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Moin zusammen
Man hat's ja nicht leicht als Weinliebhaber in Gesellschaft. Wahrscheinlich hat das jeder von uns schon einmal miterlebt, die mitleidigen, besserwisserischen oder auch verächtlichen Seitenhiebe geschätzter Kollegen und Freunde "Und da schmeckt man wirklich einen Unterschied, ob der Wein nun 10 oder 50€ kostet – und hast Du schon mal einen Wein getrunken, der mehr als 100€ gekostet hat? " bis zu "beim Aldi haben sie auch einen ganz hervorragenden Barolo, der hat in einer Blindverkostung alle teuren Italiener geschlagen!" , wahlweise Barolo ersetzen durch Champagner, Bordeaux, Spanier. Aber: selbst verstärktes googeln fördert dann keinerlei Informationen zu diesem angeblich legendären Verkostungsereignis zutage.
Wieso beim Wein? Hat jemand schon mal erlebt, dass man wegen einer exklusiven Leidenschaft schräg angesehen wurde für z.B. teure kubanische Zigarren, seltene Single Malt Whiskys oder diese reizenden Rennwagen einer italienischen Schmiede, die in allen Farben schick aussehen, solange diese nur rot ist? Nein, da kann man sich ehrlicher Bewunderung und aufrichtigen Neids sicher sein und niemand wird einem weismachen, dass der neue VW Polo bei einem heimlichen Test genauso gut wenn nicht besser abgeschnitten hat als der neue Ferrari California.
Nur beim Wein können seltsamerweise alle mitreden und alle haben eine Meinung und als kleiner Weinafficionado findet man sich oft genug in eine Verteidigungsecke gedrängt, in die man eigentlich nie wollte. Man erzählt etwas von naturbelassenen Winzerweinen, von Terroir, von Kulturgut, von der Vielfalt und Harmonie der Aromen und je mehr man erzählt, um so schräger wird man angeschaut. Und dann kommt sie, die Killerphrase, der Alptraum des amateur averti "Also für mich gibt es nur zwei Sorten Wein (ja wenn er/sie jetzt wenigstens noch "rot und weiß" sagen würde, da könnte man noch mit leben *seufz*) – schmeckt mir oder schmeckt mir nicht!" *peng* und da sitzen wir da mit unsere Liebe zu einem der wunderbarsten Getränke, die Natur UND Winzerskunst zu bieten haben und dann das!
Das ist nicht fair!
Deswegen lege man sich am besten eine schmackige Entgegnung auf solche Fragen zurecht, den kleinen Witz, der einem in der Regel meistens dann erst einfällt, wenn man wieder zu Hause ist und über die Sache nachdenkt.
"Schmeckst Du da wirklich einen Unterschied?" – "Nein, deswegen lass ich das Preisschild immer drauf!" – "Ja, aber ich lasse es mir nicht anmerken!" vielleicht fallen Euch ja auch welche ein, lasst mal Eure Kreativität schweifen, so einen Spruch kann man immer gut brauchen.
Und solange holen wir uns extra einen von den teureren Weinen aus dem Keller und genießen den mit Freunden und Kennern, die die Besonderheit dieses Weines erkennen und erschmecken können, die sich dem Zauber der wunderbaren Aromen, der einmaligen Textur, dem Hinterherschmecken eines imposanten Abgangs nicht entziehen können und die eher bei einem einmaligen Wein bescheiden und fromm werden als beim obligatorischen Stille-Nacht-Heilige-Nacht in der Christmette.
Ich schenke also einem meiner absoluten Lieblingsweine aus, ein Gut, das mir ans Herz gewachsen ist, einen Wein der mir gefällt, der vielleicht auch ein wenig zu mir passt, zum ganz großen Adel hat es nicht gereicht, ähnlich wie der selige Baron den Rothschild wird sich wohl auch Thierry Manoncourt oft genug gesagt haben "Classe A ne puis, Classe B ne daigne, Figeac suis!" , und ich hoffe, dass sich auch nach Manoncourts Tod nur so viel auf Figeac ändern wird, wie gerade nötig ist, um diesen einzigartigen Wein in die Zukunft zu führen, ohne seinen Charakter zu verändern.
Einer meiner Lieblingsfigeacs ist
1989 Château Figeac, St. Emilion
der von Robert Parker ja ziemlich verrissen wurde und – um der Wahrheit die Ehre zu geben, es sind auch einige Flaschen im Umlauf, über die man lieber den Mantel des Schweigens deckt.
Wenn man aber das Glück hat, eine perfekte Flasche öffnen zu dürfen, dann bemerkt hat man alles was einen großen Figeac ausmacht. Zuerst muss man durch die hauseigene Note durch "entweder ist's Kork oder es ist ein Figeac" , diese ein wenig unruhig stallige Note, aber dann geht's los, warmer Duft von Gewürzen, Beeren, ein wenig Bouquet garni, am Gaumen erstaunlich schlank, aber von erlesener Eleganz, Leder, Bitterschokolade, kaum noch spürbares Tannin, ein langer eher zurückhaltender aber sehr harmonischer Abgang. Die Aufzählung der aromatischen und gustatorischen Eigenschaften alleine reicht nicht, um ihn zu beschreiben, man schließe die Augen und denke sich in das große Cabernet Franc Feld hinter dem Fasskeller, man steht vor der imposanten Immobilie, die noch bewohnt ist, der SudOuest klemmt hinter der Türklinke, der Bäcker hat das Baguette daneben gelegt, die Morgensonne gewinnt Kraft, man riecht diese wunderbaren Weingutsgerüche, junger Wein, Holz, Erde. Dieser Wein kann seinen Freund mit auf eine Reise durchs Emilion nehmen….
Prost!
Man hat's ja nicht leicht als Weinliebhaber in Gesellschaft. Wahrscheinlich hat das jeder von uns schon einmal miterlebt, die mitleidigen, besserwisserischen oder auch verächtlichen Seitenhiebe geschätzter Kollegen und Freunde "Und da schmeckt man wirklich einen Unterschied, ob der Wein nun 10 oder 50€ kostet – und hast Du schon mal einen Wein getrunken, der mehr als 100€ gekostet hat? " bis zu "beim Aldi haben sie auch einen ganz hervorragenden Barolo, der hat in einer Blindverkostung alle teuren Italiener geschlagen!" , wahlweise Barolo ersetzen durch Champagner, Bordeaux, Spanier. Aber: selbst verstärktes googeln fördert dann keinerlei Informationen zu diesem angeblich legendären Verkostungsereignis zutage.
Wieso beim Wein? Hat jemand schon mal erlebt, dass man wegen einer exklusiven Leidenschaft schräg angesehen wurde für z.B. teure kubanische Zigarren, seltene Single Malt Whiskys oder diese reizenden Rennwagen einer italienischen Schmiede, die in allen Farben schick aussehen, solange diese nur rot ist? Nein, da kann man sich ehrlicher Bewunderung und aufrichtigen Neids sicher sein und niemand wird einem weismachen, dass der neue VW Polo bei einem heimlichen Test genauso gut wenn nicht besser abgeschnitten hat als der neue Ferrari California.
Nur beim Wein können seltsamerweise alle mitreden und alle haben eine Meinung und als kleiner Weinafficionado findet man sich oft genug in eine Verteidigungsecke gedrängt, in die man eigentlich nie wollte. Man erzählt etwas von naturbelassenen Winzerweinen, von Terroir, von Kulturgut, von der Vielfalt und Harmonie der Aromen und je mehr man erzählt, um so schräger wird man angeschaut. Und dann kommt sie, die Killerphrase, der Alptraum des amateur averti "Also für mich gibt es nur zwei Sorten Wein (ja wenn er/sie jetzt wenigstens noch "rot und weiß" sagen würde, da könnte man noch mit leben *seufz*) – schmeckt mir oder schmeckt mir nicht!" *peng* und da sitzen wir da mit unsere Liebe zu einem der wunderbarsten Getränke, die Natur UND Winzerskunst zu bieten haben und dann das!
Das ist nicht fair!
Deswegen lege man sich am besten eine schmackige Entgegnung auf solche Fragen zurecht, den kleinen Witz, der einem in der Regel meistens dann erst einfällt, wenn man wieder zu Hause ist und über die Sache nachdenkt.
"Schmeckst Du da wirklich einen Unterschied?" – "Nein, deswegen lass ich das Preisschild immer drauf!" – "Ja, aber ich lasse es mir nicht anmerken!" vielleicht fallen Euch ja auch welche ein, lasst mal Eure Kreativität schweifen, so einen Spruch kann man immer gut brauchen.
Und solange holen wir uns extra einen von den teureren Weinen aus dem Keller und genießen den mit Freunden und Kennern, die die Besonderheit dieses Weines erkennen und erschmecken können, die sich dem Zauber der wunderbaren Aromen, der einmaligen Textur, dem Hinterherschmecken eines imposanten Abgangs nicht entziehen können und die eher bei einem einmaligen Wein bescheiden und fromm werden als beim obligatorischen Stille-Nacht-Heilige-Nacht in der Christmette.
Ich schenke also einem meiner absoluten Lieblingsweine aus, ein Gut, das mir ans Herz gewachsen ist, einen Wein der mir gefällt, der vielleicht auch ein wenig zu mir passt, zum ganz großen Adel hat es nicht gereicht, ähnlich wie der selige Baron den Rothschild wird sich wohl auch Thierry Manoncourt oft genug gesagt haben "Classe A ne puis, Classe B ne daigne, Figeac suis!" , und ich hoffe, dass sich auch nach Manoncourts Tod nur so viel auf Figeac ändern wird, wie gerade nötig ist, um diesen einzigartigen Wein in die Zukunft zu führen, ohne seinen Charakter zu verändern.
Einer meiner Lieblingsfigeacs ist
1989 Château Figeac, St. Emilion
der von Robert Parker ja ziemlich verrissen wurde und – um der Wahrheit die Ehre zu geben, es sind auch einige Flaschen im Umlauf, über die man lieber den Mantel des Schweigens deckt.
Wenn man aber das Glück hat, eine perfekte Flasche öffnen zu dürfen, dann bemerkt hat man alles was einen großen Figeac ausmacht. Zuerst muss man durch die hauseigene Note durch "entweder ist's Kork oder es ist ein Figeac" , diese ein wenig unruhig stallige Note, aber dann geht's los, warmer Duft von Gewürzen, Beeren, ein wenig Bouquet garni, am Gaumen erstaunlich schlank, aber von erlesener Eleganz, Leder, Bitterschokolade, kaum noch spürbares Tannin, ein langer eher zurückhaltender aber sehr harmonischer Abgang. Die Aufzählung der aromatischen und gustatorischen Eigenschaften alleine reicht nicht, um ihn zu beschreiben, man schließe die Augen und denke sich in das große Cabernet Franc Feld hinter dem Fasskeller, man steht vor der imposanten Immobilie, die noch bewohnt ist, der SudOuest klemmt hinter der Türklinke, der Bäcker hat das Baguette daneben gelegt, die Morgensonne gewinnt Kraft, man riecht diese wunderbaren Weingutsgerüche, junger Wein, Holz, Erde. Dieser Wein kann seinen Freund mit auf eine Reise durchs Emilion nehmen….
Prost!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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