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Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Do 28. Mai 2020, 10:01
von amateur des vins
Gerald hat geschrieben:Interessanter Artikel von Eric Asimov in der NYT über die Vielfalt italienischer Weißweine:

https://www.nytimes.com/2020/05/21/dini ... -wine.html
Nett! :)
Italien war schon immer das Mosaik autochthoner Rebsorten, weiß wie rot. Aber auch das Land, in dem sich viele Weinbauern nicht um Moden und Kritiken scheren. Weil das so unübersichtlich ist, und so wenig Information darüber nach außen dringt, läuft vieles unter dem Radar.
As a general rule, these wines are leaner than American or French whites, but not always. They are more acidic and less oaky.
Ok, amerikanische (ich nehme an, er meint: US-Amerikanische) kenne ich kaum. Und weniger Holz glaube ich gerne. Aber generell mehr Säure als französische Weine? :lol: Wo hat er denn das her? :?

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Fr 16. Apr 2021, 18:33
von OsCor
In dem Jahr seit dem letzten Post habe ich in der Tat hauptsächlich Weißweine aus dem Umland (Kaiserstuhl, Breigau und Markgräflerland) getrunken. Zu italienischem Weißwein habe ich aber nach wie vor eine gewisse Affinität - muss wohl genetisch sein.
Nachdem ich dank Tipps aus dem hiesigen Forum die von mir gesuchten „einfachen” Tischweine bei der Fattoria La Mandria gefunden habe (zunächst nur in rot), ist jetzt auch der weiße Trebbiano des Weinguts verfügbar. Ebenfalls ein einfacher Tischwein („ab Hof” 4,95 €), ich habe ihn gerade im Glas.Wie er zum Essen passt, werde ich morgen testen. Aber ich habe mal nach den Stichworten Trebbiano und Säure gesucht und bin auf ein Phänomen gestoßen, das mich etwas irritiert: Die eine Website nennt Trebbiano einen ausgesprochen säurearmen Wein, die andere einen säurestarken. Was denn nun?

Gruß
Oswald

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Fr 16. Apr 2021, 19:21
von EThC
...in der VIVC-Datenbank gibt's insgesamt 14 verschiedene Sorten, die alle mit "Trebbiano" anfangen. Davon würde ich die wohl bekannteste bzw. verbreitetste Sorte -Trebbiano Toscano bzw. Ugni blanc- als eher säurehaltig einstufen, den Trebbiano Spoletino z.B. dagegen eher als säurearm...

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Fr 16. Apr 2021, 19:57
von OsCor
Danke, Erich!
Dass es mehrere Sorten Trebbiano gibt, habe ich schon gesehen, aber nicht für möglich gehalten, dass der Säuregehalt so unterschiedlich ausfallen könnte. In dem von mir gekauften ist offensichtlich ausreichend Säure drin, dürfte wohl die Sorte Trebbiano Toscano sein.

Kleine Nebenfrage: Steigt der Säuregehalt tendenziell mit der Höhenlage des Anbaugebietes?

Gruß
Oswald

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Fr 16. Apr 2021, 20:36
von Judo
OsCor hat geschrieben:Kleine Nebenfrage: Steigt der Säuregehalt tendenziell mit der Höhenlage des Anbaugebietes?


Die Höhe hat damit indirekt etwas über die dort tendenziell eher geringeren Temperaturen zu tun. Hitze reduziert die Säure. Daher sind Winzer im Herbst über kühle Nächte froh, weil das die Säure erhält.

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Fr 16. Apr 2021, 20:40
von EThC
OsCor hat geschrieben:Steigt der Säuregehalt tendenziell mit der Höhenlage des Anbaugebietes?

...es kommt natürlich im Einzelfall drauf an, was der Winzer draus macht, aber generell ist das schon so: je kühler, je Säure. Wobei 800 m am Etna was anderes sind als 800 m in Südtirol...

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Fr 16. Apr 2021, 21:00
von OsCor
Es wird eine Höhenlage von 520 m für das Anbaugebiet des Trebbiano der Fattoria La Mandria angegeben und dass diese Lage säurefördernd sei.

Gruß
Oswald

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Fr 16. Apr 2021, 22:12
von EThC
...vielleicht ein Keiltal mit Nordausrichtung? :lol:

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Sa 17. Apr 2021, 09:38
von UlliB
Jenseits der Frage, ob eine Sorte "an sich" säurereich oder säurearm ist, und den Eigenschaften der jeweiligen Lage gibt es einen weiteren Punkt, der beides überlagert: die Wahl des Lesezeitpunktes. Bei allen Traubensorten nimmt die Säure mit zunehmender Reife ab und der Zuckergehalt zu. Da es eine deutliche Tendenz gibt, die Alkoholwerte nicht mehr durch die Decke gehen zu lassen, wird heute eher etwas früher als später gelesen.

Darüber hinaus haben sich viele Winzer vom Vorgehen verabschiedet, alles aus einer Lage zu einem Zeitpunkt zu lesen. Wer seinen Weinen Säure mitgeben möchte, liest einen Teil früh und bei knapper Reife und verschneidet den resultierenden (sauren) Wein mit dem der Hauptlese. Es gibt hier erhebliche Gestaltungsspielräume.

Außerdem ist das Aufsäuern mittlerweile praktisch jedes Jahr erlaubt, auch in Italien.

Was möglich ist, sieht man ja inzwischen in Deutschland: da gibt es Grauburgunder-GGs vom Kaisestuhl mit 8,x Gramm Säure. Bei einer "an sich" säurearmen Rebsorte...

Gruß
Ulli

Re: Italienische Weißweine und (mein) Säureempfinden

BeitragVerfasst: Sa 17. Apr 2021, 10:02
von EThC
UlliB hat geschrieben:Was möglich ist, sieht man ja inzwischen in Deutschland: da gibt es Grauburgunder-GGs vom Kaisestuhl mit 8,x Gramm Säure. Bei einer "an sich" säurearmen Rebsorte...

...wobei ich mich frage, ob sowas mit Aufsäuern alleine überhaupt geht, denn die Aufsäuerei ist ja auch limitiert (auch wenn ich die Regeln dazu aktuell nicht parat habe). Aber vielleicht wird ja ein Teil der Trauben in Verjus-Qualität gelesen und dann dazugemischt... :lol: