Bordeaux 2014

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Jochen R. »

Aufgrund der animierenden Notizen von Manfred auch von mir ein kleiner Test.
Alba hat geschrieben:Servus in die Runde,

gestern Abend mit 15 Weinfreunden in 6 Flights insgesamt 12 Flaschen aus 2014 einmal einem eigenen 10 Years - ON Test unterzogen, was die in Southwold machen können wir schon lange :P

Vorneweg - das war für alle ein echter Genuss und von "ach so schwierigem und spassbefreiten degustieren von tannining-sperrigen 2014ern" ganz weit weg.
Klar alle Weine haben noch eine schöne und vielversprechende Zukunft vor sich, aber alle Weine auch jetzt durchaus mit hohem Genuss zu trinken-
...

Auch meine kleine Stichprobe war von Genuss und viel Spaß begleitet: P&P ohne Schnickschnack, die Weine waren gleich da und zeigten im laufe des Abends eine schöne Entwicklung.

Batailley:
Tief dunkles Weinrot, dezenter Violettstich. Zunächst einmal fett Zigarrenkiste, Zedernholz. Gewürze und florale Noten – Pauillac lässt grüssen. Genial, da könnte ich ständig die Nase ins Glas reinhalten. Mit wenig Luft Espresso; mit etwas mehr auch Kirschen, im Hintergrund Mon Cherie.
Am Gaumen schlank bis mittelgewichtig mit trinkanimierender Cabernetfrucht (v. a. Heidel- und Brombeeren, auch Cassis), frische Säure, mit Luftzufuhr wird´s dezent würzig/tabakig, gerade so mittellanger Abgang. 90-91 P.

Belgrave:
Dunkles Weinrot, ein dezenter Violettstich, Aufhellungen am Rand. Was für eine geniale Nase: Tabak, Zedernholz, ein wenig Kirschjoghurt, Brombeeren und Cassis. Mit wenig Luft animalisch/nasses Leder, ein Hauch Minze im Hintergrund.
Mittelgewichtig mit knackiger Säure, trinkanimierender Frucht: Sauerkirschen, Brombeeren, würzig / dezent tabakig, mit Luft wird´s erdig, schöne Adstringenz, mittellanger brombeeriger Abgang. 91 P.

Lagrange:
Tief dunkles Weinrot, Violettstich. Ein Früchtekorb mit v. a. Kirschen und Cassis. Mit wenig Luft ledrig/animalisch. Mit viel Luft gesellen sich Tabak und Zedernholz dazu, im Hintergrund ein Hauch Minze und dezent laktisch. Die Nase nicht laut, aber immer wechselnde Eindrücke. Wunderbar!
Mittelgewichtig mit sauleckerer, dezent würziger, Cabernetfrucht, frische Säure, schöne Adstringenz, mittellanger bis eher langer Abgang mit Cassis und Brombeeren im Nachhall. Noch sehr jugendlich mit Potential, unverschämter Trinkfluss. 91+ P.

Für mich die Weine auf Augenhöhe. Batailley mit der schönsten Nase, der Lagrange ein prototypischer St. Julien mit viel Potential und der Belgrave in dieser Phase ein rundes Gesamtpaket. Ein Nachkauf lohnt sich m. E. bei allen dreien - ich werde nach dieser Erfahrung wohl meinen Kellerbestand mit dem einen oder anderen 2014er erweitern.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von pessac-léognan »

pessac-léognan hat geschrieben: Château Haut-Batailley Pauillac GCC 2014 13.5% ABV
78% CS / 22% M
Es wäre vermessen und auch nicht ganz richtig zu behaupten, der Wein habe sich seit der letzten Flasche im Juli 2020 nicht entwickelt: Die Tannine sind weniger harsch, die Säure ist hingegen P&P bei ca. 16° nach wie vor ziemlich dominant, da muss man sich bezüglich Haltbarkeit keine Sorgen machen. In der Nase und auch am Gaumen dominiert nach wie vor Zigarrenkiste, wobei nun gegenüber Tabak und Zedernholz eher Eiche im Vordergrund steht. Leder, nun nicht mehr frisch gegerbt, sondern eher altes Sattelleder. Im mittleren und hinteren Gaumen auch
steinige Noten und Graphit. Frucht war nie viel da und tut es auch
jetzt nicht. Das ist ein soldatischer Pauillac, etwas rustikal. Im langen Abgang rauchig wie eh und je, gar nicht schlecht, wenn man diesen Raucherzimmermund mag - aber das wird wohl nie die Eleganz des GPL (vgl. meine Notiz vor einem Monat über GPL 2012) aus damals noch gleichem Haus erreichen (heute zu Lynch Bages gehörend). 90(+)
Es wird sich lohnen, den Wein über die nächsten Tage zu verfolgen...

Im Unterschied und geradezu im Gegensatz zu dem vor einer Woche geöffneten Labégorce 2014, der sich mit Luftzufuhr sehr
positiv entwickelt hat, ist beim Haut-Batailley 2014 eher die
gegenteilige Entwicklung zu beobachten: Anstatt sich über die
Tage zu öffnen, zeigt sich die Säure, bereits zu Beginn etwas dominant, zunehmend und erst recht mit steigender Temperatur und mit Belüftung von ihrer spitzen und unangenehmen Seite, und die Frucht, die am zweiten Tag wenigstens in der Form von Wacholder und Aronia einen schüchternen Versuch unternahm, hat sich nun gänzlich zurück gezogen...
Wohl (nach fast 10 Jahren) sich (erneut?) verschließend...
(3 Tage nach dem Öffnen wären das höchstens noch 85 Punkte, aber das ist wohl einem Wein gegenüber, der sich verschließt, nicht ganz fair.)
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weingollum33
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von weingollum33 »

Im Unterschied und geradezu im Gegensatz zu dem vor einer Woche geöffneten Labégorce 2014, der sich mit Luftzufuhr sehr
positiv entwickelt hat, ist beim Haut-Batailley 2014 eher die
gegenteilige Entwicklung zu beobachten: Anstatt sich über die
Tage zu öffnen, zeigt sich die Säure, bereits zu Beginn etwas dominant, zunehmend und erst recht mit steigender Temperatur und mit Belüftung von ihrer spitzen und unangenehmen Seite, und die Frucht, die am zweiten Tag wenigstens in der Form von Wacholder und Aronia einen schüchternen Versuch unternahm, hat sich nun gänzlich zurück gezogen...
Wohl (nach fast 10 Jahren) sich (erneut?) verschließend...
(3 Tage nach dem Öffnen wären das höchstens noch 85 Punkte, aber das ist wohl einem Wein gegenüber, der sich verschließt, nicht ganz fair.)

Danke für die Fortsetzung der Wasserstandsmeldung über mehrere Tage!
Gruß Tobias
TOM
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von TOM »

Vor kurzem wurde mir der 2014er Guillot Clauzel zu einem akzeptablen Preis angeboten. Da mich vor ein paar Jahren der 2011er bereits begeistert hatte, habe ich zugegriffen. Heute habe ich die erste Flasche geöffnet und ich habe den Kauf nicht bereut!

Chateau Guillot Clauzel 2014 – Pomerol
Merlot 60%, Cabernet Franc 40% - Dekantiert für 2 Stunden und leicht gekühlt mit 18°C genossen
Mittleres Rot, Duft nach Brombeere, Himbeere, Johannisbeere, Vogelkirsche und mediterranen Kräutern. Im Mund schwarze Johannisbeere, Holunder, Unterholz, reife und perfekt eingebundene Tannine, leichte Säureader. Im nicht endend wollenden Nachhall erdig, Champignons, dann Minze, Vogelkirsche, Eukalyptus, Kaffee, etwas Haselnuss, Hagebutte, etwas Rauch. Sehr elegant und vielschichtig bei einer wunderbaren Leichtigkeit. Da ist nichts fett oder übertrieben. Genialer Wein!

Schade, dass die Preise für die aktuellen Jahrgänge so explodiert sind…
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Olaf Nikolai »

Neues Konzept und neue Leitung in der Weinbereitung.
Bradetti
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Bradetti »

TOM hat geschrieben:Vor kurzem wurde mir der 2014er Guillot Clauzel zu einem akzeptablen Preis angeboten. Da mich vor ein paar Jahren der 2011er bereits begeistert hatte, habe ich zugegriffen. Heute habe ich die erste Flasche geöffnet und ich habe den Kauf nicht bereut!

Chateau Guillot Clauzel 2014 – Pomerol
Merlot 60%, Cabernet Franc 40% - Dekantiert für 2 Stunden und leicht gekühlt mit 18°C genossen
Mittleres Rot, Duft nach Brombeere, Himbeere, Johannisbeere, Vogelkirsche und mediterranen Kräutern. Im Mund schwarze Johannisbeere, Holunder, Unterholz, reife und perfekt eingebundene Tannine, leichte Säureader. Im nicht endend wollenden Nachhall erdig, Champignons, dann Minze, Vogelkirsche, Eukalyptus, Kaffee, etwas Haselnuss, Hagebutte, etwas Rauch. Sehr elegant und vielschichtig bei einer wunderbaren Leichtigkeit. Da ist nichts fett oder übertrieben. Genialer Wein!

Schade, dass die Preise für die aktuellen Jahrgänge so explodiert sind…


Hey TOM,
Danke für die Notiz! Vom 14er hab ich auch noch eine Flasche. Der 16er Jahrgang war mein letzter Kauf, dann wurde es auch mir (deutlich) zu teuer.

Hatte vor 2-3 Jahren eine Flasche vom 04er bei ebay geschossen und die war auch sehr schön!
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von pessac-léognan »

pessac-léognan hat geschrieben: Château Meyney Saint-Estèphe 2014
14% alc
Nach 9 Jahren ist der 14er Meyney definitiv am Anfang seines Trinkfensters angekommen.
Farbe: tiefdunkel, aber nicht schwarz, sondern am Rand ganz leicht gegen dunkles Ziegelrot tendierend
Nase: Gewürze (Rosmarin), Wacholder, Cassis nur im Ansatz, réglisse, ganz wenig Eiche
Gaumen: frisch getrocknete Tabakblätter, Cassis, Heidelbeere, Wacholder auch hier, Wacholderholz, Graphit, gegen den mittellangen Abgang hin steinig, die Tannine sind erst zum Teil
abgeschmolzen und durchaus noch aufrauhend, was dem Wein aber m.E. bekommt, besonders bei etwas wärmerer Temperatur. Zusammen mit einer spürbaren, aber nicht störenden Säure verspricht das mindestens 10(+) Jahre Trinkgenuss.
Für die damals bezahlten knapp über 20 CHF ein gewaltiges PGV.
92 P
Es gibt Weine, die kann man risikolos öffnen und weiß fast genau, was ins Glas kommt. So ein Wein ist der Meyney 2014. Die VKN von genau vor 7 Monaten kann ich nur zitieren und sie trifft den Punkt, inklusive Note. Ein (scheinbar) altersloser Wein, der so gut noch 10 Jahre weitermachen kann, bei den 12 verbleibenden Flaschen! Wunderbar am Samstag vor Pfingsten.
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von pessac-léognan »

pessac-léognan hat geschrieben:
pessac-léognan hat geschrieben: Château d'Armailhac Pauillac GCC 2014 (anciennement Château Mouton Baronne Philippe) 13.5% alc.
P&P bei zunächst 16° Kellertemperatur, langsam sich erwärmend auf 18°
Nase: sehr frisches Ruchbrot, sehr sanft Lakritz und Cassis
Gaumen: auch hier sehr zurückhaltend Cassis und Lakritz, Zeder, Würzigkeit nach Anis étoilé und Koriander, etwas Graphit und Stein, alles sehr fein verwoben, Tannin noch deutlich merkbar, aber von superfeiner Qualität, wird in zwei Jahren vermutlich voll eingebunden sein.

Mittellanger Abgang. Der Wein hat etwas für einen Pauillac fast Androgynes, nicht diese massiven cigarbox-Noten wie etwa der Haut-Batailley 2014. 91(-92) Punkte
10 Monate später:
Die Tannine sind ein wenig mehr abgeschmolzen, ansonsten könnte ich fast jedes Wort wiederholen. Der Wein verdient nun satte 92 Punkte. Ich bin froh, dass ich davon noch habe.
Nach 8 Jahren in der Flasche, gut 2.5 Jahre nach der letzten und knapp 3.5 Jahre nach der ersten Begegnung nun zum dritten Mal in Glas, P&P bei zunächst 16°, ohne Dekantieren: Der Wein ist jetzt m.E. im idealen Trinkfenster angelangt, die Frucht ist für meine
Verhältnisse fast zu sehr in den Hintergrund getreten, die Tannine
sind weitgehend abgeschmolzen, aber noch dezent im Hintergrund, etwas Waldboden, viel Graphit und Steiniges und im Hintergrund eine nach wie vor stützende Säure, aber nicht störend wie beim jüngst getrunkenen Rauzan-Ségla aus selbem Jahr, sondern die Geschmackseindrücke quasi sammelnd und in einen recht langen, erdig ausklingenden Abgang tragend. Das kann sich auf dem Niveau noch 5+ Jahre halten. Keine Eile, aber auch kein Grund, den Wein unbedingt 20 werden zu lassen. Vielleicht auch wegen des für Pauillac relativ hohen Merlotanteils (36%)? (50% CS / 12% CF / 2% PV). (91-)92 Punkte
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Jochen R. »

Le Reysse 2014:
Tief dunkles Weinrot. Tabak, Zedern und Gewürze. Cassis, Kirschen. Im Hintergrund Minze und nasses Laub. Mit Luftzufuhr auch Vollmilchschokolade und eine animalische Note. Geniale Nase!
Mittelgewichtig mit wunderbarer Cabernetfrucht (viel Cassis und Sauerkirschen), frische Säure, so mittellang. Am Gaumen nicht ganz auf dem Niveau der Nase, aber soo lecker als Begleiter zum Rostbraten als auch solo!
(89-)90 P.

Danke Reinhard für die Empfehlung!

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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