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Di 30. Jul 2013, 08:50
Ich darf! In letzter Zeit fällt mir immer öfter auf, was ich alles darf. Es ist nicht zu fassen.
Beim Friseur "Sie dürfen jetzt am Waschbecken Platz nehmen!" Wunderbar! Ich stelle mir vor, wie schlimm es für die vielen anderen Frauen sein muss, die mit weniger großzügigen Friseuren gesegnet sind und ihre Harre vielleicht ungewaschen geschnitten bekommen müssen. Oder sich die Farbe zu Hause aus dem Ansatz waschen müssen.
Bei der Zahnärztin: "Sie dürfen schon mal in Behandlungszimmer 2 gehen!" Na Gottseidank. Nicht auszudenken, wenn ich etwa mit schmerzendem Backenzahn wieder nach Hause gehen müsste oder nur eine Kurzinspektion zwischen Wartezimmer und Empfangstresen verabreicht bekäme, im Stehen, ohne Wasserbecher. Und am End noch ohne Betäubung!
Beim Metzger darf ich jetzt zur Kasse mitkommen. Es gibt nämlich ein Gesetz, dass die Kasse in einer Metzgerei in gebührendem Abstand von der Auslage zu stehen hat. Aus hygienischen Gründen, weil Geld zwar nicht stinkt aber wahrscheinlich so keimbelastet ist, dass die umliegenden Leberwürste vor allzu engem Geldkontakt geschützt werden müssen. Dürfte ich nicht mit zu Kasse gehen, würde ich wahrscheinlich weder die Rindersteaks für den Leo ausgehändigt bekommen noch den Aufschnitt fürs Abendbrot.
Im Restaurant "Sie dürfen Ihren Mantel an der Garderobe aufhängen!" was allerdings nicht bedeutet, dass das Etablissement dann für etwaigen Verlust oder Beschädigung an meinem Überzieher haften würde. Aber in Folge darf ich froh sein, dass ich meinen Mantel nicht über die Stuhllehne hängen muss, von wo er halb auf dem Boden liegt.
Im Supermarkt meines Vertrauens sagt eine gut geschulte Tonbandstimme "Sie dürfen jetzt an Kasse 3 auflegen!" Ich hoffe dann immer sehr, dass sich in der Warteschlange kein DJ befindet, der die Aufforderung professionell versteht, das würde mir dann doch zu lange dauern.
Im Kino letztens gab es einen cineastisch wertvollen Film zum Einheitspreis "Sie dürfen sich überall hinsetzen, wo sie wollen!" Was allerdings den Seitengang nicht einschloss. Und für die Vorführkabine hab ich erst gar nicht gefragt.
Selbst so bleiben wie ich bin darf ich. Erlaubt mir jedenfalls die Werbung einer Lebensmittelmarke.
Wenn das so ist, dann darf ich mir jetzt auch einen richtig guten Wein genehmigen, einfach so. Einen 86er Haut Brion vielleicht? Untersteh Dich, sagt Herr susa, was fällt Dir denn ein? Einfach so am Dienstag. Und vielleicht wird es bei mir heute Abend auch später, ich hab um 16:30 noch einen Termin. Da darfst Du Dir was anderes überlegen.
Rot wär schon nicht schlecht und ruhig ein bisschen kräftiger, aber bitte nix Großes. Was Einfaches!
Das ist übrigens oft genug das Manko in den ambitionierten Weinkellern. Man sitzt so vor seiner Liste und geht die üblichen Verdächtigen durch. Copa Santa – hatten wir letzt erst, Quinta de Chocapalha auch; Omrah Merlot/Cabernet – verdammt ist aus; Clos de l'Oratoire – eigentlich schon ein bisschen zu gut oder? deutscher Spätburgunder? hab ich jetzt irgendwie keine Lust drauf. "Du, Herr susa, wir müssten uns noch mal ein Dutzend einfacher Roter kaufen, so für den Sommer abends. Die aus der Provence aus dem Urlaub sind auch schon wieder aus!" Herr susa schaut gestreng über den Brillenrand "Wir haben den ganzen Keller voll Wein, ich weiß gar nicht, wo ich die nächste Sub noch unterbringen soll und Du willst schon wieder welchen kaufen. Du wirst doch wohl einen einfachen Wein für heute Abend finden. Das kann doch nicht so schwer sein."
Ist es aber. Aber ich darf mich nicht unterkriegen lassen, wär doch gelacht.
Na bitte, wer sagt's denn. Auch ein Urlaubsmitbringsel
2009 La Framboisière
Domaine Faiveley, Mercurey, Côte Chalonnaise
der macht seinem Lagennamen alle Ehre, er funkelt klar dunkelgranatrot im Glas und duftet zart nach Erd- und Himbeeren und auch ein wenig pfeffrig, am Gaumen klar, straffe Säure, gute Harmonie zwischen Mineral und Beerenfrucht, auch ein wenig Veilchenlakritz und ein passabler kräftiger Abgang, der noch mal die Erdbeere in den Vordergrund stellt.
Fast schon zu gut, für so einen einfachen Dienstagabend, sagt Herr susa.
Dann darf er demnächst selber einen aussuchen.
Beim Friseur "Sie dürfen jetzt am Waschbecken Platz nehmen!" Wunderbar! Ich stelle mir vor, wie schlimm es für die vielen anderen Frauen sein muss, die mit weniger großzügigen Friseuren gesegnet sind und ihre Harre vielleicht ungewaschen geschnitten bekommen müssen. Oder sich die Farbe zu Hause aus dem Ansatz waschen müssen.
Bei der Zahnärztin: "Sie dürfen schon mal in Behandlungszimmer 2 gehen!" Na Gottseidank. Nicht auszudenken, wenn ich etwa mit schmerzendem Backenzahn wieder nach Hause gehen müsste oder nur eine Kurzinspektion zwischen Wartezimmer und Empfangstresen verabreicht bekäme, im Stehen, ohne Wasserbecher. Und am End noch ohne Betäubung!
Beim Metzger darf ich jetzt zur Kasse mitkommen. Es gibt nämlich ein Gesetz, dass die Kasse in einer Metzgerei in gebührendem Abstand von der Auslage zu stehen hat. Aus hygienischen Gründen, weil Geld zwar nicht stinkt aber wahrscheinlich so keimbelastet ist, dass die umliegenden Leberwürste vor allzu engem Geldkontakt geschützt werden müssen. Dürfte ich nicht mit zu Kasse gehen, würde ich wahrscheinlich weder die Rindersteaks für den Leo ausgehändigt bekommen noch den Aufschnitt fürs Abendbrot.
Im Restaurant "Sie dürfen Ihren Mantel an der Garderobe aufhängen!" was allerdings nicht bedeutet, dass das Etablissement dann für etwaigen Verlust oder Beschädigung an meinem Überzieher haften würde. Aber in Folge darf ich froh sein, dass ich meinen Mantel nicht über die Stuhllehne hängen muss, von wo er halb auf dem Boden liegt.
Im Supermarkt meines Vertrauens sagt eine gut geschulte Tonbandstimme "Sie dürfen jetzt an Kasse 3 auflegen!" Ich hoffe dann immer sehr, dass sich in der Warteschlange kein DJ befindet, der die Aufforderung professionell versteht, das würde mir dann doch zu lange dauern.
Im Kino letztens gab es einen cineastisch wertvollen Film zum Einheitspreis "Sie dürfen sich überall hinsetzen, wo sie wollen!" Was allerdings den Seitengang nicht einschloss. Und für die Vorführkabine hab ich erst gar nicht gefragt.
Selbst so bleiben wie ich bin darf ich. Erlaubt mir jedenfalls die Werbung einer Lebensmittelmarke.
Wenn das so ist, dann darf ich mir jetzt auch einen richtig guten Wein genehmigen, einfach so. Einen 86er Haut Brion vielleicht? Untersteh Dich, sagt Herr susa, was fällt Dir denn ein? Einfach so am Dienstag. Und vielleicht wird es bei mir heute Abend auch später, ich hab um 16:30 noch einen Termin. Da darfst Du Dir was anderes überlegen.
Rot wär schon nicht schlecht und ruhig ein bisschen kräftiger, aber bitte nix Großes. Was Einfaches!
Das ist übrigens oft genug das Manko in den ambitionierten Weinkellern. Man sitzt so vor seiner Liste und geht die üblichen Verdächtigen durch. Copa Santa – hatten wir letzt erst, Quinta de Chocapalha auch; Omrah Merlot/Cabernet – verdammt ist aus; Clos de l'Oratoire – eigentlich schon ein bisschen zu gut oder? deutscher Spätburgunder? hab ich jetzt irgendwie keine Lust drauf. "Du, Herr susa, wir müssten uns noch mal ein Dutzend einfacher Roter kaufen, so für den Sommer abends. Die aus der Provence aus dem Urlaub sind auch schon wieder aus!" Herr susa schaut gestreng über den Brillenrand "Wir haben den ganzen Keller voll Wein, ich weiß gar nicht, wo ich die nächste Sub noch unterbringen soll und Du willst schon wieder welchen kaufen. Du wirst doch wohl einen einfachen Wein für heute Abend finden. Das kann doch nicht so schwer sein."
Ist es aber. Aber ich darf mich nicht unterkriegen lassen, wär doch gelacht.
Na bitte, wer sagt's denn. Auch ein Urlaubsmitbringsel
2009 La Framboisière
Domaine Faiveley, Mercurey, Côte Chalonnaise
der macht seinem Lagennamen alle Ehre, er funkelt klar dunkelgranatrot im Glas und duftet zart nach Erd- und Himbeeren und auch ein wenig pfeffrig, am Gaumen klar, straffe Säure, gute Harmonie zwischen Mineral und Beerenfrucht, auch ein wenig Veilchenlakritz und ein passabler kräftiger Abgang, der noch mal die Erdbeere in den Vordergrund stellt.
Fast schon zu gut, für so einen einfachen Dienstagabend, sagt Herr susa.
Dann darf er demnächst selber einen aussuchen.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love
