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out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekrise

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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ledexter

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragMo 9. Jan 2023, 12:07

Udo2009 hat geschrieben:Was ist eigentlich mit der Geschichte, dass über Jahre rund 3 Millionen Liter spanische Plörre als teurer Bordeaux verkauft wurden?

Von Juni bis November 2022 findet man da einige Berichte im online Auftritt diverser Zeitungen.



Stimmt, hatte ich auch gelesen

https://www.thedrinksbusiness.com/2022/ ... ud-scheme/
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Olaf Nikolai

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragMo 9. Jan 2023, 21:23

Vielen Dank Stefan fuer die profunden und detaillierten Informationen zum Topic.
Eure Weine gefallen mir sehr und ich habe grossen Respekt vor Eurem unermuedlichen Einsatz guten Wein zu produzieren.
Nach 10 und 16 freue ich mich sehr auf jede weitere Flasche vom 19er und 20er. Weiter so.
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schneesurfer

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragFr 27. Jan 2023, 10:09

Tja, so geht es wenn man immer mehr und mehr und mehr produziert.
Erinnert mich irgendwie an die Butterberge in D der frühen 80er.

https://taz.de/Ueberproduktion-von-Wein ... /!5908077/
Gruß
Schneesurfer

Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiss, ob sie wiederkommen.
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UlliB

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragFr 27. Jan 2023, 11:02

schneesurfer hat geschrieben:Tja, so geht es wenn man immer mehr und mehr und mehr produziert.
Erinnert mich irgendwie an die Butterberge in D der frühen 80er.

https://taz.de/Ueberproduktion-von-Wein ... /!5908077/

Nun, was konkret Bordeaux betrifft, ist dort die Produktion in den letzten 30 Jahren nicht ausgeweitet worden. Im Gegenteil: die Rebfläche ist in diesem Zeitraum von über 120.000 Hektar auf rund 110.000 Hektar geschrumpft, und das Produktionsvolumen ist unter jahrgangsbedingten Schwankungen prozentual betrachtet sogar noch mehr zurückgegangen.

Das Problem ist zum Einen - wie auch im Artikel erwähnt - dass der Inlandskonsum von Wein in Frankreich wie in allen klassischen Weinbauländern seit Jahren sinkt. Bei Bordeaux kommt hinzu, dass das Billigsegment, um das es hier ausschließlich geht, qualitativ nicht konkurrenzfähig ist. Bewegt man sich bei den Weinen, die im Supermarkt oder Discounter für Preise von unter fünf Euro angeboten werden, sind Weine aus klimatisch begünstigteren Gebieten (Südamerika, Südafrika, und insbesondere Spanien, wo der Inlandsumsatz dramatisch eingebrochen ist und sich das Exportvolumen entsprechend erhöht hat) sowohl massenkompatibler als auch objektiv besser.

Gruß
Ulli
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small talk

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragSa 28. Jan 2023, 18:31

Zur Info hier ein Artikel aus der Zeitschrift 'Sud Quest'
Beste Grüße aus Médoc
Stefan

der Link: https://www.sudouest.fr/justice/fraude- ... 812457.php

und der Text übersetzt:

Betrug mit spanischen Weinen: Angeklagte am Donnerstag festgenommen
Von Yann Saint-Sernin
Veröffentlicht am 26/01/2023 um 10h33
Aktualisiert am 26/01/2023 um 10:37 Uhr

Fünf Angeklagte werden verdächtigt, an einem gigantischen Schmuggel beteiligt gewesen zu sein, bei dem das Äquivalent von 4,5 Millionen Flaschen Wein aus Spanien in französischen Wein umgefälscht wurde.
Die fünf Angeklagten, die wegen Betrugs in der sogenannten Défivin-Affäre, in der fast 32.000 Hektoliter Wein aus Spanien in Wein aus Frankreich umgewandelt wurden, angeklagt sind, werden am Donnerstag vor dem Strafgericht in Bordeaux über ihr Schicksal entscheiden.
Gegen die Hauptangeklagten, Jean-Sébastien Laflèche, Chef der Handelsgesellschaft Défivin, und Michel Gilin, ehemaliger Verkaufsleiter der Gesellschaft Celliers vinicoles du Blayais (CVB, eine Tochtergesellschaft der Genossenschaft Les Vignerons de Tutiac), forderte die Staatsanwaltschaft fünf Jahre Gefängnis, davon drei auf Bewährung, und 200.000 Euro Geldstrafe, davon 100.000 Euro fest. Der Zoll forderte seinerseits 3,5 Millionen Euro. Der CIVB, die Fédération des grands vins de Bordeaux, die Inao und die Confédération paysanne traten als Zivilkläger auf.
Ein Rekordvolumen
Den beiden Männern wird vorgeworfen, den Handel mit Wein aus der Europäischen Gemeinschaft organisiert und die Firma Défivin zur Französisierung des Weins genutzt zu haben. Im Jahr 2013, als die Menge der geernteten Trauben geringer als üblich war, erklärte Michel Gilin den Ermittlern, dass er diesen Weg gefunden hatte, um die Bestellungen von CVB zu erfüllen.
Es wird ein zweiter Kreislauf vermutet, bei dem ein Teil dieser Weine, wieder über Défivin, diesmal zu Weinen mit Herkunftsbezeichnung verarbeitet wurde.
Ein Händler aus der Charente und ein Spediteur werden ebenfalls verdächtigt, an dem Handel beteiligt gewesen zu sein. Gegen einen Weinhändler aus Begadan, bei dem die Weine durchgelaufen waren, wurde wegen Mängeln in seiner Materialbuchhaltung ebenfalls ein Verfahren eingeleitet.
In den letzten zehn Jahren wurde das Weinbaugebiet Bordeaux von zahlreichen Betrugsskandalen erschüttert, von denen mitunter hochrangige Persönlichkeiten betroffen waren. Andere sind noch Gegenstand gerichtlicher Ermittlungen. Doch auch wenn in diesem Fall nicht nachgewiesen werden konnte, dass ein Großteil des Handels in anderen Bordeaux-Appellationen als dem französischen Wein vermarktet wurde, hatte in jüngster Zeit kein Betrugsfall, in den Marktteilnehmer aus Bordeaux verwickelt waren, ein solches Ausmaß erreicht.
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Einige Fälle von Weinbetrug in den letzten Jahren
- Am 5. April 2018 wurde das Unternehmen Grands vins de Gironde, ein Handelsmastodon, zu einer Geldstrafe von 400 000 EUR verurteilt, von denen 200 000 EUR auf Bewährung ausgesetzt wurden, weil es 6 000 Hektoliter unerlaubt zwischen Appellationen und Jahrgängen vermischt hatte.
- Am 10. Januar 2019 verurteilt das Berufungsgericht in Bordeaux den Winzer François-Marie Marret zu 18 Monaten Haft, davon ein Jahr auf Bewährung, und 1,5 Millionen Euro Zollstrafen wegen eines Betrugs mit sogenannten "Mondweinen" (wegen nächtlicher illegaler Transporte) im Umfang von 8.500 Hektolitern. In erster Instanz hatte das Strafgericht 2016 eine Strafe von zwei Jahren Gefängnis ohne Bewährung und 6,4 Millionen Euro Zollstrafe verhängt. Auch Händler, Makler und Spediteure waren strafrechtlich verfolgt worden.
- Am 27. Juni 2019 wurde der Präsident der Fédération des grands vins de Bordeaux Hervé Grandeau wegen eines Betrugs mit 5 900 Hektolitern Wein zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 30 000 Euro, davon 10 000 Euro im Gefängnis, verurteilt. Die Affäre hindert ihn nicht daran, einige Wochen später erneut zum Vorsitzenden der Instanz, die über die Appellationen wacht, gewählt zu werden, bevor er zum Rücktritt gedrängt wird.
- Am 12. Dezember 2019 verurteilte das Strafgericht Château Maucaillou zu einer Geldstrafe von 200 000 Euro, weil es Handelswein unter dem Namen "Bordeaux de Maucaillou" vermarktet hatte. Das Gericht befand, dass das Etikett den Verbraucher irreführte, indem es ihn glauben ließ, dass es sich um einen Zweitwein von Château Maucaillou handelte. Das Berufungsgericht setzte die Geldstrafe auf 150 000 EUR herab. In den folgenden Monaten wurden etwa fünfzehn renommierte Handelshäuser und Châteaux, die denselben Marketingtrick angewandt hatten, verurteilt.
- Am 23. März 2022 verurteilt das Berufungsgericht die Brüder Médeville, ehemalige Vorsitzende der ODG Bordeaux und Cadillac, zu je 10 000 Euro Geldstrafe wegen Betrugs bei 2 500 Hektolitern Wein (u. a. irreguläre Zuckerzugabe). Das Strafgericht hatte ursprünglich Strafen von sechs Monaten auf Bewährung verhängt. Beide waren nach der Verurteilung von ihren Ämtern zurückgetreten.

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ledexter

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragMi 8. Feb 2023, 21:49

WEIL ZU VIEL BORDEAUX DA IST
Franzosen machen Wein zu Desinfektionsmittel


Was gehört zu einem guten Steak? Richtig, ein Gläschen Desinfektionsmittel. Trocken, versteht sich.

Wer hätte das gedacht: In Frankreich gibt’s zu viel Rotwein! Kein Scherz: Weil bei unseren Nachbarn der Absatzmarkt für Wein sinkt, werden überschüssige Mengen aus dem Umlauf geholt – und unter anderem zu Desinfektionsmittel gemacht.

Genauer gesagt wird aus dem Rebensaft Alkohol destilliert. Dieser kann dann zur Herstellung von Parfüm, Bioethanol – oder eben Desinfektionsmittel genutzt werden.

Dafür hat die Regierung ein Destillationsprogramm aufgesetzt. Im laufenden Jahr sollen dafür 160 Millionen Euro an Zuschüssen vom Staat und der Europäischen Union bereitgestellt werden, teilte das Agrarministerium in Paris mit.

Besonders betroffen: Rotwein aus der Region Bordeaux. Dort klagen Winzer schon länger über eine strukturelle Überproduktion, es gebe einfach zu viel Weinanbau in dem Gebiet. Deswegen fordern sie „Stilllegungsprämien“, um die Weinreben auf einem Teil der Flächen herauszureißen.

Das Agrarministerium kündigte Hilfe für die Region an. Betroffen sind in geringerem Maße auch die Anbaugebiete Languedoc und das Rhônetal. Langfristig müsse Frankreichs Weinsektor sich auf die nötigen Anpassungen an den Klimawandel und an die sich wandelnde Nachfrage im Inland und bei Exportkunden einstellen, teilte das Agrarministerium mit. Die Regierung werde beim Erstellen einer Strategie helfen.

Laut Plan sollen innerhalb von drei Jahren 150 Quadratkilometer Weinberge gerodet werden. Zur Orientierung: Das Weinbaugebiet Bordeaux umfasst insgesamt etwa 1150 Quadratkilometer.

Knapp drei Millionen Hektoliter Rotwein-Überschuss

Fachleute beziffern den Überschuss an Rotwein in diesem Jahr auf etwa drei Millionen Hektoliter. Zum Vergleich: Ein Hektoliter entspricht etwa 200 0,5-Liter-Bierflaschen.

Mit dem Destillationsprogramm sollen 2,5 Millionen Hektoliter vor allem an Rotweinen aller Qualitätsarten vom Markt genommen werden, berichtete die Zeitung „Les Echos“ am Dienstag.

Als Gründe für die Absatzprobleme führten die Winzer einen rückläufigen Rotweinkonsum der Franzosen an. Auch die Inflation wird als Grund genannt, 2022 sei der Verkauf über Supermärkte um 15 Prozent zurückgegangen. Und: der Export nach China sei wegen der Coronakrise eingebrochen.

https://m.bild.de/geld/wirtschaft/wirtschaft/franzosen-machen-wein-zu-desinfektions-mittel-weil-zu-viel-bordeaux-da-ist-82822290.bildMobile.html
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Udo2009

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 9. Feb 2023, 10:28

ledexter hat geschrieben:..... an die sich wandelnde Nachfrage im Inland und bei Exportkunden einstellen, ... ...
Als Gründe für die Absatzprobleme führten die Winzer einen rückläufigen Rotweinkonsum der Franzosen an.

Heute in der Tageszeitung: "Vor 70 Jahren hätten Franzosen im Schnitt 130 Liter im Jahr getrunken, heute seien es nur noch 40 Liter,... "
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vonKorf

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 9. Feb 2023, 10:47

Udo2009 hat geschrieben:Heute in der Tageszeitung: "Vor 70 Jahren hätten Franzosen im Schnitt 130 Liter im Jahr getrunken, heute seien es nur noch 40 Liter,... "


Kein Verlass mehr auf de Franzosen - wo führt das noch hin?
O tempora o mores! :o
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Taunus Südhang

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 9. Feb 2023, 11:31

In Deutschland ist der Weinkonsum auch zurückgegangen. Auf knapp 20 Ltr.

Quelle: Deutsches Weininstitut DWI v. 8.2.2023 für das Weinwirtschaftsjahr 1.8.2021 - 31.7.2022
Viele Grüße

Thomas
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Gerald

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 9. Feb 2023, 13:32

Ja, so ein paar Gläser Rotwein zum Mittagessen geht halt nicht mehr so einfach, wenn man in der Arbeit ist und/oder noch fahren muss. Eine Lösung wäre, alkoholfreien Wein so zu optimieren, dass man ihn ohne große Geschmackseinbußen trinken kann - keine Ahnung, ob das ohne Alkohol überhaupt möglich ist.

Bei anderen alkoholischen Getränken (Bitter, Vermouth) hingegen scheint es meiner Ansicht nach schon ganz gut zu funktionieren.

Grüße
Gerald
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