Was ist denn das da im Weinkühlschrank...?
La Vieille Ferme 2022Im
sehr Klein(!)gedruckten des Rücketiketts findet sich sogleich der Hinweis auf die (von mir über alle Qualitäten sehr geschätzte) Famille Perrin, sonst aber nicht sehr viel. Dieser
Vin blanc de France ist so generisch, wie es nur irgend geht. Die "Marke" sitzt in Orange; die Herkunft könnte irgendwo im Ventoux liegen (habe irgendwo einen Hinweis gefunden, aber wieder aus den Augen verloren). Die Rebsorten sind Bourboulenc (= Clairette blanche oder Roussette), Grenache blanc, Ugni blanc (= Trebbiano) und Vermentino. Er hat 12 oder 12,5 % Alkohol (je nach Quelle) und möglicherweise 0,6 RZ und 5,6 S. Die verschraubte Buddel wird von allerlei Händlern für um die 6,50 € verkauft, was wohl bedeuten dürfte, daß ich ihn mal mitgekauft habe, um über irgendeine Mindestbestellwertschwelle zu kommen, denn normalerweise kaufe ich in diesen Preisregionen eher nicht (außer Kochwein).
Die Robe ist fahlgelb mit signifikanten grünen Reflexen. Schon die Nase vermittelt instantan, daß dieser Wein das Südrhône-Cliché "breit und behäbig" souverän links liegenläßt. Grüner Apfel und Grapefruit dominieren den sehr frischen Naseneindruck. Am Gaumen dann eine überraschend pikante, fast knackige Säure, die ich so nicht erwartet hatte. Eine leichte Kaugumminote gesellt sich hinzu; nicht unüblich für die Rebsorten, und wer weiß, was im Keller dazu beigetragen hat; Kaltvergärung im Stahl nicht unwahrscheinlich. Minimale, unterschwellige Kohlensäure trägt zum Frischeeindruck bei. Naturgemäß simpel und fruchtgetrieben, darin aber doch recht stimmig.
Wer mal eine größere Party plant, bei der Weinbanausen im
Schock versorgt werden müssen, macht mit diesem Wein nichts verkehrt. Wenn ich auf so einer Veranstaltung wäre, und mir davon eingeschenkt würde, wäre ich hocherfreut, nichts wesentlich Schlimmeres vorgesetzt zu bekommen. Ein
Vin de Soif im besten Sinne.