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Syrien

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stollinger

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Syrien

BeitragSa 30. Nov 2019, 19:34

Hallo,

auf meiner Reise durch den Libanon kam mir auch ein Wein aus Syrien ins Glas, von der Domaine de Bargylus - Grand vin de Syrie.

Das Weingut gehört zur Johnny R. Saadé Holdings die neben Immobiliengeschäft, Finanzinvestment und Reise- und Tourismusunternehmen auch zwei Weingüter im Geschäftsportfolio haben. Neben Bargylus auch das Château Marsyas im Libanon. Die Saadé Familie hat ihre Ursprünge wohl im heutigen Syrien und Libanon, wen das genauer interessiert, kann es auf der Homepage von der Domaine Bargylus nachlesen. Johnny R. Saadé hat 1978 mit seinem Bruder Jacques R. Saadé die Reederei Compagnie Maritime d’Affrètement (CMA) in Marseilles gegründet. Nach Unstimmigkeiten ist Johnny R. Saadé aus der gemeinsamen Unternehmung ausgestiegen. Jacques R. Saadé hat die Reederei weiterentwickelt, die heute, nach dem Zusammenschluss mit der Reederei CGM, unter dem Name CMA CGM firmiert und 2016 einen Umsatz von 16 Mrd € machte. Nach dem Tod von Jacques R. Saadé hat sein Sohn Rudolphe Saadé die Leitung inne.

Zurück zu Bargylus: Die Reben wurden 2003 in der Nähe von Lakatia in Syrien gepflanzt und der bekannte bordelaiser Önologe Stephane Derenoncourt und Winzer (Domaine de l'A) wurde engagiert. Das Weingut wird gemanagt von den Söhnen von Johnny R. Saadé: Karim und Sandro J. Saadé. Selbst zu Zeiten des Kriegs in Syrien operiert das Weingut wohl noch weiter und macht noch Wein aus Syrien heraus. Organisiert wird das ganze aus dem Libanon, dass zeugt m.M. schon von einem hohen Maß an Organisation, Professionalität und Kontakten. Ich will das nicht alles wieder geben, finde es aber ganz spannend. Man kann das z.B. in diesem Artikel auf der HP von Bargylus gut lesen.

Ich finde die Geschichte hinter dem Weinngut steht recht gut als Beispiel dafür, dass Weingüter im Libanon in der Regel aus Unternehmertum entstehen und weniger mit Handwerk oder Landwirtschaft verknüpft sind, als es teilweise in z.B. Deutschland der Fall ist. In der Regel werden diese Wein-Unternehmen dann sehr professionell aufgezogen; Stéphane Derenoncourt lässt sich wahrscheinlich nicht ohne weiteres gewinnen, die Weine von Bargylus sind auch bei vielen Händlern in Europa gelistet (auch bei einem bekannten Bremer Händler), ich denke, eine solche Marktdurchdringung spricht für eine funktionierende Marketing-Abteilung.

Domaine de Bargylus - Grand Vin de Syrie - blanc -2014:

Bild

Der Wein wirkt sehr französisch, vielleicht ein Tick neue Welt. Insgesamt sehr professionell und gekonnt gemacht, gestylt aber, hat schon auch Charakter. Die Fülle und der Extrakt sind hier noch gerade gut balanciert, mehr Alkohol und Extrakt würde der Wein nicht vertragen. Ist mit Spass zu trinken...

Aber mal ehrlich, ein Wein, der unter solch schwierigen und abenteurlichen Bedingungen gemacht wird und dann nicht als Pirat in einer Blindverkostung, von französischen oder auch von amerikanischen Weinen, feststellbar wäre. Wirklich? Klar, das ist naiv und auch etwas doppelmoralisch. Das Konzept stammt aus der Zeit vor dem Krieg. Ich habe doch einiges an Weinen aus Bordeaux, die sind wohl nicht weniger unternehmerisch veranlagt. Wahrscheinlich ist es bei vielen Winzern aus Deutschland auch nicht anders. Insgesamt finde ich das aber schon ein reichlich überraschungsarmes Ende für die Geschichte, die der Wein mitbringt.

Grüße, Josef

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