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Wein und Sinus-Milieus

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In welchem Sinus-Milieu findet ihr euch am ehesten wieder?

Konservativ-etabliertes Milieu
1
9%
Liberal-intellektuelles Milieu
3
27%
Milieu der Performer
0
Keine Stimmen
Expeditives Milieu
0
Keine Stimmen
Sozialökologisches Milieu
2
18%
Adaptiv-pragmatisches Milieu
1
9%
Bürgerliche Mitte
2
18%
Traditionelles Milieu
0
Keine Stimmen
Hedonistisches Milieu
1
9%
Prekäres Milieu
1
9%
 
Abstimmungen insgesamt : 11

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Kle

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Re: Wein und Sinus-Milieus

BeitragDi 17. Aug 2021, 19:28

jessesmaria hat geschrieben:Sehr häufig hat man doch das Gefühl, sein Gegenüber lebt irgendwie "in einer anderen Welt". Sozialforschung finde ich interessant, da sie m. E. helfen kann, aus einer gewissen Distanz solche Situationen präziser einzuordnen.
Für mich verläuft eine scharfe Trennlinie (und entsprechend wenig gegenseitiges Verständnis) zwischen denjenigen, die Geschmack gleichsam rein biologistisch auffassen und jede Diskussion über ästhetische Gegenstände mit den zwei Alternativen gefällt mir/gefällt mir nicht beenden und denjenigen, die willig sind, über ihr Urteil und dessen Voraussetzungen zu reflektieren.

Über mangelnde Verunsicherung unter Weinfreaks kann man sich eigentlich nicht beschweren. Aus Sorge, ihre Wahrnehmung könne eine Funktion ihrer sozialen Gewohnheiten/Situation sein, haben sie die Blindprobe erfunden. Immer sitzt die Angst im Nacken: Bestimmt etwa das Sein mein Bewusstsein (ich bewerte einen hoch bepunkteten Wein ebenfalls hoch) oder mein Bewusstsein das Sein (alles, was vom LEH kommt, schmeckt nicht)?
Binsenweisheit ist doch, dass soziologische Hochrechnungen und Typisierungen von den Studienobjekten reflektiert und dadurch verändert werden. Doch fließt diese Binsenweisheit auch ein in die Vorstellung von Sinus-Milieu und Co?

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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jojojo_berlin

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Re: Wein und Sinus-Milieus

BeitragSo 14. Nov 2021, 09:46

Oh, je, hier ging es ja ganz schön drunter und drüber in meiner Abwesenheit. Ich finde es immer wieder spannend, wie teilweise geurteilt wird mit eher vagem Wissen darüber, was Sozialforscher überhaupt machen und wie wir in unseren Studien vorgehen.
Es ist beispielsweise Blödsinn, den Geschmack eines Weines einem lebensweltlichen Milieu zuzuordnen, eben weil das individueller Geschmack ist, der von vielen Faktoren abhängt. Was aber hingegen milieuspezifisch ist, nach welchen Kriterien Wein eingekauft wird, wie er getrunken wird, welche Bedeutung Wein hat (geht es nur um Genuss? Spielt auch Status eine Rolle? Gehört man zu den Trend-Settern oder Trend-Follower? Meidet man den Mainstream? Ist Exklusivität wichtig? Wie und wo informiere ich mich über Weine? Wo (und wie) kaufe ich Wein? etc. etc.

Noch kurz zum Kommentar von Kle:
Wir machen keine "Soziologischen Hochrechnungen", sondern wir sprechen mit den Menschen und gehen dabei phänomenologisch vor, d.h. wir analysieren die Meinung und Wahrnehmung anderer. Wir besuchen Menschen zu Hause und führen mit Ihnen 2-3 Stunden Interviews. Als Interviewer merkt man dann schon, inwiefern das Gesagte zusammenpasst. Wenn man dann 20 Interviews mit Vertretern eines Milieus gemacht hat, kann man schon zeitlich zuverlässig Muster erkennen und verallgemeinernde Aussage zu einem Milieu machen. Zumindest bei qualitativen Studien. Aber: qualitative Studien sind NICHT repräsentativ, sondern identifizieren Muster, die sich dann natürlich in quantitativen Studien (mit Teilnehmerzahlen ab ca. 1000 Teilnehmern) quantifizieren und validieren lassen.

Dass Studienergebnisse aber auch die Wahrnehmung ein Stück weit verändern ist klar, so wie eigentlich alle Informationen, die wir konsumieren. Der Unterschied bei Studien ist eben, dass sie sich auf ein empirisches Fundament stützen, phänomenologisch angelegt sid (d.h. beobachtend) und versuchen, sich zumindest Annäherungsweise an der Objektivität orientieren.
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amateur des vins

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Re: Wein und Sinus-Milieus

BeitragSo 14. Nov 2021, 14:19

Echt jetzt - drei(!) Beiträge seit Deinem letzten vor fünf(!) Monaten "gehen drunter und drüber"? :o
Guck mal während der nächsten Bordeaux-Kampagne vorbei... :lol:

Milieus vorher zu definieren und dann die Leute als "Vertreter eines Milieus" zu interviewen, erscheint mir methodologisch unsauber; Bias läßt sich so nicht vermeiden. Wenn überhaupt, müßten die Daten unabhängig von der Kenntnis irgendwelcher Milieus erfaßt werden, dann kann man nach Mustern suchen und schließlich, wenn man möchte, kategorisieren. Und wenn der Abgleich mit anderen, gleichermaßen unbeeinflußten Befragungen Übereinstimmungen ergibt, ist es vielleicht plausibel, daraus so etwas wie Milieus zu konstruieren. Aber klar: Wenn's primär um Marketing geht, will man sich vielleicht lieber von vorneherein auf diejenigen fokussieren, die die Kohle haben.

Die Existenzdauer eines Modells läßt übrigens keinen Rückschluß auf dessen Erfolg zu: Ein Modell wird in die Welt gesetzt, und ab da existiert es; 40 Jahre erscheinen mir da nicht besonders beeindruckend. Ob und wie intensiv es genutzt wird, ist eine ganz andere Geschichte. Aber wenn ihr davon leben könnt, scheint es ja zumindest einen gewissen Bedarf zu geben, auch wenn ich das eher erschreckend finde.

Für mich ein Thema aus der Kategorie "Dinge, die die Welt nicht braucht".

jm2c
Besten Gruß, Karsten
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jojojo_berlin

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Re: Wein und Sinus-Milieus

BeitragFr 19. Nov 2021, 23:22

Joar, da lass ich Dir natürlich Deine Meinung.
Ich fand die Idee ganz witzig, Lebenswelten mit Weingeschmack in Verbindung zu bringen. Ich hatte das gar nicht als so bierernst genommen um ehrlich zu sein, daher versteh ich den rauhen Ton gar nicht.

Wir beforschen unterschiedliche Lebenswelten, Menschen, die ähnlich ticken, soziodemografische ähnlich sind und ähnliche Werte haben. Das hat dann auch mit Geschmack zu tun. Von daher find ich das ganz nicht so weit hergeholt-

Und wenn man den Sinn unserer Forschung in Frage stellt, kann ich nur sagen: ich glaube schon, dass es für eine bessere Gesellschaft beiträgt, andere Lebenswelten besser verstehen zu können und zu differenzieren. Das ist die Voraussetzung für Toleranz und Gerechtigkeit.
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austria_traveller

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Re: Wein und Sinus-Milieus

BeitragSa 20. Nov 2021, 11:44

jojojo_berlin hat geschrieben:daher versteh ich den rauhen Ton gar nicht.

Wo denn ??? :shock:
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Re: Wein und Sinus-Milieus

BeitragSa 20. Nov 2021, 12:36

jojojo_berlin hat geschrieben:Und wenn man den Sinn unserer Forschung in Frage stellt, kann ich nur sagen: ich glaube schon, dass es für eine bessere Gesellschaft beiträgt, andere Lebenswelten besser verstehen zu können und zu differenzieren. Das ist die Voraussetzung für Toleranz und Gerechtigkeit.
...das mit dem Sinn der Forschung ist ja häufig so eine Sache und lenkt in so manchem Fall einfach davon ab, daß die Forschung in erster Linie Selbstzweck ist, real aber keinerlei meßbaren Nährwert hat. Deshalb interessiert mich dabei immer die Anwendbarkeit und vor allem dann auch die konkrete Anwendung bzw. Umsetzung der Ergebnisse, ist das hier irgendwie vernünftig und nachvollziehbar -also ohne allgemeines Blabla- zu erkennen? Bedarf gäb's ja genügend, da sich ja
jojojo_berlin hat geschrieben:Toleranz und Gerechtigkeit
aktuell in unserer Gesellschaft im Sturzflug befinden (jedenfalls kommt's mir so vor...) :o
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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jojojo_berlin

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Re: Wein und Sinus-Milieus

BeitragSo 28. Nov 2021, 10:51

Das ist absolut richtig, der Sinn der Forschung muss sich an der Anwendbarkeit messen lassen.
Sehr viele unserer Studien sind für öffentliche Auftraggeber, Stiftungen und Verbände. Dabei geht es beispielsweise um Themen wie: Stadtentwicklung, Gesellschaftlich Teilhabe, Bildungszugänge, etc etc.

Mal ein Beispiel: Vor kurzen haben wir eine Studie zu Thema gesellschaftliche Teilhabe Jugendlicher in strukturschwachen Gebieten durchgeführt. Wir haben mit Jugendlichen gesprochen und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet. Die Ergebnisse wurden dann wir gemeinsam mit Stadtverwaltung und Streetworkern in Workshops in die Praxis umgesetzt.

Denke schon, dass das von gesellschaftlicher Relevanz ist. Ich behaupte mal ohne die Sozialforschung, Ethnologie und andere Humanwissenschaften hätten wir heute gar nicht das Bewusstsein, das wir haben. Und im Gegensatz zum Universitätsbetrieb sind die Studien auf Instituts-Ebene meist mehr praxisbezogen. Ich möchte hier aber gar nicht so sehr in den Verteidigungsmodus gehen, aber teilweise basieren die Meinungen hier auf sehr vagem Wissen, was wir eigentlich inhaltlich genau machen.

Ich würde gerne auf Quellen verweisen, aber möchte hier auch nicht den Eindruck erwecken, hier "Werbung" zu machen.
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Re: Wein und Sinus-Milieus

BeitragSo 28. Nov 2021, 13:45

jojojo_berlin hat geschrieben:Ich würde gerne auf Quellen verweisen, aber möchte hier auch nicht den Eindruck erwecken, hier "Werbung" zu machen.
...nur zu, soweit es thematisch erhellend ist. Falls es dann doch deutlich mehr Werbung denn Info sein sollte, wird Gerald schon regulierend eingreifen, denke ich...
Viele Grüße
Erich

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