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Deutschland 2021

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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UlliB

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Deutschland 2021

BeitragSa 31. Jul 2021, 17:29

Ende Juli, gewissermaßen Halbzeit zwischen Blüte und Lese...

An meinem Wohnort in Süd-Württemberg, und wohl in der gesamten Südhälfte Deutschlands, war es bislang ein extrem nasses Jahr. Wir haben bereits jetzt das langjährige Niederschlagsmittel sehr deutlich übertroffen, auch wenn wir von Extremereignissen wie in der Eifel bislang verschont geblieben sind. Für die Wälder ist das ein Segen, tatsächlich ist alles immer noch sattgrün, während es in den letzten Jahren um die selbe Zeit hier und da schon eher herbstlich aussah.

Im Garten sieht das schon anders aus: Pilzkrankheiten überall. Und die geschützt stehenden Tomaten werden auch noch nicht reif. Dito mit den Äpfeln - alles im deutlichen Rückstand. Unser Rebstock (Zweigelt) sieht ganz übel aus: Stielfäule. Es wird spannend, ob unsere "Eigenproduktion" an Obst und Gemüse verschimmelt, bevor sie reif wird.

Was man hört, gibt es im Weinbau auch massive Probleme mit Pilzkrankheiten, kein Wunder bei dem Wetter, denn richtig kalt ist es auch nicht. Ich vermute, dass insbesondere die Bio-Betriebe ziemliche Probleme haben.

In den nächsten 6 bis 8 Wochen geht es jetzt um die Wurst. Bleibt es nass (für die nächste Woche sieht es so aus), wird es aus sanitären Gründen eine recht frühe Lese eher knapp reifer Trauben geben - gute Nachrichten für die Säurefans und Anhänger niedriger Alkoholgrade. Schlecht für die Rotweine und Sorten, die eher hohe Reife brauchen.

Aber noch ist nichts entschieden. Es kann ja immer noch einen grundlegende Wetterwechsel geben, auch wenn es im Moment nicht danach aussieht.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Deutschland 2021

BeitragSa 31. Jul 2021, 18:06

UlliB hat geschrieben:gute Nachrichten für die Säurefans und Anhänger niedriger Alkoholgrade
...ehrlich gesagt spekuliere ich schon seit einiger Zeit genau da drauf. Wenn's so weiter geht, konzentriere ich mich bei Weißweinkäufen aus D eher auf 2021 denn auf 19 / 20, bin bei letzteren aktuell eher zurückhaltend...
Viele Grüße
Erich

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Philst

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Re: Deutschland 2021

BeitragSa 31. Jul 2021, 20:36

Hallo Ulli,

bei uns an der südlichen Weinstraße sieht es nicht viel besser aus. Ich hatte vor 2 Wochen beruflich mit zwei Winzern zu tun. Die sind froh, dass sie konventionell anbauen, da die Bio-Winzer wohl wirklich Probleme haben. Als ich heut den geschnittenen Rasen in den Rebzeilen verteilt habe (natürlich mit Erlaubnis des Winzers :D ) waren die erste Beeren schon verfault. Zuordnen kann ich das Problem allerdings nicht.

Im Garten schaut es so aus wie bei dir. Tomaten gibt es so gut wie gar keine. Die wenigen Tomaten, die sich gebildet haben, sind noch komplett grün. Einzig die Himbeeren waren durch den ganzen Regen schön groß :D

Falls Erich viel einkaufen sollte, wird mein Regal wohl nicht allzu sehr gefüllt werden ;)

Beste Grüße

Philipp
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Moselaner

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Re: Deutschland 2021

BeitragSa 31. Jul 2021, 22:25

Hallo Ulli,

ein ähnliches Bild an der Mosel, in manchen Weinbergen schon jetzt 20 bis 30 Prozent Verlust aufgrund von Pilzkrankheiten und Fäulnis.
Die nächsten Wochen werden auch hier entscheidend, für die kommende Woche soll es weiter nass bleiben.

Grundsätzlich hätte ich nichts gegen einen „frischen“ Jahrgang einzuwenden, aber wir hatten hier bisher wirklich wenig Sonne, sehr viel Niederschlag und Feuchtigkeit und sehr moderate Temperaturen.
Da wäre eine wärmere und vor allem trockene Wetterphase für eine grundlegende Traubenreife sicherlich hilfreich.

Viele Grüße
Patrick
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.
Euripides
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UlliB

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Re: Deutschland 2021

BeitragDi 3. Aug 2021, 12:31

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wue ... e-100.html

Informativ ist besonders das eingebettete Video. Bei den Biowinzern, die nicht mit PiWis arbeiten, könnte es dieses Jahr ganz übel ausgehen. Aber auch konventionell arbeitende Betriebe leiden sehr unter dem häufigen Regen.

Seit Sonntag haben wir hier ein Wetter, das eher an Ende September als an Anfang August erinnert. Besserung gibt's frühestens nächste Woche - aber auch nur vielleicht...

Gruß
Ulli
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OsCor

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Re: Deutschland 2021

BeitragDi 3. Aug 2021, 18:18

Meine 3 neu gekauften Piwi-Tafeltrauben haben sich bisher tapfer gehalten. Eine (Osella) trägt 4 Trauben mit dunkelvioletten Beeren.
Die Unmengen von Tomaten in vielen verschiedenen Sorten sehen aber doch recht traurig aus. Nicht dass wir hungern müssten, aber die Tiefkühltruhe wird heuer sicher nicht so voll damit. Die Äpfelbäume hängen voll - nur Erich seine werden dieses Jahr wohl wieder sauer bleiben :D

Als es nach dem Frühstück schon wieder anfing zu regnen, fiel mir DAS wieder ein - und ich wusste zunächst nicht, ob ich mich trauen sollte zu lachen…

Gruß
Oswald
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EThC

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Re: Deutschland 2021

BeitragDi 3. Aug 2021, 22:05

OsCor hat geschrieben:Die Äpfelbäume hängen voll - nur Erich seine werden dieses Jahr wohl wieder sauer bleiben :D
...nö, denk ich nicht! Allenfalls säuerlich, ideal für Mammas Apfelstrudel! Einen der Bäume, die ich regelmäßig abernte (auf einem Kraftwerksgelände in Ulm) hab ich erst heute angetestet, schaut super aus und in zwei Wochen sollten die für den ersten Lesedurchgang soweit sein. Der Birnbaum daneben ist auch voll bis obenhin, der braucht aber noch... :D
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Deutschland 2021

BeitragDi 17. Aug 2021, 09:34

Zwischenstand, 17. August...

Gerade habe ich im Garten den Regenmesser geleert, mal wieder 8 Liter/m² innerhalb von 24 Stunden. Wir hatten hier im August bisher gerade mal vier trockene Tage. Mit diesen acht Litern von heute sind wir bereits bei 800 Litern Niederschlag dieses Jahr angekommen - normal wären 650 Liter, aber für das ganze Jahr, und wir haben noch viereinhalb Monate vor uns.

Die Auswirkungen auf den Weinbau sind mittlerweile katastrophal. Ein Nachbar war beim Staatsweingut Meersburg (etwa 75 km südlioch von hier), um ein paar Flaschen Wein zu kaufen. Aussage dort: auf den biologisch bewirtschafteten Flächen wird es dieses Jahr keine Ernte geben - Totalausfall. Da geht es jetzt nur noch darum, die Reben am Leben zu erhalten, um für nächstes Jahr einen Ertrag zu ermöglichen. Auf den konventionell bewirtschafteten Flächen beläuft sich der Ernteausfall Stand jetzt auf 50 bis 70%, voausgesetzt, das Wetter stabilisiert sich. Falls nicht, ist auch da ein Totalausfall möglich.

Nun ist es südlich der Donau dieses Jahr wohl ganz besonders nass. Aber was ich aus Franken und kürzlich aus der Pfalz gehört habe, gibt es auch da ganz erhebliche Probleme. Probleme mit Nässe und Pilzkrankeiten werden auch aus Norditalien und Frankreich berichtet. Es sieht nicht wirklich gut aus.

Gruß
Ulli
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baboon

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Re: Deutschland 2021

BeitragDi 17. Aug 2021, 17:48

Moin,

dieses Jahr ist echt nicht einfach. Im konventionellen Anbau noch einigermaßen zu beherrschen, sehen hier im Nord-West-Zipfel von Franken trotzdem viele Weinberge schon sehr angegriffen aus. Falscher und echter Mehltau. Es ist aber von Weinberg zu Weinberg auch stark unterschiedlich. Bin gespannt was dann im September noch gesund an den Stöcken hängt. Wenigstens können sich so die Böden (oder besser die Wasservorräte) mal wieder einigermaßen erholen, das ist aber nur ein schwacher Trost, wenn alles am Stock verfault.

Gruß
Fabian
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Philst

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Re: Deutschland 2021

BeitragMo 13. Sep 2021, 14:13

Ein Winzer aus unserem Dorf hat die derzeitige Problematik ganz gut geschildert. Die Oechslewerte sind derzeit schon recht ordentlich, es fehlt aber an aromatischer Reife und vor allem ist die Säure noch zu hoch. Er berichtete mir von Grauburgundertrauben mit gut 70 Oechsle, aber einem derzeitigen Säurewert von 15 Gramm. Beim Ausbau gehen wohl ca. 2 Gramm verloren, bei einer normalen Entsäurerung lassen sich wohl noch einmal 2 Gramm neutralisieren. Eine erweiterte Entsäurung führt wohl zu geschmacklichen Verschlechterungen und einem erheblichen Anstieg des ph-Wertes, so dass der Wein instabil wird.

Auch wenn es jetzt in der Pfalz recht sonnig war, fangen die Trauben an zu faulen. Wirklich zuversichtlich war er nicht.
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