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Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa

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Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 17. Sep 2013, 08:43

Laut einer in den letzten Wochen durch alle Medien hindurch zitierten Umfrage, wünschen sich Männer, dass (ihre) Frauen gut aussehend, beruflich erfolgreich und gut verdienend sind und gleichzeitig ausreichend Zeit für Familie und Kinder haben und diese managen. Sie selber, so gaben sie in derselben Umfrage zu, wollten allerdings ihr Verhalten was Mithilfe im Haushalt oder Bereitschaft beruflich zurückzustecken, um sich stärker in der Familie zu engagieren, nicht verändern. Ich möchte jetzt gar nicht weiter darüber sinnieren.

Wer am letzten Wochenende die Wahl zur deutschen Weinkönigin verfolgt hat, konnte allerdings einen vollkommen anderen Eindruck gewinnen, nämlich dass es in der Praxis was die Damen angeht weniger auf fachliche und berufliche Kompetenz noch auf irgendwelche Managerqualitäten ankam, sondern eher darum, gute Miene zu machen, wenn man sich bei einer Mischung aus Seniorenbespaßung und Kindergeburtstag zum Deppen machen muss. Das Qualifikationsprofil endete bei gut aussehend, alles andere schien wohl eher nebensächlich.

Bei den Damen handelt es sich samt und sonders um gestandene Weinfachfrauen, Winzerinnen, Weinbaustudentinnen und was Jurymitglieder von ihrem persönlichen Kontakten mit den Damen berichteten, war weit entfernt von jedweder dümmlichen Reblausromantik. Trotzdem war die Veranstaltung zum Fremdschämen (zumindest die Teile, an denen ich zappenderweise vorbeigekommen bin; ich gebe zu, länger als 3 Minuten am Stück hab ich nicht ausgehalten).

In der socialmedialen Nachbereitung wird nun allenthalben der Ruf nach einer grundlegenden Änderung dieser Veranstaltung laut. Stefan Raab und Günter Jauch ("der ist ja auch selber Winzer" *hust, der ist so viel Winzer wie Herr Berggruen Damenoberbekleidungsfachverkäufer) werden als Moderatoren gefordert. Ich wär ja eher für Dirk Würtz, was der Raab kann, kann der schon lange und der ist sogar wirklich Winzer.

Mag sein, so ging es mir durch den Kopf, dass das Dilemma auch am Titel "Königin" und einer damit verbundenen einschlägigen Erwartungshaltung liegt. Fährt man durch Weinbaugebiete, vor allem durch die Pfalz, die dieses Format wohl erfunden hat, so sieht man an jedem Ortseingangsschild mindestens ein Bild einer bekrönten Schönheit und die Information, dass es sich um die Ort-, Gebiets-, Verbands- o.ä. Königin des Jahres ABCD handele, die dieser Ort zu stellen die Ehre hatte. In manchen Orten übersteigt die Anzahl der Bilder auf der Plakatwand mit den Weinköniginnen die mit den Hotel- oder Weingutsnamen.

Vielleicht sollte man die Damen "Weinbotschafterin" nennen, so wie es im Marketing durchaus üblich ist. Auch wenn die meisten Markenbotschafter von ihrer Marke nichts verstehen. Oder glaubt irgendjemand, Roger Federer beispielsweise, der Botschafter einer Schweizer Präzisionskaffeemaschinenmarke kennt sich mit Dampfdruck, Röstgrad, Bohnensorten und der optimalen Wasserhärte für den guten Kaffee aus. Ich würde mich nicht wundern, wenn er noch nicht mal so schrecklich viel Kaffee trinkt, so als Sportler. Oder der nette Herr Clooney, ob der einem wohl das patentierte Konstruktionsprinzip der Kapselespressomaschine erklären kann? What else? Aber als Botschafter wird man sicher ernster genommen denn als König.

Weinkönigin, das weckt doch vielmehr Assoziationen zu Schützenkönigin oder Spargel-, Apfel-, Kartoffel- oder Heidekönigin, an Rumtata und Umzug mit Blaskapelle und Kutsche. Und abends Besäufnis und Wirtshausrauferei. Und ist dieses neckische Krönchen mit der platten Symbolik noch zeitgemäß (Rebe und für jedes Anbaugebiet ein Edelstein)? Welche moderne Frau steckt sich denn so was heutzutage noch in die Haare. Nur noch Schönheitsköniginnen! Weltfrieden! Ha!

Es wird doch so viel entrümpelt in der Weinwelt, es ist an der Zeit, auch die Wahl der Weinkönigin zu modernisieren. Sonst ist die Zielgruppe der jetzigen Veranstaltung weggestorben, eh man es sich versehen hat und dann? Und die Damen hätten es allemal verdient.

Weinkönigin 2013/2014 wurde übrigens Nadine Poss von der Nahe vom Weingut Poss. Gratulation zu dieser sehr schönen und gleichermaßen anstrengenden Aufgabe auch von dieser Stelle. Ich hätte zur Feier des Tages gerne einen Wein aus ihrem Gut vorgestellt, aber leider befindet sich keiner in meinem Keller und ich gestehe, ich hab auch noch nie einen Poss-Wein getrunken. Ob ich das wohl mal ändern sollte?

Aber ein Schäfer-Fröhlich tut es sicher genauso gut:

2011 Riesling trocken Schiefergestein
Weingut Schäfer-Fröhlich, Nahe


Im Duft vermischen sich bereits mineralische und fruchtige Noten, hier insbesondere Apfel und Pfirsich mit Anklängen von Zitrusnoten. Am Gaumen zeigt sich der Wein elegant, geschliffen, filigran mit einem feinen Spiel von rauchiger Mineralik, und teilweise exotischer Frucht abgerundet von angenehmer Säure und in einem langen sehr dichten Abgang endend.

Dieser Riesling repräsentiert wie ich lese (ich hab's ja schon zugegeben, ich steh vor diesem ganzen Klassifikationswirrwarr ein wenig verloren) so etwas wie den Zweitwein zum Großen Gewächs. Zweitwein klingt ja immer so ein wenig wie Zweitwagen, Zweitverwertung, Zweitwohnsitz etc. Hier ist es vielleicht mehr wie die Zweitstimme zu sehen, die ja in der Wahl zum Deutschen Bundestag die wichtige ist.

Der Wein ist eigenständig, elegant und sehr beeindruckend, nix zweiter Sieger.
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maha

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Re: Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 17. Sep 2013, 09:16

susa hat geschrieben:Laut einer in den letzten Wochen durch alle Medien hindurch zitierten Umfrage, wünschen sich Männer, dass (ihre) Frauen gut aussehend, beruflich erfolgreich und gut verdienend sind...

Es ist übrigens von äusserster Wichtigkeit dass sich diese drei Frauen untereinander nicht kennen :lol:
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austria_traveller

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Re: Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 17. Sep 2013, 10:42

susa hat geschrieben:ich hab auch noch nie einen Poss-Wein getrunken. Ob ich das wohl mal ändern sollte?

Das solltest du wohl tun susa.
Der Weißburgunder "S" befindet sich seit vielen Jahren in meinem Keller.
Hätte ich nicht zZ. striktes Weinkaufverbot, so würde ich mir davon wieder ein paar Fläschchen gönnen.
Beste Grüße
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susa

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Re: Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 17. Sep 2013, 10:55

maha hat geschrieben:Es ist übrigens von äusserster Wichtigkeit dass sich diese drei Frauen untereinander nicht kennen :lol:


... und dass die vierte, die Familienmanagerin, von den dreien nie erfährt ;)

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GottfriedStutz

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Re: Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 17. Sep 2013, 11:07

Was mir nicht ganz einleuchtet, ist, dass zwar Einigkeit über den Reformbedarf des Formates besteht, aber dann unmittelbar über den geeigneten Moderator debattiert wird. Dabei kann der lediglich das präsentieren, was zur Verfügung steht.
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susa

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Re: Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 17. Sep 2013, 11:27

Ich denke, man unterstellt dabei, dass die genannten Herren wohl auch entsprechenden Einfluss auf das Format nehmen wollen und ihren Namen nicht für jeden Blödsinn hergeben.

Hätte ich da was zu sagen, würde die Amtsinhaberin sozusagen als letzte Amtshandlung durch diese Veranstaltung führen, die von guten Medienprofis mit Weinverstand konzipiert werden würde.

lg
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Birte

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Re: Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 17. Sep 2013, 12:35

Vielleicht sollte es sogar die Möglichkeit geben, dass es auch ein Amtsinhaber sein kann, um diesen "Miss Wahl Charakter" raus zu bekommen.
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GottfriedStutz

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Re: Auf ein Glas ..... 2011 Riesling, Schäfer-Fröhlich

BeitragDi 17. Sep 2013, 14:19

Birte hat geschrieben:"Miss Wahl Charakter"


Das Problem auf den Begriff gebracht.

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