Bordeaux 2019

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Weinschlürfer
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Weinschlürfer »

Dafür bieten nun einige deutsche Weingüter Subskriptionsersatz mit (fast) bordeauxartigen Preiserhöhungen an :)

Keiner muss leiden. ;)
Ollie
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Ollie »

UlliB hat geschrieben:für die von der Subs-Sucht befallenen gibt es aber ein Problem: außer ein paar Händlerexklusivitäten und noch einigen Weinen aus den hinteren Reihen gibt es bis auf weiteres gar nichts zu subsen, und unter Umständen bleibt das sogar für den ganzen Rest des Jahres so. Da gibt's dann schwere Entzugserscheinungen...
Barolo.

Don't know if I'm comin' up or down:
Ollie
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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

Ollie hat geschrieben: Barolo.
Wie jetzt - Barolo? Ich nehme an, Du meinst den angeblich herausragend guten 16er? -- Den kauft man ja ganz einfach, den subst man doch nicht... da fehlt doch der ganze Thrill: ich gebe Geld aus und kann anschließend zwei Jahre (oder mehr) drauf hoffen, dass der Händler tasächlich was liefert. Das ist echt spannend ;)

Sofortige Lieferung gegen Geld? Gähn. Da könnte ich ja auch 16er Bordeaux kaufen. Und das immer öfter unter Subspreis 8-)

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Ollie »

Stümmt, einfach nur Geld auf den Tisch legen und Ware mitnehmen ist ja völlig reizlos. Am Ende kennt man sogar den Wein, bevor man ihn kauft. :? :roll: :lol:

Na gut, dann halt doch deutsche Premiumburgunder von 2018. Huuuu, Alkohoooool! *thrill* :mrgreen:

Cheers,
Ollie
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Ollie »

Und das mit dem "2016 unter Subspreis" habe ich jetzt mal überlesen, da geh ich gar nicht drauf ein. *lalalalalala* :mrgreen:

Cheers,
Ollie
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small talk
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von small talk »

Die Primeur-Kampagne bzw. der Vor-Verkauf (Zeichnung oder Subskription), diente ursprünglich dazu bei den Weingütern den Kapitalbedarf/Cashflow zu entspannen. Ein Vorverkauf hilft tatsächlich bei Produktionsabläufen, die sich über Jahre hinziehen. Es gab Zeiten da wurden die Trauben teilweise schon am Stock mit verkauft.
Ich finanziere hier seit November 2019 den Jahrgang 2020 und werde den Wein je nach Qualität erst 2022 oder 2023 verkaufen können. Über diesen Zeitraum werden ständig Kostenpositionen hinzukommen (Reben-Pflege, Löhne, Barriques, Abfüllung, …) und die müssen nun mal finanziert werden. Da summiert sich einiges auf und entsprechend ist der Kapitalbedarf.
Die heutigen ‚Primeur-Kampagnen‘ haben sich allerdings von dieser Zielsetzung entfernt und so einige Marketing-Maßnahmen konnten sich komplett verselbständigen. Angebote werden auf- und zu-geteilt um eine Situation der Verknappung zu schaffen und Preissteigerungen durchzusetzen, die mit der Weinqualität nichts mehr zu tun haben. Dazu wird reichlich phantasiert… Wie oft kann man den neuen Jahrhundertjahrgang denn noch ausloben? Mit dem Ergebnis, das Weine zwar ‚gehandelt‘ wurden, im Markt jedoch nicht als Angebot sichtbar waren. Die liegen dann irgendwo und kamen möglichst verdeckt später in den Markt. Alles möglichst undurchsichtig. Transparenz ist für solches marktgeschehen existenziell gefährlich. Erstaunlich, dass auch so manche Kunden damit nicht umgehen können … oder wollen …
Ich hätte nie gedacht, dass dieses Spiel sich so lange halten kann. Vom Jahrgang 1999 habe ich zum letzten Mal einen Bordeaux subskribiert und bin heilfroh, dass es nur ein paar Kisten waren.
Mittlerweile ist dieser Subskriptionsmarkt zu einem Konstrukt zwischen Handel und Chateaux geworden das von ständigen Preissteigerungen abhängig ist. Besonders die Kreditfinanzierung ist in diesem Zusammenhang potentiell gefährlich, weil selbst die Sicherheiten/Kreditgarantien von steigenden Preisen abhängig sind. Die organisatorische Herausforderung durch das Coronavirus für die Kampagne 2019 sollte eigentlich nur eine zeitliche Verzögerung bedeuteten. Die Situation ist allerdings dermaßen angespannt, dass so einige Kartenhäuser in sich zusammenfallen könnten. Es bleibt zu hoffen, dass dies ein ‚Gesundungsprozess‘ bleibt und vernünftige Strukturen (die es in Bordeaux ja auch gibt) nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Nur so ein paar Gedanken meinerseits
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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EThC
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von EThC »

small talk hat geschrieben:Nur so ein paar Gedanken meinerseits
...es ist -zumindest für mich- immer sehr spannend, hier auch die Gedanken "der anderen Seite" mitzubekommen, die Mehrzahl der Beiträge hier stammt ja eher von der Endverbraucherseite...
UlliB hat geschrieben:da fehlt doch der ganze Thrill: ich gebe Geld aus und kann anschließend zwei Jahre (oder mehr) drauf hoffen, dass der Händler tasächlich was liefert. Das ist echt spannend ;)
Ollie hat geschrieben:Stümmt, einfach nur Geld auf den Tisch legen und Ware mitnehmen ist ja völlig reizlos. Am Ende kennt man sogar den Wein, bevor man ihn kauft. :? :roll: :lol:
...heißt das, man subst in erster Linie deshalb, weil das Leben sonst nichts spannendes mehr bietet (so nach dem Motto "Haben Sie noch Sex oder spielen Sie schon Golf?") :?: :o
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

EThC hat geschrieben: ...heißt das, man subst in erster Linie deshalb, weil das Leben sonst nichts spannendes mehr bietet (so nach dem Motto "Haben Sie noch Sex oder spielen Sie schon Golf?") :?: :o
Bis vor etwa 20 Jahren konnte man mit der Subskription durchaus erhebliche Gewinne einfahren - nicht nur fiktiv, sondern durchaus real; manche Leute haben damit ihr komplettes Weinhobby finanziert (subse zwei Kisten, verkaufe nach Lieferung eine davon, und trinke die andere dann für lau). Irgendwann hörte es damit auf, weil die Erzeuger das Spiel leid waren, und es wurde dann mehr zu einer alten Gewohnheit. Übrigens, Golf spiele ich noch nicht ;)
small talk hat geschrieben: Die Situation ist allerdings dermaßen angespannt, dass so einige Kartenhäuser in sich zusammenfallen könnten. Es bleibt zu hoffen, dass dies ein ‚Gesundungsprozess‘ bleibt und vernünftige Strukturen (die es in Bordeaux ja auch gibt) nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Das halte ich, wie alle mit der Krise verbundenen "Reinigungsfantasien", für reine Illusion.

Wer vor der Krise sehr viel hatte, wird auch nach der Krise trotz einiger Buchverluste immer noch sehr viel haben (wenn man nicht ohnehin zu den paar Krisengewinnern gehört). Für ein paar 12er Kisten Lafite oder Mouton reicht es da jedenfalls immer noch, oder vielleicht - weil ja Krise ist - bescheidet man sich ganz solidarisch mal ein wenig und kauft nur ein halbes Dutzend Magnums von Las Cases.

Das unterste Segment berührt es auch nicht - für 2 oder 3 Euro die Pulle wird immer noch genug da sein.

Wen es aber heftig erwischen wird, ist der ganze Mittelbau.

Gruß
Ulli
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small talk
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von small talk »

Illusion hin oder her. Das wird sich zeigen. Mit dieser Krise wird so manches entgleiten und da ist es besser vorbereitet zu sein und das sehe ich bei viel zu Vielen nicht. Sei es aus naivem Leichtsinn oder schlicht des Unvermögens, weil die Mittel fehlen.
Klar, wer vor der Krise sehr viel hatte und womöglich nicht zu den Dümmsten gehört; der wird schon bald wieder gut dastehen.
Hier in Frankreich gibt es ein Sprichwort das ich mal frei übersetze: „In guten Zeiten gibt es Dicke und Dünne. Werden die Zeiten schlecht, werden die Dicken dünner und die Dünnen sind weg.“
Was vielleicht nicht ganz klar ist, auch bei sehr hohen Preisen geht es nicht jedem gut. Klaffen Preisniveau und gehandelte Mengen zu weit auseinander wird das Ganze hinter der Fassade zu einer Luftnummer! Das ist der Grund, weshalb es vielen schon vor der ‚Corona-Krise‘ überhaupt nicht gut ging. Das hat mit Segmenten (Unteres / Mittelbau / Spitze) nicht unbedingt etwas zu tun, sondern schlicht mit Umsatz und Kosten. Eigentlich sollte das nicht so kompliziert sein.
Im dem Umsatz stimmt einiges nicht, weil bei diesem Preisniveau viele Mengen nur zum Schein (zur Primeur-Show) gehandelt wurden, nun liegen die Weine statt beim Konsumenten beim Spekulanten auf Lager (womöglich Kreditfinanziert mit der Erwartung einer Rendite, die die Zinsen bezahlt). Und jetzt findet die dringend benötigte Anschlussveranstaltung (Primeur 2019) noch nicht einmal wie gewohnt statt.
Bei den Kosten ist auch einiges aus dem Ruder gelaufen, da wurden Strukturen aufgebaut, die nicht mehr viel mit Weingnuß zu tun haben jedoch viel Kapital verschlingen. Das womöglich auch noch auf Kredit … Unabhängig davon kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die Produktionskosten in Frankreich deutlich höher liegen als beispielsweise in Deutschland (das gilt besonders für die Arbeitskosten). Insofern steht auch das untere Preissegment sehr unter Druck.
Ich möchte die Primeurkampagne nicht grundsätzlich schlechtmachen. Das hat durchaus etwas Gutes und auch Richtunggebendes. Diese maßlosen von der Realität abgekoppelten Überzeichnungen sind mir zuwider.
Der Weingenießer könnte als Indiz solcher Fassaden heranziehen, dass von den Preissenkungen nach einer Primeurkampage nicht alle Weingüter gleich betroffen sind. Es könnte sich lohnen da genauer hin zu schauen, wenn einem Preise so wichtig sind. Noch besser wäre es, sich auf seinen eigenen Geschmack und Genuss zu verlassen.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
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Winedom
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Winedom »

Hallo Stefan!
Danke für Deine Ausführungen. Es war mit z.B. nicht klar, daß die Herstellungskosten in Frankreich doch ein Stück höher sind.
Das sich das ganze Primeursystem verschoben hat ist mir klar. Die Weingüter wollten mehr vom Gewinn und es hat Ihnen nicht gefallen wie ihre Weine außer Haus mit extremer Marge gehandelt wurden. So leidet im Moment der (Zwischen) Händler. Und die Grenzen des Systems werden durch Corona vielleicht getestet.
Und wie Du sagst, bei den normalpreisigen Weinen spielt die Musik nochmal anders.
Ich kaufe noch gerne im Primeursystem. Da geht der Wein direkt in meinen Keller.
Eine Schnäppchen durch Vorfinanzierung ist das allerdings kaum mehr.
Was mich noch interessieren würde: Was passiert bei schwächeren Jahrgängen mit dem vielen Wein, wenn die Nachfrage weniger ist. Werden die dann teilweise weggeschüttet wenn Sie nicht verkauft werden können.
Gruß Rainer
Viele Grüße
Rainer
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