Fr 11. Jun 2021, 11:40
Dieses "Bordeaux-Problem" ist genau der Grund, weshalb uns der Liebe Gott halbe Flaschen gegeben hat.
Wenn man Weine kauft, die "in X Jahren für Y Jahre" gedacht sind, dann muss man sich schon langsam an das für einen selbst optimale Trinkfenster herantasten. Mit 12 halben Flaschen und in Kombination mit externen Informationen (Foren, etc.) kann man das gut hinbekommen. Zur Arrivage: eine. Zum Erkennen des Beginns der Verschlussphase: drei. Erkennen des Endes der Verschlussphase (hängt vom Keller ab): drei. Herantasten an Beginn optimales Trinkfenster: drei
mindestens, denn reifer Bordeaux ist meistens erst am Morgen danach richtig, richtig gut, das Dekantieren muss man zirkeln lernen.
Der Rest ist Reserve (Kork, Durst, Bruch). Das ist alles plus/minus und kann finanziell optimiert werden, aber man kann ja nicht zeitlebens Wein nach anderer Leute Meinung kaufen ("Punkte!!") und dann auch noch
trinken ("Jetzt!"), wie unmündig ist
das denn.
Dann und erst dann geht man die Magnum des armen Mannes, sonst ist das Geld hinausgeschmissen. Es gibt nämlich nichts Traurigeres als Verkostungsnotizen, die einem Wein endloses Potential bescheinigen (Montrose!); einen 11-Euro-Lanessan in der Verschlussphase zu erwischen, ist ärgerlich, aber halt kein Beinbruch.
Ein sinvolles Kaufmuster des Trinkers sieht also z.B. so aus:
12 Halbe
N Eintel
(Investoren legen noch M Magnums etc. drauf.)
Finanizelle Optimierung (Flaschenpreise und -mengen) des Overheads erfolgt über die übliche Abschätzung des
Down-Side-Risikos (Eintreffwahrscheinlichkeit mal Schaden) sowie über die Trinkgewohnheiten und -gelegenheiten. Teurere und/oder seltener zu öffnende Weine erfordern mehr Sorgfalt ("Portfolio-Management"), weil die Absolutschäden (hinausgeschmissenes Geld) größer sind.
Je teurer der Wein, desto mehr muss ich davon kaufen. Was sowieso besser ist, denn volle Keller sind thermisch träger als leere; Temperaturspitzen werden also viel besser abgefangen.
Cheers,
Ollie