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Bordeaux 2019

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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bordeauxlover

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Re: Bordeaux 2019

BeitragFr 2. Jul 2021, 22:34

Hallo Josef,

Unger hat mir gestern in einer Mail für die Subse 2020 Château Sansonnet angepriesen. Habe ich noch nie von gehört. Kommt mitten vom Kalksteinplateau in St. Emilion, hat diverse gute Bewertungen und kostet noch bezahlbare 32,50 €. Als ich das las, dachte ich gleich an Dich. Könnte das was für Dich sein?

Herzliche Grüße
Armin
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Hannes85

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Re: Bordeaux 2019

BeitragFr 2. Jul 2021, 23:44

Welche 19er würdet ihr noch zum Kauf empfehlen? Habe schon einige, überlege mir aber noch womöglich Smith Haut Lafitte, Haut Bailly, Lynch Bages, Leoville Barton oder Pape Clement anzuschaffen. Welchen von denen können Experten hier empfehlen, gut bewertet wurden sie ja alle.
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Charmail

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Re: Bordeaux 2019

BeitragSa 3. Jul 2021, 06:36

Hannes85 hat geschrieben:Welche 19er würdet ihr noch zum Kauf empfehlen? Habe schon einige, überlege mir aber noch womöglich Smith Haut Lafitte, Haut Bailly, Lynch Bages, Leoville Barton oder Pape Clement anzuschaffen. Welchen von denen können Experten hier empfehlen, gut bewertet wurden sie ja alle.



Hallo Hannes,

alle von dir aufgezählten Produzenten haben mit Sicherheit einen sehr anständigen Wein produziert, was sich durch die guten Bewertungen ja bereits abzeichnet. Es ist vielmehr eine Frage deiner persönlichen Vorlieben, sprich, welche Stilistik favorisiert du, eher die Blockbuster oder eher die eleganteren Weine? Wenn du dir diese Frage beantworten kannst, fällt die Entscheidung vielleicht schon etwas leichter und die Einkaufsliste wird etwas übersichtlicher :)

Viele Grüße,
Steffen
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stollinger

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Re: Bordeaux 2019

BeitragSa 3. Jul 2021, 10:01

bordeauxlover hat geschrieben:Hallo Josef,

Unger hat mir gestern in einer Mail für die Subse 2020 Château Sansonnet angepriesen. Habe ich noch nie von gehört. Kommt mitten vom Kalksteinplateau in St. Emilion, hat diverse gute Bewertungen und kostet noch bezahlbare 32,50 €. Als ich das las, dachte ich gleich an Dich. Könnte das was für Dich sein?

Herzliche Grüße
Armin

Hi Armin,

danke für den Tip! Ich habe Sansonnet als recht modern und sehr reif und konzentriert/voll wahrgenommen. Das war mir dann in Summe zu viel, und kein Wein, der besonders terroirbetont ist. Die Kritiker sind ja recht begeistert, aber der 19er und 20er haben dann auch 15% Alkohol, da braucht es schon wirklich gute Argumente, um mich für den Wein zu motivieren.

Chateau Villemaurine ist ja dieses Jahr dann auch in den Besitz der Familie Lefévère, der Besitzerfamilie von Sansonnet, übergegangen. Deshalb auch der Gedanke, etwas Villemaurine zu kaufen, bevor in den nächsten Jahren eine stilistische Anpassung folgt.

Grüße, Josef
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ledexter

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Re: Bordeaux 2019

BeitragMi 8. Sep 2021, 09:29

Nachdem ich nun über einen längeren Zeitraum, wegen Umzug und anderen Sachen wenig Zeit hatte mich mit Wein/Bordeaux zu befassen, war ich doch ziemlich überrascht zu sehen wie 2019 aktuell wahrgenommen wird. Ich habe ja in dem anderen "Surprise..." Thread schon meine Auswertungen der Bewertungen auf Winesearcher der Top 250 Weingüter gepostet, und laut der Bewertungen ist 2019 der beste Jahrgang ever, und selbst wenn es eine Punkteinflation sein sollte, immer noch absolut top.

Ich konnte es kaum fassen zu welchen Preisen Chateau Margaux, Carmes Haut Brion, Larcis Ducasse und Grand Puy Lacoste momentan gehandelt werden. Und wenn man sich 2020 und 2021 ansieht, spricht einiges dafür, dass die Preise bald anziehen werden. GPL für 60 Eur incl Mwst ???

Top Buys:
Chateau Margaux
Les Carmes Haut-Brion
Chateau Figeac
Duffau-Lagarrosse Beausejour
Gruaud-Larose
Grand-Puy-Lacoste
Malescot-St-Exupery
Larcis Ducasse
Grand-Puy-Lacoste
La Lagune
Saint-Pierre
Laroque
Fonplegade

Good Buys:
Vieux Certan
Pontet-Canet
Calon-Segur
Pichon-Longueville au Baron de Pichon-Longueville
Le Dome
Pichon Longueville Comtesse de Lalande
La Conseillante
Ducru-Beaucaillou
La Mondotte
Leoville Barton
Pape Clement
Leoville Poyferre
Smith Haut Lafitte
Domaine de Chevalier
La Gaffeliere
Brane-Cantenac
Trotte Vieille
Pavie Macquin
Croix de Labrie
Clos L'Eglise
Clinet
Malartic Lagraviere
La Croix Saint-Georges
Clos du Clocher
Batailley Grand Cru
La Dominique
Cantenac Brown
Branaire-Ducru
Teyssier
Barde-Haut
Lynch-Moussas
Sociando-Mallet
Faugeres
de Pez
de Fieuzal
Larrivet Haut-Brion
Fleur Cardinale
Grand-Puy Ducasse
Zuletzt geändert von ledexter am Mi 8. Sep 2021, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.
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harti

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Re: Bordeaux 2019

BeitragMi 8. Sep 2021, 13:20

Hallo @ledexter,

Deine 2019er Liste ist leider nutzlos, da die zugrundeliegenden Bewertungen der Weine unbrauchbar sind. (Siehe dazu meine Ausführungen hier: viewtopic.php?f=21&t=4738#p146526). So ist es nicht verwunderlich, dass einer der Stars des Jahrgangs, Ch. Figeac, in der Auflistung komplett fehlt.

Grüße

Hartmut
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stollinger

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Re: Bordeaux 2019

BeitragMi 8. Sep 2021, 16:55

So, nun hat es der erste 2019er Bordeaux aus der Flasche in mein Glas geschafft.

Chateau Dauzac - Grand Vin de Bordeaux - Margaux - 2019

Bild

In finde, der Wein bestätigt die Jahrgangscharakteristik, die ich in Weinen aus anderen europäischen Anbaugebieten aus 2019 getrunken habe: Aromatisch sehr expressiv, dabei auch sauber und klar. In den Aromen tendenziell eine höhere Reife, dabei aber trotzdem Frische. Eine gewisse Wärme oder Hitzeprägung in den Aromen ist aber auch vorhanden. Direkt nach dem Einschenken kommen einem erst mal getrocknete Kräuter und Garrigue entgegen und man fühlt sich an einen Südfranzosen erinnert, das verfliegt aber schnell. Wenn man das Appellations-Stereotyp vom Femininen und der kühlen Eleganz von Margaux bemüht, dann finde ich diese in dem Wein nur wenig wieder. Ich denke, dass ist vorrangig eine Eigenschaft des Jahrgangs. Die Wärme, die Kraft und die Expressivität stehen diesem Bild einfach entgegen.

Der Wein hat viel Extrakt bzw. Substanz, die in einer schönen Gerbstoffstruktur verpackt ist und auf mich sehr wertig wirkt. Hatte ich doch bei den von mir getrunkenen 2018er Bordeaux (und auch anderswo) bei der Substanz häufig den Eindruck von minderwertigem Füllmaterial, wirkt es hier auf mich wie Reserven für ein langes Leben. Der Wein hat sehr viele Gerbstoffe mit einer m.M. nach wirklich toller Qualität.

Doch, das stimmt mich positiv und erwartungsvoll für weitere 2019. Ich kann mir vorstellen, dass die Grundcharakteristik des Jahrgangs gerade bei generell etwas kraftvolleren, maskulineren Weinen sehr gut ins Gesamtbild passt.

Der Wein war ohne Belüftung sofort da, es war viel Neuholz zu riechen und zu schmecken (sehr gute Qualität), der Wein war balanciert, aber wirkte schon so, als wäre technologisch-önologisch ans maximal Machbare gegangen, um ein noch natürliches, aber sehr geschliffenes Resultat zu erhalten. Am 2.Tag hat sich das besser eingefügt, wohl nicht nur ein Faktor der Kellertechnik, sondern auch dem sehr jungen Alters des Weins geschuldet. Der Alkohol ist gut eingebunden und nicht störend oder auffallend.

Andererseits will ich auch hervorheben, dass ich schon beeindruckt war, dass man einen so gerbstoffhaltigen Wein in dem jungen Zustand so zugänglich und sanft gestalten kann, ohne an Potential für die Alterung einzubüßen. Die Komplexität ist noch nicht da, aber man kann den Wein unheimlich gut trinken und genießen. Das ist schon ein gekonnter Spagat.

Ich glaube, der Sub-Preis war so etwa 37€, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich den Wein aber nicht kaufen. Der ist zwar sehr gut, aber er hat mich nicht nachhaltig genug begeistert, es bleibt zu wenig hängen. Dem Wein kann man wohl 92, 93 oder in den neuen Metriken auch 94 Punkte geben. Ist aber trotzdem für mich Ausdruck, dass die Stilistik und die Jahrgangscharakteristik deutlich ausschlaggebender sein sollten als abstrahierte Punkte.

Grüße, Josef

p.s.: Ich hatte zwei Demi, der Korken war sehr kurz und wirkte eigenartig weich. Viele Chateau haben ja auch in ihren kleinen Flaschen Korken von hoher Qualität, Dauzac gehört wohl leider nicht dazu. Meine zweite Flasche werde ich noch ein paar Jahre liegen lassen, aber bei mehr als fünf könnte ich mir vorstellen, dass der Korken ungeeignet ist.
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ledexter

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Re: Bordeaux 2019

BeitragMi 8. Sep 2021, 19:00

harti hat geschrieben:Hallo @ledexter,

Deine 2019er Liste ist leider nutzlos, da die zugrundeliegenden Bewertungen der Weine unbrauchbar sind. So ist es nicht verwunderlich, dass einer der Stars des Jahrgangs, Ch. Figeac, in der Auflistung komplett fehlt.


Figeac ist mir tatsächlich durchgerutscht, auch wenn es bei mir in der Statistik war. Ich habe ihn noch hinzugefügt :? Die Daten von Winesearcher sind so gut oder schlecht wie GWS, siehe Antwort im anderen Thread.

https://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=21&t=4738&p=146536#wrapper
Zuletzt geändert von ledexter am Mi 8. Sep 2021, 19:05, insgesamt 1-mal geändert.
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2019

BeitragMi 8. Sep 2021, 19:04

stollinger hat geschrieben:Andererseits will ich auch hervorheben, dass ich schon beeindruckt war, dass man einen so gerbstoffhaltigen Wein in dem jungen Zustand so zugänglich und sanft gestalten kann, ohne an Potential für die Alterung einzubüßen. Die Komplexität ist noch nicht da, aber man kann den Wein unheimlich gut trinken und genießen. Das ist schon ein gekonnter Spagat.
Wie ermittelst Du denn das Alterungspotential, und zu welchem Ergebnis kommst Du beim 2019 Dauzac?
Besten Gruß, Karsten
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stollinger

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Re: Bordeaux 2019

BeitragDo 9. Sep 2021, 12:43

Moin Karsten,

gut, dass du nachfragst, bevor sich irgendwelche Halbwarheiten und Halbprognosen verselbständigen.

Zuerst hole ich mal die Goldwaage raus, ich meine, ich hätte mich nur zu einer Aussage bzgl. des relativen Alterungspotentials und nicht des absoluten hinreißen lassen.
stollinger hat geschrieben:Andererseits will ich auch hervorheben, dass ich schon beeindruckt war, dass man einen so gerbstoffhaltigen Wein in dem jungen Zustand so zugänglich und sanft gestalten kann, ohne an Potential für die Alterung einzubüßen.

Was mir beim Schreiben der Zeilen im Kopf rumging: Man kann die Adstringenz von Rotwein z.B. durch die kontrollierte Oxidation (Fassausbau und/oder Micro-Oxigenation), durch Schönung und durch Filtration herabsetzten. M.m. nach purzeln solch sanfte Tannine nicht ohne Weiteres aus der Traube heraus, ich denke, die haben sich im Keller schon Mühe gegeben.

Bei Schönung und Filtration läuft man Gefahr, neben den stark adstringierenden hochpolymeren Tanninen auch andere substanzielle Bestandteile (andere Tannine und Proteine) dem Wein zu entziehen. Wenn man die kontrollierte Oxidation übertreibt, kann es zu harten und trockenen Tanninen kommen, oxidierter Aromatik und Farbverlust und Verlust von Frische. Auf all das habe ich keine vermehrten Hinweise schmecken können (mit Abstrichen auf eine leicht oxidierte Aromatik, aber das ist ja verflogen). Aber: Das ist natürlich nur eine Einschätzung meinerseits, ein Gefühl.

Ich habe mir selber auch Gedanken zur Einschätzung des absoluten Alterunspotentials gemacht. Normalerweise addiere ich dafür alle Punkte von Verkostern auf und füge etwas von den Länderpunkten von meinem Auftritt bei Tutti-Frutti dazu. Da kam ich in diesem Fall aber bei einer Jahreszahl im 14. Jahrhundert heraus und musste das ganze anders angehen.

In meine Überlegungen gehen die Balance aus Extrakt, Gerbstoffen, Aromaintensität und Säure ein. Der Wein hat m.M. nach von allem viel. Ich habe beim Verkosten teilweise gespuckt. Die Gerbstoffe bilden ja mit den Proteinen aus dem Speichel eine Ausfällung, die sich dann z.B. als rote Fäden, Knäulle, im Gespuckten zeigt. Als ich den Napf in die Spüle gegossen habe, erinnerte mich das in diesem Fall eher an eine Nachgeburt, es war wirklich viel. Deshalb (und auch sensorisch) gehe ich von einer großen Menge Tanninen aus, die wichtig für eine lange Lagerfähigkeit sind. Es ist auch viel Frucht vorhanden, was mich an eine schöne aromatische Balance zwischen Frucht und Tertiäraromen im gereiften Zustand glauben lässt.

Was mich etwas verunsichtert, ist die generelle warme Tönung des Weins. Ich weiß nicht, ob das im Laufe der Jahre abnimmt (was ich mir wünschen würde) oder vielleicht auch mehr wird. Gedanklich habe ich mich gefragt, wie reift denn Priorat, um einen Analogieschluss zu machen, aber da kenne ich mich überhaupt nicht aus.

Unterm Strich ist das natürlich ganz viel Kaffeesatz-Leserei. Ich bin mir sicher, das weißt aber gerade auch du :lol: Ein etwas stärkeres Argument für das Alterungspotential ist das technische Datenblatt, da steht:

Potentiel de vieillissement
S’exprime à son meilleur entre 5 et 20 ans,
pour vieillir jusqu’à 20-30 ans.


Grüße, Josef
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