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Auf ein Glas ..... Pinot brut, Weingut Kirsten, Mosel

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa

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Auf ein Glas ..... Pinot brut, Weingut Kirsten, Mosel

BeitragDi 1. Okt 2013, 09:33

Der Herbst ist da. Meteorologisch, kalendarisch und auch das Wetter hält sich dran und beschert uns im Augenblick einen zauberhaften Altweibersommer, morgens mit Nebel, taubenetztem Spinnweb und tagsüber mit strahlendem Sonnenschein. Das Laub hält sich allerdings noch hartnäckig grün, nur kleine vereinzelte gelbe Sprenkel lugen aus der Buche vor meinem Fenster geben mir eine Aussicht auf die demnächst anstehenden Laubfegeorgien.

Der Herbst bringt uns eine manchmal zweifelhafte Wohltat: den Kürbis. Als Gemüse schmackhaft und gesund, allerdings schon inflationär auftretend und den Koch/die Köchin vor allerlei Verwertungsfragen stellend. Aber leider hat er auch noch ein zweites Leben als Dekorationsgegenstand.

Weihnachten ist auch deswegen schöner als Herbst, sagte letzt Freundin H., weil die Dekoration im Schnitt geschmackvoller ist. Da ist was dran. So ein paar malerische Kürbisarrangements hier und da wären sicher sehr anmutig, aber eine flächendeckende Invasion ergänzt durch Entenfamilien aus Ton, Miniaturdrachen oder – vogelscheuchen und putzige Igelfigürchen lassen einen unwillkürlich annehmen, man sei in einem Paralleluniversum gelandet, einer Mischung aus Alice in Wonderland und Onkel Toms Hütte. Warum muss immer alles gleich in Massen auftreten? Wenn's einer macht, dann dauert es nicht lange und alle anderen müssen es auch machen, genau wie mit den unsäglichen fensterkletternden Weihnachtsmännern, den Schwibbögen und den Ostereiern an der Magnolie. Diese Entwicklungen finden ihren Höhepunkt darin, dass die notwendigen Accessoires ins Sortiment von Aldi und Lidl gelangen, danach besteht Hoffnung, dass die Sache sich langsam ihrem Ende nähert, bis die nächste Dekorationssau durchs Dorf getrieben wird.

Früher haben wir einfach Kastanien- und Eichelmännchen gebastelt, die wurden nach ein paar Tagen Aufenthalt im Kinderzimmer diskret entsorgt und gut war. Und die waren auch von überschaubarer Größe.

Bleiben wird der Kürbis als Gartenfrucht. Er ist anspruchslos und bringt respektable Ergebnisse, den krieg sogar ich über die Runden. Und dann geht es wieder los mit Kürbissuppe, Kürbissalat, Kürbisragout, Kürbispüree, Kürbiscarpaccio, gebratener Kürbis usw. usw. Und der Frage, welcher Wein passt zu Kürbis, zu diesem etwas erdig-süßlichen Aroma.

Bei uns gibt es Kürbis meistens als Suppe, mit ein wenig Orange abgeschmeckt, Kokosmilch oder Sahne, gerösteten Kürbiskernen und dem guten steirischen Kürbiskernöl, manchmal auch Croutons (auf gut rheinhessisch: Krachelscher) statt Kernen, je nach dem, was in der Küche gerade zur Verwendung ansteht.

Nun kann man es sich natürlich einfach machen und sagen, dass man zur Suppe gar nichts trinken muss. Aber man kann sich auch mal was einfallen lassen.

Und da letztens in der großen facebook-Gruppe (wie ich finde zu Recht) beklagt wurde, dass man hier in Deutschland dem Thema der durchgängigen Essensbegleitung mit Champagner oder anderen Schaumweinen zu wenig Beachtung schenkt, habe ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es gab Sekt zur Suppe (und einen ordentlichen Schuss desselben kurz vor dem Servieren hinein), damit war der Forderung nach prickelnder Essensbegleitung Genüge getan und die Frage des (eines) passenden Weins zum Kürbis beantwortet.

Pinot brut Sekt
Weingut Kirsten, Mosel


gerne hätte ich Kirstens Heldensekt dazu probiert, von dem habe ich schon viel Gutes gehört, vor allem wegen des Ritters auf dem Etikett (normalerweise suche ich Weine nicht nach dem Etikett aus und wenn der Held nicht von Kirsten wäre, würde er mich auch nicht unbedingt reizen), konnte aber leider keine Flasche ergattern. Der Pinot war ein Geschenk eines Weinhändlers zwecks Verfestigung der Geschäftsbeziehung. Der hatte Mitleid mit mir, weil der Ankauf von Schaumweinen in unserem häuslichen Gemeinwesen sehr strengen Regelungen und Limitierungen unterliegt, im Gegensatz zu Stillweinen, insbesondere Bordelaiser Herkunft.

Die Kürbissuppe war ein Zusammenspiel fruchtiger (Orange), süßer und auch leicht säurebetonter Aromen, cremiges Mundgefühl und durch die Kokosmilch und Piment d'Espelette, das für ein wenig Schärfe sorgte, ergaben sich leicht exotische Aromen. Ein wenig Vadouvan hab ich auch noch drunter gemischt (Ich gebe das Rezept in den nächsten Tagen mal in die Datenbank ein).

Zunächst, wie es sieht gehört, wird der Wein bzw. Sekt solo probiert, das machen wir immer, um ihn unbeeinflusst von weiteren Aromen aufzunehmen. Frischer ein wenig mineralischer Duft begleitet von floralen Aromen, die Düfte sind nicht sehr intensiv aber gut wahrnehmbar, die Aromen werden intensiver, wenn man den ersten Schluck auf die Zunge bekommt. Angenehm weiche Perlage und ein cremiges Mundgefühl. Ja, der wird sich gut mit der Suppe verstehen. Die Aromen sind nun definierter, Holunderblüte, Birne, frische Kräuter, Grapefruit und Mineral, das beliebte salzige. Und dann ein fein schwingender Abgang.

Jetzt kommt die Suppe ins Spiel. Die fruchtigen Komponenten und die jeweilige Cremigkeit ergänzen sich fein. Und die zarte Perlage lässt auch die Suppe auf der Zunge tanzen.

Als Solist macht dieser Blanc de Noir Spaß, als Essensbegleiter braucht er sich auch nicht zu verstecken. Ich würde ihm eher leichte Gerichte, Gemüse aus dem Wok, gedünsteter Fisch, vielleicht auch ein Trüffelrisotto zur Seite stellen. Überhaupt kann ich ihn mir zu Pilzgerichten sehr gut vorstellen, die leichte Nussigkeit im Aromenspektrum sollte sich mit Pilzen bestens vertragen.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
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slowcook

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Re: Auf ein Glas ..... Pinot brut, Weingut Kirsten, Mosel

BeitragDi 1. Okt 2013, 16:57

Hallo susa

Einmal mehr triffst du mit sicherem Gespür ins Schwarze; einfach köstlich zu lesen!

Mir kommt mittlerweile kein Kürbis mehr auf den Herd, nicht einmal als Kürbissuppe. Bei Einladungen und als Teil des Mittagsmenues im Restaurant darf ich auch so noch geschätzte 17mal dergleichen tun, ich schätze die ach so originelle Kürbissuppe. In Tat und Wahrheit mag ich Gewürze, frisches Brot und steirisches Kernöl :roll: .

Gruss und danke
Werner
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octopussy

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Re: Auf ein Glas ..... Pinot brut, Weingut Kirsten, Mosel

BeitragDi 1. Okt 2013, 19:41

Auch von mir vielen Dank für die schön zu lesende Kolumne. Einen Sekt von Kirsten hatte ich erst einmal, habe ihn aber als ausgezeichnet in Erinnerung. Die Stillweine finde ich auch sehr gut.

Tja, jetzt ist wieder Kürbiszeit. Anfangs freue ich mich ja drüber, aber irgendwann wird der Kürbis (so wie rote Bete) schon etwas eintönig. Während aber zum Beispiel Bohnen im Sommer nur 6-8 Wochen verfügbar sind, muss ich mit Kürbis sechs harte Monate überstehen. Am schlimmsten ist dann die Marktsituation im März, wenn die Frühlingsgemüse noch nicht verfügbar sind und die Wintergemüse auch langsam weniger und älter werden. Aktuell mein Lieblingskürbisrezept ist Kürbis im Ofen geschmort mit Salbei, Olivenöl, Piment d'Espelette und mit geschmorten Zimtstangen. Als Beilage oder später klein geschnitten mit Pasta oder in ein Risotto oder einen Couscous.
Beste Grüße, Stephan

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