Fr 17. Feb 2023, 17:11
Ich habe die oben stehenden Notizen des angeführten Weinprofis teilweise auch auf Cellartracker mitgelesen, weil ich einige der Weine selbst besitze und mir (zuletzt gestern!) in letzter Zeit selbst einen Eindruck über einige 2003er verschafft habe. Ich kenne im übrigen auch das Bewertungssystems des "Experten" nicht, aber das geht schon extrem durch den Gemüsegarten, vor allem verglichen mit dem Punktesystem anderer Profis.
Meine privaten Hobby-Verkostungsnotizen kann man im Detail auch auf Cellartracker nachlesen, kurz zusammengefasst:
2003 ist für mich mit 1996, 2001 und 2004 einer jener Jahrgänge, die derzeit im Großen und Ganzen sehr schön trinkbar sind, wobei das Reifestadium der Weine teilweise weit auseinander liegt. Bei den meisten ist von Hitzejahr keine Rede mit Ausnahme von der einen oder anderen Flasche mit etwas trocknenden Tanninen. Beispiele der in den letzten Wochen quer über die Appellationen verkosteten Weine:
Lafon Rochet: P/L-Wein schlechthin. Was hier an Frische und Frucht noch immer aus dem Glas explodiert, hat mich wirklich beeindruckt. Kaum Altersnoten, kaum Tertiäraromen aber unglaublich schöne, florale Stilistik. Kann die oben genannten Bewertungen nicht annähernd nachvollziehen, habe ihm 93 Pkt. gegeben. Für mich hat der noch 20 Jahre vor sich...
Giscours: schon einige Flaschen gehabt, durchaus unterschiedlich. Auch noch mit langer Lebensdauer vor sich. Nase besser als der Gaumen, aber dennoch sehr schöner Stil. 92 Pkt. (Eine von 3 verkosteten Flaschen war allerdings ohne nennenswerten Fehler nicht annähernd auf Höhe der anderen beiden - also Flaschenvarianz vorhanden!)
Pontet Canet: erste Flasche möglicherweise fehlerhaft, nicht wirklich Kork, aber völlig zugenagelt und ohne jeglichen Ausdruck. War schon sehr erschrocken- hat mir überhaupt nicht gefallen. Die 2.Flasche war dann wesentlich besser und entwickelte sich sogar über mehrere Tage noch ausgezeichnet, 94 Pkt.. Von wegen Hitze und kurze Lebensdauer...
Batailley: vielleicht mit Branaire der "reifste" unter den verkosteten 2003ern. Hier habe ich die auffälligsten Bittertöne vernommen und diesem Wein würde ich eventuell ein wenig "Hitzeschaden" unterstellen. Kann aber auch an der Flasche liegen. Dennoch gute Qualität, 91 Pkt.
Domaine de Chevalier: schöner Wein, guter Zeitpunkt. Hat aber sicher noch viel Zeit vor sich. Komplexität hat ein wenig gefehlt, dennoch sehr schön, Jammern auf hohem Niveau...93 Pkt.
Branaire Ducru: für mich schon eher "drüber". Hätte ich noch mehrere im Keller, würde ich austrinken. Hätte ich gerne vor 5 Jahren gehabt. Nicht schlecht, aber auch nicht ausgezeichnet, wenig Komplexität. Flaschenvariation? 90 Pkt.
Pape Clement: herrliche Reife, wunderschöne Tertiäraromen kombiniert mit fruchtiger Frische, bereits fortgeschrittenes Stadium. Wunderbarer Trinkzeitpunkt. Wer den im Keller hat, sollte ihn jetzt genießen. War für mich mit Abstand der beste Wein aller oben genannten und ein wirklich tolles Erlebnis! 96 Pkt.
(übrigens ist der beste Rote aus diesem Jahrgang für mich bisher ein Österreicher gewesen: Gesellmann "G", aber das vielleicht mit rot-weiß-roter Brille
) Jedenfalls kann er mit den oben beschriebenen BDXs mit (die "Großen" Cos d'E., Montrose und Pichon Baron hab ich ängstlicherweise noch nicht geöffnet)