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out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekrise

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Kle

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 18:07

das "Menschliche" verlagert sich doch bloß… nicht schwer vorstellbar, dass einst Computer die Assemblage festlegen und mit biochemischen Rezeptoren abschmecken. Für den Weinfreund wird dann interessant, welches Chateau die besten Softwareentwickler unter Vertrag hat. Eine solches Programm zu entwickeln, das einen großen Wein keltern kann, müsste außerordentliches vinologisches Verständnis erfordern. Programmierer, die Maschinen auf geschmackliches Feingefühl trimmen, sind die Winzertalente der Zukunft. Vielleicht kann man sogar mit ihnen ein Glas heben.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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Gerald

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 18:14

Programmierer, die Maschinen auf geschmackliches Feingefühl trimmen, sind die Winzertalente der Zukunft.


Nein, das glaube ich nicht. Der Schlüssel ist meiner Ansicht nach das Verständnis, wie die einzelnen Komponenten im Wein (die man ja analytisch gut erfassen kann) zusammenspielen müssen, um einen - sensorisch gesehen - hochwertigen Wein zu ergeben.

Sobald man das einmal verstanden hat, braucht man keine Trauben mehr. :o

Klingt grausam, ist aber meiner Ansicht nach die logische Konsequenz ...

Grüße,
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innauen

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 18:15

Hallo,

so wie es aussieht, hat Herr Hilse die Aufforderung preisgünstige BDXs herauszustellen und damit zu zeigen, dass Bordeaux nicht out ist, in die Tat umgesetzt - mit expliziten Verweis auf die Diskussion hier: https://www.facebook.com/aux.fins.gourmets.de und incl. Zitat von Stephan :lol: .

Grüße,

Wolf
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Kle

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 18:39

sorgenbrecher hat geschrieben: ich respektiere bordeaux, habe hochachtung vor der enormen konstanz, mit der auf vielen gütern erstklassige weine erzeugt werden und hatte von dort atemberaubende qualitäten im glas. trotzdem bleibt eine gewisse distanz, warum auch immer. vielleicht ist es die masse, die mit großer perfektion erzeugt wird, die unnahbarkeit auf den chateau, die anonymität des händlervertriebs, der einfluss von parker,....


ich empfinde eine Art perverses Vergnügen an der umgekehrten Sichtweise. Es fallen so viele menschelnde Winzersfamilien mit der Tür ins Haus, von der Romantik im Weinberg, dem Herausarbeiten des Terroirs ist in jedem Prospekt zu lesen, dass mir die gesichtslose Maschinerie Bordeaux ein frisches Gefühl für Authentizität verschafft: Wenn ich hier beim Trinken den Eindruck von etwas Unvergleichlichem und Sterblichem habe, hat es sich auf besondere Weise in der industriellen Produktion durchgesetzt und ist umso kostbarer.

Gruß, Kle
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Kle

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 19:00

Gerald hat geschrieben:
Programmierer, die Maschinen auf geschmackliches Feingefühl trimmen, sind die Winzertalente der Zukunft.


Nein, das glaube ich nicht. Der Schlüssel ist meiner Ansicht nach das Verständnis, wie die einzelnen Komponenten im Wein (die man ja analytisch gut erfassen kann) zusammenspielen müssen, um einen - sensorisch gesehen - hochwertigen Wein zu ergeben.

Sobald man das einmal verstanden hat, braucht man keine Trauben mehr. :o

Klingt grausam, ist aber meiner Ansicht nach die logische Konsequenz ...

Grüße,
Gerald


in Deiner Vision es aber keine Rückführung mehr auf ein, hm, ein ursprüngliches Etwas oder Wesen. Ich denke, eine Art Rebe, wenn auch nur homöopathisch, wollen die Weinfreaks auch in Zukunft noch haben.

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Gerald

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 19:04

in Deiner Vision es aber keine Rückführung mehr auf ein, hm, ein ursprüngliches Etwas oder Wesen. Ich denke, eine Art Rebe, wenn auch nur homöopathisch, wollen die Weinfreaks auch in Zukunft noch haben.


Bin ich mir nicht ganz sicher - spätestens wenn der synthetische "Wein" dann in einer Art Neuauflage des "Judgement of Paris" gegen die (mehr oder weniger noch natürliche) Konkurrenz gewinnt. ;)

Ist ja bei teuren Parfums beispielsweise längst die Regel und kein Tabu mehr, sie aus synthetischen Komponenten zusammenzusetzen.

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Gerald
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Kle

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 20:02

Hallo Gerald,
beim Parfum leuchtet es mir ein: "Bitte nichts Irdisches auf meinen Astralleib, es könnte...riechen."

Gruß, kle
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OsCor

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 20:37

Gerald hat geschrieben:Ist ja bei teuren Parfums beispielsweise längst die Regel und kein Tabu mehr, sie aus synthetischen Komponenten zusammenzusetzen.

Ich stelle mir gerade vor, wie ich meine Kaffee- äähh- Weinmaschine anstelle, auf den Knopf Bordeaux drücke und den Jahrgang wähle, nachdem ich das entsprechende Riedel-Glas (oder so) druntergestellt habe. Beim Kauf der Maschine war ich mir noch nicht im Klaren darüber, ob ich Pads gegenüber Pulver bevorzugen sollte… in der Apotheke gibt es beides. BASF hat Bordeaux im Programm, Novartis eher Burgund.
Apotheke? Klar, bekanntlich hilft eine gewisse Menge Alkohol gegen Herzinfarkte - oder war das bloß das Eichenholz?

Auweia, ich glaube der 2010 Discounter-Crianza mit 90 PP ist nicht gut für mich…
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octopussy

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 20:45

Ein Freund von mir hat mir neulich erzählt, dass japanische Forscher angeblich so einen synthetisch hergestellten Wein "kreiert" haben, und zwar nicht nur irgendeinen, sondern einen, der wie La Tâche schmeckt, einen der wie Lafite Rothschild schmeckt, usw. Angeblich sollen diese synthetisch hergestellten Flüssigkeiten aber derzeit noch nach wenigen Minuten in sich zusammenfallen. Das mag eine Yucca-Palme sein, denn irgendwo im www habe ich noch nie darüber gelesen.
Beste Grüße, Stephan
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Gerald

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Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr

BeitragDo 25. Sep 2014, 20:55

Beim Parfum ist man ja - wenn ich richtig informiert bin - vor allem deshalb auf synthetische Komponenten umgestiegen, da die natürlichen ätherischen Öle zu starke Schwankungen hatten und dann jede Charge des Produkts anders gerochen hat. In diesem Fall waren jahrgangsbedingte Schwankungen - wie sie bei Wein ganz normal sind - definitiv unerwünscht und niemand hat offenbar diesen Schwankungen nachgetrauert. OK, das war natürlich eine andere Zeit, als Fortschritt / Technik noch keinen negativen Beigeschmack hatte.

Allerdings: wenn man es genau betrachtet, geht die Tendenz im modernen Weinbau ja auch genau in diese Richtung, also dass man für jeden Umweltfaktor (viel/wenig Regen, hohe/niedrige Temperaturen etc.) eine "Stellschraube" zum Gegensteuern hat. Natürlich geht das momentan noch nicht zu 100%, aber im Vergleich zu früher (als viele Jahrgänge einfach untrinkbar waren) schon ziemlich weit.

Und absolut reproduzierbare Produkte statt häufige - und teure - Enttäuschungen werden vermutlich auch bei Wein viele Anhänger finden, wenn man sich mit dem Technikeinsatz einmal angefreundet hat. Sicherlich wird es auch einen Markt für Weine à la "Naturwein" geben, wo man sich als Kunde eigentlich auf gar nichts verlassen kann. Aber das wird eher eine Nische werden, vermute ich einmal.

Grüße,
Gerald
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