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- Registriert: Fr 10. Dez 2010, 17:41
bei TAW hat es ja diesen einen Thread gegeben, der den Namen "auch österreichs Rote nun an der Weltspitze" getragen hat bzw noch immer trägt (nur schreibt halt keiner mehr was).
EINSPRUCH
Erstellt am: 19.01.2012 : 22:59:51 Uhr Profil anzeigen Antwort mit Zitat
Scheinbar habe ich hier mein Privatforum, auch nicht schlecht..........
Erstellt am: 20.01.2012 : 21:37:14 Uhr Profil anzeigen Antwort mit Zitat
Hallo!
Die meisten Forumsschreiber hier sind voriges Jahr umgezogen
Schön, dass zu diesem Thema auch an dieser Stelle diskutiert wird!
Auch wenn es weiter oben kritisch betrachtet wurde, sehe ich Vergleiche der österreichischen Top-Weine mit der Internationalen "Konkurrenz" durchaus positiv und sinnvoll.
Klar hinkt es ein wenig, wenn eine Neusiedlersee-Cuvee mit einem Bordeaux gleichen Jahrgangs verglichen wird, da der Reifegrad nicht vergleichbar sein wird. Andererseits ist eben genau das die unterschiedliche Charakteristik und warum soll man das nicht vergleichen und bewerten?
Anbei ein Versuch zu diesem Thema in unserer letztjährigen Weinrunde:
Modus:
Blinde Verkostung in willkürlicher Reihenfolge (1. Flight), dann Zwischenwertung im 10-Punkte System. Anschließend 2. Flight in umgedrehter Reihenfolge des Ergebnisses des 1. Flight, wieder blind, anschließend Aufdeckung und Gesammtwertung.
5 Teilnehmer, 18 Weine.
Auszugsweise seien hier die bemerkenswertesten Weine dargestellt:
Koppensteiner, Border 1998: Rang 14 von 18
zeigte leider von Beginn an deutliche oxidative Alterstöne, definitiv über dem Höhepunkt, gerade noch trinkbar, leider keine optimale Flasche, habe ich in der Vergangenheit schon deutlich besser gehabt.
Leberl, Cabernet Sauvignon 1999: Rang 13 von 18
Habe ich auch schon schöner erlebt. Nicht ganz so oxidativ wie der Border aber leider auch schon klar als zu alt erkennbar. Aber: Am nächsten Tag noch kurz überraschend kraftvoll bevor er sich dann endgültig verabschiedet.
Ernst Triebaumer, BF Mariental 2006: Rang 10 von 18 (!)
Eine vermeintliche Niederlage, die keine ist. Im ersten Flight präsentiert sich der Wein von einer fast salzig anmutenden Tanninmauer umschlossen, welche vereinzelt als Fehler gesehen wurde. Völlig unnahbar, ich habe ihn im ersten Flight als möglichen jungen Barolo notiert. Auch im 2. Flight keine Frucht erkennbar, fast noch verschlossener als zuvor.
Ein Wein derzeit nur für Potentialtrinker, ungenießbar für Genusstrinker. Potential allerdings wahrscheinlich gewaltig!Ein Gigant für die Zukunft!
Hinterste Kellerecke!
Alain Brumont, Montus 2003 Cuvee Prestige 2003: Rang 7 von 18
Im ersten Flight habe ich vermerkt: "zu viel Tannin!" Der tiefschwarze Wein hat die Oberlippe geradezu am Zahnfleich festgeklebt. Im Hintergrund war aber schon eine wunderschöne dunkelfruchtige Würze spürbar, die den ganz großen Wein kennzeichnet.
Im zweiten Flight dann für mich fast perfekte Ausgewogenheit zwischen gewaltigem süßen Tannin und herrlicher Frucht. Für die meisten anderen war das Tannin aber immer noch zu dominant, daher der doch etwas zurückhaltende Rang.
Die Überraschung/Enttäuschung aber am nächsten Tag: Der Wein schmeckte wie "ausgeraucht", leider ein Entsorgungsfall. Das haben viele andere besser überstanden!
Gesellmann, "G" 2003: Rang 6
Gleich vorweg: Eine Enttäuschung nach der Enthüllung. Den 2003er G hatte ich schon deutlich "singender" erlebt. In dieser Verkostung präsentiert er sich als anständiger und deutlich kennbarer BF, will sich aber einfach nicht richtig öffnen. Schöne Harmonie zwischen Tannin und Frucht, aber die zu erwartende Größe will sich nicht offenbaren. Ich hatte ihn als burgenländischen BF der gehobenen Klasse notiert.
Offensichtlich hatte der G schlichtweg zu wenig Luft. Am nächsten Vormittag nicht wiederzuerkennen: ganz großer Wein. Tannin pur mit vehementer gaumensprengender Frucht gepaart. Große Zukunft, wegsperren!
Argiano, Solengo 2003 (Toskana): Rang 4
Überzeugend vom Anfang bis zum Ende. Im ersten Flight mit teeigen Geschmackstönen und dem deutlich spürbaren Tannin für einen St. Emilion gehalten. Dann die ganz große Harmonie im zweiten Flight, Tannin über die Eckzähne, dunkle Frucht, noch etwas schwarzer Tee, knapp an der Perfektion.
Am nächsten Tag: Niveau gehalten, großer Wein!
Bertani, Amarone 2001: Rang 3
Meine spontane erste Notiz im ersten Flight: Barolo brutal! Das Tannin nahezu gaumensprengend, irgendwelche Fruchttöne nur zu erahnen. Im zweiten Fligt dann als Amarone erkennbar. Das Tannin zwar weiterhin beherrschend, aber die portweinartige Geschmacksnote durch die getrockneten Trauben doch spürbar. Groß!
Groß auch am nächsten Tag, aber ich hatte den Eindruck, dass sich der Wein mit der Luftzufuhr im Vergleich zur Abendverkostung sogar wieder etwas verschlossen hatte. Sollte kein Einzelfall bleiben.
Scheiblhofer, 24 years 2007: Rang 2
Einzigartige Jubiläumscuvee aus Zweigelt, CS, Shiraz.
Knapper Sieger des ersten Flight mit einer überwältigenden Frucht. Tannin spürbar aber deutlich von der gewaltigen Frucht verdeckt. Da ich wußte, dass ein Amarone kommt, war das für mich der Amarone.
Im zweiten Flight dann einer der ganz seltenen Fälle, wo die Höchstnote 10 vergeben wurde. Perfekter Wein, nicht mehr und nicht weniger.
Unglaublich aber wahr: Am nächsten Tag noch eine Steigerung! Zu der Dunkelfrucht kam ein wunderschöner leichter Kaffeeton dazu, Kraft und Körper ohne Ende. Insgesamt der schönste Wein von allen! Angeblich offiziell nicht mehr erhältlich, leider!
Montrose 2001, Bordeaux: Rang 1
Fast eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Im ersten Flight noch knapp hinter dem 24years zeigte der Montrose im zweiten Flight wie ein perfekter Bordeaux am Beginn der ersten Trinkreife schmecken muss. Tannin und Cassisfrucht eine in sich verschmolzene Einheit. Nicht die Wucht des 24 years oder des Amarone aber eine wunderbar seidige Eleganz, wie es eben nur Bordeaux zu Wege bringt. Auch hier von mir der 10er im zweiten Fligjt und knapper Gesamtsieg.
Überraschung bei der inoffiziellen Nachverkostung am nächsten Tag: Der Wein hat sich komplett verschlossen, nur noch das Tannin spürbar. Wie das zu interpretieren ist könnte im Bordeuax Thread weiterdiskutiert werden.
Fazit:
Die ganz großen österreichischen Roten lassen auf eine ebenso große Zukunft hoffen! Teuer sind die Weine leider alle: Mariental kostet 47 EUR, der G 50 EURO, der 24years war um ca. 60 EUR erhältlich.
Im Vergleich dazu kosten Amarone und Montrose ca. 90 EURO, der Selengo ca. 60 EURO, lediglich der Montus Cuvee Prestige war um vergleichsweise relativ günstige 30 EURO erhältlich.
Zum 24 years muss ich anmerken, dass es den -nicht mehr ganz so grandiosen aber immer noch tollen- Nachfolger 25 years mittlerweile um 25 EUR ganz offiziell über Internetbestellung beim Weingut gibt.
Beste Grüße, Michael