Auf ein Glas ..... 2005 Graham's LBV
Verfasst: Di 11. Mär 2014, 10:23
Wenn man sich in verschiedenen Weinforen und –gruppen aufhält, kann man der Menge der täglich vor allem abendlich geposteten Flaschenbilder begleitet von "wow" und "geil" kaum entfliehen. Das erinnert ja ein wenig an die kleinen Jungs, die sich früher beim Autoquartett die PS- und Hubraumzahlen um die Ohren gehauen haben. Wisst Ihr noch, wo man mit dem DKW den Maserati nur mit der Anzahl der Türen oder Sitzplätze fangen konnte?
- Hab letzt einen Vega Sicilia Unico getrunken! Reserva Especial! Ganz großes Tennis!
(die arme Seele, die jetzt nach dem Jahrgang fragt, ist nicht zu beneiden)
- 82er Lafite! Zum Niederknien!
- 82er Las Cases – den find ich ja um einen Wimpernschlag besser!
- Opus One
- Barolo Sperss
- Penfolds Grange
- Coche Dury!
Coche Dury, weiß wohlgemerkt, ist derzeit so etwas wie der Royal Flush im inner circle der Weinszene, da geht nichts drüber. Der mit dem Coche Dury hat den Pot sicher, da braucht man erst gar nicht mehr einzusteigen. Also muss man ein paar Tage abwarten und sich gut überlegen, was man öffnen und beisteuern kann, das wenigstens für ein Full House reicht. Das olympische Motto "Dabei sein ist alles!" ist was für Weicheier, hier geht es um alles. Mindestens!
Wenn die Durchsicht der letzten getrunkenen Werke wenig Schniedelvergleichswürdiges bereit hält, höchstens ein paar sehr ordentliche Basisspanier, gerade richtig für die jetzt angebrochene Grillzeit, aber der Glamoureffekt reicht bei weitem nicht, dann ist guter Rat teuer. Selbst Phélan Ségur und d'Aiguilhe, vor kurzem erst mit Vergnügen getrunken, geben höchstens einen Straight her. Und jetzt so mitten in der Woche einen Bordeaux Premier oder Deuxième Cru öffnen oder einen Grand Cru aus dem Burgund, schon allein wegen der Chambrier- und Lüftungschoreographie wird das zeitlich schwierig, will man das erste wirklich genussfertige Glas noch vor 22:00 Uhr trinken. Und so dicke haben wir die nun auch nicht im Keller liegen, die sollen doch lieber den besonderen Gelegenheiten vorbehalten bleiben.
Dann hilft die Strategie, mit der man auch jeden häuslichen Krach strategisch klug abwürgt: Themawechsel! In diesem Fall: die immer gleiche Abendweinabfolge mit einem Seitenthema durchbrechen. Da bietet sich doch ein Port an! Das ist doch mal ne Idee. Wo ich erste letzte Woche gelesen hab, dass der 63 Noval Vintage Port zu den sieben größten Weinen aller Zeiten gehört. Den haben wir leider nicht im Keller, aber dieser hier tut's sicher auch – any given tuesday für die 15 minutes of fame.
2005 Late Bottled Vintage
W.& J. Graham's
Der perfekte Opener für den Feierabend, so ein Gläschen Port, bevor es etwas zu Essen gibt, wenn man die Post durchgeht, sich gegenseitig das Wichtigste vom Tage erzählt und "erst mal ankommt".
Immer, wenn ich mir ein Glas Port einschenke, fällt mir wieder kochendheiß ein, dass ich mir noch ein paar ordentliche Portweingläser zulegen muss. Allerdings passen die Sektgläser aus der Vinumserie von Riedel gar nicht schlecht, nicht zu eng, nicht zu weit. Man neigt allerdings bei diesen Gläsern ein wenig zum Überdosieren und dann ist der Abend schneller vorbei als einem lieb ist. Immerhin hat der Kandidat 20 vol%.
Der Port liegt blutrot im Glas, kleine bräunliche Reflexe, und duftet nach Mocca, Milchschokolade und Beerenfrüchten. Am Gaumen samtig und schmeichelnd, neben den fruchtigen Beerennoten zeigen sich Weihnachtsgewürze, Pfeffer, Amarenakirsche und Mocca, auch ein wenig Lakritz und vor allem ein sehr guter Abgang.
Der verlangt natürlich nach einem schokoladigen Dessert, gerne auch mit Kirschen oder Aprikosen. Wirklich spannend wären aber andere Kombinationen, z.B. eine Entenbrust mit einem Ragout von essigsauer eingelegten Kirschen, irgendwas mit Gänseleber oder zu einem Toast "Himmel un Ääd" (also mit geschmorter Apfelscheibe und gebratener Blutwurst).
Ein Essen durchgängig mit Port zu begleiten, ist eine spannende Aufgabe. Wenn man von dem Zeug nicht nur so schnell satt würde.
- Hab letzt einen Vega Sicilia Unico getrunken! Reserva Especial! Ganz großes Tennis!
(die arme Seele, die jetzt nach dem Jahrgang fragt, ist nicht zu beneiden)
- 82er Lafite! Zum Niederknien!
- 82er Las Cases – den find ich ja um einen Wimpernschlag besser!
- Opus One
- Barolo Sperss
- Penfolds Grange
- Coche Dury!
Coche Dury, weiß wohlgemerkt, ist derzeit so etwas wie der Royal Flush im inner circle der Weinszene, da geht nichts drüber. Der mit dem Coche Dury hat den Pot sicher, da braucht man erst gar nicht mehr einzusteigen. Also muss man ein paar Tage abwarten und sich gut überlegen, was man öffnen und beisteuern kann, das wenigstens für ein Full House reicht. Das olympische Motto "Dabei sein ist alles!" ist was für Weicheier, hier geht es um alles. Mindestens!
Wenn die Durchsicht der letzten getrunkenen Werke wenig Schniedelvergleichswürdiges bereit hält, höchstens ein paar sehr ordentliche Basisspanier, gerade richtig für die jetzt angebrochene Grillzeit, aber der Glamoureffekt reicht bei weitem nicht, dann ist guter Rat teuer. Selbst Phélan Ségur und d'Aiguilhe, vor kurzem erst mit Vergnügen getrunken, geben höchstens einen Straight her. Und jetzt so mitten in der Woche einen Bordeaux Premier oder Deuxième Cru öffnen oder einen Grand Cru aus dem Burgund, schon allein wegen der Chambrier- und Lüftungschoreographie wird das zeitlich schwierig, will man das erste wirklich genussfertige Glas noch vor 22:00 Uhr trinken. Und so dicke haben wir die nun auch nicht im Keller liegen, die sollen doch lieber den besonderen Gelegenheiten vorbehalten bleiben.
Dann hilft die Strategie, mit der man auch jeden häuslichen Krach strategisch klug abwürgt: Themawechsel! In diesem Fall: die immer gleiche Abendweinabfolge mit einem Seitenthema durchbrechen. Da bietet sich doch ein Port an! Das ist doch mal ne Idee. Wo ich erste letzte Woche gelesen hab, dass der 63 Noval Vintage Port zu den sieben größten Weinen aller Zeiten gehört. Den haben wir leider nicht im Keller, aber dieser hier tut's sicher auch – any given tuesday für die 15 minutes of fame.
2005 Late Bottled Vintage
W.& J. Graham's
Der perfekte Opener für den Feierabend, so ein Gläschen Port, bevor es etwas zu Essen gibt, wenn man die Post durchgeht, sich gegenseitig das Wichtigste vom Tage erzählt und "erst mal ankommt".
Immer, wenn ich mir ein Glas Port einschenke, fällt mir wieder kochendheiß ein, dass ich mir noch ein paar ordentliche Portweingläser zulegen muss. Allerdings passen die Sektgläser aus der Vinumserie von Riedel gar nicht schlecht, nicht zu eng, nicht zu weit. Man neigt allerdings bei diesen Gläsern ein wenig zum Überdosieren und dann ist der Abend schneller vorbei als einem lieb ist. Immerhin hat der Kandidat 20 vol%.
Der Port liegt blutrot im Glas, kleine bräunliche Reflexe, und duftet nach Mocca, Milchschokolade und Beerenfrüchten. Am Gaumen samtig und schmeichelnd, neben den fruchtigen Beerennoten zeigen sich Weihnachtsgewürze, Pfeffer, Amarenakirsche und Mocca, auch ein wenig Lakritz und vor allem ein sehr guter Abgang.
Der verlangt natürlich nach einem schokoladigen Dessert, gerne auch mit Kirschen oder Aprikosen. Wirklich spannend wären aber andere Kombinationen, z.B. eine Entenbrust mit einem Ragout von essigsauer eingelegten Kirschen, irgendwas mit Gänseleber oder zu einem Toast "Himmel un Ääd" (also mit geschmorter Apfelscheibe und gebratener Blutwurst).
Ein Essen durchgängig mit Port zu begleiten, ist eine spannende Aufgabe. Wenn man von dem Zeug nicht nur so schnell satt würde.