Bordeaux 1978

Letzten Samstag im Glas: Leoville Las Cases 1978

Dunkle Farbe, nur leichter Wasserrand. Gleich nach dem Öffnen ausladend mit Cassis und roten Johannisbeeren, Trüffel und Paprika. Nach etwa 1h leider immer gründer werdend. Zwar dicht in der Mitte, aber die Nase wirkt eher schwach, Cassis, Pfeffer, Zedern und vor allem viel grüne Paprika. Im Gaumen elegant mit Kraft aber eher kurzem Abgang. Ein guter, frischer Essensbegleiter, der aber nach diesem Bur Trinken jetzt-2018

Von mir 91 GPoints

Hallo zusammen,

habe heute Abend einen Wein im Glas, dem ich normalerweise keine Zeit für ein posting widmen würde. Doch dieser einfache Bursche steht nach etwa 34 Jahren noch so sauber und frisch im Glas, dass ich ihn schon deshalb erwähnen will.

Chateau Sainte-Luce Bellevue, Premieres Cotes de Blaye, Henri Abadie
In der Nase kräftig und vielschichtig nach roten Beeren, feine Nuancen an Edelholz, Fenchel und ätherischen Aromen. Keine Sherry-Aromen.
Am Gaumen mittlerer Extrakt, knapp lebhafte Säure, leichte Extraktsüsse, beinahe abgeschmolzene Gerbstoffe, mittlerer Körper mit sehr burgundischer Art. Gut strukturiert und doch auch etwas Finesse zeigend. Harmonisch und vielschichtig nach roten Beeren und würzig-ätherischen Aromen mit auch etwas Pfeffer, etwas altes Holz. Toller Trinkfluss und mit seinen wohl 12,5% alc. sehr verträglich. Gut mittlerer Abgang. 90 OpfP. Baut nach einer Stunde etwas ab und wird körniger.

Auch der Flaschenzustand war verblüffend. Beinahe high-fill, nur der Kork war ziemlich durchnässt und brüchig.

Ich hatte diesen Wein vor etwa 2,5 Jahren von einem (ehemaligen) Weinkumpel gekauft, der ihn aus einer Kellerteilübernahme als Draufgabe erhielt. Für die bezahlten 5€ ein grandioses PGV. Danke Toni.

Chateau Palmer (1978, Margaux, FRA)
0,75 L Flasche, dekantiert (war so nicht geplant, aber ein komplett durchnässter, stark bröselnder Korkstopfen machte es notwendig), zur Fleischfondue getrunken.
Verkostungsnotiz: Vergehendes Kaminrot. Schokolade und Kaffee in der Nase. Dazu ein leicht fahl und sauer wirkender Cassiston. Im Mund anfänglich Schokoaroma, übergehend in einen sauren Kirschgeschmack.
Kommentar: Der Wein war klar über seinen Zenit hinweg, aber für mich noch annehmbar angenehm.
Bewertung 5-6/10 PPP

Viele Grüße, Uli

... und noch ein 78er.

Chateau Maucaillou (1978, Moulis, FRA)
0,75 L Flasche, hoher Füllstand, Ende 01/2013 zum Abendessen getrunken. Der Kork zerbröselte beim Öffnen. Am Ende gab es keine andere Möglichkeit als die Korkreste in die Flasche zu stossen und anschließend den Wein über ein engmaschiges Sieb in einen Dekanter zu transferieren.
Verkostungsnotiz: Dürres Rot. In der Nase Kirsche, Kaffee und Schokolade. Im Mund wie Trinkschokolade.
Kommentar: Der Kork war schlecht, der Wein nicht!
Bewertung 5-6/10 PPP (ca. 89/100 Punkte)

Am Wochenende zu einem besonderen Anlass mit guten Freunden:
Château Pichon-Longueville-Baron 1978



Mit der 1975 Comtesse konnte er aber definitiv nicht mithalten.

Gruss
Marko

Nachtrag zu einem getrunkenen Wein:
Chateau Montrose 1978
sattes Granatrot, mit reifetönen zum Rand hin
Tolle Nase nach Gewürzen, Kräutern, rote und schwarze Johannisbeeren, Zigarre.
Am Gaumen ein mittlerer bis voller Körper, elegant, druckvoll, aromatisch, rote und schwarze Johannisbeeren, Zigarrenkiste, Kräuter, Gewürze, Größe zeigend, saftig, oppulent, tragende Säure, Fruchtsüße, abgeschmolzene Tannine, ein sehr stimmiger und harmonischer Wein klassischer alter Bordeaux
Langer Abgang rote und schwarze Beeren, Kräuter und Gewürze.
Stellt so manchen hochgelobten und modernen Wein in den Schatten.

93 FW Punkte

Frohes neues Jahr zusammen!
Gestern Abend mit guten Freunden zum Jahresabschluss genossen:

Château Pichon Lalande 1962
Château Pichon Lalande 1971
Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande 1978

Angefangen haben wir mit dem Jahrgang 1971, gefolgt von 1978 und zum Abschluss (und Krönung) 1962. Dass der 62er zum Schluß kommen sollte, war klar, warum wir mit der 71er angefangen haben weiß ich nicht.
Notizen habe ich keine gemacht, dafür war die Runde zu gemütlich. Aus dem Gedächtnis:

1971:
Gleich die erste Flasche ein Volltreffer. Nach ca. 30 min in der Karaffe eine betörende Nase. Wald, Wiese, Frucht, alles dabei. Wuchtig aber dennoch fein am Gaumen. Spielerisch und komplex. Feine Würze gepaart mit einem harmonischen Süss-Säurespiel. Einfach ein Genuss

1978:
Die schwächste der drei Flaschen. Tolle Nase nach nassem Laub, Zedernholz, rote Frucht und deutliche Altersnoten. Am Gaumen aber flach und lieblos. Hervorstechende Säure, die sich auch bei fortgeschrittener Belüftung nicht einbinden ließ. Ein wenig Frucht war schon spürbar, und so richtig schlecht war es auch nicht, aber an die 71er kam sie bei weitem nicht ran.

1962:
Wohooo! Die Krönung des Abends. Was für ne Hammer Nase. Zigarrenkiste, Laub und Champignons. Dunkle Früchte, Sauerkirsche, leicht rumtopfig und frisch gezupfte Gartenkräuter. Am Gaumen zunächst verhalten, dreht dann aber phänomenal auf. Wandelt sich ständig im Glas. Spielt, tänzelt mit einer spielerischen Finesse, die ich bei einem Wein dieses Alters noch nie so genießen durfte. Klar, man merkt Ihr das Alter an, aber mit Würde und Eleganz. Genial ist das, auch noch zu fortgeschrittener Stunde. Und die Flasche ist leider viel zu schnell leer. Ich ziehe meinen Hut was man damals auf die Flasche gezogen hat.

Gruß
Marko

1978 scheint so mein Silvester Jahrgang zu sein.
Dieses Jahr musste ich recht häufig in den Keller laufen.

Phelan Segur 1978
2 Flaschen, beide Mausetot

Der 81er Rausan Segla als Ersatz zeigt sich zum Glück in einer besseren Verfassung

Gruß Marko

1978 Château Siran

In Anbetracht der Schwierigkeiten des Jahrgangs im Bordeaux und dem Alter des Weins hatte ich keine spezielle Erwartung an diese Flasche. Ich wurde positiv überrascht. Schon beim Karaffieren entströmte ein schöner Duft dunkler Beeren. Im Glas präsentierte sich der Wein dunkelrot in der Farbe mit Ziegelrot, aber nicht braun. Angetan war ich vom Duft schwarzer Johannisbeere, Rosinen, auch rote Beete. Ja, auch tertiäre Aromen von Zedernholz, Leder und Erde, doch keineswegs störend. Zwischendurch nicht so schön ein Stallgeruch, dieser verflüchtigte sich aber wieder. Im Hintergrund nur angedeutet gab es frische Noten von Lakritze und Eukalyptus. Am Gaumen dunkelbeerig, dazu mit dunkler Schokolade. Frucht und Säure sind noch im Einklang, die Länge lässt aber zu wünschen übrig.

Klar, die beste Zeit ist vorüber. Der Wein war nicht sonderlich stabil, über zwei Stunden gab es ein wechselndes Auf und Ab, doch dabei auch tolle Momente. 89 Punkte sind noch drin, mit absteigender Tendenz.