem 2019er Zeit zu verschaffen, habe ich einiges an 2014er gehohlt, der jetzt schon echt spaß macht mit hinreichend dekantieren - sowohl der 2014er Sociando als auch der 2014er Lagrange überzeugen mich sehr).
Innerhalb der Coronazeit bin ich von vieleicht 100-150 Weinen rauf auf ca 600, wenn man die Subskribierten mittrechnet. Da ist der Stock dann da, den ich brauche, um Wein für meine durchschnittliche Konsumrate zu haben, und die gewünschte durchschnittliche Reifezeit zu ermöglichen. In den letzten beiden Jahren habe ich nicht nur die Bordeauxweine gehohlt, sondern auch kräftig an 2016er Barolo und Sfursat eingekauft und auch etwas Brunello, Amarone und Moselriesling.
Ich kann verstehen, dass für Leute, die schon lange sammeln, diese Menge an verhältnismäßig kleinen Weinen merkwürdig wirkt. Aber die wirkt vor dem Hintergrund merkwürdig, dass man einen Keller hat, der schon eine längere Zeit läuft, so dass man für >10 Jahre Jahrgangstiefe für die meisten Jahre bzw. Jahrgangsbereiche was in hinreichender Menge rumliegen hat. In so einer Lage bin ich aber noch nicht. Dafür muss man halt schon 10 Jahre gesammelt haben. Da will ich hin, bin aber altersbedingt noch lange nicht da.
Für mich bestand die Wahl darin, entweder weniger größere Weine zu hohlen - die ich dann vermutlich zu jung trinke, da ich nicht viel kleineres da habe, um spontanen Durst auf gereiften Wein anders abzufedern - oder erstmal eine Basis an "kleineren" Weinen zu schaffen. Vor dem Hintergrund habe ich mich beim Einkaufen entschieden, wie ich mich entschieden habe.