Hallo,
die Tage hatte ich
Stefan Krämer - Müller-Thurgau Muschelkalk trocken - Taubertäler Landwein - 2016 im Glas:
Nach dem ersten Abend hätte ich den Wein als zurückhaltend, angenehm, aber auch aromatisch etwas übersichtlich beschrieben. Die Hefearomen in der Nase sind vielleicht nicht für jeden angenehm, ich kann die gut ab. Am zweiten Abend war ich dann der Veränderung wegen sehr überrascht. Der Wein war fruchtiger, aber nicht so eine süße, reife Frucht, wie man sie aus dem Obst und den Säften heute kennt, sondern eher wie alte Sorten, mit wenig Zucker. Das unterstreicht die sehr natürliche Wirkung des Weins.
Der Wein war lang auf der Feinhefe, dabei autolysieren die Hefezellen und geben z.B. Mannoproteine, Lipide und Nucleinsaäuren in den Wein ab. Diese Verbindungen sorgen für das leicht cremige Mundgefühl, können aber auch flüchtige aromatische Bestandteile des Weins adsorbieren und im Wein zurückhalten.
Auf mich wirkte die zugewonnene aromatische Expressivität am zweiten Tag, als habe sich durch den Sauerstoffkontakt die Retentionsfähigkeit dieser Proteine erniedrigt. Der Wein war komplexer, vielfältiger und spannender.
Der eigentliche Weintyp ist natürlich noch unverändert. Es ist immer noch ein leichter, einfacherer Wein, der gut solo oder zu einem Vesper geht; man sollte ihm etwas Aufmerksamkeit schenken. Er hat nicht die Intensität, um ein kräftigeres Essen zu begleiten. Ich finde den niedrigen Alkoholgehalt und die sehr gute Bekömmlichkeit noch erwähnenswert.
Grüße, Josef