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Champagner

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Kle

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Re: Champagner

BeitragSa 23. Jul 2022, 20:52

bei Ole gab es

IMG_0539.jpg


Veuve Fourny anfangs mit einer angenehm milden, fast laktischen Anmutung und guten Reifenoten. Edel, fest und tiefgründig. Matt-glanzvolle Frucht. Eher substanzvoll als komplex, aber mit faszininierendem Reflex: Hatte ich mich gerade von einem Schluck innerlich verabschiedet, produzierte er noch vor dem Abgang einen aromatischen Spot.
Lancelot-Pienne wiederum fein gereift. Hier kommen auch krautige/mineralische Noten ins Spiel, die den Champagner für mich sehr prägen. Wir einigen uns auf Estragon und für die Frucht ist gereifte Pflaume ein guter Hinweis.
Robert Moncuit zuerst eine Enttäuschung. Leichtgewichtig mit Mandarinensaft-Noten. Auch „derb“, heißt es. Wir lästern.
Pierre Moncuit mit angenehmem Citrusfrische-Schauer. Jugendlich, sehr belebend und gut ausbalanciert zwischen Frucht und einer würzig-mineralischen Komponente, einer sowohl handfesten wie schmiegsamen Struktur. Ein Champagner mit Biss und zugleich elegant. Er müsste bei der Familienfeier Feinschmeckern genau wie Gelegenheitstrinkern gefallen.
So weit, so gut. Verblüffend dann, wie bei der Nachverkostung die Getränke munter neue Akzente zeigten. Hier wurde nichts schal oder buchstäblich stiller, sondern markanter.
Insbesondere Robert Moncuit mit zweiter Laufbahn und viel mehr Dichte und Sinnlichkeit als im ersten Durchgang. Eine solch krasse Weiterentwicklung habe ich bei Schaumweinen noch nie erlebt.
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Tristram Shandy
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Michl

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Re: Champagner

BeitragSa 23. Jul 2022, 21:31

Kle hat geschrieben:Eine solch krasse Weiterentwicklung habe ich bei Schaumweinen noch nie erlebt.


Lieber Carsten, ich trinke in letzter Zeit viel Schaumwein und darunter so manches aus der Champagne und tatsächlich fiel mir das, was du auf den einzelnen Wein beziehst, in ganz grundsätzlicher Weise auf. Mittlerweile habe ich nicht nur den Eindruck, sondern fast die feste Überzeugung, dass Schaumweine sich mit Luft deutlich mehr entwickeln als durchschnittliche Stillweine. Zum Teil war das krass, was sich insbesondere in der ersten halben Stunde tat. Vor allem die Chapagner haben fast durchgehend eine deutliche Entwicklung hin zu prägnante Mineralität vollzogen und fast alle Schaumweine schienen zu Beginn verhalten, zum Teil extrem einfach, was sich dann in vielen Fällen in wundersamer, z.T. kaum begeifbarer Weise wandelte.

Da du gerade von Pierre Moncuit berichtest. Eigentlich wollte ich nichts schreiben, aber ich habe in der letzten Zeit 4 Champagner des Hauses im Glas gehabt (von unten bis zu den Millésimes) und alle haben mich mehr oder weniger ernüchtert, z.T sogar ziemlich enttäuscht. Ich weiß, dass ich damit unter den Stimmen, die sich hier äußern, alleine bin, und ich hatte mit den Weinen auch schon große Erlebnisse, aber in letzter Konsequenz verbinde ich sie mittlerweile mehrheitlich mit einem: gepflegte Langeweile. Erst gestern hatte ich den Extre Brut Grand Cru aus 2008 im Glas. Die Nase war schön, wie bei den anderen auch, aber bis auf die tolle Mineralität blieb der Wein erschreckend einfach.

Wenn ich einen Tipp äußern darf: Die Rieslingsekte von Frank John sind durch die Bank ein Hammer. Die haben mich richtig in den Bann gezogen. Ganz großartig!
Viele Grüße

Michl
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Kle

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Re: Champagner

BeitragSa 23. Jul 2022, 22:16

na sowas, lieber Michl, ich hatte beide Moncuits über Jahre ein wenig verfolgt, da ich einen direkten Lieferanten hatte und ähnliche Eindrücke wie von dir geschildert! Irgendwann habe ich damit Schluss gemacht und wusste auch nicht mehr, wer Pierre und wer Robert ist. Beim Probieren letzte Woche war schon deutlich, dass es sich um „Basis-Champagner“ handelt, die aber auf unterschiedlichen Wegen charakterliche Stärke entwickelten. Pierre von Beginn an sehr stimmig.
Superinteressant ist für mich deine Beobachtung zur Entwicklung. Wie hältst du es denn mit Dekantieren? Wir hatten bei Ole schon einmal einen Versuch unternommen (wie auch Champagner mit dem Säbel geöffnet), der nicht überzeugte, bzw. es schmeckte einfach schlechter. Mir behagt die Vorstellung des Umschüttens nicht, das „Stehenlassen“ könnte aber eine neue Dimension eröffnen.
Danke für den John-Tipp!

Herzlich
Carsten
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Tristram Shandy
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Michl

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Re: Champagner

BeitragSo 24. Jul 2022, 08:58

Kle hat geschrieben:Wie hältst du es denn mit Dekantieren?


Mir geht's da wie dir, mir behagt die Vorstellung auch nicht. Andererseits hatte ich in letzter Zeit einige Male mit Schaumweinen am 2. Tag mit moderaterer Kohlesäure überraschend schöne Erlebnisse. In einem Restaurant hat der Wirt neulich berichtet (nachdem ich mir für den Sekt eine Bordeauxglas habe kommen lassen, ich trinke ja auch Schaumwein aus eben diesem), er habe einen Krug dekantiert und das als sehr gewinnbringend empfunden. Mir ist es einfach zu risikoreich (gemessen am Preis) und die Entwicklung im Glas zu beobachten, ist ja auch schön...
Viele Grüße

Michl
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Re: Champagner

BeitragSo 24. Jul 2022, 13:05

Markus del Monego (von dem ich ehrlich gesagt nicht so viel halte :twisted: ) hat ja mal eine spezielle Schaumweinkaraffe designed; ob das nun in die Kategorie Sinn oder Unsinn gehört, konnte ich selbst noch nicht testen, hab auch außer in einem älteren WaL-Video https://www.youtube.com/watch?v=ujT7F0j4teo sonst nichts darüber gelesen / gehört / gesehen. Weiß da jemand mehr?

Ansonsten halte ich es bis dato auch so, daß ich den Schaumwein im Glas "altern" lasse. Und in fast allen Fällen bitte ich im Restaurant oder auch bei Freunden / Bekannten um ein "richtiges" Glas fürs Blubberzeuch...
Viele Grüße
Erich

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Ole

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Re: Champagner

BeitragSo 24. Jul 2022, 15:19

Das Thema 'Champagner-Alterung/Reifung' ist wohl ein sehr attraktives, man rutscht da immer wieder so rein. Hab mich bisher auch nicht getraut, Champagner zu dekantieren, aber, Carsten, das sollten wir mal wagen. Was lernt man aus dem Video? Daß das Dekantieren den Ch. anders macht, aber nicht unbedingt besser? Tja, hm . . . Und dann schwenkten die Herren in beiden Fällen ordentlich das Glas – was passiert da mit den 'bulles'? Was bleibt von denen vor allem in der dekantierten Version? Was da vorgeführt wird, ist ja nur ein kurzer Umweg des Weins über die Karaffe, ein längeres Verweilen, wie bei machem Stillwein empfohlen, geschieht also nicht.
Egal, bei unserer Probe war Robert Moncuit zunächst der Verlierer, dann aber der Gewinner, weil der Chamapgner nach ca. 100 min in der geöffneten Flasche seine – ja! – Plumpheit abgelegt hatte und durchaus Schliff zeigte, er hatte sich deutlich verbessert! Der 'Veuve Fourny' hatte sich in entsprechender Zeit nicht unbedingt verbessert, abert durchaus verändert: Er war merklich süßer geworden, was ihmgut zu Gesicht stand, zunächst kam er mit seinen 4g Dosage knochentrocken daher. Aber Champagner macht, was er will. Wir hatten es durchaus auch, daß nach ein, zwei Stunden in der geöffneten Flasche das Ergebnis eher negativ ausfiel: Die Champagner wirkten müder und kraftloser.
Ein Wort zu Pierre Moncuit: Irgendwie kann ich Michl vestehen. Man könnte die PM-Chamapgner sehr harmoisch, elegant nennen; die Harmonie kann aber auch als langweilig verstanden werden, denn Ecken und Kanten oder wenigstens eine gewisse Markanz bringen sie nicht (mehr) mit. Ich kann nachvollziehen, daß sie als gefällig angesehen werden können – und denke, daß da eine Entwicklung spürbar ist. M.E. hatten die Champagner aus dem Hause PM früher, also vor zwanzig Jahren oder so mehr Linie, mehr Struktur – wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht.
Ole
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Ollie

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Re: Champagner

BeitragSo 24. Jul 2022, 18:08

Zu Pierre Moncuit: Vor Weihnachten 2020 hatte ich einen Schwung bestellt, und ich kann leider bestätigen, daß die 2008er ziemlich langweilig waren. PM ist ja nun immer sehr "klar" und "sauber" und "weiß", aber das war schon arg enttäuschend. Die Restflaschen lasse ich ein paar Jahre liegen, vielleicht passiert ja noch was...

Zum Dekantieren: Gerade in neuem Holz ausgebaute Weine vertragen ein mehr oder weniger langes Dekantieren. Einen 2012er Bollinger LGA z.B. würde ich dekantieren, der Wein wird mit Luft richtig klasse. (Der ist aber auch noch zu jung, wie so viele 2012er mit hohem Pinot-Noir-Anteil.) Aber ich kenne auch Altchampagner, die nach 2 Stunden in der Karaffe richtig aufblühen.

Übrigens halten die Weine ihre Kohlesäure sehr gut: Champagner perlt im Mund, nicht im Glas. ;)

Cheers,
Ollie
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Re: Champagner

BeitragSo 28. Aug 2022, 16:52

...gestern in den Gläsern:

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Erich

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Re: Champagner

BeitragMi 7. Sep 2022, 13:27

Schon irgendwie gut, aber happig bepreist:

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Erich

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Re: Champagner

BeitragSo 11. Sep 2022, 14:42

...mal wieder ein weiblicher Champagner:

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