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Der legendäre bayerische Humorist Karl Valentin sagte einmal so treffend: Es ist schon alles gesagt. Nur noch nicht von allen.
Das trifft natürlich auch auf Wein zu. Es gibt wohl nichts mehr im önologischen Themenkanon, über das nicht schon lange, kontrovers, ausdauernd und immer wiederkehrend diskutiert wurde und wird. Wahrscheinlich sogar von allen. An der Spitze dieser Themenhitparade stehen: Kork, Biodynamie/Nachhaltigkeit versus Hightech, Terroir, Klimawandel, Preis, Punkte und Bewertungen, manchmal noch die Gläser- und Lagerungsdebatte und für die Fortgeschrittenen noch Klassifikationen, Anbaustopp und andere weinpolitische Themen.
An der Hightechdebatte wundert mich immer die Vokabel "Chemie". Chemie ist nämlich, so sollte der unbedarfte Leser annehmen, eines der größten Übel der Menschheit. Ohne Chemie ginge es uns allen besser, das Essen wäre gesünder, die Umwelt intakt, der Wein rein und das Gewissen auch. Vermutlich wäre sogar das Wetter besser.
Wahrscheinlich hat sich das Bild eines verrückten Wissenschaftlers in einem Labor, in dem es zischt, dampft, stinkt und knallt, eingeprägt, rauchende Glaskolben mit unheimlich bunt leuchtendem Inhalt, in den Regalen Käfige mit degenerierten Versuchmäusen, hin und wieder huschen unterwürfige Laboranten vom Format eines Renfield durch die Szenerie. Und am Ende ist einer durchsichtig oder es wachsen ihm unschöne Beulen und seine Haare fallen aus.
So etwas will doch niemand in seinem Wein oder in seinem Essen haben.
Wenn man nur den lieben Gott in der Natur walten lässt, dann kommt schon das Richtige heraus, da muss der Mensch nicht eingreifen, so eine immer stärker um sich greifende These. Die Natur weiß schon, was sie tut.
Der Mensch sehnt sich halt nach Idylle, nach Unverfälschtheit, Wahrheit und Schönheit. Der Winzer (oder auch der Bauer) muss ihm dieses Bild liefern, das seine Sehnsucht befriedigt: Eine anmutige Landschaft, Rebzeilen mit makellosen Trauben, im Hintergrund ein silberner Fluss, ein Wald, ein paar Häuser und Bauernhöfe. Autobahnen, Kraftwerke, Müllverbrennungsanlagen, Großindustrie und Plattenbau hat in diesem Bild keinen Platz.
Ein schöner Traum. Aber eben ein Traum. In der Land- und Weinwirtschaft kommt man nur mit Spaten, Traubenschere und einem lustigen Lied auf den Lippen nicht allzu weit. Um ein Omelett zu braten, muss man ein paar Eier zerschlagen.
Und damit komme ich dann zum letzten immer wieder neu aufgerollten und niemals enden wollenden Themenkreis. Welchen Wein trinke ich zu – in diesem Fall einem Omelett. Da ein einzelner Mensch von einem einzelnen Omelett nicht satt wird, gibt es dazu meistens noch Spinat und ein paar Bratkartoffeln. Ein klassisches Gericht aus der Kategorie Hausmannskost, das eigentlich immer geht, z.B. wenn es noch viel Monat und wenig Geld hat, oder wenn es mal schnell gehen muss, oder wenn Kartoffeln vom Vortag übrig sind, oder freitags. Aber man nenne es besser nicht vegetarisch, dann mögen es gleich viel weniger Leute essen.
Und einen passenden (oder wie man jetzt so nett sagt: korrespondierenden) Wein dazu zu finden, ist auch gar nicht so einfach. Spinat schmeckt ein wenig bitter, was heutzutage meistens durch die Zugabe von viel Butter und Sahne abgemildert wird; und natürlich Muskat. Keine einfache Aufgabe. Das zarte Omelett ist eine perfekte Ergänzung zum kräftigen Gemüse. Jetzt fehlt nur noch ein Wein, der mit beiden Eigenschaften kann.
Im Zweifel geht immer ein etwas dichterer Weißburgunder. Ich finde aber Weißburgunder meistens etwas langweilig. Die Standardantwort auf diese Bemerkung ist übrigens: "Dann musst Du aber mal den Weißburgunder ABC von Winzer XYZ trinken, oder den DEF oder GHI …., der ist überhaupt nicht langweilig!" Da kann ich durch das Wörtchen "meistens" 1000 Mal angedeutet haben, dass es mir durchaus bewusst und auch persönlich bekannt ist, dass es auch sehr feine und interessante Weißburgunder gibt. Auch welche, die zu Omelett und Spinat passen. Aber solche Feinheiten liest ja heutzutage keiner mehr.
Ein Riesling wäre doch schön, hier mal keiner von der ganz trockenen Sorte, die ich eigentlich bevorzuge, obwohl er nominell als solcher firmiert (auch ein beliebtes Diskussionsthema, ob ein Wein, der im gesetzlich zulässigen Süßespektrum an der Obergrenze für "trocken" liegt, sich wirklich trocken nennen darf/sollte). Nennt ihn wie ihr wollt, ich trinke ihn gerne sowohl solo als auch gerade zu Gemüse dominierten Gerichten, die ruhig ein wenig Schärfe oder Bitternis haben können, auch zu Senfeiern mit Salzkartoffeln hat er wunderbar gepasst.
2012 Wiltinger Braunfels Riesling QbA
Van Volxem, Mosel
Als erstes bezaubert ein wunderbar mineralischer Duft, sonnenwarmer Schiefer, kühler Feuerstein und dann mischen sich kräuterige und florale Elemente darunter. Das Mundgefühl ist voll, weich und außerordentlich saftig, man schmeckt Grapefruit, Pfirsich, reife Birne zusammen mit Pfeffer und Lakritz, eine ganz leichte angenehme Süße, umspielt von kräftiger Säure, in einem mittellangen sehr dichten Abgang endend.
Der Wein kann ruhig ein wenig kühler getrunken werden, aber man sollte sich des Vergnügens nicht berauben, ihn länger im Mund zu halten, und nachzuspüren, wie sich langsam vor allem die fruchtigen und floralen Aromen im Gaumenraum entfalten. Dazu kann man ruhig auch mal einen großen Schluck nehmen und nicht immer nur diese kleinen Verkostungsschlucke.
Es ist gerade dieses Quäntchen mehr an Süße, das den Wein so passend für das Essen macht, dazu das komplexe Aromenbündel des Weins im Gegensatz zu den einfachen Aromen des Gerichts. Eine wunderbare Kombination.
Aber darüber kann man natürlich diskutieren.
Das trifft natürlich auch auf Wein zu. Es gibt wohl nichts mehr im önologischen Themenkanon, über das nicht schon lange, kontrovers, ausdauernd und immer wiederkehrend diskutiert wurde und wird. Wahrscheinlich sogar von allen. An der Spitze dieser Themenhitparade stehen: Kork, Biodynamie/Nachhaltigkeit versus Hightech, Terroir, Klimawandel, Preis, Punkte und Bewertungen, manchmal noch die Gläser- und Lagerungsdebatte und für die Fortgeschrittenen noch Klassifikationen, Anbaustopp und andere weinpolitische Themen.
An der Hightechdebatte wundert mich immer die Vokabel "Chemie". Chemie ist nämlich, so sollte der unbedarfte Leser annehmen, eines der größten Übel der Menschheit. Ohne Chemie ginge es uns allen besser, das Essen wäre gesünder, die Umwelt intakt, der Wein rein und das Gewissen auch. Vermutlich wäre sogar das Wetter besser.
Wahrscheinlich hat sich das Bild eines verrückten Wissenschaftlers in einem Labor, in dem es zischt, dampft, stinkt und knallt, eingeprägt, rauchende Glaskolben mit unheimlich bunt leuchtendem Inhalt, in den Regalen Käfige mit degenerierten Versuchmäusen, hin und wieder huschen unterwürfige Laboranten vom Format eines Renfield durch die Szenerie. Und am Ende ist einer durchsichtig oder es wachsen ihm unschöne Beulen und seine Haare fallen aus.
So etwas will doch niemand in seinem Wein oder in seinem Essen haben.
Wenn man nur den lieben Gott in der Natur walten lässt, dann kommt schon das Richtige heraus, da muss der Mensch nicht eingreifen, so eine immer stärker um sich greifende These. Die Natur weiß schon, was sie tut.
Der Mensch sehnt sich halt nach Idylle, nach Unverfälschtheit, Wahrheit und Schönheit. Der Winzer (oder auch der Bauer) muss ihm dieses Bild liefern, das seine Sehnsucht befriedigt: Eine anmutige Landschaft, Rebzeilen mit makellosen Trauben, im Hintergrund ein silberner Fluss, ein Wald, ein paar Häuser und Bauernhöfe. Autobahnen, Kraftwerke, Müllverbrennungsanlagen, Großindustrie und Plattenbau hat in diesem Bild keinen Platz.
Ein schöner Traum. Aber eben ein Traum. In der Land- und Weinwirtschaft kommt man nur mit Spaten, Traubenschere und einem lustigen Lied auf den Lippen nicht allzu weit. Um ein Omelett zu braten, muss man ein paar Eier zerschlagen.
Und damit komme ich dann zum letzten immer wieder neu aufgerollten und niemals enden wollenden Themenkreis. Welchen Wein trinke ich zu – in diesem Fall einem Omelett. Da ein einzelner Mensch von einem einzelnen Omelett nicht satt wird, gibt es dazu meistens noch Spinat und ein paar Bratkartoffeln. Ein klassisches Gericht aus der Kategorie Hausmannskost, das eigentlich immer geht, z.B. wenn es noch viel Monat und wenig Geld hat, oder wenn es mal schnell gehen muss, oder wenn Kartoffeln vom Vortag übrig sind, oder freitags. Aber man nenne es besser nicht vegetarisch, dann mögen es gleich viel weniger Leute essen.
Und einen passenden (oder wie man jetzt so nett sagt: korrespondierenden) Wein dazu zu finden, ist auch gar nicht so einfach. Spinat schmeckt ein wenig bitter, was heutzutage meistens durch die Zugabe von viel Butter und Sahne abgemildert wird; und natürlich Muskat. Keine einfache Aufgabe. Das zarte Omelett ist eine perfekte Ergänzung zum kräftigen Gemüse. Jetzt fehlt nur noch ein Wein, der mit beiden Eigenschaften kann.
Im Zweifel geht immer ein etwas dichterer Weißburgunder. Ich finde aber Weißburgunder meistens etwas langweilig. Die Standardantwort auf diese Bemerkung ist übrigens: "Dann musst Du aber mal den Weißburgunder ABC von Winzer XYZ trinken, oder den DEF oder GHI …., der ist überhaupt nicht langweilig!" Da kann ich durch das Wörtchen "meistens" 1000 Mal angedeutet haben, dass es mir durchaus bewusst und auch persönlich bekannt ist, dass es auch sehr feine und interessante Weißburgunder gibt. Auch welche, die zu Omelett und Spinat passen. Aber solche Feinheiten liest ja heutzutage keiner mehr.
Ein Riesling wäre doch schön, hier mal keiner von der ganz trockenen Sorte, die ich eigentlich bevorzuge, obwohl er nominell als solcher firmiert (auch ein beliebtes Diskussionsthema, ob ein Wein, der im gesetzlich zulässigen Süßespektrum an der Obergrenze für "trocken" liegt, sich wirklich trocken nennen darf/sollte). Nennt ihn wie ihr wollt, ich trinke ihn gerne sowohl solo als auch gerade zu Gemüse dominierten Gerichten, die ruhig ein wenig Schärfe oder Bitternis haben können, auch zu Senfeiern mit Salzkartoffeln hat er wunderbar gepasst.
2012 Wiltinger Braunfels Riesling QbA
Van Volxem, Mosel
Als erstes bezaubert ein wunderbar mineralischer Duft, sonnenwarmer Schiefer, kühler Feuerstein und dann mischen sich kräuterige und florale Elemente darunter. Das Mundgefühl ist voll, weich und außerordentlich saftig, man schmeckt Grapefruit, Pfirsich, reife Birne zusammen mit Pfeffer und Lakritz, eine ganz leichte angenehme Süße, umspielt von kräftiger Säure, in einem mittellangen sehr dichten Abgang endend.
Der Wein kann ruhig ein wenig kühler getrunken werden, aber man sollte sich des Vergnügens nicht berauben, ihn länger im Mund zu halten, und nachzuspüren, wie sich langsam vor allem die fruchtigen und floralen Aromen im Gaumenraum entfalten. Dazu kann man ruhig auch mal einen großen Schluck nehmen und nicht immer nur diese kleinen Verkostungsschlucke.
Es ist gerade dieses Quäntchen mehr an Süße, das den Wein so passend für das Essen macht, dazu das komplexe Aromenbündel des Weins im Gegensatz zu den einfachen Aromen des Gerichts. Eine wunderbare Kombination.
Aber darüber kann man natürlich diskutieren.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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