Bordeaux 2019

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
olifant
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von olifant »

TOM hat geschrieben: Das schätzt Du falsch ein. Wenn LM einen Wein mit 98 oder 99 Punkten bewertet, dann ist der garantiert so stark mit profaner Frucht und/oder Süße überfrachtet, dass er mir garantiert nicht schmeckt. Von daher haben die Punkte für mich durchaus eine Bedeutung und sagen: "Finger weg von dem Wein" :!: :lol:

Finde es trotzdem immer wieder witzig, wie viele Weihändler damit werben.
TOM, ich nehms zwar genau so wie du, LM-Punkte sind für mich ein guter Indikator was wohl nicht meins ist, aber ... andererseits sind die LM-Punkte auch berechtigt, weil es doch tatsächlich Leute geben soll, denen das genau so richtig gut schmeckt ;)
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

Gerade erhielt ich von einem bekannten süddeutschen Bordeaux-Händler folgende Mail bezüglich einer eventuellen Primeur-Kampagne für den 2019er:

"wir erhielten, praktisch frisch aus der Presse, neueste Nachrichten aus Bordeaux den Jahrgang 2019 betreffend. Die Corona Krise zwingt leider auch das klassische Bordeaux Primeur Business zu umfangreichen Änderungen und Anpassungen. Die ursprünglich vom 30.03. bis 02.04. geplanten Primeurverkostungen, zu denen wir alljährlich für mehr als zwei Wochen anreisen, werden nach neuesten Informationen von Ronan Laborde, Inhaber von Chateau Clinet und Präsident der Union de Grand Cru der Bordeaux (UGCB), auf einen noch zu bestimmenden Zeitpunkt des Frühsommers verschoben. Eine finale Entscheidung hierzu wurde für den 11.05. angekündigt. All dies kann aber nur im Kontext mit Lockerungen bezüglich Reisebestimmungen, Versammlungsgeboten und Restaurantöffnungen seitens verschiedener Regierungen erfolgen. Geplant sind Verkostungen nicht nur in Bordeaux, sondern auch in wenigen, selektiv ausgewählten weiteren Destinationen weltweit. Dies soll zu einer Entzerrung der Verkostungsproblematik durch die Anwesenheit vieler Personen an einem Ort führen. Wir verkosten aus Gläsern, die zuvor bereits einmal benutzt wurden, in der Hoffnung, dass diese steril gereinigt wurden. Die Weine werden gespuckt und normalerweise drängen sich die Verkoster und Chateau-Inhaber dicht an dicht. Die sanitäre Sicherheit muss also zuallererst gewährleistet sein. Eine Aufteilung in sehr kleine Gruppen, zudem eine strenge Auswahl derer, die überhaupt eingeladen werden, wird auf jeden Fall unabdingbar sein.

Zuvor könnte, wir sprechen bewusst im Konjunktiv, ein separates Verkostungs-Prozedere für die führenden Weinjournalisten weltweit gefunden werden. Bis zu diesem Zeitpunkt allerdings versenden lt. Ronan Laborde die Chateau der Union de Grand Cru de Bordeaux keine Verkostungsmuster an den Handel. Zum einen will die UGCB gemeinschaftlich auftreten. Zum anderen sind frische Fassmuster sehr labil und müssen umgehend verkostet werden. Ein umfangreicher, im Sommer zudem Temperatur-geführter Versand von Fassmustern, dies zu möglichst gleichem Zeitpunkt und mit einer umgehenden Verkostung nach Ankunft ist sehr kostspielig, zudem außerhalb des Kontrollbereichs der Weingüter. Verkostungs-Temperaturen, Wetterbedingungen, viele Parameter haben erheblichen Einfluss auf Verkostungsergebnisse. Lediglich kleinere Güter oder Güter, die über Exklusivitäten vertrieben werden, könnten hier Ausnahmen machen. Die finale Freigabe der Weine soll dann, so angedacht, im Sommer erfolgen. Wann und in welcher Zeitspanne steht noch nicht fest.

Aus Großbritannien ging am 20.04. allerdings ein uns vorliegendes, offenes Schreiben, unterzeichnet von nahezu allen führenden Britischen Weinhändlern ein. Inhaltlich mahnt der UK-Handel die Durchführung einer zu frühen Primeur Kampagne massiv an. Der UK Handel ist für Bordeaux enorm wichtig, und erhält deshalb zumindest Gehör. Als Argumente werden neben der weltwirtschaftlichen Gesamtsituation, Währungs-Schwankungen, sanitäre Verkostungs-Bedingungen, eine zu knappe Zeitachse und viele weitere Argumente vorgetragen. Großbritannien verlangt eine Primeur-Kampagne im September. Dann aber, so Bordeaux, steht bereits die neue Ernte bevor, zudem die Freigabe vieler weiterer Weine, wie zum Beispiel Opus One. Wie Bordeaux reagieren wird, bleibt abzuwarten, zudem spannend. Wir hatten auch bereits Telefonate mit führenden Chateaux, die neben all diesen Terminen einen Ausfall der Primeur-Kampagne diskutieren um die Weine nach Abfüllung im Jahr 2021 freigeben zu können. Dann allerdings würden zwei Jahrgänge in einem Jahr auf den Markt kommen…

Seien Sie also beruhigt, zum jetzigen Zeitpunkt versäumen weder Sie noch wir etwas bezüglich der Bordeaux Primeur 2019. "

Gruß
Ulli
TOM
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von TOM »

Falstaff berichtet auch über "En Primeur in der Krise" und beruft sich auf Warnungen von Liv-Ex
https://www.falstaff.de/nd/liv-ex-warnt ... -bordeaux/
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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Winedom
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Winedom »

In Lobenbergs Newsletter steht:

Bordeaux 2019 packen die Domaines nur noch in 6er-Holzkisten, Sie bestellen die Flaschenzahl Ihrer Wahl, der Wein kommt aber in diesen 6er-Kisten.

Ist das ein allgemeiner Trend oder nur eine Übereinkunft von/mit Lobenberg?
Viele Grüße
Rainer
Sauternes
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Sauternes »

Da bei Lobenberg in der Vergangenheit sehr viele Weine nur in 12er OHK erhältlich waren, selbst teure Weine über 100€ die Flasche, wird es wohl eine allgemeine Maßnahme aus Bordeaux sein.
Ich persönlich finde das mit den 6er OHK sehr gut.
Bei Yves Beck gibt es einen Verkostungsbericht der 19er Weine, ausgenommen die (ab)gehobene Klasse, die erst später zur Verfügung stehen.
630 Weine wurden verkostet und bewertet. Grundtenor: 2019 ist groß, was jetzt nicht mit herrausjagend gleich zu setzen ist, einfach Qualitativ groß und das schon in Basis der kleinen Weine.
Da ich bisher noch keinen Wein geordert habe, ist das für mich eine gute Hilfe.
CL 19 wurde mit 90-92 bewertet, der Zweitwein mit 91-93. Ich werde da wohl lieber besser bewertete günstigere Weine nehmen, Clos Manou 93-95, Chateau d`Escurac 94-96 und Chateau Lousteauneuf 95-97 , um mal ein paar sehr gute weine zu nennen.

Gruß Heiko
Bradetti
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Bradetti »

Die Frage die sich mir stellt ist, ob die diversen Verkoster wie Lobenberg, Beck, Gerstl und Co. beim 19er Jahrgang nicht generell 2-3 Bonuspunkte per se mehr geben.

Man stelle sich mal vor wenn der 19er Jahrgang nur qualitativer Durchschnitt wäre, wie sich das bei der übergeordneten globalen Lage auf die Weingüter auswirken würde. Könnte man als existentiell beschreiben...

Aber ich will nix unterstellen. Evtl. ist der Jahrgang einfach toll...
Viele Grüße
Dirk
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von pessac-léognan »

Sauternes hat geschrieben: Bei Yves Beck gibt es einen Verkostungsbericht der 19er Weine, ausgenommen die (ab)gehobene Klasse, die erst später zur Verfügung stehen.
630 Weine wurden verkostet und bewertet. Grundtenor: 2019 ist groß, was jetzt nicht mit herrausjagend gleich zu setzen ist, einfach Qualitativ groß und das schon in Basis der kleinen Weine.
Da ich bisher noch keinen Wein geordert habe, ist das für mich eine gute Hilfe.
CL 19 wurde mit 90-92 bewertet, der Zweitwein mit 91-93. Ich werde da wohl lieber besser bewertete günstigere Weine nehmen, Clos Manou 93-95, Chateau d`Escurac 94-96 und Chateau Lousteauneuf 95-97 , um mal ein paar sehr gute weine zu nennen.

Gruß Heiko
Becks Bewertungen würde ich, lieber Heiko, nie allein in einen Kaufentscheid einbeziehen, ganz sicher nicht bei Weinen über 50€. Bei kleinen Weinen kann man das durchaus einmal wagen, auch wenn er seine Lieblinge hat, die er notorisch hoch bewertet, wie z.B. d'Escurac, den er - nach meinem Geschmack - regelmäßig 5 Punkte zu hoch bewertet...
Gruß
Jean
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Jochen R. »

pessac-léognan hat geschrieben:
Sauternes hat geschrieben: Bei Yves Beck gibt es einen Verkostungsbericht der 19er Weine, ausgenommen die (ab)gehobene Klasse, die erst später zur Verfügung stehen.
630 Weine wurden verkostet und bewertet. Grundtenor: 2019 ist groß, was jetzt nicht mit herrausjagend gleich zu setzen ist, einfach Qualitativ groß und das schon in Basis der kleinen Weine.
Da ich bisher noch keinen Wein geordert habe, ist das für mich eine gute Hilfe.
CL 19 wurde mit 90-92 bewertet, der Zweitwein mit 91-93. Ich werde da wohl lieber besser bewertete günstigere Weine nehmen, Clos Manou 93-95, Chateau d`Escurac 94-96 und Chateau Lousteauneuf 95-97 , um mal ein paar sehr gute weine zu nennen.

Gruß Heiko
Becks Bewertungen würde ich, lieber Heiko, nie allein in einen Kaufentscheid einbeziehen, ganz sicher nicht bei Weinen über 50€. Bei kleinen Weinen kann man das durchaus einmal wagen, auch wenn er seine Lieblinge hat, die er notorisch hoch bewertet, wie z.B. d'Escurac, den er - nach meinem Geschmack - regelmäßig 5 Punkte zu hoch bewertet...
Gruß
Jean
Lieber Jean,
habe kürzlich eine VKN zu D´Aiguilhe 2015 mit 95 P. gelesen. War für meinen
Geschmack fast 10 P. zu hoch. Geschmacksache und so ist das mit den Kauf-
entscheidungen ...
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

Bradetti hat geschrieben:Die Frage die sich mir stellt ist, ob die diversen Verkoster wie Lobenberg, Beck, Gerstl und Co. beim 19er Jahrgang nicht generell 2-3 Bonuspunkte per se mehr geben.
Da müsste Lobenberg bei seinen diversen Exklusivitäten die Skala erst einmal auf 105 Punkte erweitern... mehr als 100 geht ja im Moment dummerweise nicht :lol:
Man stelle sich mal vor wenn der 19er Jahrgang nur qualitativer Durchschnitt wäre, wie sich das bei der übergeordneten globalen Lage auf die Weingüter auswirken würde.
Ich bin mir bei den Topbetrieben gar nicht mal sicher, ob es denen nicht lieber wäre, wenn der 19er nur durchschnittlich ausgefallen wäre. Das würde denen nämlich erlauben, die Preise ohne Gesichtsverlust drastisch zu reduzieren und damit den Verkauf zu befördern.

Ist der 19er wirklich gut, und wird das von den Profis auch so bestätigt, stehen die Erzeuger vor einen Dilemma: lassen sie die Preise auf dem 2018er Niveau (von weiteren Preissteigerungen wird jetzt vermutlich niemand mehr träumen), werden sie angesichts der wirtschaftlichen Lage so gut wie nichts verkaufen. Machen sie die Weine aber deutlich günstiger als die der Vorjahre, riskieren sie, dass der ganze Markt ins Rutschen kommt und ihre reichlich vorhandenen Lagerbestände an Wert verlieren.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man versuchen wird, den Jahrgang eher klein zu reden. Aber warten wir's ab - im Moment ist ja überhaupt nicht abzusehen, ob und wann es eine halbwegs reguläre Kampagne gibt. Dass der Lobenberg für ein oder zwei Handvoll Weine aus den hinteren Reihen ordentlich Lärm macht und per Mail den Beginn der Primeurkampagne verkündet, kann man ja verstehen, aber etwas grotesk ist das schon.

Gruß
Ulli
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von pessac-léognan »

Jochen R. hat geschrieben:
pessac-léognan hat geschrieben:
Sauternes hat geschrieben: Bei Yves Beck gibt es einen Verkostungsbericht der 19er Weine, ausgenommen die (ab)gehobene Klasse, die erst später zur Verfügung stehen.
630 Weine wurden verkostet und bewertet. Grundtenor: 2019 ist groß, was jetzt nicht mit herrausjagend gleich zu setzen ist, einfach Qualitativ groß und das schon in Basis der kleinen Weine.
Da ich bisher noch keinen Wein geordert habe, ist das für mich eine gute Hilfe.
CL 19 wurde mit 90-92 bewertet, der Zweitwein mit 91-93. Ich werde da wohl lieber besser bewertete günstigere Weine nehmen, Clos Manou 93-95, Chateau d`Escurac 94-96 und Chateau Lousteauneuf 95-97 , um mal ein paar sehr gute weine zu nennen.

Gruß Heiko
Becks Bewertungen würde ich, lieber Heiko, nie allein in einen Kaufentscheid einbeziehen, ganz sicher nicht bei Weinen über 50€. Bei kleinen Weinen kann man das durchaus einmal wagen, auch wenn er seine Lieblinge hat, die er notorisch hoch bewertet, wie z.B. d'Escurac, den er - nach meinem Geschmack - regelmäßig 5 Punkte zu hoch bewertet...
Gruß
Jean
Lieber Jean,
habe kürzlich eine VKN zu D´Aiguilhe 2015 mit 95 P. gelesen. War für meinen
Geschmack fast 10 P. zu hoch. Geschmacksache und so ist das mit den Kauf-
entscheidungen ...
Natürlich, Jochen, gibt's keinen geschmacklichen Alleinvertretungsanspruch... :) Übrigens wurden die 95 nach unten 'korrigiert' - wenn auch nicht so weit, wie es vielleicht für Neipperg-Verächter wünschbar wäre..
:roll:
Und genau dieser Subjektivität wegen kaufe ich persönlich auch, falls ich nicht selber probieren kann, nie einen Wein aufgrund einer einzigen Bewertung. Bei kleinen Weinen, meinte ich, kann man es ja trotzdem wagen, da das Verlustrisiko nicht besonders hoch ist. Und preislich fällt aus meiner Sicht auch der d'Aiguilhe in diese Kategorie..
Alles also nicht so schlimm in Zeiten, wo Staaten schließlich mit Billionen nur so um sich schmeißen...
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