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Herr Tur Tur war ein Scheinriese.
Ein Scheinriese ist ein Mensch, der im Gegensatz zur herkömmlichen Spezies entgegen den Gesetzen der Physik im Auge des Betrachters immer größer wird, wenn er sich von ihm entfernt, dabei werden seine Konturen immer undeutlicher, bis er endlich am Horizont verschwindet. Folgerichtig kann man normale Menschen als Scheinzwerge bezeichnen.
Außer Herrn Tur Tur ist in der Literatur kein weiterer Scheinriese verbürgt, weswegen man den sozusagen leer stehenden Begriff für alles Mögliche adaptiert hat, für Politiker zum Beispiel, deren wahre Größe und Bedeutung der gefühlten um einiges hintan steht. Was allerdings nicht auf Herrn Tur Tur selber zutrifft, der ein sehr freundlicher, zurückhaltender und empathischer Mensch gewesen sein soll.
Seit dem segensreichen Wirken von Robert Parker wird die Vokabel auch gerne auf Weine angewendet, denen dann gerne gebetsmühlenartig die immer gleichen Attribute angehängt werden: fett, breit, wuchtig, alkoholstark um dann im Nachgang zu erklären, aber eigentlich seien diese Weine flach, eindimensional, es mangele ihnen an Tiefe und Komplexität, es fehle die wahre Größe. Dann kommt noch die Killerphrase: Coca Cola! Eigentlich seien die Weine aber alle ganz arme Würstchen.
So ein wenig hat diese Diskussion was von, dass nicht sein kann was nicht sein darf. Dabei kann doch so ein Wuchtfetzen hin und wieder genossen genau so viel Trinkvergnügen bereiten wie ein Ausbund an Eleganz und Komplexität. Schließlich möchte auch niemand jeden Tag mindestens fünf Gänge feinst ziselierte Hochküche essen, sondern erfreut sich auch mal an einem deftigen Erbseneintopf oder einem gegrillten Steak ohne weitere Fisematenten.
Also ich mag das hin und wieder, natürlich nicht jeden Tag. Ich würde ja auch nicht jeden Tag - bei aller Liebe - Figeac trinken. Was würde mir da denn alles entgehen.
Zum Beispiel der
2004 Vall Llach
Porrera, Priorat
einer der besten Jahrgänge der letzten Zeit und ein gewaltiger und komplexer Wein.
In Glas ein fast schwarzes Granatrot und ein Aromenspiel, das sich erst über einen längeren Zeitraum komplett erschließt. Dominieren zunächst Beeren und Holzaromen, so spielen sich nach etwa einer Stunde Schokolade, Vanille, Leder, Trüffel und Gewürze in den Vordergrund, später noch ein fast kühl zu nennender mineralischer Duft.
Am Gaumen ein weiches aber doch festes Mundgefühl, für das mir in der deutschen Sprache oft das richtige Wort fehlt. Monsieur Kats, der ehemalige Kellermeister von Giroud in Beaune bezeichnet es als "la mâche", von mâcher=kauen. Danach schmeckt man wiederum Beerenfrucht, auch Trockenobst, Schokolade, Soja und sehr intensives aber nicht dominantes Tannin.
Und zum Schluss ein phantastischer Abgang.
Ein Riese, ein echter!
Ein Scheinriese ist ein Mensch, der im Gegensatz zur herkömmlichen Spezies entgegen den Gesetzen der Physik im Auge des Betrachters immer größer wird, wenn er sich von ihm entfernt, dabei werden seine Konturen immer undeutlicher, bis er endlich am Horizont verschwindet. Folgerichtig kann man normale Menschen als Scheinzwerge bezeichnen.
Außer Herrn Tur Tur ist in der Literatur kein weiterer Scheinriese verbürgt, weswegen man den sozusagen leer stehenden Begriff für alles Mögliche adaptiert hat, für Politiker zum Beispiel, deren wahre Größe und Bedeutung der gefühlten um einiges hintan steht. Was allerdings nicht auf Herrn Tur Tur selber zutrifft, der ein sehr freundlicher, zurückhaltender und empathischer Mensch gewesen sein soll.
Seit dem segensreichen Wirken von Robert Parker wird die Vokabel auch gerne auf Weine angewendet, denen dann gerne gebetsmühlenartig die immer gleichen Attribute angehängt werden: fett, breit, wuchtig, alkoholstark um dann im Nachgang zu erklären, aber eigentlich seien diese Weine flach, eindimensional, es mangele ihnen an Tiefe und Komplexität, es fehle die wahre Größe. Dann kommt noch die Killerphrase: Coca Cola! Eigentlich seien die Weine aber alle ganz arme Würstchen.
So ein wenig hat diese Diskussion was von, dass nicht sein kann was nicht sein darf. Dabei kann doch so ein Wuchtfetzen hin und wieder genossen genau so viel Trinkvergnügen bereiten wie ein Ausbund an Eleganz und Komplexität. Schließlich möchte auch niemand jeden Tag mindestens fünf Gänge feinst ziselierte Hochküche essen, sondern erfreut sich auch mal an einem deftigen Erbseneintopf oder einem gegrillten Steak ohne weitere Fisematenten.
Also ich mag das hin und wieder, natürlich nicht jeden Tag. Ich würde ja auch nicht jeden Tag - bei aller Liebe - Figeac trinken. Was würde mir da denn alles entgehen.
Zum Beispiel der
2004 Vall Llach
Porrera, Priorat
einer der besten Jahrgänge der letzten Zeit und ein gewaltiger und komplexer Wein.
In Glas ein fast schwarzes Granatrot und ein Aromenspiel, das sich erst über einen längeren Zeitraum komplett erschließt. Dominieren zunächst Beeren und Holzaromen, so spielen sich nach etwa einer Stunde Schokolade, Vanille, Leder, Trüffel und Gewürze in den Vordergrund, später noch ein fast kühl zu nennender mineralischer Duft.
Am Gaumen ein weiches aber doch festes Mundgefühl, für das mir in der deutschen Sprache oft das richtige Wort fehlt. Monsieur Kats, der ehemalige Kellermeister von Giroud in Beaune bezeichnet es als "la mâche", von mâcher=kauen. Danach schmeckt man wiederum Beerenfrucht, auch Trockenobst, Schokolade, Soja und sehr intensives aber nicht dominantes Tannin.
Und zum Schluss ein phantastischer Abgang.
Ein Riese, ein echter!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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