Aktuelle Zeit: Do 28. Mär 2024, 22:28


Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

Allgemeine Themen oder solche, die mehrere Regionen betreffen
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

weingeist

  • Beiträge: 1029
  • Registriert: Mi 28. Mär 2012, 19:37
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 14:31

Aktuell nimmt in Österreich, die teilweise (von einzelnen Markenvereinigungen wie z. B. den ÖTW) bereits als „Wildwuchs“ betriebene Lagenklassifikation in der allgemeinen Diskussion etwas an Fahrt auf. Bis dato alles auf privatrechtlichen Beinen stehend, würde man das gerne durch das Weingesetz oder eine Verordnung in den Griff bekommen.

Ob (nach den diversen DAC-Verordnungen und damit verbundenen Begrifflichkeiten am Etikett, z. B. wenn eine Sorte in einem Bundesland keinen DAC-Status hat) eine weitere (sagen wir einmal) Reglementierung aus- und inländischen Konsumenten helfen wird, lasse ich aber gerne jeden für sich entscheiden. Natürlich sugeriert eine „Erste Lage“ gegenüber einem „Ortswein“ vielleicht eine höhere Qualität, nur kommt es halt auch noch immer darauf an, was der Produzent aus der Lage herauszuholen im Stand ist.

Beiliegend verlinke ich einige Beiträge dazu aus der letzten Vinaria, die bewusst sehr neutral an die Sache herangegangen ist:

https://www.vinaria.at/magazin/artikeld ... tagonisten

Als „gelernter“ Österreicher bin ich schon gespannt, wie sich die Sache entwickeln wird, ob und wie (vor allem bis wann?) hier tatsächlich ein Ergebnis feststehen könnte.
Liebe Grüße
weingeist
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7485
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 07:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 14:56

Hallo Herbert,

danke für die interessante Info. Na ja, wenn ich mir ansehe, was aus der DAC geworden ist, dann fürchte ich, dass das auch wieder ein Kompromiss zwischen hunderten verschiedenen Wünschen und persönlichen Zugängen wird und das Ganze im Chaos endet. Dazu kommt ja, dass zumindest für mich z.B. die ÖTW-Klassifikation keinen konkreten Nutzen ergibt - es hat den Eindruck, dass sich die Mitgliedswinzer einfach "fair" die klassifizierten Lagen aufgeteilt haben.

Ganz abgesehen davon bin ich mir gar nicht so sicher, ob eine Lagenklassifikation allgemein einen Sinn ergibt. Die historisch als "wertvoll" angesehenen Lagen waren ja meistens solche, wo man regelmäßig gute Erträge bekommen hat (ausreichende Wasserversorgung bei Trockenheit, geringe Anfälligkeit für Spätfröste, gute Durchlüftung etc.). Ich glaube nicht, dass die Weinqualität ieS seinerzeit so eine große Rolle gespielt hat. Wahrscheinlich hat man da auch das Henne-Ei-Problem, also dass eine angesehene Lage dem Winzer höhere erzielbare Preise erlaubt und er sich daher mehr Aufwand in der Weinbergspflege, bei der Selektion etc. leisten kann.

Grüße
Gerald
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7485
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 07:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 15:40

Wenn ich jetzt noch das Statement von Hr. Moosbrugger (als Obmann der ÖTW wahrscheinlich nicht ganz ohne Einfluss) ansehe

Ein weiteres Problem ist der sogenannte Lagenverzicht. Das bedeutet, dass der Name einer Riede nur für einen einzigen Wein eines Betriebes verwendet werden darf, zum Beispiel für einen trockenen Riesling.


kann man sich nur mehr an den Kopf schlagen. Dann gibt es also nur mehr Riesling oder Veltliner von der Achleiten, der jeweils andere muss also als Ortswein oder so ähnlich deklassiert werden? Geht es noch dümmer?

Grüße
Gerald
Offline

olifant

  • Beiträge: 3735
  • Registriert: Mi 8. Dez 2010, 08:58
  • Wohnort: Bayern

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 15:56

VDP "ick hör dir trappsen" oder so ähnlich ;)
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7485
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 07:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 15:58

Ja, das mit dem Lagenverbrauch beim VDP hat mich ja auch immer schon gewundert, habe mir aber gedacht "zum Glück sind wir Ösis nicht so dumm". Na ja, zu früh gefreut :D

Wobei die Sache in AT wahrscheinlich schlimmer als in DE ist, wo ja normalerweise ohnehin nur Riesling auf den berühmten Lagen (evtl. Spätburgunder) steht, während vielfach in Niederösterreich Riesling und Veltliner quasi auf gleicher Stufe stehen und auch meist beide Sorten in den Toplagen vertreten sind.

Grüße
Gerald
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4517
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 18:15

Gerald hat geschrieben:Wobei die Sache in AT wahrscheinlich schlimmer als in DE ist, wo ja normalerweise ohnehin nur Riesling auf den berühmten Lagen (evtl. Spätburgunder) steht, [...]

Na, sag das nicht den Badenern, da ist Riesling eher eine Randerscheinung - aber GGs aus durchaus renommierten Lagen machen die da auch, neben Spätburgunder dann eben mit Grau- oder Weißburgunder.

Ach ja, und der VDP-Lagenverbrauch gilt jeweils für eine Kombination aus Rebsorte und Lage. Beispiel: aus der Großen Lage [Oberrotweiler] Henkenberg produziert der lokale Erzeuger Salwey ein GG aus Spätburgunder plus ein GG aus Grauburgunder plus (bis letztes Jahr) ein GG aus Weißburgunder. Alles mit Lagenangabe und trotzdem völlig regelkonform...

Wenn zukünftig in Österreich ein Lagenname tatsächlich nur noch für einen einzigen Wein des Betriebs verwendet werden darf, wäre das keine Kopie des VDP-Systems, sondern eine deutliche Verschärfung. Und damit ein noch größerer Blödsinn als bei uns :mrgreen:

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

EThC

  • Beiträge: 8122
  • Bilder: 27
  • Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
  • Wohnort: ...mal hier, mal dort...

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 18:25

...beim VDP darf man ja je Rebsorte einmal die Lage nutzen, das ist dann nicht ganz so schlimm. Und noch dazu werden ja viele Lagen auch noch in x Gewanne, also so ähnlich wie Subrieden granuliert. Und beim VDP muß ja auch keiner mitmachen, es sind ja schon genügend Winzer wieder ausgetreten, die mit der VDP-Lagenklassifikation nicht zurechtkamen. Aber auch in D droht mit der Novellierung des Weingesetzes nun eine "Klassifizierung für alle", aber wie das aussehen soll, weiß irgendwie noch niemand.
In A ist das für mich nur die konsequente Ausrichtung hin zu mehr Landwein und Wein, gefühlt nimmt das aus meiner Sicht immer mehr zu. Und zu phantasievollen Weinbezeichnungen, aus denen der Wissende dann doch darauf schließen kann, wo das Zeuch letztlich her kommt. Bin gespannt, ob der Murks letztlich größer wird als in D, wird wahrscheinlich ein spannendes Rennen... :lol:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Offline
Benutzeravatar

weingeist

  • Beiträge: 1029
  • Registriert: Mi 28. Mär 2012, 19:37
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 19:52

Hallo Gerald!

Bis vor kurzem hatte ich gar nicht mitbekommen, dass hier überhaupt Diskussionen (bundesweit, wenn Du so willst) laufen. Jetzt müssen ja erst mal alle Beteiligten an einen Tisch geholt werden und dann darf darüber "gebrütet" werden. Aktuell wird der Ball also noch flach gehalten (würde ich einmal vermuten).
Gerald hat geschrieben:...fürchte ich, dass das auch wieder ein Kompromiss zwischen hunderten verschiedenen Wünschen und persönlichen Zugängen wird und das Ganze im Chaos endet. Dazu kommt ja, dass zumindest für mich z.B. die ÖTW-Klassifikation keinen konkreten Nutzen ergibt - es hat den Eindruck, dass sich die Mitgliedswinzer einfach "fair" die klassifizierten Lagen aufgeteilt haben.
Leider ist diese Befürchtung (und Dein mögliches, vorweg genommenes Ergebnis) nicht von der Hand zu weisen. Auch die "faire" Aufteilung (sag' das mal einem Traditionswinzer ;) ) würde ich unterschreiben. Es gäbe ja dort nach den Richtlinien zur Lagenklassifikation heute schon die Möglichkeit nicht nur eine "ÖTW Erste Lage" sondern auch eine "ÖTW Große Lage" zu definieren. Wenn ich richtig liege, gibt es aber noch keine Lage, die als "Große Lage" definiert wurde. Tja, warum wohl... :mrgreen:
Liebe Grüße
weingeist
Offline
Benutzeravatar

weingeist

  • Beiträge: 1029
  • Registriert: Mi 28. Mär 2012, 19:37
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 19:54

olifant hat geschrieben:VDP "ick hör dir trappsen" oder so ähnlich ;)
...ist leider zu befürchten (und dort, dass erkenne ich ja oft an Euren Beiträgen, ist das entstandene Chaos auch für "Insider" relativ unübersichtlich... ;) )
Liebe Grüße
weingeist
Offline
Benutzeravatar

weingeist

  • Beiträge: 1029
  • Registriert: Mi 28. Mär 2012, 19:37
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Lagendiskussion Österreich (wen es interessiert)

BeitragMo 26. Jul 2021, 20:07

EThC hat geschrieben:Und beim VDP muß ja auch keiner mitmachen, es sind ja schon genügend Winzer wieder ausgetreten, die mit der VDP-Lagenklassifikation nicht zurechtkamen.
Schon richtig, z. B. bei den ÖTW muss auch nicht jeder mitmachen, nur wenn das Ganze dann ins Weingesetz oder eine Verordnung verpackt wird, sieht die Sache etwas heikler aus.

Viele österr. Winzer haben (meinem Empfinden nach) aktuell keine große Freude damit, auf Weinetiketten nur mehr das Bundesland angeben zu dürfen, wenn dort konkretere Bezeichnungen eben den DAC-Weinen vorbehalten sind. Und so versucht man mit verschiedensten "Kreationen" (oder halt dem "österr. Weg") doch irgendwie etwas auf's Etikett zu schreiben. NIcht umsonst moniert der Bundesweinbau-Präsident Schmuckenschlager diese Situation mit seiner Aussage "Dieser Umstand kann vom Gesetzgeber nicht akzeptiert werden. Deshalb ist die Weinbaupolitik gefordert zu handeln. Entweder wir schaffen einen gesetzlichen Rahmen, mit allgemeiner Gültigkeit für alle Winzer in Österreich, oder es wird dem derzeit gültigen Bezeichnungsrecht radikal zum Durchbruch verholfen. Das heißt, rigorose Beanstandung aller Bezeichnungen jedweder Vereine, die die bezeichnungsrechtlich geregelten Begriffe wie Erste Lage und Große Lage auf dem Etikett, auf den Kapseln, auf den Homepages oder in den Kommunikations-Broschüren verwenden."
Liebe Grüße
weingeist
Nächste

Zurück zu Österreich allgemein

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen