Kle hat geschrieben:...ich gebe zu, dass auch ich unwillkürlich vergleiche, das „Problem“ aber eher in der Breite als in der Spitze empfinde. Da spielt sich bei mir der Genuss häufig auf einer flacheren Ebene als bei Stillweinen ab.
Carsten, was ist für dich die "Breite"? Vielleicht trinkst du einfach zu viele sehr gute Stillweine
. Solltest du auf die Einstiegsklasse abstellen, sozusagen den typischerweise nebenherlaufenden Hausschäumer, den man als Winzer halt im Portfolio hat, damit man auch etwas Schäumendes anbieten kann, dann könnte ich dich verstehen. Aber das trifft eben auch auf so gut wie alle Guts(still)weine zu. Typischerweise liegen diese in meinem Punkteranking zwischen 84 und 86 P mit vereinzelten Ausschlägen nach oben oder unten. Diesen Genuss als "flacher" zu bezeichen, leuchtet mir ein, aber eben nur gemessen in Relation zu anderen Stillweinen.
Bernd Schulz hat geschrieben:Vielleicht hat ja jemand ... Lust, den Blanc de Noir brut 2019 von Jülg (ist ja kein katastrophal schlechtes Weingut) zu probieren und zu beurteilen?
Ich kenne den Jahrgang nicht, aber den Sekt aus anderen Jahren. Deine Beschreibung kann ich aus der Erinnerung gut nachvollziehen, das mousseux (also das Mundgefühl) war jedoch eher gröber und recht viel Volumen aufbauend und die Länge insgesamt eher kurz, trotz der für meinen Geschmack reichlichen Dosage (schätze mehr als 6 gr aus der Erinnerung). Ich habe ihn in meinem Sekthorizont so bei 85-86 P abgespeichert. Vielleicht hat das Weingut mit diesem Jahrgang einen gewaltigen Schritt nach vorn getan, aber aus der Erinnerung heraus war das gute Einstiegsklasse, aber noch lange nicht "herausragend" (90-94 P).
Ollie hat geschrieben:Ich würde nur argumentieren, daß der Schaumwein etwas mehr kostet.
So ist es leider.
Grundsätzlich frage ich mich jedoch, wohin der Verglech von Still- und Schaumweinen führen soll? Ich könnte jetzt auch behaupten, dass es Biere gibt, die an aromatischer Komplexität mit herausragenden Weinen mithalten können, und das in aller Regel zu einem deutlich geringeren Preis. Aber wohin soll dieser Vergleich von Äpfeln mit Birnen (oder Kartoffeln im Falle von Bier) führen? Sollen wir deshalb mehr Bier trinken?
Womit ich im Einklang stünde, wäre die Behauptung, dass die Anzahl herausragender oder gar großer Schaumweine gemessen an der Anzahl herausragender oder großer Stillweine eher gering ist. Aber das liegt halt einfach in der Natur der Sache: Sie werden zahlenmäßig in deutlich geringerem Umfang produziert und deutlich weniger konsumiert.