pessac-léognan hat geschrieben:Danke, Ollie. Bin gespannt auf DV, bei dem sich ja bis vor Kurzem die Geister schieden... Da scheint mit dem 19er ein Quantensprung gelungen zu sein. Auch la Gaffelière schlummert im Keller (genau wegen des erhöhten CF-Anteils, der sich in diversen VKN niederschlägt). Einzige Hoffnung: dass der nicht erst in 20 Jahren eine Wucht ist (die Preise haben übrigens bereits ordentlich angezogen).
Ah? Mir war nicht bewusst, daß es bei DV zu Kontroverse gekommen wäre. Allerdings kenne ich DV erst seit dem 2018er, und der war ja nun deutlich singulär mit seinen 11 oder so hl/ha Ertrag. Keine Ahnung, was die Leute so über den 2019er denken. Was man allerdings als Proviso dazusagen muss (und das gilt auch für Brane): Die Tanninqualität ist noch lange nicht auf Deuxième-Niveau, und ich vermute das als Hauptursache für die trotz teilweise sehr hoher Bewertungen noch zivilen Preise. Brane-Cantenac wird im Alter ein absolutes Komplexitätsmonster werden und dabei der ganz klassischen
aromatique médocaine verhaftet bleiben (aber mit Frucht), deshalb gegen die Bewertungen für mich absolut in Ordnung.
Sobald sie bei DV das Problem fixen (Brane arbeitet bereits aktiv an einer sanfteren Extraktion), werden die Preise sicherlich zu jenen Rauzan Séglas aufschließen, schon wegen der bei DV geringeren(?) Verfügbarkeit. DV ist zwar schon
the next thing, aber potentiell wird dieses Château the
next big thing in Margaux.
Zu La Gaffelière: Mein Problem mit CF ist, daß er marginal reif deutlich grünblättrige, auch recht spröde Weine erbringt, was mit gar nicht gefällt (cf. diese ganzen Loire-Suppen, brrrr), und reif eine arg unkonturierte, "dickliche", tendenziell primitive Frucht entwickelt, der es v.a. jung an Komplexität fehlt (etwa Petit Gravet Ainé usw.) - alles meine Wahrnehmung nur, also ymmv.
Bei LG2019 ist das nun (erstmals in der Neuzeit?) ganz hervorragend gelöst; auch blutjung ist der Wein komplex und recht weit aufgefächert (Gegenbeispiel: Beau-Séjour Bécot; sehr schön, aber noch arg klotzig), und die CF-Frucht zeigt deutliche Anlagen für zukünftige Finesse. Vielleicht wird man nicht 20 Jahre warten müssen, aber das Teil wird gereift wirklich sehr, sehr, sehr viel Spaß machen. Einfach ein sehr schöner Wein mit(für
meinen Geschmack) endlich genug Körper und dabei - typisch LG - trotz des Jahhrgangs sehr
understated. Hat also einen Grund, daß die Preise davonrennen..
Gestern Abend hatte ich übrigens
Dom. de Chevalier rouge. Das ist wahrscheinlich der beste Jahrgang bisher (und ganz sicher deutlich besser als 2018), kräftige Tannine, viel Säure, viel Holz, viel dunkelgrüne, camphorige Kräutrigkeit und warme Gewürze (Vanille, Nelken, Muskantnuss), eher rot- als dunkelfruchtig mit einem leichten (auch laktischen) Hang zu Amarena-Eiscreme. Mit Luft wird er deutlich weicher und cremiger, behält aber viel von allem. Bei dieser aromatischen Wucht hänge ich mich dann doch etwas am "nur" mittleren Körper und an der "nur" mittleren, "normalen" (Quarin) Länge auf, was die Euphorie etwas schaumbremst. Insgesamt sowieso ein sehr typischer DdC, mit seinem Hang zum soliden, grauen Flanellanzug ("Buchhaltung geht nur anders, aber nicht besser"). Die extrem hohen Bewertungen sehe ich also nicht, ich bin eher bei 93-94, aber das ist wirklich Geschmackssache. Und ganz klar auch ein Wein, der jahrzehntelang leben wird.
Für mich ist die Arrivage 2019 bislang ziemlich, ziemlich gut (und für mein Bankkonto ziemlich, ziemlich schlecht - und es ist ur ein Drittel der Weine geliefert worden bisher
).
Cheers,
Ollie