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So, da bin ich wieder. So eine Woche ohne Dienstagswein ist schon komisch, da hab ich dann kein Dienstagsgefühl und denke, am Mittwoch ist immer noch Montag. Am Montag sowieso.
"Wie war's denn?" (1) wird man dann immer gefragt, wenn man aus dem Urlaub zurück kommt und "Wo warst Du denn? (2) Und hattest Du auch gutes Wetter?" (3) Weinliebhaber, die sich ohnehin nicht vorstellen können, dass Leute wie ich in Nichtweinbaugebiete reisen, fragen dann noch hinterher "Welche Betriebe besucht? (4) Was getrunken? (5) Und wie wird der Jahrgang? (6)" und die Foodies wollen noch wissen "Und, wo warst Du zum Essen?" (7)
Nun gut, alles der Reihe nach (und bei neuerlichen Nachfragen kann ich dann einfach auf diesen Artikel verlinken).
1. Schön war's!
2. Wir waren zu einem kurzen Stoppover im Burgund, dann in der Vaucluse und zurück noch ein bisschen im Burgund.
3. Sonntags hat es immer geregnet, es war Sintflut und Weltuntergang in Katastrophenunion, so was hab ich zum letzten Mal vor 20 Jahren auf den Kanaren erlebt, als halbe Inseln nachrichtenwirksam in Regen und Schlamm versanken und Herr susa und ich mittenmang. Ansonsten war es in der Vaucluse, wie uns alle Einheimischen versicherten, für die Jahreszeit erstaunlich warm und sonnig. Bilder von uns abends um 22:00 in T-Shirt und Shorts am Swimmingpool bezeugen es. Im Burgund hat es meistens geregnet, nur morgens früh gab es im Schlosspark (ich berichtete) ein zauberhaftes Licht- und Farbenspiel mit Morgensonne und regennassen Bäumen und Gräsern.
4.1 Château de Beaucastel, Châteauneuf–du-Pâpe
4.2 Domaine Cristia, Châteauneuf–du-Pâpe
4.3 Domaine de la Janasse, Châteauneuf–du-Pâpe
4.4 Domaine Brusset, Gigondas
4.5 François Raquillet, Mercurey (ohne einen Besuch dort kann ich doch nicht durchs Burgund fahren)
und 4.6 nicht zu vergessen, die ganz zauberhafte Maison des Vins in Gigondas und ihr immer noch ganz besonders reizendes Personal.
5. Das hier alles aufzuzählen, würden den Rahmen dieser Postille sprengen, aber die getrunkenen Werke werden schon so nach und nach Eingang ins Forum und die Datenbank finden. Ich fang gleich hier und heute (weiter unten) damit an.
6. Im Burgund sah es nicht so besonders aus und man zeigte sich freundlich ausgedrückt verhalten optimistisch. Im Châteauneuf–du-Pâpe, Gigondas und umliegenden Ortschaften zeigte man sich durchaus zufrieden. Die Ernte war vorletzte Woche zu 90% abgeschlossen und die, die noch ein paar Trauben hängen hatten, freuten sich, dass sie noch eine unerwartet schöne Woche bekamen.
7. Zwei Restaurants sind besonders hervorzuheben. Über eines werde ich in Zukunft (muss leider aus technischen Gründen ein wenig warten) ausführlich im Blog berichten. Das zweite war das bekannte Lameloise, in Chagny, hierzu demnächst auch ein kurze Bericht.
7.1 Eine interessante Erfahrung war das Angebot des Hauses Olivier Leflaive, eine Weinprobe begleitet mit einfachen Gerichten (die allerdings in der Ausführung ein wenig zu wünschen übrig ließen), burgundische Klassiker wie z.B. der Jambon persillé (der allerdings – von einem der besten traiteurs – über jeden Zweifel erhaben war). Dazu konnte man verschiedene Probenangebote, 5, 8 oder 10 Weine wählen, dazu noch zwei Grand-Crus extra. Bei letzteren wurde eigens darauf hingewiesen, dass sie nur in dose dégustation abgegeben würden, die sich aber als großzügig eingeschenkte ca. 75 ml erwiesen. Das ist wohl tagesformabhängig von den "Sommeliers", die die Proben begleiten, die Weine erklären und für Fragen zur Verfügung stehen. Hier kann man Glück oder Pech haben, wir haben gegen Ende unauffällig den Berater gewechselt. Das Konzept finde ich hervorragend, an der Ausführung muss man noch ein wenig feilen. Schade, am Ende hätten wir gerne auch noch ein paar Flaschen gekauft. Aber auch so sind wir mit genügend Wein wieder nach Hause gekommen.
Bevor ich auf den
2008 Batard-Montrachet Grand Cru
Olivier Leflaive, Côtes-de-Beaune
näher eingehe noch ein Hinweis für alle Frankreichreisenden:
In Frankreich ist man zumindest in diesem Punkt keinesfalls so gendersensibilisiert wie bei uns und es gilt als ausgemachte Unhöflichkeit eine junge (und dieser Begriff ist weit gefasst) Dame ungeachtet ihres Familienstandes als Madame anzusprechen. Mademoiselle, und sonst nix. (Große) Schauspielerinnen bleiben ihr Leben lang Mademoiselle, Mademoiselle Deneuve würde sehr indigniert die Braue hochziehen, wenn man sie mit Madame anreden würde. Als ich im Urlaub vom Traiteur mV zum ersten Mal mit "Madame" angesprochen wurde (im Vorjahr war ich noch Mademoiselle gewesen), da wusste ich: susa, der Lack ist ab! Vielleicht hatte ich aber auch nur einen bad hair day!
Die mitreisenden Herren waren ob des dermaßen verwirrt, das sie sich für den weiteren Verlauf der Reise entschlossen, die direkte Anrede weiblicher Wesen gleich ganz zu vermeiden und immer sofort unvermittelt zur Sache zu kommen, also fragetechnisch gesehen. Herrschaften, das ist nun in keiner Sprache/in keinem Land besonders höflich. Andere Länder, andere Sitten und "When in Rome do as the Romans do!" Ich hoffe, hiermit im Sinne der deutsch-französischen Völkerverständigung einen wertvollen Beitrag geleistet zu haben.
Jetzt aber endlich zum Batard, deswegen sind wir ja schließlich hier:
Natürlich war er viel zu jung und die naseweise junge Dame, die uns in einem Englisch in der Probe begleitete, dass wir uns alle wünschten, sie würde endlich wieder Französisch sprechen, wies uns mit strengem Blick darauf hin, dass es sich ja um eine Verkostung handele, bei der man das Potenzial dieser Weine zu erkennen habe. Keinesfalls sei man zum Vergnügen da.
Tja, dass der burgundische Weinbau seinen Anfang bei den Mönchen genommen hat, das merkt man wohl hin und wieder heute noch.
Jetzt aber:
Die Farbe war kräftig hellgelb und zeigte zunächst verhalten, dann immer intensiver werdend ein wunderbares Aromenspiel von diesem einzigartigen Feuersteinton, den nur die Burgundweißen haben können und für die ich sie so liebe. Dazu gesellten sich zarte florale Noten und feiner Duft nach Pfirsich und Birnen, auch eine Andeutung von Gewürzen, aber eher sanft. Am Gaumen zeigte sich, was eine wirklich perfekte Balance zwischen den verschiedenen Aromen ist, dazu straffe Tannine und Kraft. Und dann der Abgang, ein Aromenbündel, das noch lange nachschwang. Solch ein Wein begeistert. Und er steht erst ganz m Anfang seiner "Karriere", in ein paar Jahren wird er wohl erst seine ganze Eleganz, Kraft und Magie zeigen.
Ich hätte gerne zwei oder drei Flaschen gekauft (der Gegenwert hätte dann ungefähr meinem Gesamteinkauf bei der Domaine Cristia entsprochen), ging aber nicht und am nächsten Morgen mussten wir ja auch schon weiter, zu neuen Abenteuern.
"Wie war's denn?" (1) wird man dann immer gefragt, wenn man aus dem Urlaub zurück kommt und "Wo warst Du denn? (2) Und hattest Du auch gutes Wetter?" (3) Weinliebhaber, die sich ohnehin nicht vorstellen können, dass Leute wie ich in Nichtweinbaugebiete reisen, fragen dann noch hinterher "Welche Betriebe besucht? (4) Was getrunken? (5) Und wie wird der Jahrgang? (6)" und die Foodies wollen noch wissen "Und, wo warst Du zum Essen?" (7)
Nun gut, alles der Reihe nach (und bei neuerlichen Nachfragen kann ich dann einfach auf diesen Artikel verlinken).
1. Schön war's!
2. Wir waren zu einem kurzen Stoppover im Burgund, dann in der Vaucluse und zurück noch ein bisschen im Burgund.
3. Sonntags hat es immer geregnet, es war Sintflut und Weltuntergang in Katastrophenunion, so was hab ich zum letzten Mal vor 20 Jahren auf den Kanaren erlebt, als halbe Inseln nachrichtenwirksam in Regen und Schlamm versanken und Herr susa und ich mittenmang. Ansonsten war es in der Vaucluse, wie uns alle Einheimischen versicherten, für die Jahreszeit erstaunlich warm und sonnig. Bilder von uns abends um 22:00 in T-Shirt und Shorts am Swimmingpool bezeugen es. Im Burgund hat es meistens geregnet, nur morgens früh gab es im Schlosspark (ich berichtete) ein zauberhaftes Licht- und Farbenspiel mit Morgensonne und regennassen Bäumen und Gräsern.
4.1 Château de Beaucastel, Châteauneuf–du-Pâpe
4.2 Domaine Cristia, Châteauneuf–du-Pâpe
4.3 Domaine de la Janasse, Châteauneuf–du-Pâpe
4.4 Domaine Brusset, Gigondas
4.5 François Raquillet, Mercurey (ohne einen Besuch dort kann ich doch nicht durchs Burgund fahren)
und 4.6 nicht zu vergessen, die ganz zauberhafte Maison des Vins in Gigondas und ihr immer noch ganz besonders reizendes Personal.
5. Das hier alles aufzuzählen, würden den Rahmen dieser Postille sprengen, aber die getrunkenen Werke werden schon so nach und nach Eingang ins Forum und die Datenbank finden. Ich fang gleich hier und heute (weiter unten) damit an.
6. Im Burgund sah es nicht so besonders aus und man zeigte sich freundlich ausgedrückt verhalten optimistisch. Im Châteauneuf–du-Pâpe, Gigondas und umliegenden Ortschaften zeigte man sich durchaus zufrieden. Die Ernte war vorletzte Woche zu 90% abgeschlossen und die, die noch ein paar Trauben hängen hatten, freuten sich, dass sie noch eine unerwartet schöne Woche bekamen.
7. Zwei Restaurants sind besonders hervorzuheben. Über eines werde ich in Zukunft (muss leider aus technischen Gründen ein wenig warten) ausführlich im Blog berichten. Das zweite war das bekannte Lameloise, in Chagny, hierzu demnächst auch ein kurze Bericht.
7.1 Eine interessante Erfahrung war das Angebot des Hauses Olivier Leflaive, eine Weinprobe begleitet mit einfachen Gerichten (die allerdings in der Ausführung ein wenig zu wünschen übrig ließen), burgundische Klassiker wie z.B. der Jambon persillé (der allerdings – von einem der besten traiteurs – über jeden Zweifel erhaben war). Dazu konnte man verschiedene Probenangebote, 5, 8 oder 10 Weine wählen, dazu noch zwei Grand-Crus extra. Bei letzteren wurde eigens darauf hingewiesen, dass sie nur in dose dégustation abgegeben würden, die sich aber als großzügig eingeschenkte ca. 75 ml erwiesen. Das ist wohl tagesformabhängig von den "Sommeliers", die die Proben begleiten, die Weine erklären und für Fragen zur Verfügung stehen. Hier kann man Glück oder Pech haben, wir haben gegen Ende unauffällig den Berater gewechselt. Das Konzept finde ich hervorragend, an der Ausführung muss man noch ein wenig feilen. Schade, am Ende hätten wir gerne auch noch ein paar Flaschen gekauft. Aber auch so sind wir mit genügend Wein wieder nach Hause gekommen.
Bevor ich auf den
2008 Batard-Montrachet Grand Cru
Olivier Leflaive, Côtes-de-Beaune
näher eingehe noch ein Hinweis für alle Frankreichreisenden:
In Frankreich ist man zumindest in diesem Punkt keinesfalls so gendersensibilisiert wie bei uns und es gilt als ausgemachte Unhöflichkeit eine junge (und dieser Begriff ist weit gefasst) Dame ungeachtet ihres Familienstandes als Madame anzusprechen. Mademoiselle, und sonst nix. (Große) Schauspielerinnen bleiben ihr Leben lang Mademoiselle, Mademoiselle Deneuve würde sehr indigniert die Braue hochziehen, wenn man sie mit Madame anreden würde. Als ich im Urlaub vom Traiteur mV zum ersten Mal mit "Madame" angesprochen wurde (im Vorjahr war ich noch Mademoiselle gewesen), da wusste ich: susa, der Lack ist ab! Vielleicht hatte ich aber auch nur einen bad hair day!
Die mitreisenden Herren waren ob des dermaßen verwirrt, das sie sich für den weiteren Verlauf der Reise entschlossen, die direkte Anrede weiblicher Wesen gleich ganz zu vermeiden und immer sofort unvermittelt zur Sache zu kommen, also fragetechnisch gesehen. Herrschaften, das ist nun in keiner Sprache/in keinem Land besonders höflich. Andere Länder, andere Sitten und "When in Rome do as the Romans do!" Ich hoffe, hiermit im Sinne der deutsch-französischen Völkerverständigung einen wertvollen Beitrag geleistet zu haben.
Jetzt aber endlich zum Batard, deswegen sind wir ja schließlich hier:
Natürlich war er viel zu jung und die naseweise junge Dame, die uns in einem Englisch in der Probe begleitete, dass wir uns alle wünschten, sie würde endlich wieder Französisch sprechen, wies uns mit strengem Blick darauf hin, dass es sich ja um eine Verkostung handele, bei der man das Potenzial dieser Weine zu erkennen habe. Keinesfalls sei man zum Vergnügen da.
Tja, dass der burgundische Weinbau seinen Anfang bei den Mönchen genommen hat, das merkt man wohl hin und wieder heute noch.
Jetzt aber:
Die Farbe war kräftig hellgelb und zeigte zunächst verhalten, dann immer intensiver werdend ein wunderbares Aromenspiel von diesem einzigartigen Feuersteinton, den nur die Burgundweißen haben können und für die ich sie so liebe. Dazu gesellten sich zarte florale Noten und feiner Duft nach Pfirsich und Birnen, auch eine Andeutung von Gewürzen, aber eher sanft. Am Gaumen zeigte sich, was eine wirklich perfekte Balance zwischen den verschiedenen Aromen ist, dazu straffe Tannine und Kraft. Und dann der Abgang, ein Aromenbündel, das noch lange nachschwang. Solch ein Wein begeistert. Und er steht erst ganz m Anfang seiner "Karriere", in ein paar Jahren wird er wohl erst seine ganze Eleganz, Kraft und Magie zeigen.
Ich hätte gerne zwei oder drei Flaschen gekauft (der Gegenwert hätte dann ungefähr meinem Gesamteinkauf bei der Domaine Cristia entsprochen), ging aber nicht und am nächsten Morgen mussten wir ja auch schon weiter, zu neuen Abenteuern.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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