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- Registriert: Mi 3. Nov 2010, 16:33
Der Weinhändler:
Ich bin mir da gar nicht so sicher, ob wir Weinhändler wirklich so viel anders sind. Natürlich ist die Befürchtung, dass man sich "blamieren" könnte vollkommen falsch, aber kann die unverholen vorgetragene Begeisterung des Händlers nicht auch manchmal nerven? Da will man als Weininteressierter nur eine Flasche Wein für den Abend kaufen und schon befindet man sich in einem mittleren Verhör, "für was soll der Wein denn sein?" - hm, warum soll ich als Kunde dem Verkäufer jetzt meine ganze Abendplanung nahelegen? "Welche Weine trinken Sie denn gern?" Soll man jetzt jeden Wein aufzählen der einem schon mal geschmeckt hat, vor allem dann ein Problem, wenn man als "normaler" Weinkunde gar nicht mehr weiß wie die Weine hießen, wo sie herkamen, wer sie gemacht hat. Oder der Weinhändler erzählt einem erst einmal die gesamte Familiengeschichte des Weinguts seit der Reconquista, wahlweise der französischen Revolution oder der Märzrevolution in der Pfalz. Das kann ja alles richtig spannend sein, nur man wollte doch nur eine Flasche Wein und nicht den ganzen Abend bei einem Proseminar zum Thema Wein im Wandel der Zeit verbringen.
Ich will damit nur sagen, nur weil wir uns alle für Wein interessieren, muss ein begeisterter und von Sendungsbewußtsein getriebener Weinhändler nicht für jeden Kunden eine Freude sein. Ich versuche mich selbst da auch ab und an selbst zu beobachten und mich zu zügeln oder zu warten bis der Kunde selbst eine Frage stellt. TMI (to much information) hilft auch nicht.
Sind diese Zeiten nicht längs passé? Preislisten oder Verkostungslisten bekommt man doch mittlerweile immer und zum Thema der teuerste Wein ist auch der Beste, das stimmt definitiv nicht!Lieber Weinanfänger bitte vertraue immer Deinem Gaumen mehr als dem Preis oder angegebene Punkten.
Da kommt es schon auch ein wenig drauf an, wer einfach nur einen schönen Wein für sich entdecken will und auch nicht den Ehrgeiz hat alle Weine zu probieren und bis zum letzten Tropfen ein unbestechlicher Juror zu sein, der kann die Weine ruhig auch runterschlucken. Klar macht man sich da als schnöder Hedonist bei den anwesenden "Profis" und anderen "Freaks" verdächtig womöglich dem Wein nicht die ausreichende Ehrfurcht zu zollen, aber man macht das was man mit Wein vor allem machen sollte, trinken. Übrigens es ist auch nicht schlimm am Ende des Abends einen leichten Schwipps zu haben, schön wäre es aber schon (sage ich als Veranstalter) die Probe nicht mit Weinfesten verwechseln und bitte auch den Endzeitpunkt einhalten, wir Veranstalter müssen danach noch aufräumen und sind am nächsten Tag ja auch wieder früh im Laden.
Och, ich habe schon Weine verkostet, bei denen mir die Vokabel apokalyptisch durchaus durch den Kopf ging. Und für mich kann ein Wein auch alles sein, aber eines MUSS er sein, wenn er mir gefallen soll, nämlich LECKER!
NEIN. Man muss definitiv nichts kaufen, wenn man zu einer Weinprobe geht. Meist kostet das ja heute auch einen kleinen Probenobulus, damit ist der Aufwand des Veranstalters beglichen. Bitte nur Weine mitnehmen , die einem wirklich gefallen haben. Damit ist zwar auch nicht 100% gewährleistet, dass die Weine einem daheim auch schmecken (das kann schon mal ähnlich wie im Urlaub sein), aber auch der Winzer oder der Weinhändler hat nichts davon, wenn beim Weinfreund, Kunden Weine herumliegen, die diesem nicht schmecken.
Natürlich freue ich mich als Händler wenn der Verkaufsumsatz bei einer Weinprobe richtig hoch ist, aber aus Höflichkeit muss niemand etwas mitnehmen. Und Eingeladen wird man sowieso immer wieder, außer man kauft nie ein und fällt dann irgendwann aus der Kundendatei. Tendenziell pflegen Weinhändler und Winzer aber ihre Datei eher wenig bis nie, sprich man fliegt nicht raus, bis man es nicht selbst fordert.
Am Ende freut sich aber der Winzer und der Weinhändler schon sehr, wenn dessen Weine gelobt werden, also jeder Besucher einer Weinverkostung darf seiner Begeisterung hemmungslos freien Lauf lassen, das ist vielleicht wirklich anders als bei der Kunst. Weinhandlungen und Weingüter sind keine Orte der stillen Kontemplation. Hier geht es um Genuss und nicht um höhere Weihen.
Viele Weinanfänger bekunden eine Scheu, ein Weingeschäft zu betreten, das ist zwar verständlich ("wahrscheinlich blamier ich mich, was ist, wenn der mich was fragt und ich hab keine Ahnung….") aber vollkommen unbegründet. Den meisten Weinhändlern ist die kühle Arroganz und der mitleidige Blick vollkommen fremd, den Galeristinnen und Parfümeriefachverkäuferinnen (anwesende mitlesende weinvernarrte Parfümeriefachverkäuferinnen und Galeristinnen natürlich ausgenommen ) so virtuos beherrschen. Dieses gezogene etwas seufzende "ach soooo", wenn man nur das einfache Eau de Toilette oder nur den simplen Siebdruck des gerade ausstellenden Künstlers kaufen will. Die meisten Weinhändler tun nichts lieber als ihren Kunden was über Wein zu erzählen (abgesehen von Wein verkaufen natürlich), am liebsten die Basics, die alle ihre anderen Kunden, Freunde und Familienmitglieder schon zur Genüge kennen
Ich bin mir da gar nicht so sicher, ob wir Weinhändler wirklich so viel anders sind. Natürlich ist die Befürchtung, dass man sich "blamieren" könnte vollkommen falsch, aber kann die unverholen vorgetragene Begeisterung des Händlers nicht auch manchmal nerven? Da will man als Weininteressierter nur eine Flasche Wein für den Abend kaufen und schon befindet man sich in einem mittleren Verhör, "für was soll der Wein denn sein?" - hm, warum soll ich als Kunde dem Verkäufer jetzt meine ganze Abendplanung nahelegen? "Welche Weine trinken Sie denn gern?" Soll man jetzt jeden Wein aufzählen der einem schon mal geschmeckt hat, vor allem dann ein Problem, wenn man als "normaler" Weinkunde gar nicht mehr weiß wie die Weine hießen, wo sie herkamen, wer sie gemacht hat. Oder der Weinhändler erzählt einem erst einmal die gesamte Familiengeschichte des Weinguts seit der Reconquista, wahlweise der französischen Revolution oder der Märzrevolution in der Pfalz. Das kann ja alles richtig spannend sein, nur man wollte doch nur eine Flasche Wein und nicht den ganzen Abend bei einem Proseminar zum Thema Wein im Wandel der Zeit verbringen.
Ich will damit nur sagen, nur weil wir uns alle für Wein interessieren, muss ein begeisterter und von Sendungsbewußtsein getriebener Weinhändler nicht für jeden Kunden eine Freude sein. Ich versuche mich selbst da auch ab und an selbst zu beobachten und mich zu zügeln oder zu warten bis der Kunde selbst eine Frage stellt. TMI (to much information) hilft auch nicht.
Wenn man ankommt, sichere man sich sofort eine der (meistens in viel zu geringer Anzahl ausliegenden) Preislisten. Man mache sich mit den Namen und Preisen der angebotenen Weine vertraut. Im Zweifel sind die teuren Weine die besten. Ja, so einfach ist das.
Sind diese Zeiten nicht längs passé? Preislisten oder Verkostungslisten bekommt man doch mittlerweile immer und zum Thema der teuerste Wein ist auch der Beste, das stimmt definitiv nicht!Lieber Weinanfänger bitte vertraue immer Deinem Gaumen mehr als dem Preis oder angegebene Punkten.
Nun hat man Wein, das ist ja nur so ein kleines Pfützchen, eingeschenkt bekommen und man probiert. Bitte nicht runterschlucken, ausspucken! Das kann man zu Hause mit Johannisbeersaft üben, und sollte es vor dem ersten Mal auch tun, die Oberbekleidung dankt es einem und Rotweinflecken pflegen eine ewige und unauflösliche Verbindung mit Kaschmirpullis einzugehen. DAS ist auch die einzig entscheidende Garderobenfrage, den Lieblingspulli ziehe man besser ein anderes Mal an, ansonsten gilt: dresscode casual.
Da kommt es schon auch ein wenig drauf an, wer einfach nur einen schönen Wein für sich entdecken will und auch nicht den Ehrgeiz hat alle Weine zu probieren und bis zum letzten Tropfen ein unbestechlicher Juror zu sein, der kann die Weine ruhig auch runterschlucken. Klar macht man sich da als schnöder Hedonist bei den anwesenden "Profis" und anderen "Freaks" verdächtig womöglich dem Wein nicht die ausreichende Ehrfurcht zu zollen, aber man macht das was man mit Wein vor allem machen sollte, trinken. Übrigens es ist auch nicht schlimm am Ende des Abends einen leichten Schwipps zu haben, schön wäre es aber schon (sage ich als Veranstalter) die Probe nicht mit Weinfesten verwechseln und bitte auch den Endzeitpunkt einhalten, wir Veranstalter müssen danach noch aufräumen und sind am nächsten Tag ja auch wieder früh im Laden.
Beim Wein ist es ungleich schwieriger, da hat man ja was Reelles, was Stoffliches, da verbieten sich Vokabeln wie apokalyptisch oder enigmatisch, bei Wein muss man auch im Deutschen bleiben, man kann nicht auf bedeutungsschwangere Universal-Fremdwörter ausweichen. Und ein Wort verbietet sich ganz entschieden "lecker", ein Wein kann alles sein, aber nicht "lecker".
Och, ich habe schon Weine verkostet, bei denen mir die Vokabel apokalyptisch durchaus durch den Kopf ging. Und für mich kann ein Wein auch alles sein, aber eines MUSS er sein, wenn er mir gefallen soll, nämlich LECKER!
Ach so ja, eines noch: Ein bisschen was sollte man kaufen, das wird schon von einem erwartet und deswegen ist man doch auch hingegangen. 6 Flaschen ist immer ok, das ist nicht zu wenig, nach oben ist natürlich alles offen. Kann auch gemischt sein, 4 Flaschen Basisqualität und 2 Flaschen von dem teuren – das ist schon mal was. Da wird man wieder eingeladen, man wird sowieso wieder eingeladen. Irgendwann wirft man die Einladungen ungeöffnet zum Altpapier - wirklich.
NEIN. Man muss definitiv nichts kaufen, wenn man zu einer Weinprobe geht. Meist kostet das ja heute auch einen kleinen Probenobulus, damit ist der Aufwand des Veranstalters beglichen. Bitte nur Weine mitnehmen , die einem wirklich gefallen haben. Damit ist zwar auch nicht 100% gewährleistet, dass die Weine einem daheim auch schmecken (das kann schon mal ähnlich wie im Urlaub sein), aber auch der Winzer oder der Weinhändler hat nichts davon, wenn beim Weinfreund, Kunden Weine herumliegen, die diesem nicht schmecken.
Natürlich freue ich mich als Händler wenn der Verkaufsumsatz bei einer Weinprobe richtig hoch ist, aber aus Höflichkeit muss niemand etwas mitnehmen. Und Eingeladen wird man sowieso immer wieder, außer man kauft nie ein und fällt dann irgendwann aus der Kundendatei. Tendenziell pflegen Weinhändler und Winzer aber ihre Datei eher wenig bis nie, sprich man fliegt nicht raus, bis man es nicht selbst fordert.
Am Ende freut sich aber der Winzer und der Weinhändler schon sehr, wenn dessen Weine gelobt werden, also jeder Besucher einer Weinverkostung darf seiner Begeisterung hemmungslos freien Lauf lassen, das ist vielleicht wirklich anders als bei der Kunst. Weinhandlungen und Weingüter sind keine Orte der stillen Kontemplation. Hier geht es um Genuss und nicht um höhere Weihen.