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Endlich! Die an schillernden Persönlichkeiten, Gurus, Primaballerinen, Kapitänen und Autoritäten wahrlich nicht arme Weinwelt ist um eine kompetente Verkostergruppe reicher geworden. Parker ist eh bald Geschichte, Wein-plus hat das Temperament des Bielefelder Telefonbuchs, Falstaff muss erst gar nicht anfangen und wer will schon Bettane&Dessauve oder die RVF lesen, die schreiben ja auch noch auf französisch, das versteht doch kein Mensch. Und dann diese nabelbeschauenden Weinblogger, es wurde hohe Zeit, dass denen mal ordentlich Konkurrenz erwächst.
Wer authentische, gradlinige und kenntnisreiche Weinbeschreibungen und Verkostungsnotizen lesen will, der kommt um das Portal Uvinum http://www.uvinum.de/ mit seinem beeindruckenden Expertenstab nicht mehr herum. Kein Wunder, dass es von den -bis dato noch- führenden Weinkritikern und -journalisten konsequent und beharrlich totgeschwiegen wird. Wer weist schon gerne auf die Konkurrenz hin, die die eigenen Schwachstellen so gnadenlos ausnutzt. Auch ich habe lange gezögert, ob ich diesen Artikel wirklich veröffentlichen soll. Doch den Kollegen gebührt Anerkennung.
Allen voran Ilse Zeller. Hier wächst eine neue Jancis Robinson heran, unbestechlich in ihrem Urteil, von großer Weitsicht und durchaus auch leisem Humor. Beispielhaft ihre Bewertung der Rieslingsauslese Pölicher Held 1971 des Weinguts Peter Otto aus Bernkastel "Mir hat vor allem die Farbe gefallen. Düfte von weißen Blüten: Jasmin, Lilien... Er schmeckte nach nichts. Zu gebackenem Fisch. Dieser Weißwein ist ideal für besondere Anlässe geeignet. Im Supermarkt. Zu holzig im Geschmack." Dazu gibt sie 3 von 5 möglichen Sternen. Bei besonderen Anlässen kann man es nie allen recht machen, erst recht nicht im Supermarkt, und wie oft hätte man sich bei solchen einen Wein gewünscht, der einfach nach nichts schmeckt. Danke, Ilse!
Hier hat sie zweifellos vom großen Lehrmeister Parker selber gelernt, der hin und wieder geradezu euphorische Beschreibungen abgibt, um den Wein dann mit 86 Punkten abzuwatschen oder einer fast larmoyanten drei-Wort-Beschreibung 97 Punkte aufdrückt. Ilse hingegen mildert grundsätzlich eine vernichtende Beschreibung mit großzügiger Punktgebung ab, das ist wahre Größe. Und man hat als Kritiker schließlich eine Verantwortung gegenüber Produzenten und Handel.
Im Gegensatz zu vielen anderen Verkostern verliert sie nie die praktische Seite aus dem Auge. Der Wein um des Weines willen? Nein, der Wein zum Anlass, da weist sie den Klimek selbstbewusst in seine Schranken. Siehe ihr 93er Forts de Latour "Dieser Rotwein ist kirschrot mit braunen Rändern. Starke Aromen von Kaffe und Toffee. Guter Geschmack, mit einem Hauch Karamell. Perfekt zu gegrilltem Fleisch und Gemüse. Sehr geeignet für Liebesabende.. Ich habe ihn bewusst auf einer Reise nach Pauillac gekauft." Auch hier gibt sie 3 von 5 Sternen. Ilse lässt sich von großen Namen nicht beeinflussen. Bravo, Ilse. Und was hat sich genau auf der Reise nach Pauillac abgespielt?
Unerreicht auch ihre kenntnisreiche Beschreibung des 2009 Pinot noir von Matthias Gaul. Während im Gault Millau über die Gaul-Weine nur summarisch befunden wird "…Heraus kommen Weine, weiß wie rot, die uns mit einem breiten Lächeln auf den Lippen zurücklassen. ... Eine Kollektion, die sich gewaschen hat und daher den Schlüssel zu einem weiteren Aufstieg bildet…." und zum Wein selber fast feindselig " … 2009 Pinot Noir Qualitätswein 25 €/0,75 Liter, 14% 88…". Dagegen Ilse: "Er hat eine leicht gelbliche Farbe. Bukett von Aromen von Honig und Pollen. Wirklich weich im Geschmack. Der beste Weißwein um meinen Geburtstag zu feiern. Der Lieblingswein meiner Eltern. Balthasar Ress Rheingau Riesling Q.B.a. Trocken 2012 1L ist der Wein den ich immer kaufe." Auch hier 3 von 5 Sternen, das nenne ich Kontinuität. Es fehlt leider der entscheidende Hinweis auf die dunkle Lachsrosafärbung beim Ress. Wie dem auch sei, bei so viel Klasse, zahlt man die 39€ doch gerne für den gelblichen Pinot noir, immerhin ist er von 59€ heruntergesetzt.
Werfen wir aber auch noch einen Blick auf einige der anderen Verkoster.
Da wäre ein Herr (oder vielleicht doch eine Dame?) mit dem bezaubernden Pseudonym "Schmetterling Weimeister", ein Meister der kryptisch-poetischen Lyrik von großer literarischer Dichte. Die Beurteilung des Viñademoya 2011 der Bodegas Luz Divina Amigo, Bierzo ist an Lakonik nicht zu überbieten und lässt dem geneigten Leser Raum für die eigene Phantasie "Viñademoya 2011 ist perfekt für den Austausch von". Bewundernswert, der Leser wird gefangen. Von was, denkt man unwillkürlich? Von Telefonummern? Emailadressen? Erfahrungen? Motorblöcken? gar Körperflüssigkeiten? Der Autor will uns hier in seiner unnachahmlichen Art eindringlich empfehlen, den Wein selber zu probieren. Nur so können wir seinen ganzen Zauber ermessen und einen individuellen Austausch in die Wege leiten.
Etwas konkreter wird der Schmetterling, wenn es um Bier geht. Hier zeigt sich übrigens eine weitere, vielleicht die wahre Stärke des Verkostungsalmanachs. Er beschränkt sich nicht nur auf Wein, nein auch Biere und Destillate werden ebenso sorgfältig wie ausführlich verkostet, ein wahrlich großes Unterfangen. "Pink Killer 250ml ist herrlich" Nun, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Es sei denn, man mag kein Grapefruitaroma und hängt mit antiquierter Sturheit am Reinheitsgebot für Bier.
Beenden möchte ich die kurze Auswahl der allesamt lesenswerten Beschreibungen mit der geradezu prickelnden Notiz eines/einer Evinite zum Ayala Zéro Dosage "Keine Dosierung ist zu diesem Brut hinzugefügt worden ; der Wein ist nackt, voll von Reinheit und von Schnelligkeit. Dieser Wein wird wunderbar zu dem Kaviar oder einem Weichkäse oder geblühte Kruste-Käse passen. Er wird ebenfalls sehr gut Sie Abendendes mit einer Zigarre befreuen. Es ist ebenfalls eine prächtige Art und Weise, Vergnügung und „Regime“ für die Damen zu bringen."
Ergänzt werden die kurzen Verkostungsnotizen durch einen profunden Informationsteil. Leider kann ich nur exemplarisch auf den sehr interessanten Artikel über den Holzfassausbau bei Weißweinen hinweisen, der mir vollkommen neue Einblicke in diese Kulturtechnik verschafft hat: http://blog.uvinum.de/die-garung-im-holzfass-2278417
Die geballte Kompetenz verbunden mit den sprachlichen Feinheiten der verschiedenen alle auf ihre Weise einmaligen Verkostern machen demütig und so schließe ich diese Rezension mit Kay von Viruet über den Gramona Celler Batlle 1999 "Ich fand es reichen", bevor ich mich noch einmal selber an eine Beschreibung wage. Wohl wissend, dass ich dieses exorbitant hohe Niveau niemals erreichen werde, aber ich erhoffe Erlösung wie dereinst Faust, als sein Unsterbliches von den Engeln hinaufgetragen wurde "…wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen."
2011 La Matinière blanc
Ferraton Père et Fils, Crozes-Hermitage
Ilse hätte wohl geschrieben: Die Farbe hat mir nicht gefallen. Der Duft ist von Beeren und Heu. Der Wein war ein Geschenk für meinen Bruder. Wir hatten belegte Brote. Spezieller Wein für Geschwister.
Oder so.
Mir hat die Farbe gefallen, ich mag zurückhaltend gelbe Farbe mit grünen Reflexen und an Beerenduft habe ich auch nichts auszusetzen, gerade das Stachel- und Johannisbeeraroma hat mir ausnehmend gut gefallen. Heu konnte ich nicht riechen, aber ich kann es ja auch nicht mit Ilse aufnehmen. Wenn Ilse Heu riecht, dann ist da Heu drin. Ich hab noch exotische Früchte wie Litchi und Grapefruit gefunden und fand das dichte, cremige Mundgefühl sehr angenehm, das die animierende Frische und angenehme Säure des Weins begleitete. Neben den lebendigen Fruchtnoten, Mineral und frischen Kräuter ein mittellanger dichter Abgang. Der Wein war ein Kauf vom Weinhändler meines Vertrauens. Ich habe ihn mit meinem Mann getrunken. Wir hatten gemischten Salat und Grillwurst.
Und jetzt will ich Vergnügung und Regime, und zwar sofort!
Wer authentische, gradlinige und kenntnisreiche Weinbeschreibungen und Verkostungsnotizen lesen will, der kommt um das Portal Uvinum http://www.uvinum.de/ mit seinem beeindruckenden Expertenstab nicht mehr herum. Kein Wunder, dass es von den -bis dato noch- führenden Weinkritikern und -journalisten konsequent und beharrlich totgeschwiegen wird. Wer weist schon gerne auf die Konkurrenz hin, die die eigenen Schwachstellen so gnadenlos ausnutzt. Auch ich habe lange gezögert, ob ich diesen Artikel wirklich veröffentlichen soll. Doch den Kollegen gebührt Anerkennung.
Allen voran Ilse Zeller. Hier wächst eine neue Jancis Robinson heran, unbestechlich in ihrem Urteil, von großer Weitsicht und durchaus auch leisem Humor. Beispielhaft ihre Bewertung der Rieslingsauslese Pölicher Held 1971 des Weinguts Peter Otto aus Bernkastel "Mir hat vor allem die Farbe gefallen. Düfte von weißen Blüten: Jasmin, Lilien... Er schmeckte nach nichts. Zu gebackenem Fisch. Dieser Weißwein ist ideal für besondere Anlässe geeignet. Im Supermarkt. Zu holzig im Geschmack." Dazu gibt sie 3 von 5 möglichen Sternen. Bei besonderen Anlässen kann man es nie allen recht machen, erst recht nicht im Supermarkt, und wie oft hätte man sich bei solchen einen Wein gewünscht, der einfach nach nichts schmeckt. Danke, Ilse!
Hier hat sie zweifellos vom großen Lehrmeister Parker selber gelernt, der hin und wieder geradezu euphorische Beschreibungen abgibt, um den Wein dann mit 86 Punkten abzuwatschen oder einer fast larmoyanten drei-Wort-Beschreibung 97 Punkte aufdrückt. Ilse hingegen mildert grundsätzlich eine vernichtende Beschreibung mit großzügiger Punktgebung ab, das ist wahre Größe. Und man hat als Kritiker schließlich eine Verantwortung gegenüber Produzenten und Handel.
Im Gegensatz zu vielen anderen Verkostern verliert sie nie die praktische Seite aus dem Auge. Der Wein um des Weines willen? Nein, der Wein zum Anlass, da weist sie den Klimek selbstbewusst in seine Schranken. Siehe ihr 93er Forts de Latour "Dieser Rotwein ist kirschrot mit braunen Rändern. Starke Aromen von Kaffe und Toffee. Guter Geschmack, mit einem Hauch Karamell. Perfekt zu gegrilltem Fleisch und Gemüse. Sehr geeignet für Liebesabende.. Ich habe ihn bewusst auf einer Reise nach Pauillac gekauft." Auch hier gibt sie 3 von 5 Sternen. Ilse lässt sich von großen Namen nicht beeinflussen. Bravo, Ilse. Und was hat sich genau auf der Reise nach Pauillac abgespielt?
Unerreicht auch ihre kenntnisreiche Beschreibung des 2009 Pinot noir von Matthias Gaul. Während im Gault Millau über die Gaul-Weine nur summarisch befunden wird "…Heraus kommen Weine, weiß wie rot, die uns mit einem breiten Lächeln auf den Lippen zurücklassen. ... Eine Kollektion, die sich gewaschen hat und daher den Schlüssel zu einem weiteren Aufstieg bildet…." und zum Wein selber fast feindselig " … 2009 Pinot Noir Qualitätswein 25 €/0,75 Liter, 14% 88…". Dagegen Ilse: "Er hat eine leicht gelbliche Farbe. Bukett von Aromen von Honig und Pollen. Wirklich weich im Geschmack. Der beste Weißwein um meinen Geburtstag zu feiern. Der Lieblingswein meiner Eltern. Balthasar Ress Rheingau Riesling Q.B.a. Trocken 2012 1L ist der Wein den ich immer kaufe." Auch hier 3 von 5 Sternen, das nenne ich Kontinuität. Es fehlt leider der entscheidende Hinweis auf die dunkle Lachsrosafärbung beim Ress. Wie dem auch sei, bei so viel Klasse, zahlt man die 39€ doch gerne für den gelblichen Pinot noir, immerhin ist er von 59€ heruntergesetzt.
Werfen wir aber auch noch einen Blick auf einige der anderen Verkoster.
Da wäre ein Herr (oder vielleicht doch eine Dame?) mit dem bezaubernden Pseudonym "Schmetterling Weimeister", ein Meister der kryptisch-poetischen Lyrik von großer literarischer Dichte. Die Beurteilung des Viñademoya 2011 der Bodegas Luz Divina Amigo, Bierzo ist an Lakonik nicht zu überbieten und lässt dem geneigten Leser Raum für die eigene Phantasie "Viñademoya 2011 ist perfekt für den Austausch von". Bewundernswert, der Leser wird gefangen. Von was, denkt man unwillkürlich? Von Telefonummern? Emailadressen? Erfahrungen? Motorblöcken? gar Körperflüssigkeiten? Der Autor will uns hier in seiner unnachahmlichen Art eindringlich empfehlen, den Wein selber zu probieren. Nur so können wir seinen ganzen Zauber ermessen und einen individuellen Austausch in die Wege leiten.
Etwas konkreter wird der Schmetterling, wenn es um Bier geht. Hier zeigt sich übrigens eine weitere, vielleicht die wahre Stärke des Verkostungsalmanachs. Er beschränkt sich nicht nur auf Wein, nein auch Biere und Destillate werden ebenso sorgfältig wie ausführlich verkostet, ein wahrlich großes Unterfangen. "Pink Killer 250ml ist herrlich" Nun, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Es sei denn, man mag kein Grapefruitaroma und hängt mit antiquierter Sturheit am Reinheitsgebot für Bier.
Beenden möchte ich die kurze Auswahl der allesamt lesenswerten Beschreibungen mit der geradezu prickelnden Notiz eines/einer Evinite zum Ayala Zéro Dosage "Keine Dosierung ist zu diesem Brut hinzugefügt worden ; der Wein ist nackt, voll von Reinheit und von Schnelligkeit. Dieser Wein wird wunderbar zu dem Kaviar oder einem Weichkäse oder geblühte Kruste-Käse passen. Er wird ebenfalls sehr gut Sie Abendendes mit einer Zigarre befreuen. Es ist ebenfalls eine prächtige Art und Weise, Vergnügung und „Regime“ für die Damen zu bringen."
Ergänzt werden die kurzen Verkostungsnotizen durch einen profunden Informationsteil. Leider kann ich nur exemplarisch auf den sehr interessanten Artikel über den Holzfassausbau bei Weißweinen hinweisen, der mir vollkommen neue Einblicke in diese Kulturtechnik verschafft hat: http://blog.uvinum.de/die-garung-im-holzfass-2278417
Die geballte Kompetenz verbunden mit den sprachlichen Feinheiten der verschiedenen alle auf ihre Weise einmaligen Verkostern machen demütig und so schließe ich diese Rezension mit Kay von Viruet über den Gramona Celler Batlle 1999 "Ich fand es reichen", bevor ich mich noch einmal selber an eine Beschreibung wage. Wohl wissend, dass ich dieses exorbitant hohe Niveau niemals erreichen werde, aber ich erhoffe Erlösung wie dereinst Faust, als sein Unsterbliches von den Engeln hinaufgetragen wurde "…wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen."
2011 La Matinière blanc
Ferraton Père et Fils, Crozes-Hermitage
Ilse hätte wohl geschrieben: Die Farbe hat mir nicht gefallen. Der Duft ist von Beeren und Heu. Der Wein war ein Geschenk für meinen Bruder. Wir hatten belegte Brote. Spezieller Wein für Geschwister.
Oder so.
Mir hat die Farbe gefallen, ich mag zurückhaltend gelbe Farbe mit grünen Reflexen und an Beerenduft habe ich auch nichts auszusetzen, gerade das Stachel- und Johannisbeeraroma hat mir ausnehmend gut gefallen. Heu konnte ich nicht riechen, aber ich kann es ja auch nicht mit Ilse aufnehmen. Wenn Ilse Heu riecht, dann ist da Heu drin. Ich hab noch exotische Früchte wie Litchi und Grapefruit gefunden und fand das dichte, cremige Mundgefühl sehr angenehm, das die animierende Frische und angenehme Säure des Weins begleitete. Neben den lebendigen Fruchtnoten, Mineral und frischen Kräuter ein mittellanger dichter Abgang. Der Wein war ein Kauf vom Weinhändler meines Vertrauens. Ich habe ihn mit meinem Mann getrunken. Wir hatten gemischten Salat und Grillwurst.
Und jetzt will ich Vergnügung und Regime, und zwar sofort!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
James Bond in From Russia with Love