Diverse Bordeaux wie lange lagern?

Hallo Weinforum,

ich weiss nicht genau welches Unterforum richtig ist, ich schreib einfach mal hier..

Hab diverse Bordeaux und etwas unklar, welche wie lange noch lagern müssen, bis sie trinkreif sind.

Sociando-Mallet 2009, Phelan-Segur 2009, Poujeaux 2009 - klarer Fall, noch paar Jahre warten bis zum Trinken, oder?

Aber dann noch sowas weniger berühmtes, aber möglicherweise auch nicht schlechtes wie Chateau Doyac 2009+2010.. trifft das auf die auch zu? Oder kann man davon ausgehen, das die "simplers" sind (was ich nicht mal unbedingt glaube) und daher schon jetzt trinkbar? Oder auch da unbedingt noch warten?

Und relativ banale Dinge, günstig abgestaut, wie Chateau Lamouroux oder Chateau Haut-Bana (kennt vermutlich keiner, wohl "normale Bordeaux", keine crus bourgeois, der 10-15 EUR Kategorie), Jahrgang 2008?

Bin da etwas planlos. Bei den teuren ist der Fall ja klar, aber was ist mit der 10-15 EUR Preisklasse?

Gruß und vielen Dank für Ratschläge,
Jan

Hallo Jan,

es gitbt sicherlich Forumsmitglieder, die sich deutlich besser auskennen. Da bislang keiner geantwortet hat, lege ich aber mal los.

Allgemein sind Bordeaux (wenn man das heute noch so verallgemeinern kann) direkt nach der Auslieferung (Arrivage, ca nach ca. 2 Jahren) interessant zu trinken und dann erst wieder in der zweiten Genussphase. Diese ist sehr abhängig von drei Faktoren:
- Weingut
- Lagerung
- Jahrgang
Meist beginnt sie erst nach etlichen Jahren. Als Daumenregel nehme ich immer 10 Jahre und adjustiere nach gusto. Die Spannbreite ist sehr groß(es können mal 7 Jahre aber auch mal über 15 Jahre sein).

Zu berücksichtigen ist ebenso die Anzahl der Flaschen, die Du persönlich von einer Sorte im Keller hast. Es macht unheimlich viel Spass die Entwicklung eines Weines zu beobachten, selbst wenn das bedeutet ihn nicht auf dem "Hoch" zu trinken.

Die erste Genussphase (nach der Arrivage) ist m.E. bei allen genannten Weinen vorbei. Hätte ich mind. je 6 Flaschen der Weine, und könnte diese adäquat lagern, würde ich die erste Flasche wie folgt öffnen - bewusst in Kauf nehmend, dass das vermutlich zu früh ist:
- Doyac '09: 2017
- Doyac '10: 2020
- Poujeaux '09: 2019
- Phelan Segur '09: 2019
- Sociando Mallet '09: 2021
Hätte ich aber bspw. nur je 3 Flaschen vom Poujeaux, Phelan Segur oder Sociando Mallet, würde ich Deine Frage auf Wiedervorlage legen und sie in diesem Forum in 8 Jahren noch einmal stellen Bis dahin täte ich nix.

Die anderen Weine kenne ich nicht. Ich würde nicht automatisch davon ausgehen, dass sie mit der Zeit besser werden. Daher würde ich wohl hin und wieder einfach mal eine als Essensbegleiter aufmachen. Hätte ich allerdings viel Lagerkapazität und genug Wein zum sofort konsumieren, würde ich die Wette eingehen und sie fünf Jahre im Keller vergraben.

Viele Grüße,
Henning

- Doyac '09: 2017
- Doyac '10: 2020
- Poujeaux '09: 2019
- Phelan Segur '09: 2019
- Sociando Mallet '09: 2021

Viele Grüße,
Henning

Hallo,

die Weine sind mir in älteren Jahrgängen häufiger begegnet, darum

- Doyac ist nach meiner Erfahrung von 02, 03, 04, 05, 06, 07 am besten nach ca. 5 Jahren. Doyac ist häufig in scheinbar schlechten Jahren sehr gut zubereitet (02 und 06!) kann aber Schwächen in guten Jahren haben (05 ) Bei Doyac muss man nicht lange warten.

- Poujeaux ist mit zehn Jahren gut bemessen.
- Phelan Segur darf durchaus lange lagern. Würde ich genauso wie Jan machen.
- Sociando darf am längsten schlafen. Das dürfen auch ruhig mal 15 Jahren sein.

Grüße,

wolf

Danke für die Antworten.

Werd dann mal berichten wenn ich was aufgemacht hab.

Neulich 2 Flaschen Sociando 2005 ergattert. Das schon ne Versuchung..

Stimmts denn das Doyac sich deutlich verbessert hat und Jahrgang 2009/2010 ziemliche "Preis-Leistungs-Schnäppchen" sind? Wird ja zumindest ab und an so beworben..

Noch eine Frage -

hab "Chateau Lamouroux", Jahrgang 2008. Kein Bordeaux mit Rang und Namen, trotzdem EUR 15,- die Flasche (wenns kein Abverkaufs-Sonderangebot gewesnen wäre), kann man also eigentlich davon ausgehen, das der *eigentlich* eher hochwertig ist, da immerhin 15 EUR schwer und man da keinen besonderen Namen mitbezahlt, oder?

Und der schmeckt nicht allzu gut - ziemlich sauer und eigentlich primär schwer und alkoholisch. Kann das genau dieser Effekt sein - erste Trinkphase vorbei, zweite noch nicht erreicht, also den einfach noch diverse Jahre im Keller lagern?

Oder ist der einfach für sich betrachtet mies? Aber, wie gesagt, passt der Geschmack (sauer, schwer, alkoholisch, ansonsten eindimensional und belanglos) zu "typisch, der muss noch reifen"?

[weinfex]

Hab keinen passenderen Thread gefunden, JR Einschätzungen
der letzten Bordeaux Jahrgänge nach Ist Zustand...

http://www.jancisrobinson.com/articles/a20131016.html

Ich hab jetzt mal mutig eine Flasche Poujeaux 2009 geöffnet, roch verführerisch aber schmeckte in der Tat nicht besonders gut, war sogar eher anstrengend zu trinken. Sauer, trocken, schwer, irgendwie "drückend", fast unangenehm. Der muss wohl in der Tat noch ne Weile..

hab mittlerweile auch einige "kleinere Jahrgänge" der besagten Weine probiert, z.B.

Sociando-Mallet 2006: Auch noch nicht ganz reif, aber schon kurz davor, schmeckt gut aber noch ein bisschen "zu", würde ich sagen, man schmeckt das enorme Potenzial

SM 2007: Insgesamt natürlich schlechter, aber dafür auch definitiv schon trinkbar, von allem "weniger", aber
insgesamt rund und stimmig. Lecker, für allem für 20 EUR/Flasche.

Poujeaux 2008: Ähnlich wie Sociando 2006, auch schon trinkbarer als der 2009er, wenn auch insgesamt schlechter, aber auch gut, aber 2 Jahre kann der sicher auch noch vertragen

Montrose 2002: Natürlich schon trinkbar, ähnlich "guter" Jahrgang wie 2007 (dafür bezahlbar ), im direkten Vergleich mit Sociando 2006 runder, reifer, eleganter, "trinkbarer".. aber bei der Verkostungsrunde hat der Sociando gewonnen, nach dem Motto, JETZT schmeckt er etwas schlechter, aber wenn er auch so reif ist, sieht der Montrose alt dagegen aus.

Leoville-Barton 2007 war seeehr nett und Pedesclaux 2009 "der Hammer" (aber ich tendiere zu der Annahme dass der sogar noch in der Primärphase ist).