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Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Fr 30. Okt 2020, 00:01
von medoc
Chateau Poujeaux 2003 13% vol.

20:00 Uhr geöffnet und direkt ins Glas.
Tiefes Granat Rot, am Rand aufhellend, keine Alterserscheinungen. In der Nase ein klare Frucht von Kirsche, Holunder und Rauch. Am Gaumen wirklich überraschend frisch für einen 2003er, dunkle Früchte, Kirsche und noch spürbar, knackige Tannine. Ich hatte den Jahrgang komplett für mich gestrichen, dieser Wein belehrt mich wieder, nichts pauschal zu beurteilen. Sehr,sehr guter Wein! Ich glaube besser wird er nimmer, unbedingt austrinken muss aber auch nicht sein.
23:00 Uhr Flasche leer, ein gutes Zeichen.

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Fr 30. Okt 2020, 10:53
von Dilbert
medoc hat geschrieben:Sehr,sehr guter Wein! Ich glaube besser wird er nimmer, unbedingt austrinken muss aber auch nicht sein. 23:00 Uhr Flasche leer, ein gutes Zeichen.

Freut mich zu hören. Davon hab ich auch noch ne Flasche - sollte ich mir mal für die kommenden Wochen vormerken. Ich hatte vor einiger Zeit den 2002er Poujeaux aus der Magnum. Der war auch richtig gut und für den Jahrgang eine echte positive Überraschung!

Gruß,
Jochen

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Di 3. Nov 2020, 14:31
von Dilbert
So, habe den Poujeaux mal zum Anlass genommen und einen anderen Kandidaten aus 2003 getestet:

Chateau Belgrave 2003, Haut Medoc

In der Nase dunkle Beeren, reife Frucht, aber nicht portig oder marmeladig. Im Mund dann wieder dunkle Beeren (Holunder), sehr warm, Tannine stark abgeschmolzen, allerdings kaum spürbare Säure - man merkt den warmen Jahrgang. In der Mitte etwas leer. Der Abgang hat eine gewisse Länge, aber irgendwie auch nichtssagend!? Kein schlechter Wein und durch das Alter auch gut zu trinken. Sehe ihn so bei 89 Punkten.

Eine Flasche sollte ich noch haben, die lass ich jetzt einfach nochmal 5 Jahre liegen - hopp oder topp!! :o :lol:

Gruß,
Jochen

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Di 3. Nov 2020, 15:19
von Jochen R.
Hallo Jochen,
deine Notiz trifft es meiner Meinung nach gut, witzigerweise hatte
ich mir kürzlich auch notiert: nächste Flasche 2025, vielleicht geschieht
ja noch ein Wunder :lol:
Ich finde der 2003er Belgrave hatte seine beste Zeit zwischen 2012
und 14 und ich fürchte, da kommt jetzt nicht viel mehr.

Gespannt bin ich über deine Meinung zum Poujeaux - mit dem 2003er
wurde ich nie so richtig warm.
Ist halt doch ein spezieller Jahrgang.

Viele Grüße,
Jochen

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Di 3. Nov 2020, 16:04
von Dilbert
Hi Jochen,

Jochen R. hat geschrieben:nächste Flasche 2025, vielleicht geschieht
ja noch ein Wunder :lol:

So in etwa war das auch gemeint! Statt 5 Jahre hätte ich auch 10 Jahre schreiben können. Ich glaube schon, dass der Wein das aushält - aber besser wird er wohl nicht mehr werden!
Aber man weiß ja nie - hatte sowas schon mit älteren Priorats, denen hätte ich nach 5 Jahren auch keine solche Entwicklung zugetraut, nachdem sie schon sehr mollig und säurearm waren!!

Time will tell!

Gruß,
Jochen

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Sa 14. Nov 2020, 13:46
von duhart09
duhart09 hat geschrieben:Neulich gab's bei uns mal wieder

Duhart Milon 2003

und ich fand ihn wunderbar! Kräftige Farbe, in der Nase Lakritz, Graphit, Cassis und Röstaromen - am Gaumen dito (ohne Graphit, dafür mit mehr roten Beeren) und recht alkoholisch. Anfangs etwas spitze Säure, das gab sich aber dann rasch. Ich liebe diesen Wein sehr. Knappe 19 P.

Gruß


Gestern erneut verkostet- zur Gänsebrust: wie gehabt einer meiner Leib- und Magenweine, von dem ich schon in seiner Jugend begeistert war und mir - leicht übertrieben gesagt - den halben Keller gefüllt hatte. Ggü. der alten Notiz oben hat sich die Beerenfrucht ebenso etwas zurückgezogen wie die Säure. Lakritz, Veilchen, kräftige Röstaromen, Würze - das volle Programm, da weiß man (ich jedenfalls) was man hat. Klasse Wein, gestern waren das für mich 18 bis 19 P. Bin aber nicht sicher, ob das in fünf Jahren schöner ist. Denke, man sollte da jetzt eher langsam mal ran!

Das obenstehende Zitat ist übrigens aus dem Jahre 2014...

Millesima hat die Lieferung meiner 18er Duhart-Demis avisiert, auch darauf bin ich sehr gespannt. 03er, 05er und 09er sind bzw. waren allesamt sehr hedonistische Weine!

Gruß

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Di 24. Nov 2020, 15:29
von Trapattoni
Ein Wein ganz nach meinem Geschmack:
2003 Château La Gaffelière
Direkt nach dem Öffnen strömt einem ein etwas irritierender Duft entgegen. Flüchtige Säure?
Nein, im Glas sofort Fruchtester wie beim Öffnen einer Tüte Weingummi. Ich liebe das! ;)
Man riecht auch förmlich das heiße Jahr und hat den Eindruck, dass das Lesegut zu deutlich mehr als den vorhandenen 14% Alkohol in der Lage gewesen wäre.
Farblich ist er eher auf der helleren Seite mit leichten Aufhellungen am Rand, Alkohol sehr gut eingebunden. Im Mund ganz viel schwarze Kirsche und voll ausfüllend. Der Wein ist zudem von anständiger Länge und toll ausgewogen.
Nach etwa einer Stunde, entwickelt sich die Nase etwas weg von Frucht hin zu einem feinen Eichenholz. Man hat den Eindruck als führe man gerade mit offenen Fenstern an den Tonnellerien Richtung Saint-Romain im Burgund vorbei. :D
Blind verkostet hätte ich diesen Wein auch für einen modernen Burgunder halten können, erinnert sogar ein wenig an nördliche Rhone. Irgendwann rutschte mir raus: "Schmeckt wie ein kleiner Cheval Blanc". 93+ P.

Dagegen war
2003 Château La Louvière
mit 12,5 % eher klassischer Bordeaux der etwas robusteren, rustikaleren Art. Hier war gar nicht mal so das heiße Jahr zu erkennen, aber das Terroir mit Tabak, Zeder, Jod usw. schon. Der wird sicher wie gewohnt noch seine Zeit brauchen, um auf seinen Höhepunkt zu kommen. Gestern sah ich ihn bei 91 Punkten.

Sieger, weil einfach trinkreif:
1994 Château Cos d`Estournel
Der hat allerdings momentan auch eine so schöne Süße, dass man erstens nicht den Norden vermuten würde und zweitens schon gar nicht 1994. :mrgreen:

Grüße
Dieter

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Do 26. Nov 2020, 15:55
von Trapattoni
Gestern, wie hier auch schon Anfang des Jahres öfter berichtet, mal wieder sehr, sehr enttäuschend
2003 Château Meyney aus der Magnum
Die letzte gute Flasche hatte ich in 2018. Da ist momentan kein Schmelz, keine Frucht, nur noch Teer und übrig bleibt ein völlig gezehrter Wein. Die relativ hohen Bewertungen bei CT sind für mich in keinster Weise nachvollziehbar. :(
Ich glaube auch nicht, dass er sich nur in einer schwierigen Phase befindet, denn vor einem Jahr präsentierte er sich schon genauso gezehrt. M.E. wird da leider auch nix mehr kommen, was ich allerdings mangels Bevorratung (glücklicherweise) nicht mehr verifizieren werden kann.
Grüße
Dieter

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Do 26. Nov 2020, 17:52
von Desmirail
Trapattoni hat geschrieben: kein Schmelz, keine Frucht, nur noch Teer und übrig bleibt ein völlig gezehrter Wein.


Ich kann das teilen was Du da schreibst. Ich habe bei vielen Weinen aus 2003, 2005, 2009 und 2010 den Eindruck, das Tannine auf Teufel komm raus extrahiert wurden. Weniger wäre IMHO bei vielen Weinen mehr gewesen. Es gibt sie halt, diese Extraktmonster.

Im Sommer 2010 sprach ich mit einem Düsseldorfer Weinfreund genau darüber und wir fragten uns, ob am Ende nicht einfach nur ein hohles Bittergerüst stehen bleiben würde. Es scheint sich bei einigen Weinen zu bewahrheiten. BDX Geschmack hat IMHO am Ende eben auch mit Eleganz und Finesse zu tun.

Wünsche Dir bei Zeiten einen besseren Wein.

Re: Bordeaux 2003

BeitragVerfasst: Do 26. Nov 2020, 18:01
von Trapattoni
Desmirail hat geschrieben:Wünsche Dir bei Zeiten einen besseren Wein.

Danke, hab ich gerade mit 1995 Talbot. Ist nicht der Finessigste, aber klassisch Bordeaux mit ein bisschen Stall, dunkler Frucht und Körper. ;)
Grüße
Dieter