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Bordeaux ganz allgemein!

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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blumentopferde

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Jul 2022, 16:04

Gerald hat geschrieben:Olaf hat es natürlich recht drastisch erwähnt, aber ich hätte jetzt auch irgendwie kein gutes Gefühl dort. Habe gerade auf youtube ein Video vom Campingplatz an der Dune de Pilat (ist ja gar nicht so weit weg) gesehen, an dem wir vor ein paar Jahren waren - alles bis zum Grund niedergebrannt. :(

Grüße
Gerald


Tja, wenn ich Pech habe, dann scheiterts nicht mal an den Waldbränden, sondern an der Lufthansa... Es bleibt spannend...
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small talk

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragMi 27. Jul 2022, 19:39

Diese Woche sehr angenehme Temperaturen. Anfang nächster Woche nochmal heiß - so um die 33°C; nicht dramatisch.
Es ist jedoch sehr trocken. Im Wald würde ich von Aktivitäten wie Lagerfeuer, Grillparty, Feuerwerk und ähnliches abraten.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken.
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Bordeaux-WeiniX

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragFr 29. Jul 2022, 15:51

Hallo Hartmut!
Vielen Dank für die spontane und hilfreiche Antwort!
Wirklich rund und gut ist der "Lacroix" von 2016 übrigens trotzdem...


harti hat geschrieben:
Bordeaux-WeiniX hat geschrieben:Hallo zusammen!

Bin neu hier und gespannt, was es im Forum alles zu entdecken gibt!

Habe im Moment eine Frage zur Klassifizierung von St-Émilion Weinen:
Ich habe verstanden, dass Châteaus als "Grand cru" klassifiziert werden können. Heißt das, dass jeder Wein, der auf einem solchen Château vinifiziert wurde, automatisch als "St. Émilion Grand cru" beworben werden darf, auch wenn auf dem Etikett weder der Name des Chateaus noch St.-Émilion und erst recht nicht "St.-Émilion Grand cru" auftaucht?
Die Frage bezieht sich auf "Lacroix" vom Château Teyssier.

Herzlicher Gruß
von X(aver)

Hallo Xaver,

herzlich willkommen im besten Weinforum Deutschlands ;) !

Die Antwort ist einfach: Nein, die Klassifikation bezieht sich nur auf den Hauptwein des Chateaus. Zweitweine, Sonderabfüllungen usw. haben keine Klassifikation, dementsprechend taucht diese auf dem Etikett auch nicht auf.

Grüße

Hartmut
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small talk

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 13. Aug 2022, 17:39

Hier ein paar Gedanken zu diesem Fälschungsskandal
Von diesem ‘Fälschungssumpf‘ kommen einige Informationen an die Oberfläche. Jede Menge Gerüchte sind unterwegs. So manches kristallisiert sich jedoch heraus. Es sollen 4 Weinbetriebe, ein Händler und eine Vertriebsstruktur involviert sein. Alleine von einem Betrieb habe ich mehrfach gehört, dass er pro Monat 80.000 Flaschen Wein gefälschter Médoc-Appelationen in den Markt eingeschleust hat. Es sind nur unbestätigte Informationen, die keine Überprüfung zulassen – gibt jedoch zu denken. Vorverurteilungen sind nicht angebracht, deswegen werde ich auch keine Namen nennen. Ich bin mir sicher, dass die französische Justiz ihren Job erledigen wird. Dies gilt es abzuwarten. Nach den Gerichtsverhandlungen dürfte Klarheit bestehen.
Definitiv ist jedoch klar, dass der Schaden mehrere Dimensionen hat:
- Verbrauchervertrauen geht verloren.
Alleine schon die Möglichkeit, dass mir ein gefälschter Wein verkauft wurde, lässt Zweifel aufkommen. Das ist nicht gut.
Bei einer Suche im Internet habe ich tatsächlich Weine gefunden wo mein Weingut als Hersteller angegeben wird. Den Wein kenne ich nicht, habe ich nicht gemacht – und jetzt kümmere ich mich darum, dass dies korrigiert wird – was gar nicht so einfach ist.
- Inadäquate Qualität
Die gefälschten Weine werden nicht den angegebenen Qualitätskriterien entsprechen, woraufhin enttäuschte Verbraucher sich von einer gesamten Region abwenden.
- Verzerrter Wettbewerb durch betrügerische Vorteilnahme drücken auf die Wirtschaftlichkeit einer ganzen Region.
Das heißt nichts Anderes, dass ich mich als ehrlicher Winzer ohne zu wissen in einem Wettbewerb mit Betrügern befinde und als Anbieter mit einer realen Kostenkalkulation substantielle Nachteile in meinem Angebot habe. Es ist unmöglich mit einem Billigstwein im AOC-Mäntelchen zu konkurrieren, denn dieser kann immer noch im Preis runter gehen und macht auch noch weit unter realen AOC Gestehungskosten seinen Profit.
Diese Situation erklärt auch die Preisvorgaben die Aufkäufer im Markt ausgerufen haben. Wer mit diesem Preisniveau seine Kosten nicht mehr gedeckelt bekam, hatte seine Probleme.
Der Handel bekam ‚billigen‘ Wein aus einem renommierten Anbaugebiet und die ehrlichen Produzenten halten nicht mehr mit, bis sie schließlich aufgeben. Die Preisunterbietungen von Alternativangeboten (Fälschungen) verschafften als Referenz dem Handel in Verhandlungen mit anderen WInzern Vorteile, die einige effektiv genutzt haben. Schließlich steht auch ein Händler im Wettbewerb. Wenn er da nicht mitmacht gerät er selbst ins Hintertreffen. Daran, dass dann auch mal in Verhandlungen das Preisdumping der Fälscher bis zur Erpressung instrumentalisiert wurde, kann sich bestimmt keiner mehr erinnern.
Mir kommt es mitunter vor, dass so manchem Handelspartner diese Situation sehr entgegen kam. Hauptsache der Handel bekommt ‚billigen‘ Wein und lockt noch mehr ‚willige‘ Kundschaft an, die bestenfalls nichts hinterfragt, naiv weiter kauft und sich gerne für dumm verkaufen lässt. So mancher Händler wird davon profitiert haben - kurzfristig.
Im Ergebnis führt diese Situation zu einem Preis- und Qualitätsverfall. Wer kann zu solchen Konditionen schon Qualität produzieren?
Sich davon abzukoppeln und eine eigene unabhängige Marktposition zu erarbeiten braucht Zeit, Geld, die richtigen Geschäftspartner und Glück.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Jochen R.

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 13. Aug 2022, 19:46

Das Leben geht weiter ...
https://www.vinum.eu/de/news/weinszene/ ... geschoben/
und der Bedarf besteht offensichtlich auch auf niedrigstem Niveau
nach wie vor :mrgreen:
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Fasano

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 13. Aug 2022, 20:38

und nicht wenige sitzen weiterhin auf ihren "echten"Weinflaschen. Mehrheitlich Amerikaner, aber einige Flaschen dürften auch bis nach Europa " durchauktioniert" worden sein...
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UlliB

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSa 13. Aug 2022, 20:48

Fasano hat geschrieben:und nicht wenige sitzen weiterhin auf ihren "echten"Weinflaschen. Mehrheitlich Amerikaner, aber einige Flaschen dürften auch bis nach Europa " durchauktioniert" worden sein...

Nach den bislang verfügbaren Informationen handelt es sich in diesem Fall nicht um solche Weine, die auktioniert werden, sondern eher um solche aus dem mittleren / unteren Preisbereich. 80.000 Flaschen pro Monat oder 1 Million Flaschen im Jahr wären bei irgendwelchen grand crus wohl schon sehr früh aufgefallen. Die werden von Leuten wie Rudy K. in Kleinmengen gefälscht, was für die Opfer schon schlimm genug ist. Oder auch nicht, wenn das Zeug sowieso nur weitergereicht wird.

Gruß
Ulli
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Kle

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSo 14. Aug 2022, 09:18

small talk hat geschrieben:- Verzerrter Wettbewerb durch betrügerische Vorteilnahme drücken auf die Wirtschaftlichkeit einer ganzen Region.
Das heißt nichts Anderes, dass ich mich als ehrlicher Winzer ohne zu wissen in einem Wettbewerb mit Betrügern befinde und als Anbieter mit einer realen Kostenkalkulation substantielle Nachteile in meinem Angebot habe. Es ist unmöglich mit einem Billigstwein im AOC-Mäntelchen zu konkurrieren, denn dieser kann immer noch im Preis runter gehen und macht auch noch weit unter realen AOC Gestehungskosten seinen Profit.
Diese Situation erklärt auch die Preisvorgaben die Aufkäufer im Markt ausgerufen haben. Wer mit diesem Preisniveau seine Kosten nicht mehr gedeckelt bekam, hatte seine Probleme.
Der Handel bekam ‚billigen‘ Wein aus einem renommierten Anbaugebiet und die ehrlichen Produzenten halten nicht mehr mit, bis sie schließlich aufgeben. Die Preisunterbietungen von Alternativangeboten (Fälschungen) verschafften als Referenz dem Handel in Verhandlungen mit anderen WInzern Vorteile, die einige effektiv genutzt haben. Schließlich steht auch ein Händler im Wettbewerb. Wenn er da nicht mitmacht gerät er selbst ins Hintertreffen. Daran, dass dann auch mal in Verhandlungen das Preisdumping der Fälscher bis zur Erpressung instrumentalisiert wurde, kann sich bestimmt keiner mehr erinnern.
Mir kommt es mitunter vor, dass so manchem Handelspartner diese Situation sehr entgegen kam. Hauptsache der Handel bekommt ‚billigen‘ Wein und lockt noch mehr ‚willige‘ Kundschaft an, die bestenfalls nichts hinterfragt, naiv weiter kauft und sich gerne für dumm verkaufen lässt. So mancher Händler wird davon profitiert haben - kurzfristig.
Im Ergebnis führt diese Situation zu einem Preis- und Qualitätsverfall. Wer kann zu solchen Konditionen schon Qualität produzieren?

dass es diese enormen Ausmaße hat, war mir nicht bewusst.
Wirkt denn das System der Négocoiants dafür begünstigend (sollte es verändert werden?)?

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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small talk

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSo 14. Aug 2022, 14:28

Es wäre zu einfach die Problematik alleine auf die Négociants zu schieben, es wäre auch ungerecht und schlicht falsch.
Es ist jedoch auch so, dass in einem mehrstufigen System die Kommunikation zwischen dem Winzer/Weinerzeuger und dem Weingenießer schwierig ist (ein Grund weshalb ich hier schreibe…). Wenn zwischen Winzer und Weingenießer keine Kommunikation mehr stattfindet, dann liegt das bestimmt nicht an fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten. Es liegt auch nicht jedem Winzer oder Weingenießer sich mitzuteilen, manchmal. Nach meiner Erfahrung liegt die Problematik im System der Négoce darin, dass die Kommunikation nicht nur gekappt, sondern den Wert der Kommunikation runtergespielt wird. Das liegt im Interesse des Handels, denn je weniger Anbieter und Nachfrager von einander wissen, desto mehr ‚Spielraum‘ hat der Händler.
Hinzu kommt, dass viele Négociants bei den ‚einfachen‘ Weinen möglichst keine Differenzierung der Qualität, insbesondere Stilistik wollen. Erzeuger mit Einheitsbrei-Weinen lassen sich besser austauschen, da hat dann ein Négoce durch die Auswahlmöglichkeit mehr Spielraum bei den Preisverhandlungen. Wenn nun ausgerechnet da jemand mit Fälschungen ansetzt ist das fatal. Ebenso bietet ein mehrstufiges System mehr Möglichkeiten Fälschungen ‚einzuschleusen‘. Das muss jedoch nicht heißen, dass hier die Ursache liegt. Weine zu fälschen, panschen oder was auch immer, braucht ein hohes Maß an krimineller Energie. Das liegt nicht im Handelssystem selbst begründet.
Zum Glück habe ich gleich zu Anfang auch den direkten Weg sowie den ‚einstufigen‘ Weg mit Direktimporteuren in den Märkten gesucht. Der Austausch ist offener, regelmäßiger und ehrlicher. Es gibt ein Verständnis für das was gebraucht wird und was machbar ist. Als mir ganz zu Anfang einige Négoce beibringen wollten, dass die Qualität egal ist - ‚mach ne schicke Flasche und ich kaufe dir die Ware ab‘ - wurde ich misstrauisch. War ich doch bis dato selbst als Weingenießer ständig auf der Suche nach wirklich guten Weinen. Zum Glück hatte ich eine Ahnung von dem was ich machen wollte.
Fakt ist nun, dass da wo ich zu 100 % auf den Négoce vertraut habe (Château LASSUS), ich nun auch zu 100 % auf den Bauch gefallen bin und nur die anderen Segmente (Châteaux LE REYSSE und CLOS DU MOULIN) mich über Wasser halten. Die Kollegen die solche anderen Segmente nicht haben sind gerade sehr verzweifelt. Das ist furchtbar, weil Existenzen auf dem Spiel stehen. Es war zu lange zu einfach sich auf den Négoce zu verlassen und sie haben es sich sehr einfach gemacht (das ist nur menschlich). Ich hoffe sie halten jetzt durch.
Es jedoch auch so, dass über den ‚Wettbewerb‘ zwischen den Négociants, sowie fehlende Kommunikation der Preisdruck durch billige Fälschungen in die Breite getragen wurde. Auch Winzer und Négociants, die mit Fälschungen nichts zu tun haben, ließen sich vom Wert der Qualität abbringen um beim Preisdumping nicht zu verlieren. Das Ergebnis sind zu viele Weine, die eigentlich niemand haben möchte. Wenn dann auch noch gute Weine, wegen fehlender Differenzierung, mit in diesen Strudel geraten ist das schon tragisch. Sich da wieder herauszumanövrieren wird schwierig für alle Beteiligten.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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TOM

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Re: Bordeaux ganz allgemein!

BeitragSo 14. Aug 2022, 18:45

Gibt es denn Informationen über welche Wege und in welchen Regionen die Weine vertrieben wurden?
Also eher USA oder auch Europa, Frankreich, Deutschland, Österreich...
Und wurde der Wein über die Supermärkte vertrieben oder sind auch "seriöse Weinhändler" den Betrügern auf den Leim gegangen?

Gruß
-TOM
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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