pessac-léognan hat geschrieben: Château Ferrière Margaux GCC 13.5% alc
Farbe: dunkles, nur am Rand leicht durchscheinendes Purpurgranat
Nase: feinduftig nach réglisse und Cassis, auch etwas frisches Schwarzbrot und nasser Lehm
Gaumen: hier erstaunlich und zunächst fast ausschließlich Blumen : Rosen aller Art, Pfingstrosen, etwas Veilchen, zunächst so gut wie keine Frucht, auch kein Holz. Erst im Nachhall etwas halb reife Heidelbeeren und ein Hauch Kardamom. Im hinteren Gaumen dann auch (endlich) etwas aufrauhende Tannine, die das Alterungspotenzial des Weins, zusammen mit einer gewissen Säure, andeuten
Der edle Kork hat bei dieser Flasche glücklicherweise nicht auf den Wein abgefärbt. Dafür riecht er selber stark nach Vanille!!
Der Wein ist momentan nicht leicht zu 'lesen'. Die Blumigkeit, die man von einem Margaux eher in der Nase erwarten würde, beschränkt sich, dafür hier extrem dominant, auf den Gaumen. Frucht dafür fast vollständig Fehlanzeige.
Dieser Ferrière 2019 kann es zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit dem 18er vor 1 1/2 Jahren aufnehmen. 91(-93) Punkte
48 Stunden später (WKS): Der Wein ist derart bitter, fast ungenießbar, sodass ich ihn nach einigen Schlucken wieder verkorkt in den WKS lege.
72 Stunden später: Es grenzt fast an ein Wunder! Derselbe Wein (eine knappe halbe Flasche) ist plötzlich fast offen, das Bittere ist fast ganz verschwunden und hat einer schönen Säure Platz gemacht. Keine Ahnung, wie das möglich ist. Sogar eine gewisse Fruchtigkeit kommt nun zum Vorschein: Heidelbeeren, Stachelbeeren. Dies im Temperaturbereich von 16/17°. Bei höherer Temperatur zieht sich der Wein wieder ein wenig zurück, ohne in die schiere Untrinkbarkeit von gestern zurück zu tauchen...
Momentan knapp 92 Punkte. Ich mache mir über die verbleibenden 24 Flaschen deutlich weniger Sorgen... Das Material hat Potenzial!
In den nächsten Tagen geht's wohl an den Durfort Vivens, nach euphorischen Notizen auf CT und hier von Ollie...
96 Stunden später: Nach dem DV gab's noch ein letztes Gläschen dieses Ferrière - und wieder ist (fast) alles anders: Der Wein hat schwarze Frucht (Cassis) entdeckt, aber auch Teer, Tabak, etwas schwarzer Pfeffer. Wirkt fast wie ein Pauillac (müsste man also nun HBL probieren?), aber nicht so ganz streng, ein wenig scheint doch noch Margaux durch - im Abgang zeigen sich wieder Anklänge der Rosen vom ersten Tag... (knapp 93 Punkte)