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Bordeaux 1998

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 1998

BeitragSo 17. Jun 2018, 20:16

Pichon Baron 1998

Deutliche, wenngleich leichte Braunfärbung; noch roter Kern. In der Nase leicht verrottendes Herbstlaub und mürbe eingelegte Pflaumen (aber ohne Armagnac! :)). Das liest sicht jetzt übel, war aber für meine Nase einfach nur angenehm und typisch gereifter Médoc. Weich und fein im Antrunk, aber schon noch signifikanter Tanninkern (jedoch fein und reif). Säure noch ausreichend.

Er befindet sich im Übergang, ist aber erfreulicherweise total offen: schon deutlicher Tertiäranteil, aber auch noch eine ganze Menge Frucht, jetzt auch roter bzw. weniger "oll". Nach einiger Zeit kommt eine leichte Teernote hinzu. Der Trinker des letzten Glases (s.u.), Freund gereifter Bordeaux, vermeinte eine leichte Oxidationsnote (i.S.v. "fehlerhaft") zu erkennen. Ich fand das jedoch nicht; für mich war das einfach gereifter Cabernet, vermutlich im Zusammenspiel mit Brett resp. Pferdestall, welche mir bei diesem Wein in der Vergangenheit des öfteren begegneten. Als bekennender Nicht-Fan besonders alter Tropfen - bei mir darf schon noch gerne etwas Frucht vorhanden sein - fand ich den Wein jetzt auf den Punkt. Tannine und Frucht würden noch viele Jahre erwarten lassen, aber die Säure schien mir doch eher niedrig (wenn auch derzeit völlig ok), so daß ich da nicht so sicher wäre.

Habe den Wein initial probiert und für ½h dekantiert, dann zurück in die Flasche gefüllt. Das Gros haben wir nach ca. 3h getrunken; ein letztes Glas hatte ich für einen Freund abgezweigt und im Weinkühlschrank rund 6h aufgehoben. Getrunken haben wir ihn die ganze Zeit über leicht gekühlt (ungefähr "historische Raumtemperatur"); er präsentierte sich sehr stabil, d.h. zeigte kaum Veränderungen.

Mit den eher milden (Röstgrad, Würze) Lammkoteletts kam er übrigens prima zurecht.

Ausnahmsweise lasse ich mich zu angedeuteten Punkten hinreißen: für mich in den niedrigen 90ern, vielleicht so 92, für bekennende Altweinfans vmtl. etwas darüber. Hat Spaß gemacht!
Besten Gruß, Karsten
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weinaffe

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Re: Bordeaux 1998

BeitragMo 18. Jun 2018, 17:22

Hallo zusammen,

auch wenn 1998 nicht der große Jahrgang am "linken" Ufer war, so gibt es jedoch viele trinkfreudige Weine, die jetzt viel Spaß bereiten, so wie dieser hier:

Bild

Grüße
Bodo
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Michael24

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Re: Bordeaux 1998

BeitragDo 17. Jan 2019, 21:24

Lafon-Rochet 1998

Ein paar Flaschen davon habe ich letztens auf einer Auktion geschossen. Reife Weine der Mittelklasse aus mittleren Jahren zu mittleren Preisen gefallen mir in letzter Zeit immer besser :D

Dichtes rot mit überraschend viel violett.

Tolle interessante Nase, Leder und Frucht. (Meine nicht Weintrinkende Frau, ca. 3 m vom Glas entfernt meinte: "Was riecht hier so? Ahh, das ist der Wein, wow fruchtig")

Deutliche Süße, sensorisch wie ein Griff über glattes schwarzes Leder, ganz dezent griffige Tannine, sehr schöne stützende Säure, dunkle Früchte. Vom Tannin ist noch eine leichte Adstringenz spürbar. Mittlerer Körper, völlig unaufgeregt und immer wieder frage ich mich: Glattes Leder oder doch nur etwas flach in der Mitte?

Viel mehr als ich mir erwartet hatte, viel jugendlicher als erwartet, mein erster Lafon Rochet und wieder ein toller Wein aus St. Estephe. Jetzt perfekt aber sicher noch ein paar Jahre lagerbar. (+- 90)

lg,
Michael
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Lars Dragl

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Re: Bordeaux 1998

BeitragFr 6. Dez 2019, 00:18

Hallo!

Ch. les Bouzigues 1998 Reserve

Dunkles Granatrot. Offene Nase nach roten Früchten, Pflaume, Tabak, Zedernholz und Mozartkugel. Im Mund voll und rund, aber dabei nicht zu weich und mit noch immer ganz leicht aufrauendem Gerbstoff, der für Struktur sorgt. Angedeutete Tiefe und sehr guter Abgang. Im positiven Sinne etwas altfassig. Mehr als anständig, für den damaligen Subskriptionspreis von rund 12€.

Diesen Wein fand ich immer schrecklich, doch jetzt passt das langsam richtig gut. Wurde über 3 Tage immer besser.

Grüße

Lars
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1998

BeitragFr 6. Dez 2019, 18:46

...den konnte man subskribieren????
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Subadubawein

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Re: Bordeaux 1998

BeitragSa 25. Jan 2020, 23:51

Vom nachfolgenden Wein gibt es im 98er Thread eine ziemlich miese Notiz, diese kann ich dank schöner Begegnung mit
Chateau Belgrave 1998
relativieren. Aus der Magnum undekantiert im Rahmen eines 50. Geburtstages genossen, ein kleines Wagnis, da erst kurz vorher aus allerdings verlässlicher Quelle bezogen. Der Wein dankte das Vertrauen vollkommen, Beschreibung aus der Erinnerung aus November, schlanke 12,5 %, dichte Farbe mit etwas Wasserrand, der Duft nicht gerade aufdringlich aber klassisch Médoc, wie auch der Wein sehr gute Balance zwischen generös, guter Struktur und ordentlicher Säurespannungsbogen aufbringt. Im Eindruck insgesamt eher maskulin, machte er den Abend über ausnehmend viel Spaß und fiel auch nach anderthalb Stunden unter Zimmertemperatur nicht deutlich ab. Die Länge nicht abhebend, aber doch einem Cru noch angemessen.
Resumee für mich, es lohnt sich weiterhin, nach den klassischen, noch nicht aufgepumpten Bdx Weinen zu suchen. Ein fast schon unerwartet schönes, nachhaltiges Bordeaux Erlebnis.
Immer ein Glas, das richtig gut schmeckt.
Dabei niemals blöde strunkelig sein.
Schön singen. Küssen! Dann wieder: Wein.
Und vom Leergut leben. Das wär perfekt.
Lebenswunsch zitiert aus: Wiglaf Droste, Nikolaus Heidelbach, Vincent Klink: Wein
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Lars Dragl

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Re: Bordeaux 1998

BeitragFr 31. Jan 2020, 18:04

Hallo Olaf!

Olaf Nikolai hat geschrieben:...den konnte man subskribieren????


Ja, in München bei World-Of-Wine (WOW), da habe ich früher öfter eingekauft. Der Familie Krawczyk gehört auch das Weingut.

Den 1998er habe ich nochmals im, Glas gehabt und er war erneut recht gut. Der 96er ist nach wie vor etwas kratzig.

Würde ich heute nicht mehr kaufen.

Grüße

Lars
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1998

BeitragFr 31. Jan 2020, 20:43

Warum?
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Lars Dragl

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Re: Bordeaux 1998

BeitragSa 1. Feb 2020, 18:18

Hallo Olaf!

Der 98er ist jetzt echt annehmbar. Grundsätzlich finde ich, dass bei den frühen roten Reserveweinen von Ch. les Bouzigues einfach zu viel gewollt wurde. Die Reben geben sicher einen guten Wein her, aber ob man in für 27 Monate ins Barrique packen muss, wage ich zu bezweifeln. Eine gewissen Hang zur Lese bei Überreife und anschließender Überextraktion würde ich dem Winzer ebenfalls unterstellen wollen. Zudem bestand der Wein zu dieser Zeit wohl noch überwiegend aus Merlot, was die wenig ausgeprägte Struktur erklären würde.
Nach Angaben der Familie geht jetzt ziemlich viel von dem Wein und die Schweiz. Diese Info ist aber schon einige Jahre alt. Subseangebote kommen jedenfalls keine mehr.
Wieso man Wein so herzustellt, dass er lange lagern muss, dann aber auch nicht wirklich dolle ist, verstehe ich eh nicht.

Grüße

Lars
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1998

BeitragSa 1. Feb 2020, 20:19

Hallo. Grund der Nachfrage. Ich war immer schon an sogenannten "kleinen" Weinen gerade auch aus nicht so renommierten Appellationen interessiert.
Dahingehend war es seinerzeit auch der 98er Chateau Mercier Prestige aus Bourg der mich begeisterte.
Im Gegensatz zu dem von Dir vorgenannten Wein, wie ich denke, lediglich moderater Holzeinsatz und tolle Frucht. Auch der 01er sowie 09 und 10 sind wirklich schöne Weine. Denke ich werde mir die aktuellen Jahrgänge mal wieder ordern.
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