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Taubertal

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Re: Taubertal

BeitragFr 3. Feb 2023, 09:14

...Du hast natürlich absolut Recht, da das Gut in Auernhofen am Rand des Taubertals liegt (nicht weit weg von Creglingen), hab ich den Wein reflexartig hier eingestellt. Stahl hat aber mittlerweile auch eine ganze Menge an Lagen im Maindreieck... :oops:
Viele Grüße
Erich

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EThC

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Re: Taubertal

BeitragDi 21. Feb 2023, 11:02

Schon Anfang letzten November war ich mal auf dem Winzerhof Stahl zum Essen, dazu gab es folgende 4 Weine als Begleitung, die zwar zu 3/4 aus dem "richtigen Franken" stamen, aber da das Gut im bzw. am Rande des Taubertales in Auernhofen liegt, stelle ich alle 4 VKN's mal hier ein:

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Irgendwie wurde mittlerweile der frührer deutlich charakteristischere Stil zugunsten einer Internationalisierung (auch mit den englischsprachigen Etiketten manifestiert) etwas verwässert. Es gibt zwar durchaus noch schöne Weine in meinem Sinne, wie zum Beispiel den Exoten Chenin blanc, aber daß an diesem Abend der einzige Nachkäufer der Müller-Thurgau war, während das Gut früher bei mir fast auf die „3er-Wertung“ gepachtet war, fand ich dann doch bezeichnend. Dabei haben die Stahl-Weine eigentlich immer auch schon früh sehr viel Spaß gemacht, weshalb ich doch etwas im Zweifel bin, ob die aktuellen Scheureben, Silvaner, Chardonnays mit etwas Reife spaßmäßig zu den Sachen bis etwa Jahrgang 2017 aufschließen können. In Sachen Spannung hat somit für mich das gleich gegenüberliegende Weingut Krämer den Winzerhof nunmehr klar abgehängt. Das ist zwar einerseits Äpfel mit Birnen, weil Klassik mit Natur verglichen, aber spannungsmäßig waren früher beide Güter trotz diametral unterschiedlicher Stilistiken für mich gleichauf.
Viele Grüße
Erich

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Re: Taubertal

BeitragDi 14. Mär 2023, 18:53

Im November letzten Jahres war ich zu Besuch beim Weingut Kraemer in Auernhofen, eines der spannendsten Winzerbegegnungserlebnisse der letzten Zeit. Das führte letztlich auch dazu, daß ich neben ein paar anderen Weinchen auch die auf den ersten Blick recht ambitioniert bepreisten „5 Farben des Silvaner“ des Guts eingesackt habe; blind und ohne persönlichen Kontakt hätte ich mir sicher verkniffen da zuzuschlagen, aber im Rahmen des „Gesamtarrangements“ paßte das dann für mich. Ende Februar habe ich dann ein paar Bekannte dazu animieren können, den erworbenen Fünferpack im Rahmen eines Gruppentrinkertreffens zu vernichten:

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Ich bereue den Kauf dieser 5 sehr eigenen bis unvergleichlichen Silvaner in keinster Weise. Die nominellen Preise für diese Flaschen werden in der Kraemerschen Preisliste mit 33, 44, 55, 66 und 77 Euronen angegeben, es ist also klar, daß hier keine Preiskalkulation zugrunde liegt, deren wesentliche Basis die Gestehungskosten sind. Das hat mich erst etwas Überwindung gekostet, auch wenn ich im Rahmen des Gesamteinkaufs effektiv ein bißchen weniger gezahlt habe, aber nach der Verkostung war klar, daß sich die Weine gegenüber ähnlich bepreisten Produkten aus renommierteren Weinbauregionen nicht verstecken müssen, also paßt schon! Was ich hier auch noch herausstellen möchte, ist, daß der 18er Jahrgang bei diesen Flaschen in keinster Weise negativ wirkt, also ganz anders als ich das regelmäßig bei den konventionelleren Weißweinen feststellen mußte...
Viele Grüße
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UlliB

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Re: Taubertal

BeitragMi 15. Mär 2023, 16:15

Hallo Erich,

das liest sich schon sehr interessant. Andererseits frage ich mich, ob die für Weinliebhaber sonst interessanten Parameter wie Rebsorte, Herkunft und Jahrgang für das Ergebnis hier überhaupt eine Rolle spielen, oder ob das Resultat nicht mehr oder weniger ausschließlich durch die Vinifikationsmethode bestimmt wird.

Würde ein Weißburgunder aus dem Kaiserstuhl, der mit analogen Parametern bei Mostgewicht und Säure gelesen wird, nicht das selbe oder wenigstens fast das selbe Ergebnis bringen, wenn er vom selben Personal im gleichen Keller so behandelt werden würde?

Gruß
Ulli
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Re: Taubertal

BeitragMi 15. Mär 2023, 17:54

UlliB hat geschrieben:Würde ein Weißburgunder aus dem Kaiserstuhl, der mit analogen Parametern bei Mostgewicht und Säure gelesen wird, nicht das selbe oder wenigstens fast das selbe Ergebnis bringen, wenn er vom selben Personal im gleichen Keller so behandelt werden würde?
...das ist eine durchaus zulässige, sich geradezu aufdrängende Frage, auf die ich letztlich (noch?) keine schlüssige Antwort habe. Ich habe auch noch die Bemerkung eines Teilnehmers an einer unserer Blindtasting-Runden im Kopf, die da lautete, daß das Naturzeugs doch eh alles gleich schmeckt. Mag eine Frage der Wahrnehmung sein, denn für mich stellt sich das so überhaupt nicht da. Allerdings habe ich auch mit einer Reihe naturvinifizierter Rebsorten zuwenig Erfahrung, als daß ich da eine diesbezügliche "Natur-Typizität" erkennen könnte, mit manchen funktioniert's aber recht gut, der Silvaner gehört jedoch (noch) nicht dazu. Tatsächlich kann ich da eher den Stil des Winzers erkennen. Ganevat aus dem Jura hat ja auch mal einen Wein mit Trauben aus 6 verschiedenen Regionen Frankreichs zusammengemanschelt und somit -auch mit der Namensgebung- den Herkunftsgedanken karikiert, der Wein für sich war dennoch oder gerade deswegen goil.

Ob also Stephan Krämer mit WB vom Kaiserstuhl mehr oder weniger das gleiche Glaserlebnis zaubern könnte, keine Ahnung, im Bereich des Möglichen wär's aber schon. Wesentlich ist für mich jedoch, wie die Weine bei uns angekommen sind und das war schon ziemlich außergewöhnlich, haben sich von anderen Naturingern auch deutlich abgesetzt, allen voran der "Flor". Ich bin aber auch alles andere als ein Typizitätsfetischist, der eine feste Grunderwartung hinsichtlich Silvaner aus dem Taubertal hat. Wer die aber hat, wird an den Weinen auch keine Freude haben...
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Taubertal

BeitragMi 15. Mär 2023, 21:29

Ich finde das halt interessant, weil das aktuelle und weitestgehend unwidersprochene Credo in der Weinwelt ist, dass ein guter Wein seine Herkunft vermitteln soll. Gewissermaßen der heilige Gral ist dabei die Einzellage, deren spezifische Charakteristik ein Winzer so authentisch wie möglich in seinen Weinen ausdrücken soll - zumindest ist das im Burgund so, in VDP-Deutschland, auch in Österreich, und der Einzellagen- und Parzellenhype breitet sich gerade auf etliche andere Länder aus, in denen man sich bislang darum wenig bis gar nicht gekümmert hatte.

Wenn ich deine Notizen zu den fünf Weinen lese, sind da so wenig Gemeinsamkeiten zu finden, dass es bei einer Blindprobe vermutlich völlig unmöglich sein dürfte, die Herkunft auszumachen. Insofern ist hier das Traubenmaterial lediglich die Grundsubstanz für die freie und kreative Gestaltung der Weine durch den Winzer. Das ist ein Ansatz, der der gängigen Doktrin diametral entgegenläuft. Und eine ganze Menge weiterer Fragen aufwirft...

Gruß
Ulli
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Re: Taubertal

BeitragMi 15. Mär 2023, 21:55

UlliB hat geschrieben:Wenn ich deine Notizen zu den fünf Weinen lese, sind da so wenig Gemeinsamkeiten zu finden, dass es bei einer Blindprobe vermutlich völlig unmöglich sein dürfte, die Herkunft auszumachen. Insofern ist hier das Traubenmaterial lediglich die Grundsubstanz für die freie und kreative Gestaltung der Weine durch den Winzer. Das ist ein Ansatz, der der gängigen Doktrin diametral entgegenläuft. Und eine ganze Menge weiterer Fragen aufwirft...
...isso! Ich habe ja durchaus auch Spaß daran, Weine gemäß ihres "Terroirs" einordnen zu können, aber Terroir bzw. möglichst kleinteilige Herkunft ist halt einfach nicht der einzige Weg, betörende Weine ins Glas zu bekommen. Es lebe die Vielfalt! Auch wenn die in diesen Fällen nicht wirklich konsensfähig ist. Aber: so what! :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

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Ralf Gundlach

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Re: Taubertal

BeitragMi 15. Mär 2023, 22:00

Hallo Erich, hallo Ulli,

ich habe gerade euren Austausch verfolgt. Und ich habe mir gerade bei Ullis verständlicher Einbringung der Lagentypiziät die Frage gestellt, wie lange es brauchen würde, dass der Herr Kraemer den Röttinger Feuerstein und das Taubenzeller Hasennaestle auf die Toplagenkarte bringen würde,wenn er ehrgeizig ist ( ich musste etwas an Keller denken. Ich kann mich noch gut an ein Zitat eines bekannten "Weinkenners" vor 20 Jahren erinnern: "Das ist doch alles Ackerland dort. Die richtigen Böden sind an der Rheinfront)). Ob Keller 20 Jahre zeitversetzt später noch einmal solch einen Erfolg mit der gleichen Strategie gehabt hätte? Glaube ich eher nicht. Ich sehe gerade eher eine Gegenbewegung bei manchen Winzern mit nicht so angesehenen Lagen, andere Topweine produzieren zu wollen, sprich in den alternativen Bereich zu gehen. Ob man das gut findet oder nicht? Das kann jeder anders bewerten. Ich bin Anfang April im Taubertal und unabhängig vom Budget ziehen mich eher die Basisweine bei Kraemer an. Und die spiegeln durchaus die Lagen bzw. ihre Böden wieder. Wenn auch puristisch. Könnte ich auch nicht jeden Tag trinken. Aber ich fahre mal hin. Und kaufe mir ein paar Flaschen.

Gruß

Ralf
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Re: Taubertal

BeitragMi 15. Mär 2023, 22:11

Ralf Gundlach hat geschrieben:Und die spiegeln durchaus die Lagen bzw. ihre Böden wieder. Wenn auch puristisch. Könnte ich auch nicht jeden Tag trinken. Aber ich fahre mal hin. Und kaufe mir ein paar Flaschen.
...die "5 Farben des Silvaners" sind sicher eher "Winzerweine" im besten Sinne, aber auch die Basisweine sind mega coole Sachen, schon der Bacchus-PétNat für 11 Euronen im Bordeaux-Schrauber ist ein Knaller. Wobei die Weine nicht mehr so puristisch sind wie früher, mit der Verabschiedung des Guts von den Zwängen der Qualitätsweinprüfung sind die Sachen deutlich expressiver geworden, finde ich. Bin gespannt, was Du einsackst...
Viele Grüße
Erich

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Ralf Gundlach

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Re: Taubertal

BeitragMi 15. Mär 2023, 22:29

EThC hat geschrieben:
Ralf Gundlach hat geschrieben:Und die spiegeln durchaus die Lagen bzw. ihre Böden wieder. Wenn auch puristisch. Könnte ich auch nicht jeden Tag trinken. Aber ich fahre mal hin. Und kaufe mir ein paar Flaschen.
...die "5 Farben des Silvaners" sind sicher eher "Winzerweine" im besten Sinne, aber auch die Basisweine sind mega coole Sachen, schon der Bacchus-PétNat für 11 Euronen im Bordeaux-Schrauber ist ein Knaller. Wobei die Weine nicht mehr so puristisch sind wie früher, mit der Verabschiedung des Guts von den Zwängen der Qualitätsweinprüfung sind die Sachen deutlich expressiver geworden, finde ich. Bin gespannt, was Du einsackst...


Hallo Erich,

den PetNat habe ich natürlich auf dem Bildschirm. Und abgesehen von Hofmann, der natürlich stilistich anders gestrickt ist gibt es in der Ecke (sprich 20 km Radius) ja auch anscheinend keine spannenden Winzer. Ich bin mal gespannt und werde berichten.

Gruß

Ralf
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