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Hallo Ledexter,

beruht Deine Einschätzung auf eigener Empirie, auf fremder Empirie oder auf purer Theorie?

Schöne Grüße
Armin

2013 aus Erfahrung und DV und RG ist eine Hypothese auf Basis der Verkostungsnotizen.

Aber ich gebe euch dahingehend Recht, dass DV natürlich die letzten Jahre augenscheinlich eine beeindruckende Entwicklung hingelegt hat, ohne ihn selbst probiert zu haben.

Jochen R. beschreitet halt gerne die persönliche Ebene.

Um sachlich zu bleiben:
Der MdC 16 ist ein guter (Zweit-) Wein.
Bei aller Euphorie jedoch erscheint m.E. die Bewertung mit 94 P reichlich sportlich. Allerdings sind Vergleichsproben von Weinen oftmals erhellend aber unfair und tragen der Qualität der Weine, solitär genossen, nicht ausreichend Rechnung.
Ich kann akzeptieren dass Dir der Wein sehr gut gefallen hat und da stimme ich auch ausdrücklich zu.
Frohe Ostern.

Ein paar Berichte gibt es schon im Faden:

März 2019

Jochen R. hat geschrieben:Senejac 2016:
Tief dunkles Weinrot mit Violettstich und leichten Aufhellungen zum Rand.
Mittelkräftige Nase: florale Noten, Minze, Heidelbeeren & Kirschen,
bißchen Vanille. Mit etwas Luftzufuhr gesellen sich Tabak und nasses Leder
dazu.
Mittlerer Körper, wunderbare Cabernet-Aromatik mit einer Ladung Brombeeren
& Cassis, frisch, floral, ganz leicht cremig, sehr lang.
Wie schon der Lanessan top PLV - sehr gute 90 P.

Juli 2019

Je-Mi hat geschrieben:Dagegen Senejac 16 für meinen Geschmack im Moment gar nichts. Löste bei mir keinen besonderen "Trinkfluss" aus. Erschien mir vanillig und parfümiert. Ich gehe davon aus, dass sich das in den nächsten Jahren regelt. Der 2010er gefällt mir sehr gut.
Grüße Jens

Nov. 2019

UlliB hat geschrieben:Senejac (Haut Medoc) Weiter oben im Thread gibt es ein paar negative Meinungen. Die kann ich nicht nachvollziehen: zwar nur mittelgewichtig, aber völlig stimmig - feiner Fruchtausdruck, auch ein paar Blütennoten, das Holz perfekt eingebunden, schwungvoll und (in dieser Gewichtsklasse eher selten) durchaus elegant. Sehr typisch, und sehr schön, exzellentes PLV (13,80 € ep).

Bei uns gabs den neulich auch, Château Sénejac - Haut-Medoc - 2016:



Die Eindrücke decken sich im Großen und Ganzen mit meinen. Kein Ausbund an Natürlichkeit, ich finde ihn aber balanciert und nicht parfürmiert. Ich kann aber nachvollziehen, dass man diesen Eindruck bekommt, besonders jünger wohl.

Die Gerbstoffe haben eine sehr schöne Qualität, das ist klar und sauber und durchaus charmant. Zugänglich und als Essensbegleiter bei uns sehr passend.

Grüße, Josef

Hm, ich habe unlängst einen großen Teil meiner '14er Senejac verkauft.
Mir war er dann doch etwas zu parfümiert. Parfümiert beschreibt es wirklich sehr gut.
Hoffe, dass der ggü. 14 doch strukturreichere und kräftigere 16er dieses Röstholz besser integrieren kann.
Vielleicht habe ich die letzten Jahre doch zu viele St. Estephe Weine getrunken.

An dieser Stelle eine Wasserstandsmeldung zum 2016er Château Les Carmes Haut-Brion, den ich im Rahmen einer Verktikalverkostung gestern in Bordeaux probieren konnte.

2016, Château Les Carmes Haut-Brion, Frankreich, Bordeaux, Pessac-Léognan 60% Ganztrauben. 41% Cabernet Franc, 39% Merlot, 20% Cabernet Sauvignon, 13.5% Alkohol, 3.58 pH. Leuchtendes Rubinrot. Die Nase ist ein Gedicht, wie schon 2015 hochkomplex, jedoch mit mehr Cabernet-Franc Würze (obwohl etwas weniger Cabernet Franc im Wein drin ist als 2015), feinduftig, Heidelbeeren, Tee, sogar zitrische Noten. Im Gaumen lebhaft und frisch, was für eine Eleganz, da möchte man gleich schlucken, knackige Frucht, seidiges Tannin, die Gerbstoffe wirken kalkig, wie ein Steinpuder, die Balance der Elemente ist bestechend; volle Kraft, kein Gramm Fett, die stählerne Faust im Samthandschuh. Der Abgang ist ausgesprochen lang und endet auf einen Mix aus roten und dunklen Beeren. Sensationell in der Qualität, für eine kleine Ewigkeit gebaut. Jetzt, besser ab 2024 bis 2055+ 98 vvPunkte (Verkostet am 12. Juli 2022 auf Château Les Carmes Haut-Brion)

Die ganzen Notizen gibt's hier: https://vvwine.ch/2022/07/3-1415-auf-le ... aut-brion/

Gruss,

Adrian

zurzeit bin ich angewiesen auf ein Glas, das wohl für Wein gedacht ist, aber persönlichen Ansprüchen spottet. Sogleich folgte ein enttäuschendes Erlebnis mit einem deutschen Chardonnay und die Strafpunkte bekam selbstverständlich nur das Glas. MIt hohem Risiko floss dann Le Reysse 2016 in etwas, das mir wie eine Fusion aus Senf- und Mini-Bierglas vorkommt… Und damit höre ich auf, jemals wieder ein Glas für etwas verantwortlich zu machen… oder meine, dass manche Weine sich völlig vom Glas emanzipieren wie eben dieser Le Reysse. Power gleich mit dem ersten Schluck, eine wahrlich dunkle, einnehmende Energie aus Kräutern, schwarzen Oliven und Tropenholzassoziationen, später auch mit leichtem Vanilleholz. Dazu Kirsche und Johannisbeere, die sehr ernst und strukturiert wirken. Quirlig und ausdrucksverliebt wie ein Jungwein, ohne dass dauernd der Gedanke kommt „lass das mal reifen“. Denn der Wein könnte Urheber eines Ideals sein, wenn es nicht schon so lange herumspuken würde. Er besitzt eine bezwingende Natürlichkeit und eine Individualität, die nicht einzelgängerisch ist. Er kommt erkennbar aus dem Bordelais mit vielen Reminiszenzen und Assoziationen und erfüllt Wünsche - zumindest meine. Genussvoll herausfordernd durch eine Aromatik, in der Frucht und Säure, Kräuter, dunkle, zum Teil kohlrabenschwarze Tannine, die nie in bitter-abgebrannte Erdnähe kommen, jeweils intensive Hauptrollen besitzen und sich aber gut in die Parts der anderen einfügen. Später alles mehr gebunden, mit sanfter charmanter Süße und in einer Art konzentriert, die stark und intensiv und nie übertrieben erscheint, immer genussvoll bleibt. Der Wein lässt dann gerundeter bei jedem Schluck Frucht und Gewürze spielen, gekonnt durch Säurefrische abgelöscht. Tannine und Rauchiges sorgen mit schrofferen und düsteren Momenten für gute Dramaturgie.
Der Nachhall scheint genau richtig hierfür. Nicht als selbstbezogene, „ewige“ Länge, sondern wie eine erinnernde Betonung, was gerade geschmeckt wurde. Und somit gebe ich dem Wein trotz meiner Begeisterung keine astronomische Punktzahl. Im Gegenteil habe ich das Gefühl, er rückt den 90er Bereich bezüglich BDX wieder zurecht, gibt ihm seine Bedeutung und Würde zurück und zeigt, welche Qualität der Bereich 92-93 haben sollte. Sie hier vorzuführen, erscheint mir als die ganz große Leistung und nicht, ein weiteres High end Produkt in die Welt zu setzen (insofern wäre er ein guter Kandidat für Bernds Kabinett-Reise, nur leider fließt die Mosel nicht im Médoc). Jenseits von 95 Punkten sind für mich Weine extremer Verfeinerung und Kraft angesiedelt, die anderen Bedürfnissen entsprechen, als diesen sowohl klassischen wie modernen Bordeaux zu trinken, der stilistisch und ideel vielen Cru Classee sicher überlegen ist. Sogar manchen, denen ich mehr Punkte geben müsste.

Gruß, Kle

Kle hat geschrieben:Und damit höre ich auf, jemals wieder ein Glas für etwas verantwortlich zu machen…

Gratuliere, Du hast Die Dunkle Seite™ verlassen!

Kle hat geschrieben:... Und somit gebe ich dem Wein trotz meiner Begeisterung keine astronomische Punktzahl. Im Gegenteil habe ich das Gefühl, er rückt den 90er Bereich bezüglich BDX wieder zurecht, gibt ihm seine Bedeutung und Würde zurück und zeigt, welche Qualität der Bereich 92-93 haben sollte. Sie hier vorzuführen, erscheint mir als die ganz große Leistung und nicht, ein weiteres High end Produkt in die Welt zu setzen ...

Sehr schöne Notiz - danke, Kle! Vor allem, wenn ich an den
(gehypten) Megaflop von gestern Abend denke.

Viele Grüße,
Jochen

btw. Le Reysse 2016 für 15,99€ bei C&D bis morgen, falls wer möchte.