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Bordeaux 2023

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 13:12

pessac-léognan hat geschrieben:Interessant. Anfang (1-3) und Schluss (13-15) der obigen Rangliste sind m.E. nicht so überraschend. Eher überraschen mag, dass die gehypten Jahrgänge 2020 und 2022 eher mäßig abschneiden (in denen die Exzesse einiger Profi-Verkoster, nicht nur JS (!), besonders Blüten getrieben haben) und dass 2012 (direkt hinter 2023!) vor 2017 und 2014 figurieren...
Ich habe von diesem Händler jetzt das erste Mal gelesen, und ich dachte eigentlich, dass ich den deutschen Bordeaux-Markt ganz gut überblicke. Der scheint mir da lediglich eine Randerscheinung zu sein, was ja nun nicht heißt, dass er deswegen falsch liegt. Die allgemeinen Aussagen würde ich auch so teilen.

Was nun das Jahrgangs-Ranking betrifft, müsste man wissen, was denn da alles einbezogen wird, und wie. Auch die Unterklasse und die untere Mittelklasse, die niemand mit nur etwas Erfahrung subskribiert, und das in gar keinem Jahrgang? Dann wird 2023 nämlich automatisch recht weit hinten landen, weil die Erzeuger in diesen Kategorien diesmal extrem schlecht geliefert haben. Und werden die Preise in diesem Ranking berücksichtigt, und falls ja, wie? Fragen über Fragen...

Gruß
Ulli
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 13:24

Einverstanden, Ulli, mit deinen "Fragen"!
Trotzdem finde ich es interessant, dass ein langjähriger Teilnehmer am Primeur-Ritual (an dessen Bewertungen sich nichtsdestoweniger gerade die Subskribenten fast wie Zahlenfetischisten orientieren müssen, mangels eigener Erfahrungen mit dem noch nicht abgefüllten Jahrgang) und (offenbar) selber Weinhändler aus seiner 15-jährigen Erfahrung ziemlich kritische Schlussfolgerungen ableitet. Ich wäre hier durchaus gespannt, was Adrian (und natürlich der sonst immer zu Bdx-Sub-Zeiten hier schreibende Mathias Hilse) dazu zu sagen hätten...
Gruß
Jean
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UlliB

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 14:03

pessac-léognan hat geschrieben:Trotzdem finde ich es interessant, dass ein langjähriger Teilnehmer am Primeur-Ritual (an dessen Bewertungen sich nichtsdestoweniger gerade die Subskribenten fast wie Zahlenfetischisten orientieren müssen, mangels eigener Erfahrungen mit dem noch nicht abgefüllten Jahrgang) und (offenbar) selber Weinhändler aus seiner 15-jährigen Erfahrung ziemlich kritische Schlussfolgerungen ableitet. Ich wäre hier durchaus gespannt, was Adrian (und natürlich der sonst immer zu Bdx-Sub-Zeiten hier schreibende Mathias Hilse) dazu zu sagen hätten...
Mir ist hier wirklich jede Meinung willkommen, auch die von einem mir völlig unbekannten Händler.

Wenn es um die üblichen Spitzenerzeuger geht, scheinen die 2023er nicht schlecht zu sein; das Ergebnis kann man jedenfalls aus den bislang veröffentlichten Notizen der Profis schon herauslesen. Und wenn dann ein LLC bei immer noch hervorragenden Bewertungen (die allerdings eindeutig niedriger sind als beim 22er) den Preis um 40% senkt, zeigt das, wie viel Druck da im Kessel ist. Ein Kollaps des Marktes ist durchaus möglich.

Zur Kampagne: da hieß es doch, dass die früh beginnen und schnell sein würde. Nun, von schnell ist nach der ersten Woche nichts zu merken; es tröpfelt so dahin. Ungewöhnlich ist nur, dass diejenigen, die sonst ganz spät kamen, jetzt den Aufmacher gegeben haben.

Die nächste Woche wird kurz: Mittwoch und Donnerstag sind in Frankreich Feiertage, und für den Brückentag am Freitag ist kein Release angekündigt. Am Montag soll die ganze Mouton-Familie kommen, am Dienstag dann Lafon-Rochet, Cantemerle, Pedesclaux , und entweder Montag oder Dienstag auch Malartic-Lagravière.

Gruß
Ulli
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Dominik Mueller

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 14:27

Torsten Görke ist der Sohn von Hardy Rodenstock. Als Weinhändler aktiv ist er meines Wissens nicht viele Jahre, er ist Quereinsteiger aus einer anderen Branche. Persönlich bekannt ist er mir nicht, daher möchte ich an dieser Stelle auch kein Halbwissen verbreiten. Gelesen hatte ich vom Weinhandel Bürgerheim zuerst in einer älteren Ausgabe von FINE, als Thomas Schröder noch der Chefredakteur war. So 2018 oder 2019 rum, glaube ich.
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 15:05

Vielleicht hat es vor Ort nach Übermengen an 2012er im Lager....
Mal auf das nächste mailing achten.
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la-vita

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 15:07

Kurz Off-Topic:
Wer mehr Informationen zum Weinhandel Bürgerheim braucht: Es gibt zwei kurzweilige Podcasts, in der er über seinen Weg zum Wein und auch über seine Verbindung zu seinem Vater spricht.

https://www.5komma1.de/podcast/torsten-goerke

https://ruhrtalk.podigee.io/13-ruhrtalk-13-mit-torsten-gorke
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 15:58

Die Jahrgangsbewertung von Herrn Görke ist, ich sags mal so,.....interessant.
Zunächst einmal ein Ranking unter Einbeziehung aufgrund lediglich der wie auch immer unfertigen Weine/ep Muster vom 23er zu erstellen ist....mutig.

In meiner Liste sitzt der 2010er deutlich weiter hinten im Bus.
Schlichtweg häufig zu hart vinifiziert und zu stark extrahiert,
wenns dumm läuft, dann geht der Richtung 2005....

Top 1. 2016 da hat einfach recht viel, fast überall, gepasst.
Top 2. 2019, da das passt das oben gesagte auch weitgehend, halt recht viel Alkohol, aber nahezu perfekt verpackt, das passt...und der ep Preis seinerzeit war ohnehin konkurrenzlos gut.
Top 3. 2020, der zweieiige Zwilling vom 19er, same but different, weniger Alkohol aber im Gunde dieselbe Finesse, etwas spröder aber eigentlich an beiden Seiten vom Fluss gut.
Dann wird es schwierig aber im Grunde stilistisch für mich 2015 vor 2018, 2014 vor 2017, 2012 so mittendrin all in all, rechtsufrig allerdings ganz weit vorn und jederzeit trinkbar, eierlegende Wollmilchsau sozusagen.
2010 mag qualitativ vor 2009 liegen, vermutlich werde ich es abschließend nie bewerten können, weil der 10er zeitlebens nie richtig reif sein wird. So what.
Über 2021, 2011 und 2013 hülle ich das Tuch des Schweigens, einzig 2011 VCC ist wirklich Klasse.
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 16:00

pessac-léognan hat geschrieben:Einverstanden, Ulli, mit deinen "Fragen"!
Trotzdem finde ich es interessant, dass ein langjähriger Teilnehmer am Primeur-Ritual (an dessen Bewertungen sich nichtsdestoweniger gerade die Subskribenten fast wie Zahlenfetischisten orientieren müssen, mangels eigener Erfahrungen mit dem noch nicht abgefüllten Jahrgang) und (offenbar) selber Weinhändler aus seiner 15-jährigen Erfahrung ziemlich kritische Schlussfolgerungen ableitet. Ich wäre hier durchaus gespannt, was Adrian (und natürlich der sonst immer zu Bdx-Sub-Zeiten hier schreibende Mathias Hilse) dazu zu sagen hätten...
Gruß
Jean


Nun, das mit den "Pauschalisierungen" von Jahrgängen ist nicht ganz einfach, dennoch ist das Ranking sicher nicht total falsch allerdings sehe ich persönlich den 2010er hinter dem 2016er und erachte den 2022er als herausragend. Beim 2019 vs. 2020 hatte ich die letzten 2 Wochen viele Diskussionen, gerade mit Winzern in Bordeaux. Hier scheiden sich die Geister. Ich persönliche habe den Eindruck, dass 2020 längerfristig die Nase vorn haben wird. Mein Ranking sähe so aus...

2016
2022
2010
2020
2019
2009
2018
2015
2023
2014
2021
2012
2017
2011
2013

Ich möchte aber daran erinnern, dass in jedem Jahr hervorragende Weine entstanden sind.

Was 2023 betrifft: Der Jahrgang war im Rebberg alles andere als einfach, doch das Resultat ist gut bis sehr gut. Einzig die Appellation Pessac-Léognan (rot) präsentierte teils schwache Weine - aber auch da gibt's grandioses (LCHB, SHL, Haut-Bailly sowie Mission und HB...).

Der Jahrgang 2023 ist - kurz formuliert - "kontemporär klassisch". Kontemporär weil aufgrund des Klimawandels die Cabernets top ausreifen konnten und die Weine über feine, reife Tannine verfügen, die in warmen Jahrgängen entstehen (2023 war ähnlich warm wie 2022, einfach mit viel weniger Sonne/Licht). Klassisch sind die 2023er jedoch im Ausdruck. Sie erinnern mit ihrer frischen Art an "klassische Bordeaux-Jahrgänge". Klassisch darf jedoch nicht mit z.B. 2002 oder 2006 verwechselt werden, denn "grüne Gerbstoffe / Adstringenz" findet man beim 2023er (mit Pessac-Ausnahmen) nicht.

Soweit mal meine kurze Einschätzung des Jahrgangs.

Gruss,

Adrian
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UlliB

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 16:46

Dominik Mueller hat geschrieben:Torsten Görke ist der Sohn von Hardy Rodenstock.
Ah, danke, das sagt mir natürlich was. Und für diejenigen, denen der Name nichts sagt: "Hardy Rodenstock" ist ein Künstlername, eigentlich Meinhard Görke (*1941- †2018), ein zwielichtiger Händler von Weinraritäten, dem mehrfach Betrug nachgewiesen wurde. Wäre die deutsche Justiz so konsequent wie die amerikanische im Fall von Rudy Kurniawan, wäre er womöglich als einer der bedeutendsten Weinfälscher der jüngeren Zeit in die Geschichte eingegangen. So bleibt er lediglich eine Randnotiz.

Gruß
Ulli
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2023

BeitragFr 3. Mai 2024, 17:01

Herzlichen Dank, Adrian, für das Jahrgangsranking, das in der Tat etwas näher bei meiner Einschätzung liegt als dasjenige von Torsten Görke... (wobei ich leider den 23er noch nicht kenne und damit auch nicht einsortieren kann). Und vielen Dank natürlich auch für deine VKN, die du mit uns geteilt hast (erst noch als PDF herunterzuladen!).
Gruß
Jean
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