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Auf ein Glas ..... 2007 Santa Duc

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa

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Auf ein Glas ..... 2007 Santa Duc

BeitragDi 11. Jun 2013, 11:10

Wie haben wir das früher eigentlich gemacht, so ohne Internet und Telefon. Zugegeben, an letzteres kann ich mich aus eigener Anschauung auch nicht mehr erinnern, selbst als meine Oma ein junges Mädchen war, gab es schon Telefon. Allerdings kannte man im allerhöchsten Fall einen, der einen kannte, der eines hatte. Opa väterlicherseits zum Beispiel, der hatte eine Holzhandlung und das erste Telefon am Orte mit der imposanten Telefonnummer 14.

Und damit war sein Betrieb auch so etwas wie die örtliche Nachrichtenstation. Alle Verwandten der Ortsbewohner hatten seine Telefonnummer und wenn es etwas ganz Wichtiges mitzuteilen gab, dann wurde es bei ihm durchgegeben und er schickte den Lehrjungen mit dem Fahrrad und einem Zettel durch die Nachbarschaft, um die guten oder schlechten Nachrichten zu überbringen. Der Lehrjunge bekam dann schon mal nen Groschen, wenn es eine gute Nachricht war.

Die Verbindungen wurden übrigens noch von jungen Damen mittels langer Kabel zusammengesteckt. Meine Schwiegermutter war in ihrer Jugend ein solches "Fräulein vom Amt" gewesen. Kein Wunder, dass sie so gut über alles und jeden Bescheid wusste.

Damals fasste man sich kurz am Telefon, weil telefonieren war teuer. Inhaltsbefreite Endlosgespräche wie solche, die man heutzutage bei jungen Damen in der Straßenbahn nicht umhin kann, mitanzuhören (Wo bist Du? – Hey, ich bin auch in der 17! – Ach nee, ich sitz ganz vorne! – Die Mändi auch? – Watwillder Dschäcki mit der Schnalle? – Kreiiiiisch – Der hat die geküsst! Mit Zunge???? Näääää …… ) wären ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Tja, ich kann mich dann seit gestern mal wieder in solche Zeiten zurück versetzen. Irgendwas ist mit Telefon und Internet in unserer Gegend. Das äußerst kompetente Beratungsteam des von mir nach langem Abhören grausamster Warteschleifenmusik endlich zugeschalteten CallCenters kam jedenfalls zu dem Schluss. Aus meiner Gegend wären schon sehr viele Störungsmeldungen gekommen. Wahrscheinlich wäre da was. Was, ja das könne man ja so nicht sagen. Und wie lange das jetzt so sei? Das könne man auch nicht sagen, man rufe mich dann an. Aber bitte auf Handy, mein Festnetztelefon sei doch gestört. Ach so. Ja, man wisse jetzt auch nicht. Außerdem seien wir kein Hochwasserkatastrophengebiet, deswegen hätten wir auch keine Priorität.

Manchmal gewährt einem die unergründliche Technik ein 5-Minuten-Fenster, meistens ist aber alles still (und so ist es noch nicht gewiss, wann ich diesen Beitrag hochladen kann, verfasst wurde er – fürs Protokoll - am 11.06.2013 um 07:14 Uhr).

Ich habe schon einige Postkarten geschrieben an Leute, die auf einen Anruf von mir warten, vor allem an Mutter, sonst macht die sich gleich Sorgen, es wär mir was passiert. Machen Mütter sich ja immer. Ganz wie früher.

Eigentlich könnte man die Zeit, die man jetzt nicht im Internet verbringt, sinnvoll nutzen. Zum Beispiel zum Weinkeller aufräumen. Wo doch gestern die ein Teil der zugegebenermaßen eher übersichtlichen 2010er Sub angeliefert wurde (ihr erinnert Euch, der zweite Jahrtausendjahrgang in Folge aus dem Bordelais). Die muss ja ziemlich nach unten gestapelt werden, die trinken wir ja frühestens in 15 Jahren. Stellen wir aber erst mal ab und warten auf die Restlieferung. Früher hieß es ja immer, die Léos liefern so spät, aber Poyferré ist schon da, Malescot-Saint-Excupéry noch nicht. Und die meisten Großformate fehlen auch noch. Nee, das lohnt noch nicht, sonst müssen wir das in ein paar Tagen/Wochen alles wieder von vorne umstapeln. Dann doch besser noch ne Runde bügeln.

Und dann kann ich den Grill ja mal wieder gründlich sauber machen. Der durfte am Wochenende endlich richtig ran. Besonders gut wurde das Muskathähnchen unter dem Ziegelstein (wenn ich wieder ordentliches Internet hab, geb ich das Rezept ein) . Der Klassiker ist und bleibt aber ein ordentliches Stück Rind, Rumpsteak gab's auch, gut abgehangen. Und dazu

2007 Santa Duc
Gigondas AOC


(ich kann jetzt leider nicht nachgucken, ob ich den hier schon mal hatte).
Wow, sag ich nur. Fett schwarz im Glas und schon ein Bündel warm-würziger Aromen in der Nase: Kräuter, Beeren, Kirschen, Schokolade. Zum Thema "Druck", der war druckvoll, am Gaumen bauten sich fast wuchtige Aromen auf, das Mundgefühl fleischig-kräftig, nun auch Pfeffer, Rauch und Mineral. Und ein guter langer Abgang.

Getrunken haben wir ihn aus dem Riedel-Vinum Syrahglas, das zunächst einige Zeit benötigte, bis die Aromen an die Nase stiegen, kurz nach dem Einschütten ins Glas roch man noch nicht viel. Danach aber stiegen sie gebündelt und intensiv auf und man assoziierte gleich die Hitze des provenzalischen Sommers, die Kühle der nahen Rhône, das Zirpen der Grillen in den Ginsterbüschen und den Mistral, der von den Bergen herunter fällt.

Und seht es mir nach, wenn ich mich jetzt einige Zeit nicht mehr melde, es liegt nicht an Euch, sondern an der verd***** Technik.

bis dahin stets die Eure
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love

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