Aktuelle Zeit: Sa 27. Apr 2024, 07:42


Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fournier

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

susa

Administrator

  • Beiträge: 4163
  • Bilder: 20
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:33
  • Wohnort: Niederrhein
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fournier

BeitragDi 6. Aug 2013, 08:07

Es ist Sommer! Endlich! Alles könnte so schön sein, blauer Himmel, strahlende Sonne, im Büro ist auch nicht mehr so viel Stress und man kann mal ne Stunde eher raus und in der Mittagspause holt man sich ein Eis.

Aber irgendwie auch langweilig. Und heiß! Und klebrig!

Deswegen wurde das Sommerloch erfunden. Es verbindet zwei Umstände auf das Schönste, eine klassische Win-Win Situation. Wenn die großen Stars aus Politik, Kultur und Wirtschaft ihren wohlverdienten Urlaub machen, dann schlägt die Stunde der Hinterbänkler, der Jungs und Mädels aus der zweiten Reihe. Dann können sie auch mal einen Tag lang mit großartigen Ideen in die Presse. Und es gibt kleine Aufreger, die die Zeitungsauflagen nicht ins Bodenlose purzeln lassen.

Früher als alles noch besser war, wurde alljährlich das Ungeheuer von Loch Ness exhumiert (oder besser exaquaiert). Heute sind wir da schon anspruchsvoller.

Was gab es schon für wunderbare Sommerlochideen: Die Bundeskanzlerin solle per Gesetz den (Fußball)Bundestrainer festlegen. Ehe auf Zeit oder Verbot von Überraschungseiern wurde vorgeschlagen. Tempolimit auf der Autobahn kommt auch immer gut.

Überhaupt hat es sich in letzter Zeit mit den Verbotsthemen. Mir scheint, unsere Gesellschaft zerfällt inzwischen weniger in arm und reich, sondern in die, die alles regeln und vorschreiben wollen und die für sich die einzig wahre Richtlinienkompetenz reklamieren und die, denen vorgeschrieben werden soll bzw. denen das Vorgeschriebene am Allerwertesten vorbei geht.

Nun soll also, wenn es nach dem Willen der Grünen geht, in allen öffentlichen Kantinen ein vegetarischer Tag eingeführt werden (Bild sprach als erstes mit dem Hirseklops!). Warum nicht gleich per Gesetz für alle? Und welch ungeahnte Möglichkeiten bietet das, wenn erst mal der erste Widerstand gebrochen ist.

Ein alkoholfreier Tag pro Woche sowieso, dann noch einer, an dem man nur regionale Weine oder Biere aus nachhaltiger Erzeugung trinken darf. Alle Fastfoodrestaurants müssen an einem Wochentag schließen. Supermärkte und Discounter dürfen einen Tag lang keine Industrieweine, Softdrinks, Pizza mit Analogkäse oder Hähnchenformfleisch verkaufen.

Könnte vielleicht auch noch jemand bitte den Verzehr von Mettbrötchen mit rohen Zwiebeln verbieten, die Kollege M. grundsätzlich frühstückt, um dann in der morgendlichen Abteilungsbesprechung die ohnehin knapp bemessene Raumluft zu verpesten? Und per Gesetz festlegen, dass man Deospray nur in Ergänzung zu erfolgter Dusche verwenden darf und nicht anstatt?

Hoffentlich verbietet niemand die Handybenutzung in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist doch der einzige Unterhaltungswert, den der Aufenthalt in überhitzten, überfüllten und verspäteten Bussen und Bahnen noch bietet. Auch der Informationsgewinn ist nicht zu vernachlässigen, so erhielt ich schon vollkommen ungefragt tiefe Einblicke in geplante Unternehmensumstrukturierungen inklusive Namen und Funktionen. Hätte ich dieses Wissen für Börsengeschäfte genutzt, wäre das dann eigentlich ein Insidergeschäft gewesen?

Auch mit Kraftausdrücken hält man sich lieber zurück. Wo früher, vor allem in südlichen Landesteilen ein kräftiges "jo do leck's mi am Oarsch" als vollkommen harmloser Umgangston nicht nur akzeptiert ja geradezu unerlässlich war, so werden heute Glaubenskriege darum geführt, ob man seiner Begeisterung auch durch die Verwendung des Wortes "geil" Ausdruck verleihen darf. Darf man natürlich nicht. Man darf ja auch nicht Ar***jahr sagen. Auch Dreckskork wird teilweise schon schräg angeguckt. Es entfahre einem verbal lieber gar nichts Spontanes, es geht immer nach hinten los.

Himmelherrgottsakramentnochmal. Diese ganze politische Korrektheit geht mir langsam auf den Senkel! Ach die können mich alle mal. Ich trink jetzt einen Wein aus Chile. Ja, der ist viele Meilen nach hier geflogen. Oder per Schifffracht rübergeschwommen, ich weiß es nicht. Und wahrscheinlich bewässert und gedüngt. Über die Bezahlung der Erntehelfer mach ich mir jetzt auch keine Gedanken. Alles politisch und ökologisch vollkommen unkorrekt, unsozial sowieso (ich geb nämlich keinem ein Glas ab). Ich trinke einfach den Wein. Werden schon genug über mich herfallen.

Mann Mann: Wenn man ein Omelett essen will, muss man halt ein paar Eier zerschlagen.

2009 Centauri Sauvignon blanc
Bodegas O. Fournier, Chile


ein kräftig gelber Wein und einem Duft nach allerlei exotischen Früchten: Limette, Grapefruit, Kiwi, Orange, am Gaumen sehr klar und frisch, zarter Schmelz, duftig und leidlich elegant, angenehme Mineralnote, die für meinen Geschmack durchaus noch ein wenig kräftiger hätte ausfallen können, feine Bitternote. Dafür ein ordentlich langer und dichter Abgang.

Und jetzt gebt mir Tiernamen!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
Offline
Benutzeravatar

Markus Vahlefeld

Administrator

  • Beiträge: 1689
  • Bilder: 2
  • Registriert: Do 4. Nov 2010, 11:43

Re: Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fourn

BeitragDi 6. Aug 2013, 09:36

Entschuldigung, susa, aber dieser Artikel von Dir geht mir entschieden zu weit. Ich finde, hier verunglimpfst Du eine ganze Personengruppe, die es einfach nicht verdient hat. Ja, ich sage Dir ehrlich: das macht mich traurig. Und ich bin nicht bereit dieses Gefühl zu unterdrücken, um hier eine scheinbare Harmonie nicht zu gefährden.

Stell Dir vor, diese Menschen, die Du etwas despektierlich als "Gutmenschen" bezeichnest, würde es nicht geben. Wir hätten keine Angst vor der Klimaerwärmung, wir würden immer noch rauchen wie Industrieschlote, wir hätten kein Dosenpfand und keine Müll-Detektive für unsere Mülltrennung, der Liter Benzin würde immer noch 1 Euro kosten und wir wüssten nichts um die schrecklichen Folgen unseres Konsumwahns... kurzum: wir hätten ohne sie ein fürchterlich gutes Gewissen - UND DAS KANN ES DOCH EINFACH AUCH NICHT SEIN!

Jetzt machst Du Dir noch, förmlich um Dich über sie lustig zu machen, eine Flasche Wein aus Chile auf. Was, bitteschön, soll das? Nicht nur ist der CO2-Abdruck verheerend, auch die heimische Volkswirtschaft ("Volkskörper") wird dadurch geschwächt. Ich weiss jetzt nicht, wie Du mit dieser Schuld leben willst?

Du hast auch Deine Vorbildfunktion hier im Forum damit zur Disposition gestellt. Dein gutes Gewissen ist Herrschaftsgewissen. Das einzige, das Dich rettet, ist, dass Du eine Frau bist und daher per se schutzwürdig und als unterdrückte Minderheit gesetzlich zu fördern bist. Trotzdem werde ich den Eindruck nicht los, Du hast als Unterdrückte das männlich-chauvinistische Verhalten der Unterdrücker übernommen. Da sage ich nur "Stockholm-Syndrom" und empfehle Dir eine tiefergehende Therapie zur Befreiung Deines inneren Selbst. Vielleicht gelingt es Dir dann, Dich von einer Frau zu einem Transgender-Wesen zu entwickeln, denn darin liegt die Zukunft. Merke: das Geschlecht ist nichts als Konvention, das haben schon s´die schlauesten Professorinnen herausgefunden.

Nun kurzz zu Deinem Text: Allein der erste Satz ist schon an Zynismus nicht zu überbieten! "ES IST SOMMER" - erstmal klingt das unschuldig und fast freudig erregt. Aber in Wahrheit ist gar nicht Sommer, sondern es ist eine Zeit der unerträglichen Folgen der Klimaerwärmung. Allein dass dieser Hinweis fehlt (bitte auch die fürchterliche und verheerende Flut dabei nicht vergessen), zeigt schon, dass Deine zur Schau getragene Freude und Naivität in Wahrheit eine normative Funktion besitzt, um die nicht zu Bewusstsein gekommenen Herrschaftsverhältnisse abzusichern und zu zementieren.

Ich habe mich geweigert weiterzulesen.

Ich schwöre Dir: wäre Dein Text von einem Mann gewesen, ich würde sofort ein Gesetz fordern, um weitere Ausbrüche dieser unreflektierten, eurozentristischen Hetzansichten zu unterbinden. Wir mögen die Sonne und den Sommer genießen, dürfen aber nie vergessen, dass ganze Länder durch diese Hitze, die ja die Folge des industrieellen CO2-Ausstoßes und damit unseres Reichtums ist, zur Armut verdammt sind. Es geht um ein Miteinander, nicht um ein Gegeneinander!

Respekt vor der Schöpfung sieht für mich anders aus! "Soviel du brauchst" bedeutet eben auch, mal Verzicht zu üben und innere Einkehr zu halten. Bitte hole das umgehend nach und halte uns über Deine Persönlichkeitsläuterung auf dem Laufenden.

Sonst gibt es ein neues Gesetz und das schnell! Oder wir schließen das Forum als zu genussfreudig, denn das geht gar nicht!
Offline

MichaelWagner

  • Beiträge: 801
  • Registriert: Mi 8. Aug 2012, 14:29
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fourn

BeitragDi 6. Aug 2013, 14:02

hier sieht mans wieder: dieses chilenische Zeugs macht einen nur wirr im Kopp :lol:
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
Offline
Benutzeravatar

innauen

  • Beiträge: 3504
  • Bilder: 8
  • Registriert: Mi 3. Nov 2010, 12:33
  • Wohnort: Berlin

Re: Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fourn

BeitragDi 6. Aug 2013, 14:16

die Veggie-Idee ist übrigens gar nicht sooo neu und schon gar keine Geburt des Sommerlochs, wie Sefan Niggemeier hier sehr schön nachvollzieht:

http://www.stefan-niggemeier.de/blog/veggie-day-wie-man-aus-alten-fleischabfaellen-der-bild-zeitung-nachrichten-macht/

Gutmenschliche Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Offline
Benutzeravatar

susa

Administrator

  • Beiträge: 4163
  • Bilder: 20
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:33
  • Wohnort: Niederrhein
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fourn

BeitragDi 6. Aug 2013, 14:22

Als ob es zum Sommerloch einer Neuigkeit bedürfte. Wie lange ist Mallorca jetzt immer noch nicht 17. Bundesland? Na also! ;)

Gruß
das susa (transgendernd)
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7487
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fourn

BeitragDi 6. Aug 2013, 14:24

Es würde ja reichen, einigermaßen humane Standards für die Tierhaltung (Auslauf, Transportwege etc.) gesetzlich vorzuschreiben, dann würde sich die Frage von selbst regeln. Denn wenn das Kilo Schweinefleisch einmal 15-20 Euro kostet, dann gäbe es garantiert überall fleischfreie Tage - ohne expliziten Zwang ;)

Aber soetwas ist ja hier leider nicht durchsetzbar. Umweltverschmutzung, Kinderarbeit, Tierquälerei, Ausbeutung etc. sind traurige Sachen, aber richtige Katastrophen sehen anders aus: Benzinpreis über 2 Euro oder Fleisch teurer als Tomaten :o

Grüße,
Gerald
Offline
Benutzeravatar

susa

Administrator

  • Beiträge: 4163
  • Bilder: 20
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:33
  • Wohnort: Niederrhein
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fourn

BeitragDi 6. Aug 2013, 14:27

Als Tier würd ich mir humane Standards verbitten ;)

(sorry, aber der lag gerade so schön auf'm Elfmeterpunkt)

DAS susa
(doch hat was)
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
Offline

klha

  • Beiträge: 31
  • Registriert: So 5. Jun 2011, 09:01

Re: Auf ein Glas ..... 2009 Centauri Sauvignon blanc, Fourn

BeitragMi 7. Aug 2013, 16:07

susa

Aufgrund der Reaktionen bleibt zunächst die Feststellung, dass Du die zeitgenössischen Grenzen oder - wenn man so will - Konfliktlinien zwischen gesellschaftlichen Positionen sehr gut beschrieben hast.
Schliesslich scheinen mir die Unübersichtlichkeit der Welt sowie daraus folgende Wissenslücken zu Zusammenhängen und entsprechend fehleranfällige Bewertungen des eigenen Handelns und das der anderen gerade nicht dazu geführt zu haben, dass man etwas vorsichtiger und zurückhaltender mit Bewertungen umgeht. Vielmehr scheint es - wie Du schreibst - einen grossen Bedarf an neuen Gesetzen bzw. Handlungsanweisungen zu geben. Die Welt ist gross und ein Durcheinander, so wirkt es zumindest. Und bei all der Orientierungslosigkeit könnten doch verbindliche Regelungen ein Allheilmittel sein (Die Sehnsucht nach säkularen Zehn Geboten). Leider sind sie gleichzeitig auch eine Zumutung, zumindest für freiheitsliebende Menschen, und diese Freiheitsliebe kann sich eben auch aus einer kritischen Halttung gegenüber mächtigen Akteuren oder monokulturellen Verhaltensweisen (in Folge der Regeln) speisen. Vermeintliche Sicherheit vs. vermeintliche Freiheit, nur wie viel von beidem?

Grüsse
Klaus

Zurück zu Auf ein Glas ...

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 24 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen